Zum Inhalt springen.
Sympa Menü

ag-waffenrecht - Re: [Ag-waffenrecht] Schießen im Verein - Prof. Dr. Hitzler

ag-waffenrecht AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Mailingliste der AG Waffenrecht

Listenarchiv

Re: [Ag-waffenrecht] Schießen im Verein - Prof. Dr. Hitzler


Chronologisch Thread 
  • From: "Wolfgang Rink" <worink AT gmx.de>
  • To: Mailingliste der AG Waffenrecht <ag-waffenrecht AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [Ag-waffenrecht] Schießen im Verein - Prof. Dr. Hitzler
  • Date: Mon, 15 Oct 2012 21:00:56 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-waffenrecht>
  • List-id: Mailingliste der AG Waffenrecht <ag-waffenrecht.lists.piratenpartei.de>

Hallo -ich habe das Buch im antiquariat gefunden..http://www.abebooks.de/
http://www.zvab.com/index.do -soll dort 65 € (?) kosten

grüße
Wolfgang
-------- Original-Nachricht --------
> Datum: Mon, 15 Oct 2012 10:52:27 +0200
> Von: "Nico Catalano" <nicoc AT vodafone.de>
> An: "Mailingliste der AG Waffenrecht"
> <ag-waffenrecht AT lists.piratenpartei.de>
> Betreff: Re: [Ag-waffenrecht] Schießen im Verein - Prof. Dr. Hitzler

