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Betreff: Ag-umwelt mailing list
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- From: Johannes Nix <johannes.nix AT gmx.net>
- To: ag-umwelt AT lists.piratenpartei.de
- Subject: Re: [Ag-umwelt] Wir werden einen Kollaps erleben... Energie
- Date: Mon, 4 Jun 2012 00:08:42 +0200
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-umwelt>
- List-id: <ag-umwelt.lists.piratenpartei.de>
Am Tue, 15 May 2012 13:17:41 +0200
schrieb <klaus.oellerer AT oellerer.net>:
> Meine Frage: gilt dies auch für fossile Energien?
> Dann hätte ich gravierende Einwände:
> 1. Energie
> Seit langem ist bekannt, dass die fossilen Energien noch Jahrhunderte
> reichen, selbst wenn alle so leben würden wie wir.
Das ist keinesfalls so. Die wichtigste Primärenergiequelle ist
Erdöl und das Maximum der konventionellen Ölförderung wurde
wahrscheinlich 2006 erreicht. In diesem Punkt stimmen mittlerweile
ASPO, IEA (Internationale Energieagentur) und selbst die die BGR
(Bundesanastalt für Geowissenschaften und Rohstoffe)
weitgehend überein. Das nicht konventionelle Erdöl wird
wahrscheinlich in wenigen Jahren folgen. Dann wird sich die
wachsende Schere zwischen Ölangebot und -Bedarf aus
der stagnierenden Förderung und dem Wachstum der Schwellenländer
ergibt, vermutlich schnell weiter öffnen.
Eine Konsequenz übrigens, die man mit einem Blick in
Google News schnell überprüfen kann, sind massive
Schließungen von Raffinerien in den USA und
anderen OECD Ländern. Die Spritproduktion verlagert
sich Richtung Asien.
Ich war die letzten Tage auf der Konferenz der ASPO
(Association for the Study of Peak Oil and Gas) in
Wien (*) und werde noch einen genaueren Bericht mit
Quellenangaben nachschicken. Hab selbst mit jemandem
von der BGR gesprochen.
> Dabei war bisher
> immer die Kohle hervorzuheben.
Bei der Kohle wird oft eine statische Reichweite
von 200 Jahren angegeben. Die Forschungsgruppe
von Professor Kjell Aleklett in Uppsala hat jedoch die
weltweite Kohleförderung analysiert und ist zu
dem Schluss gekommen, dass auch diese etwa ab 2030
zurück gehen wird. Daraus folgt auch, dass Kohleverflüssigung
das aus dem Rückgang der Ölproduktion erwachsende
Treibstoffproblem nicht lösen wird, da aus einer
metrischen Tonne Kohle nur rund ein Barrel Öl produziert
werden kann - Kohle kann also nur einen kleinen
Anteil, vielleicht 10%, des Erdöls ersetzen. Und selbst
dies wäre nur mit einer Aufgabe jeglicher Klimaschutzziele
zu erkaufen.
> Inzwischen sind durch den
> Erfindungsreichtum der Menschen in großen Mengen weitere Vorkommen
> erschlossen worden (Shale Gas)
Shale Gas erlebt einen kleinen Boom in den USA,
kann aber Erdöl mengenmäßig nicht nennenswert
ersetzen. Es ist auch sehr aufwendig zu fördern
mit zahllosen Bohrungen, die sich sehr schnell
erschöpfen, massivem Einsatz von grundwasserschädigenden
Chemikalien (Fracking) und mit einem sehr
schlechtem Quotienten von eingesetzter zu
gewonnener nutzbarer Energie. Ähnliches gilt
für Ölsande.
> ....oder werden noch erschlossen
> (Methaneis, etc.).
Das ist Wunschdenken und es existiert dazu noch keine
industriell anwendbare Technologie. Dazu kommt,
dass die Datenbasis zu Methaneis bloß auf unsicheren
Messungen beruht und daher keineswegs solide ist.
> Die USA können damit rechnen Gas-Exporteur zu
> werden.
Auch das ist nach den Analysen von Aleklett & Co Wunschdenken.
Nicht einmal das aus Tiefseebohrungen im Golf von Mexiko
geförderte Öl, das einen weit höheren Anteil am
US-amerikanischen Ölkonsum ausmacht, reicht weiter
als den laufenden Rückgang aus der konventionellen Förderung
der USA zu ersetzen.
>
> 2. Alles Andere
> Im ersten Ansatz dürfte die These richtig sein, dass, wenn genug
> Energie vorhanden ist man auch alles andere (Lebensmittel, etc.)
> selbst unter den widrigsten Umständen erzeugen kann (üppige
> Nahrungsmittelproduktion am Polarkreis oder in der Wüste
> beispielsweise).
Das stimmt nicht ganz. Landwirtschaft ohne Wasser und Boden
oder wenigstens nährende Mineralien wie Phosphat zum Beispiel geht
nicht. Aber der Umkehrschluss der obigen falschen Aussage
stimmt: Ohne billige Energie dürfte in unserer Industriegesellschaft
sehr wenig laufen wie gehabt. Sie ist der unsichtbare Produktionsfaktor
in nahezu allem was sich bewegt. Und Öl steckt in
jeder Zahnbürste, jeder Packung Corn Flakes und
jedem Glas Trinkwasser drin.
Wie gesagt schreibe ich noch eine Zusammenfassung zum ASPO Meeting
mit Quellenangaben.... ich wollte nur an der Stelle keine
eindeutig falschen Behauptungen stehen lassen.
Johannes
(*) http://www.aspo2012.at/program/
- Re: [Ag-umwelt] Wir werden einen Kollaps erleben... Energie, Johannes Nix, 04.06.2012
- Re: [Ag-umwelt] Wir werden einen Kollaps erleben... Energie, klaus.oellerer, 04.06.2012
- Re: [Ag-umwelt] Wir werden einen Kollaps erleben... Energie, Birgit Kociper, 04.06.2012
- Re: [Ag-umwelt] Wir werden einen Kollaps erleben... Energie, Dr. Volker Jaenisch, 04.06.2012
- Re: [Ag-umwelt] Wir werden einen Kollaps erleben... Energie, Johannes Nix, 04.06.2012
- Re: [Ag-umwelt] Wir werden einen Kollaps erleben... Energie, Birgit Kociper, 04.06.2012
- Re: [Ag-umwelt] Wir werden einen Kollaps erleben... Energie, klaus.oellerer, 04.06.2012
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