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ag-umwelt - Re: [Ag-umwelt] Neue Studie des Wiener Naturhistorischen Museums: Sonnenaktivität prägte das Klima bereits vor 10 Millionen Jahren

ag-umwelt AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Ag-umwelt mailing list

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Re: [Ag-umwelt] Neue Studie des Wiener Naturhistorischen Museums: Sonnenaktivität prägte das Klima bereits vor 10 Millionen Jahren


Chronologisch Thread 
  • From: "Dr. Volker Jaenisch" <volker.jaenisch AT inqbus.de>
  • To: ag-umwelt AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [Ag-umwelt] Neue Studie des Wiener Naturhistorischen Museums: Sonnenaktivität prägte das Klima bereits vor 10 Millionen Jahren
  • Date: Wed, 02 May 2012 16:59:13 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-umwelt>
  • List-id: <ag-umwelt.lists.piratenpartei.de>
  • Organization: INqbus Gmbh & CO. KG

Ahoi!

On 02/05/12 14:21, Kai Orak wrote:
> Ein Vergleich der miozänen Klimazyklen mit den Sonnenzyklen der letzten
> 10.000 Jahre zeigte – mit Ausnahme des nichtsolaren 1500-Jahreszyklus
> – ein hohes Maß an Übereinstimmung. Interessant hierbei ist, dass nicht
> alle Zyklen jeweils in allen drei untersuchten Parametern vorhanden
> waren. Offensichtlich reagierten die verschiedenen ökologischen Parameter
> zum Teil unterschiedlich auf den solaren Taktgeber.
Und warum ist das so. Warum finden sich nicht alle Zyklen in allen Proxies?
Weil es eben nicht so einfach ist, wie sich manche hier vorstellen:
"Die Sonne ist an allem Schuld!".
Dem gegenüber mag ich mal die Autoren der Studie [1] mal direkt zitieren:
"""
The integrated analysis of different environmental proxies reflects a very
complex process of how solar forcing influences climate and
environment. The mechanism behind is still enigmatic and even poorly
understood during the Holocene.
"""
Denn die Autoren sind sich schon klar, wie gewagt es ist von den Proxies
* Gamma-Strahlung
* Magnetisierbarkeit
und
* der Anzahl kleiner Muscheln
auf eine Veränderung des Klimas zu schließen.

Sicher hat das Klima der Erde viel mit der Sonne zu tun. Diese ist ja die
primäre Energiequelle. Daher wäre es ein Wunder, wenn
man die solaren Zyklen *nicht* in historischen Proxies finden würde. Das
bedeutet im Umkehrschluss aber noch lange nicht, dass
alle Variabilität der Proxy-Daten von der solaren Aktivtät bestimmt ist.

Wie ich schon ein paar mal anmerkte müssen alle Einflussfaktoren auf das
Klima (Vulkane, Aerosole, Treibhausgase, solare Aktivität,
astronomische Parameter, neuerdings auch antropogene Einflüsse) in einer
multifaktoriellen Analyse zusammen betrachtet werden. Lässt man auch
nur eine dieser Einflussgrößen weg, so überschätzt man die Wirkung der
verbleibenden [2]. Der Volksmund kennt dieses Phänomen auch: "Für jemanden
der nur einen Hammer hat, sieht die ganze Welt wie ein Nagel aus".
Die gerade diskutierte Studie untersucht nur einen einzelnen Einflußfaktor -
nämlich die solare Aktivität.
Darüber *wie* die solare Aktivität nun die Anzahl der Muscheln beeinflusst
oder wie und wieso die Sonne die Magnetisierbarkeit des Tonminerals
verändert
geben die Autoren nur sehr vage Vermutungen ab, welche weder qualitativ noch
quantitativ in deren Analyse eingehen.
Gerade der in der Studie gefundene starke 1500-Jahres-Zyklus, welcher keine
solare Ursache hat, zeigt deutlich das Problem.
Die Autoren können keinerlei Erklärung für diesen Zyklus liefern. Auch können
sie natürlich nicht die Stärke anderer Einflussfaktoren angeben,
weil sie diese nicht in ihre
Modelle aufgenommen haben.