> Ich habe mal versuchshalber bei Amazon den Wunsch geäußert das Buch als
> Kindle-Version lesen zu wollen.
> Vielleicht wird das hier dann eher digital Online gestellt.
> Ich denke das der Ursprüngliche Verlag wegen zu geringer Nachfrage noch
> keine zweite Auflage gedruckt hat.
>
> http://www.amazon.de/Faszination-Waffe-Schusswaffen-Bundesrepublik-Deutschland/dp/389391465X/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1350290973&sr=8-1
>
> Nico
>
>
> -----Ursprüngliche Nachricht-----
> From: Susanne P. Dobert
> Sent: Monday, October 15, 2012 10:34 AM
> To: Mailingliste der AG Waffenrecht
> Subject: Re: [Ag-waffenrecht] Schießen im Verein - Prof. Dr. Hitzler
>
> geht mir auch so.
> auch ich habe das buch noch nicht.
>
> Susanne Putsche Dobert
> Rechtsanwältin
> Email: putsche AT hotmail.de
> Kroatien: Batvaci 100, 52215 Vodnjan
> Österreich: Floridusgasse, Wien
> Deutschland: Raiffeisenstr. 30, 86663 Asbach-Bäumenheim
>
> Am 15.10.2012 09:14, schrieb Heiko Humbert:
> > Eine sehr schöne Zusammenfassung eines Forschungsberichtes, der von der
> > "Deutschen Forschungsgemeinschaft" finanziert wurde. Die DFG ist des
> > Lobbyismus völlig unverdächtig
> > http://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Forschungsgemeinschaft .
> >
> > Die Ausführliche Fassung der Arbeit gibt es als käuflich zu erwerbende
> > Facharbeit von Dr. Arne Niederbacher: "Faszination Waffe". Von der
> > Arbeit haben zwar schon viele Leute gehört, aber gelesen hat sie kaum
> > jemand. Ich habe das Buch beim Verlag bestellt, werde aber immer wieder
> > vertröstet, daß es nicht auf Lager wäre ...
> >
> > Folgender Artikel beschreibt auch das Selbstverständnis von
> > Waffenbesitzern, in einer Klarheit, die den Betroffenen oft selbst nicht
> > bewusst ist.
> >
> >
> > Quelle für folgendes Vollzitat:
> > http://www.hitzler-soziologie.de/Projekte/schuetzen.html
> >
> >
> > Schießen im Verein - Eine explorative Untersuchung des legalen Besitzes
> > und Umgangs mit Schußwaffen
> >
> >
> > Kurzbeschreibung des Projekts:
> >
> > Das Forschungsprojekt beschäftigte sich mit Schützenvereinen, welche
> bis
> > anhin - abgesehen von geschichtswissenschaftlichen und volkskundlichen
> > Untersuchungen über das traditionelle Schützenwesen und dessen
> > Brauchtumspflege - keine akademische Aufmerksamkeit gefunden hatten. Das
> > heißt: weder über typische Relevanzstrukturen von Schützen noch über
> das
> > Interaktionsgeschehen innerhalb von Schützenvereinen hatten
> > wissenschaftlich gesicherte Daten vorgelegen. Dergestalt war bislang vor
> > allem auch der durchaus 'brisante' Aspekt vernachlässigt worden, dass
> > Schützenvereine ihren Mitgliedern ermöglichen, in den legalen Besitz
> von
> > (großkalibrigen) Schusswaffen zu gelangen, welche auch zu anderen als
> zu
> > sportlichen Zwecken eingesetzt werden können. Dieses akademische
> > Desinteresse steht aber im eklatanten Gegensatz zur steigenden
> > Gesamtzahl solcher Vereine und ihrer Mitglieder. Unter Verwendung
> > explorativ-interpretativer Forschungsmethoden sollte deshalb die Kultur
> > der Schützen rekonstruiert werden.
> >
> > Untersuchungsschwerpunkte waren, dem Antragsdesign entsprechend,
> >
> > die Exploration des Feldzugangs und der eigenen Erstrekrutierung
> > (infolge der Aufteilung einer ganzen Mitarbeiterstelle in zwei halbe
> > Mitarbeiterstellen wurde die im Antrag projektierte Zweitrekrutierung
> > naheliegenderweise durch die Mitgliedschaft von zwei Mitarbeitern in je
> > einem Verein ersetzt)
> >
> > die Exploration der Ideologiestruktur und des kollektiv geteilten
> > Selbstverständnisses von Schützen
> >
> > die Exploration des Selbstverständnisses vom Umgang mit der Waffe auf
> > Seiten der Schützen
> >
> > die Exploration des auf Notwehrsituationen bezogenen Rechtswissens auf
> > Seiten der Schützen.
> >
> > Insbesondere aufgrund der sich im ersten Halbjahr der Untersuchung
> > offenbarenden Schwierigkeiten der Forscher, einen Zugang in das für
> > jedwede Form der Aufmerksamkeit 'von außen' hochgradig sensibilisierte
> > Feld der Schützen zu finden, was einen gegenüber der ursprünglichen
> > Planung erheblichen zeitlichen Mehraufwand erforderte, wurde von uns
> > (über das Antragsdesign hinaus) die Untersuchung zur Klärung dieser
> > Problematik ausgeweitet auf
> >
