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bergisches-land - Re: [Bergisches Land] Gedanken zu der Diskussion: Äußerungen von Aaron König

bergisches-land@lists.piratenpartei.de

Betreff: Regionalgruppe Bergisches Land (Nordrhein-Westfalen)

Listenarchiv

Re: [Bergisches Land] Gedanken zu der Diskussion: Äußerungen von Aaron König


Chronologisch Thread 
  • From: Olaf Wegner <pirat@thoth23.de>
  • To: bergischesland Stammtisch <bergisches-land@lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [Bergisches Land] Gedanken zu der Diskussion: Äußerungen von Aaron König
  • Date: Thu, 03 Dec 2009 18:16:05 +0100
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/mailman/private/bergisches-land>
  • List-id: "Ortsgruppe Bergisches Land \(Nordrhein-Westfalen\)" <bergisches-land.lists.piratenpartei.de>
  • Organization: Piratenpartei

Hallo,

Rene Daners schrieb: > Das Positive daran ist, dass die Bevölkerung ihre Angst endlich erstmals zum Ausdruck bringt. Also das, was viele Deutsche nicht mehr können, oder sich nicht trauen. Ich persönlich muss zugeben, mich mit der Islamisierung ebenfalls nicht ganz wohl zu fühlen, was insbesondere durch die an verschiedenen Stellen vorhanden Integrationsunwilligkeit kommt. Dazu sei gesagt, dass ich hier im Stadtteil mit dem höchsten Ausländeranteil wohne..
Welcher Islamisierung? - Ich habe auch jahrelang in einem Wohngebiet mit sehr hohem Ausländeranteil gewohnt (Wuppertaler Ölberg) und werde über kurz oder lang wieder dort hin zurück ziehen, weil ich mich dort sehr wohl gefühlt habe.
Ich habe mehr Angst vor einer Christianisierung als vor einer Islamisierung. Mich hat noch kein Moslem versucht, davon zu überzeugen, das ich dem Islam beitreten soll, Christen immer wieder, angefangen in der Grundschule.

Die Integrationsunwilligkeit mancher Menschen, die islamistisch sozialisiert sind, kann ich ganz gut nachempfinden: Warum soll ich mich in eine Gesellschaft integrieren, die nicht bereit ist meine Sozialisation zu tollerieren? - Ich kann es emotional nachvollziehen, das heißt nicht, dass ich das für gut oder richtig befinde. An einer solchen Haltung gibt es in meinen Augen sehr viel zu kritisieren, vorallem da sie auf Gefühlen und nicht auf rationale Überlegungen beruht. Rationale Überlegungen führen in der Regel zu einer anderen Haltung.

Genauso kann ich die ablehnende Haltung chrislich sozialisierter Menschen gegenüber dem Islam emotional nachvollziehen. Doch kann ich diese Haltung -aus den gleichen Gründen, wie oben bei den Integrationsunwilligen- nicht für gut oder richtig befinden.
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> Das Problem ist sehr wohl rational vorhanden. Auch in Deutschland drängt sich der Islam inzwischen so sehr auf, dass viele Menschen ein Gefühl der "Belagerung" bekommen. Wenn das dann noch mit Integrationsunwilligkeit kombiniert wird, die sich darin äußert, dass Muslime sich nicht integrieren wollen und dies mit den Worten "Ich bin Türke, ich darf das" (Staatsangehörigkeit darf nach belieben eingefügt werden), dann ist da sehr wohl ein rational sichtbares Problem vorhanden. Das sind im Übrigen Worte, die ich durchaus hin und wieder auf unseren Straßen zu hören kriege. Angst vor einer Islamisierung hat also einen Grund und den sollten wir ernstnehmen, ob er uns gefällt oder nicht. Da gibt es auch nichts schön zu reden.
Ich leugne nicht das Problem, es is da, keine Frage und somit ist es rational vorhanden. Nur sehe ich das Problem nicht beim Islam als solches, sondern in der nicht rational begründeten Angst der Menschen.
Was ist das übrigens DER Islam? - Der Islam ist eine Religion und für den Begriff Religion gibt es keine klare Definition, ergo gibt es auch auch für DEN Islam keine klare Definition.
Das gilt übrigens auch für DAS Christentum, vor dem ich persönlich mehr Angst habe als vor dem Islam; aber das ist mein Problem und nicht das Problem des abstrakten und nicht klar definierten Christentum.