Die Erkenntnis dass schon sehr viel früher die Sonne einen Einfluss auf das
Klima hatte (und natürlich auch jetzt noch hat) ist völlig
konsistent damit, dass wir trotzdem
durch antropogene Einflüsse unser Klima nachhaltig verändern. Der Einfluss
der Sonne existiert, er erklärt aber nur 0.1K der globalen
Temperatur-Klima-Variabilität.

"""
Keiner der natürlichen Prozesse kann verantwortlich gemacht werden für den
generellen Erwärmungstrend der Globaltemperatur.
In den 100 Jahren von 1905 bis 2005 sind die Temperaturtrends welche durch
alle drei natürlichen Einflüsse hervorgerufen wurden um
mindestens eine Größenordnung geringer als der beobachtete globale
Temperaturtrend wie im IPCC2007 berichtet.
"""
[2] s.u.

Beste Grüße

Volker

[1] http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S003101821200096X
[2] Lean, J.L., und D.H. Rind (2008),
http://pubs.giss.nasa.gov/docs/2008/2008_Lean_Rind.pdf
Das ist so schön geschrieben, dass ich es gerne mal übersetze:

"""
Empirische Modell die natürliche und antropogene Einflüsse (mit den
angemessenen Zeitverzögerungen) kombinieren
beschreiben 76% der Variabilität der monatlichen globalen CRU
Temperatur-Werte. Sie zeigen, dass viel der Variabilität
von Prozessen stammt welche man identifizieren kann und das deren Einfluss
auf die globale Temperatur quantifiziert werden kann
durch direkte lineare Assoziation mit den Beobachtungen.

Natürliche Einflüsse erzeugen etwa 0.2 K Erwärmung währen großen ENSO
Ereignissen und
nahezu 0.3 K Abkühlung in Folge von Vulkanausbrüchen und 0.1 K Erwärmung in
der Nähe des Maximums der solaren Zyklen.
Um deren Stärke richtig zu quantifizieren müssen natürliche und antropogene
Faktoren gleichzeitig betrachtet werden
wenn man die Anomalien in der Globaltemperatur analysiert, denn das
Vernachlässigen eines (dieser Faktoren) führt dazu
den Einfluss der anderen zu überschätzen.

Aus diesem Grund gehen wir davon aus, dass die abgeschätzten Veränderungen
durch die solare Aktivität von 0.2 K (Camp and Tung, 2007)
und die Abkühlung durch den Pinatubo(-Vulkanausbruch) von 0.4 K (Santer et
al., 2001) zu groß sind.
Keiner der natürlichen Prozesse kann verantwortlich gemacht werden für den
generellen Erwärmungstrend der Globaltemperatur.
In den 100 Jahren von 1905 bis 2005 sind die Temperaturtrends welche durch
alle drei natürlichen Einflüsse hervorgerufen wurden um
mindestens eine Größenordnung geringer als der beobachtete globale
Temperaturtrend wie im IPCC2007 berichtet.

Unser Analyse zeigt, das solare Aktivität vernachlässigbar zum langjährigen
Erwärmungstrend der letzten 25 und für 10%
zur Erwärmung der letzten 100 Jahre beitrug und nicht 69% wie behauptet von
Scafetta und West [2008] (welche größere Veränderung in der solaren
Irridinace und stärkere Wechselwirkungen auf längeren Zeitskalen annahmen).
"""

--
Dr. Volker Jaenisch
Geschäftsführer

Inqbus GmbH & Co. KG
Softwareentwicklung, Consulting & Hosting
Karl-Heine-Straße 99 | 04229 Leipzig | Deutschland

Telefon: +49 341 989758-54
Fax: +49 341 989758-79
E-Mail: volker.jaenisch AT inqbus.de
Web: http://inqbus.de/

Persönlich haftende Gesellschafterin: Inqbus Management GmbH (Amtsgericht
Leipzig, HRB 27350)
Vertretungsberechtigte Geschäftsführer: Maik Derstappen, Dr. Volker Jaenisch,
Thomas Massmann, Markus Zapke-Gründemann

Registergericht: Amtsgericht Leipzig
Registernummer: HRA 16424

Umsatzsteuer-Identifikationsnummer: DE278744671





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