> > die Frage nach historischen Entwicklungslinien im Schützenwesen, welche
> > möglicherweise Hintergründe für derartige Sensibilisierungen auf
> Seiten
> > der Schützen liefern, sowie
> >
> > die Hinzuziehung der Behördenvertreter-Perspektiven, d.h. das Führen
> von
> > Interviews mit Behördenvertretern, welchen im Alltag der Schützen in
> > Bezug auf waffenrechtliche Erlaubnisse und Außenwahrnehmung eine
> > wichtige Bedeutung zukommt.
> >
> > Zusammenfassung wesentlicher Ergebnisse
> >
> > 1. Das Schützenwesen konstituiert sich als institutionell durchwirkte
> > Kultur
> >
> > Schützenvereine bilden die Basis der institutionellen 'Architektur' des
> > Schützenwesens. Der in Vereinen statthabende soziale Schützenalltag
> > weist einen hohen Institutionalisierungs-grad auf. Im Wesentlichen
> > betrifft das die regelmäßigen Schießtermine, die Wettkämpfe, die
> > Rekrutierungspraktiken neuer Mitglieder und - in geringerem Ausmaß -
> die
> > sonstigen sozialen Veranstaltungen (gemeinsame Ausflüge, Sommerfeste,
> > gesellige Ausklänge der Trainingseinheiten). Der hohe
> > Institutionalisierungsgrad wird in der schriftlichen Dokumentation der
> > Aktivitäten und ihrer Teilnehmer (Anwesenheitslisten bei
> Schießterminen,
> > individuelle und vereinsgeführte Dokumentationen der Schießergebnisse
> > etc.) besonders deutlich. Diese Dokumentationen erzeugen in ihrer
> > Gesamtheit ein Bild vom Schützenwesen, in dem sich die offizielle Figur
> > des Sportschützen, der seine Waffen ausschließlich zu sportlichen
> > Zwecken besitzt, idealtypisch widerspiegelt.
> >
> > Schützenvereine haben für die Schützen jedoch unterschiedliche
> > Bedeutungen. 'Hobbyschützen' (die größte Gruppe unter den Schützen)
> > pflegen zu ihren Vereinen ein lediglich zweckorientiertes Verhältnis.
> > Ihr insgesamt gemäßigtes Engagement für ihr Hobby spiegelt sich auch
> in
> > einem gemäßigten Engagement für den Verein wider: Über die mehr oder
> > weniger regelmäßige Teilnahme an den Schießterminen hinaus wollen sie
> in
> > die Aktivitäten des Vereins nicht involviert werden. Vereine sind für
> > sie letztlich nur Mittel zum Zweck - zum Zweck nämlich, Waffen besitzen
> > und mit ihnen umgehen zu dürfen. Eine weitere Gruppe, die
> > 'Waffennarren', engagiert sich in ihrem Verein (bzw. in ihren Vereinen)
> > hingegen deutlich mehr und identifiziert sich nicht selten mit ihm (bzw.
> > ihnen). Die 'Waffennarren' halten die institutionelle Struktur sozusagen
> > 'am Leben'. Durch ihr Engagement eignen ihnen umfangreiche rechtliche
> > Kompetenzen, die sie zum Teil sehr geschickt einsetzen, um ihren Wunsch
> > nach einer möglichst umfangreichen Ausgestaltung ihrer Aktivitäten
> > hinsichtlich Waffen- und Munitionsarten sowie verschiedener
> > Schießdisziplinen gegenüber den Behörden durchzusetzen.
> >
> > Auf die Handlungsmöglichkeiten der Schützen haben die zuständigen
> > Behörden erheblichen Einfluss. Deren erklärtes Ziel, möglichst wenig
> > privaten Waffenbesitz zuzulassen, trifft bei den Schützen auf
> > Unverständnis. Für diese unverständlichen Absichten machen die
> Schützen
> > allerdings nur die in den Ministerien agierenden Beamten - und mit ihnen
> > die meisten Politiker - verantwortlich. Den zuständigen
> > Behördenvertretern vor Ort begegnen die Schützen in der Regel mit
> > Respekt, denn mit ihnen wollen sie gut auskommen, und mit ihnen wollen
> > sie einen Arbeitskonsens schließen, der darauf hinausläuft, dass die
> zum
> > Teil sehr lückenhaften und unklaren waffengesetzlichen Vorschriften im
> > Zweifelsfall zu ihren Gunsten, in jedem Fall aber nicht gegen sie
> > ausgelegt werden.
> >
> >
> > 2. Das Schützenwesen konstituiert sich als Kultur des Privaten
> >
> > Die Kultur der Schützen schreibt ihren Mitgliedern vor, ihr sozial
> > sichtbares und wirksames Handeln mit den waffengesetzlichen Vorschriften
> > abzugleichen. Illegale Aktivitäten werden von Schützen grundsätzlich
> > missbilligt. Davon unberührt gestaltet sich diese Kultur wesentlich
> > facettenreicher als das auf Sportlichkeit reduzierte Bild vom Schützen,
> > welches in der gesetzlich objektivierten Figur 'Sportschütze' zum
> > Ausdruck kommt.
> >
> > Dieser scheinbare Widerspruch löst sich schnell auf: Das Waffengesetz
> > lässt genügend Freiraum für die Besitzer legaler Schusswaffen, denn
> es