Die in meinen Augen beste Definition für den Begriff Religion kommt übrigens von Freud:
„Religion ist der Versuch, die Sinnenwelt, in der wir gestellt sind, mittels der Wunschwelt zu bewältigen.“
Oder noch besser (auch von Freud):
"Die Religiosität führt sich biologisch auf die langanhaltende Hilflosigkeit und Hilfsbedürftigkeit des kleinen Menschenkindes zurück, welches, wenn es später seine wirkliche Verlassenheit und Schwäche gegen die großen Mächte des Lebens erkannt hat, seine Lage ähnlich wie in der Kindheit empfindet und deren Trostlosigkeit durch die regressive Erneuerung der infantilen Schutzmächte zu verleugnen versucht."
- Doch das ist ein anderes Thema.

Neben meiner irrationalen Angst vor DEM Christentum, habe ich noch eine rational bedründete Angst vor der Institution Kirche. Doch ist mir klar, dass die Institution Kirche und DAS Christentum zwei völlig verschiedene Dinge sind. Ich käme auf Grund meiner rational bedründeten Ängst vor der Institution Kirche -welche meine irrationalen Ängste vor dem Christentum sicherlich zum großen Teil bedingen- nie auf die Idee den Christen vorzuschreiben wie Sie Ihre kulturellen Bauten zu bauen haben.
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> Was die anders machen? Sie bleiben unter sich, schließen Andersdenkende aus. Offene Gespräche gibt es beispielsweise nicht. An einen Tisch setzen will man sich auch nicht. Stattdessen wird auch noch Islamunterricht gefordert, damit man die Kinder auch gleich so erzogen werden, dass sie sich ja bloß nicht mit Andersdenkenden an einen Tisch setzen. Nu ja, es gibt auch Christentumunterricht, damit die Kinder auch gleich so erzogen werden, dass sie sich ja bloß nicht mit Andersdenkenden an einen Tisch setzen.
Propagiert wird von der Kirche zwar etwas anderes, doch gehandelt wird genau so. Ich würde z.B. keine Arbeitsstelle in einer von der evangelischen oder katholischen Kirche geführten Einrichtung bekommen, da ich kein Mitglied der evangelischen oder katholischen Kirche bin; ob ich gläubig bin oder nicht ist dabei völlig egal, solange ich meine Kirchensteuer bezahle; mehr Heuchelei ist wohl kaum möglich.
Damit wir uns nicht missverstehen, ich bin nicht für die Einführungn eines islamischen Religionsuntericht, ich bin für die Abschaffung des christlichen Religionsunterricht; doch gibt es für mich keinen rational gerechtfertigten Grund, den Islamisten den islamischen Religionsuntericht an staatlichen Schulen zu verweigern, solange es christlichen Religionsuntericht an staatlichen Schulen gibt.
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> Man redet übereinander, statt miteinander. Aber: Ich habe nicht behauptet, dass wir da besser sind. Außerdem zeugt es auch nicht von Offenheit, Kritiker mit Austrittsforderungen zu drohen. Damit macht man es sich einfach, statt sich mit den Problemen auseinanderzusetzen.
Ich habe mich übrigens nicht auf der Seite "Erklärung zu Aaron König" eingetragen, nicht weil ich Ihm in der Sache zustimmen - tue ich nähmlich nicht, sondern weil es sein Recht ist persönliche Meinungen zu veröffentlichen, erst recht zu Themen, zu denen es von der Partei keine von der LMV beschlossene Aussage gibt.
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   >> Welcher Grundsatz hat mehr Gewicht, Basisdemokratie oder Gleichbehandlung?
   >> Ich neige zum zweiten.

