Zum Inhalt springen.
Sympa Menü

ag-waffenrecht - [Ag-waffenrecht] Frankenpost, Ausgabe 19.12.13

ag-waffenrecht AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Mailingliste der AG Waffenrecht

Listenarchiv

[Ag-waffenrecht] Frankenpost, Ausgabe 19.12.13


Chronologisch Thread 
  • From: <charly.strolchi AT t-online.de>
  • To: <ag-waffenrecht AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: [Ag-waffenrecht] Frankenpost, Ausgabe 19.12.13
  • Date: 19 Dec 2013 08:18 GMT
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-waffenrecht>
  • List-id: Mailingliste der AG Waffenrecht <ag-waffenrecht.lists.piratenpartei.de>

Hallo!

Aus der Frankenpost, Regionalzeitung für Nordostoberfranken, Ausgabe 19.12.2013, Kommentar von Herrn Gert Böhm (teilweise gekürzt, auf der Homepage www.frankenpost.de unter Meinung lesbar):

"...Auch wenn die Überwachungskameras an Bahnhöfen oft erschreckende Bilder von jugendlichen Schlägern zeigen und in allen Medien geklagt wird über Koma-Saufen, Rauschgift-Konsum und Ladendiebstähle bei Heranwachsenden: Die jungen Leute in Deutschland sind viel besser als ihr Ruf! Wissenschaftliche Studien wie auch die unbestechliche Kriminalstatistik weisen übereinstimmend nach, dass die nachrückende Generation noch nie so friedfertig war wie heute. Die Straftaten der Kinder, Jugendlichen und Heranwachsenden sind in den vergangenen 15 Jahren drastisch zurückgegangen - von Mord und Totschlag bis herunter zur Sachbeschädigung durch Graffiti. Um 25 bis 50 Prozent sind die Verfehlungen in den einzelnen Strafkategorien gesunken.

Die Warnungen, die Scharfmacher ständig in die Welt hinausposaunen, sind nachweislich Zerrbilder. Leider lassen sich viele Menschen, vor allem Alte und Schwache, von solchen Horrorszenarien verängstigen - und glauben die plakativen Botschaften, deren Urheber sich selber gern als Retter von Zucht und Ordnung sehen. Auch im Deutschen Bundestag verlangen Hardliner immer wieder Strafverschärfungen gegen junge Täter, um sie durch Abschreckung "zur Raison" zu bringen. Aber diese Forderung wurde längst als Fehleinschätzung entlarvt. Denn mehr Härte des Staates führt eben nicht zu weniger Gewalt. Als Beispiel dafür gelten die fehlgeschlagenen Reformen in Hessen, wo das verschärfte Vorgehen gegen jugendliche Straftäter sogar gegenteilige Folgen hatte - nämlich erhöhte Rückfallquoten und einen Anstieg von schweren Gewaltdelikten wie Raub, Vergewaltigung und Körperverletzung.

Warum viele Abgeordnete blind sind gegenüber den Argumenten der Fachleute, weiß der Kuckuck. Der Schutz der Bevölkerung scheint jedenfalls hierzulande weniger durch kriminelle Jugendliche bedroht zu werden, sondern eher durch falsche Entscheidungen populistischer Politiker, die in den Parlamenten härtere Gesetze fordern. Sogar die Behauptung, dass vor allem jugendliche Migranten immer gewalttätiger werden, stimmt nicht. Ihr überproportionaler Anteil in der Polizeistatistik liegt einfach daran, dass sie - obwohl ihre Kriminalität als Gruppe deutlich zurückgegangen ist - heute häufiger angezeigt und verurteilt werden als früher. Interessant ist dabei, dass unter den jugendlichen Migranten weniger die "Neuen" straffällig werden, sondern besonders jene, die schon jahrelang hier leben. Trotzdem darf die erfreulich rückläufige Tendenz bei Migrantenkindern nicht darüber hinwegtäuschen, dass man bei der Integration den richtigen Weg noch nicht gefunden hat...."


So liest sich das zum Thema Jugendkriminalität. Es wäre schön wenn Herr Böhm die gleiche Tonart in den Diskussionen zum Waffengesetz anschlagen würde.

Vergleichen wir einmal. Erster Absatz - die durch die auf der Homepage des BKA lesbaren Lageberichte Waffenkriminalität 2010, 2011 sowie 2012 zeichnen ein klares Bild und werden deshalb gerne vernachlässigt. 2012 waren es, wenn man die gewollte doppelte Prozentverschlüsselung in Zahlen berechnet, ganze 5 - oder 6, je nachdem wie ich runde - legale erlaubnispflichtige Schusswaffen, die missbräuchlich verwendet wurden, und das bei einer Anzahl lt. Nationalem Waffenregister von 5,4 Millionen legalen Waffen - wobei die EU ja schon in ihrer Argumentation mal 20 Millionen illegale Waffen mit einrechnet. In den Medien wird regelmäßig ein Bedrohungsszenario entworfen, welches vom BKA schon einmal sehr deutlich als nicht zutreffend gebrandmarkt wurde. Legale Waffenbesitzer sind sehr viel besser als ihr Ruf. Lt. Lagebild 2012 wird ein erneuter Rückgang der Fallzahlen um 5% ausgewiesen, erneut wohlgemerkt, denn diese gehen beständig zurück.

Zweiter Absatz, lässt sich 1 zu 1 übernehmen, zumindest die ersten beiden Sätze, Satz drei darf getrost in "legale Waffenbesitzer" umgeändert werden, die durch eine Verschärfung des Waffengesetzes oder ein Verbot bestimmter Waffentypen weiter gemaßregelt werden müssen. Kenntnis über das Verfahren zur Erlangung einer Waffenbesitzkarte ist kaum vorhanden, auch habe ich eigentlich noch keinen Journalisten erlebt der sich mal den Fragenkatalog für die Sachkundeprüfung angeschaut hätte oder sich mit den Bescheiden des BKA, die ja ins Waffengesetz einfließen, befasst hätte.

Dritter Absatz, auch hier 1 zu 1, bis zum Thema Migrantenkinder. Fazit: weder das Lagebild Waffenkriminalität noch z. B. die Debatte im "alten" Bundestag zum Verbot von Anscheinswaffen und zentraler Aufbewahrung und die darin vorgebrachten und erläuterten Fachgutachten finden Gehör bei den, um den Wortlaut des Kommentars zu nutzen, Scharfmachern.

Es wäre sicherlich nicht schlecht Herrn Böhm mit dieser Problematik zu konfrontieren. Die Frankenpost ist erreichbar unter hauptredaktion AT frankenpost.de . Insbesondere die reichhaltige Faktensammlung unserer AG sollte nicht unerwähnt bleiben.

Mit besten Grüßen
Uwe Weber



Archiv bereitgestellt durch MHonArc 2.6.19.

Seitenanfang