> > regelt lediglich das institutionalisierte, soziale Leben der Schützen;
> > und genau dieses macht nur einen Teil ihrer Kultur aus. Vieles von dem,
> > was den Alltag der Schützen darüber hinaus ausmacht, spielt sich im
> > Privaten ab: zu Hause verwahren sie ihre Waffen, pflegen und putzen sie,
> > bauen sie auseinander und wieder zusammen, erfreuen sich an ihrem
> > Aussehen, sammeln und lesen Hintergrundberichte usw. Und aus welchem
> > Grunde der einzelne Schütze 'eigentlich' seine Waffe(n) hat, und warum
> > er damit schießt, ist seine Privatsache - die Kultur der Schützen
> > schreibt ihren Mitgliedern diesbezüglich nichts vor.
> >
> > Wichtig ist den Schützen allerdings, dass der Einzelne in seiner
> > 'privaten' Praxis des Umgangs mit Waffen dem Image des Schützenwesens
> > keinen (weiteren) Schaden zufügt. Vor dem Hintergrund strikter
> > Rekrutierungspraktiken und entsprechender Schließungsprozeduren
> vertraut
> > man im Kreise der Schützen auf das, was als die Vernunft aller
> > Mitglieder dieser Kultur betrachtet wird. Insbesondere vertrauen die
> > Schützen darauf, dass (vermeintlich) 'heikle' Details nicht 'an die
> > große Glocke' gehängt werden, denn ihr Misstrauen gegenüber
> > Außenstehenden, solche Details absichtsvoll 'falsch' bzw. zu ihrem
> > Nachteil auslegen zu wollen, ist groß.
> >
> >
> > 3. Schützen begreifen sich als Waffenbesitzer
> >
> > Im Zentrum der Relevanzen von Schützen steht nicht das Schießen,
> sondern
> > stehen die Waffen - sie sind die Bezugspunkte ihrer Leidenschaft. Über
> > das durchaus emotionale Verhältnis der Schützen zu ihren Waffen hinaus
> -
> > sie gefallen, sind schön und anziehend - gründet deren
> nachdrücklicher
> > Anspruch auf den Besitz von und das Eigentum an Waffen auf einer
> > gesellschaftspolitischen Gesinnung: Waffenbesitz gilt den Schützen als
> > Grundrecht gesetzestreuer und loyaler Bürger. In allen Bemühungen von
> > Seiten des Staates, dieses Recht zu beschneiden, sehen sie antiliberale,
> > wenn nicht sogar totalitäre Tendenzen. Ihr Selbstverständnis als
> > Waffenbesitzer und Schützen - und dezidiert nicht als Sportschützen -
> > ist für sie ein Bekenntnis zu einer Leidenschaft und politisches
> > Statement zugleich.
> >
> >
> > 4. Schützen konstituieren eine bürgerliche Kultur
> >
> > Die Schützen verstehen sich nicht nur als loyale und gesetzestreue
> > Bürger, sondern auch als Leistungsträger der Gesellschaft - und daher
> > wollen sie in ihren Reihen nur Personen mit 'angesehenen' Berufen,
> > festem Wohnsitz und gutem Leumund haben. Die Auseinandersetzung mit
> > Waffen stellt sich für sie nicht als zweifelhafte Angelegenheit dar,
> > sondern als Inbegriff liberal-bürgerlichen Daseins: Der Umgang mit
> > Waffen schult ihrer Ansicht nach vor allem anderen die Disziplin im
> > Umgang mit gefährlichen Gegenständen, und dies evoziert ihrem
> > Selbstverständnis nach ein Nachdenken über das eigene Verhältnis zu
> > Macht und Gewalt, weswegen der Umgang mit Waffen ein wichtiger Beitrag
> > zur Aufrechterhaltung von Zivilisiertheit ist. Waffen sind für die
> > Schützen insofern ein Symbol bürgerlicher Zivilisation - und übrigens
> > auch historische Zeitzeugen auf dem Weg dorthin.
> >
> > Nun sehen sich die Schützen aber einer Öffentlichkeit gegenüber, die
> > ihrer Ansicht nach kein Verständnis dafür hat, dass sie Schusswaffen
> ihr
> > Eigentum nennen. Sie sehen sich einem ständigen Rechtfertigungsdruck
> > ausgesetzt, von dem sie obendrein aus Erfahrung wissen, dass auch
> > umfangreiche Imagekampagnen ihn nicht wirksam mindern können. Die
> einzig
> > Erfolg versprechende Strategie im Hinblick auf die Bewahrung ihrer
> > gefährdeten Kultur sehen die Schützen daher im permanenten Nachweis
> > ihrer Seriosität - vor allem gegenüber den Behörden.
> >
> >
> > Das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte Projekt ist
> > abgeschlossen. Ein Abschlussbericht liegt vor.
> >
> > Laufzeit: 01.07.2000 bis 30.06.2002
> >
> > Kontakt: Dr. Arne Niederbacher
>
> --
> Ag-waffenrecht mailing list
> Ag-waffenrecht AT lists.piratenpartei.de
> https://service.piratenpartei.de/listinfo/ag-waffenrecht
>
> --
> Ag-waffenrecht mailing list
> Ag-waffenrecht AT lists.piratenpartei.de
> https://service.piratenpartei.de/listinfo/ag-waffenrecht




Archiv bereitgestellt durch MHonArc 2.6.19.

Seitenanfang