> Ersteres. Gleichbehandlung ist auch nicht immer sinnvoll. Gutes Beispiel: Schulschwänzer (passt zwar gerade nicht, verdeutlicht aber, warum Gleichbehandlung nicht immer gut ist). Der eine geht nicht hin, weil er gemobbt wird. Der andere weil er keinen Bock hat. Sollten beide gleichbehandelt werden?
Gleichbehandlung bedeutet in meinen Augen nicht, dass unterschiedliches gleich behandelt wird, sondern das gleiches gleich behandelt wird. Um auf die Schulschwänzer einzugehen: die beiden Schulschwänzer, die du beschrieben hast sind nicht gleich, denn um eine Handlung (in diesem Fall das Schulschwänzen) beurteilen zu können, muß auch das Motiv der Handlung mit in die Beurteilung einfließen.
Der Islam und das Christentum (aber auch jede andere Religion) sind etwas so abstraktes und undefiniertes, dass sie in meinen Augen gleich zu behandeln sind (genauso gleich wie alle Menschen, die in irgend einer Weise an das Fliegende Spagettimonster glauben). Auf jedes Recht das die Christen haben bzw. Privileg welches ihnen eingeräumt wird, haben auch die Islamisten (oder die Anänger des Fliegenden Spagettimonsters) ein Anrecht und umgekehrt. Das heißt nicht, dass man Institutionen/Organisationen/Personengruppen der selben oder unterschiedicher Religionen gleich behandeln sollte, denn solchen Institutionen/Organisationen/Personengruppen können sich ja völlig unterschiedlich Verhalten und unterschiedliche Motive haben, womit sie nicht mehr gleich sind. Doch müssen solche Institutionen/Organisationen/Personengruppen klar definiert sein; die Definition, dass alle Islamisten zusammen eine Institution,Organisation oder Personengruppe seien, lehne ab; das ist mir eine zu grobe Pauschalisierung.

Islamisten den Bau von Minerreten zu verbieten ohne den Christen das Bauen von Kirchentürmen zu verbieten ist in meinen Augen, genauso blöd und ungerecht als wenn man Diskotheken in denen z.B.  Punk gespielt wird, das anbringen von Werbung verbieten würde, Diskotheken in denen eine andere Musikrichtung gespielt bzw. Lifestyle gepflegt wird aber nicht.

In diesem Beispiel würden alle Argumente greifen:
1i. Der Islam ist nicht ausschließlich eine Religion, sondern für viele Islamisten auch eine Weltanschauung.
1p. Punk ist nicht ausschlich eine Musikrichtung, sonder für viele Punks auch eine Weltanschauung.

2i. Es gibt unter den Islamisten Personengruppen, die gewaltbereit sind und intollerant gegenüber Menschen, die Ihre Weltanschauung nicht teilen.
2p. Es gibt unter den Punks Personengruppen, die gewaltbereit sind und intollerant gegenüber Menschen, die Ihre Weltanschauung nicht teilen.

3i. Viele Menschen haben auf Grund dieser vereinzelten Personengruppen eine irrationale Angst vor dem Islam als solches.
3p. Viele Menschen haben auf Grund dieser vereinzelten Personengruppen eine irrationale Angst vor dem Punk als solches.

4i. Dadurch, dass man den Islamisten das Bauen von Mineretten verbietet, bring man seine Angst vor dem Islam zum Ausdruck.
4p. Dadurch, dass man den Punks das Anbringen von Werbung an Ihren Diskotheken verbietet, bringt man seine Angst vor dem Punk ausdruck.

Rechtfertigt das jetzt, ein Verbot von Werbung an Clubhäuser oder Diskotheken in denen Punk gespielt wird?
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> Gruß
> Rene
Gruß

Olaf
Thoth23
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