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ag-umwelt - Re: [Ag-umwelt] Androhung von Schreibsperre - AW: Deine Mail 21. Dezember 2011 16:47:40 MEZ

ag-umwelt AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Ag-umwelt mailing list

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Re: [Ag-umwelt] Androhung von Schreibsperre - AW: Deine Mail 21. Dezember 2011 16:47:40 MEZ


Chronologisch Thread 
  • From: Kai Orak <korak AT gmx.de>
  • To: ag-umwelt AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [Ag-umwelt] Androhung von Schreibsperre - AW: Deine Mail 21. Dezember 2011 16:47:40 MEZ
  • Date: Fri, 30 Dec 2011 11:48:34 +0100
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-umwelt>
  • List-id: <ag-umwelt.lists.piratenpartei.de>

Hallo Volker,

Warum bringst Du nicht einfach ein Zitat, dass Dich unterstützt?

Deine Behauptung: „es geht um die Geschwindigkeit von Temperaturveränderungen“ und „nicht um das Überschreiten von Temperaturwerten“ wird auf den von Dir genannten Seiten 467 und 477 (Chapter 6, 2007) nicht unterstützt. Es gibt dort keine diesbezügliche Aussage über die Geschwindigkeit von Temperaturänderungen.

Wenn Du den instrumentellen Temperaturanstieg seit 1860 meinst und für Dich selbst so interpretierst, so geht das völlig daneben. Da versuchst Du Äpfel als Birnen zu verkaufen. Man kann grundsätzlich nur Gleiches mit Gleichem vergleichen. Instrumentelle Messungen sind etwas anderes als Baumringe, Sedimente, etc.

Und das kann ich Dir in diesem Fall auch beweisen:
www.KlimaNotizen.de/diverseDateien/2011.12.26_Temperaturverlauf_IPCC_2007_10c_1.jpg

Ganze 10%! ist die Wahrscheinlichkeit für die instrumentellen Werte gegen Ende des 20. Jahrhunderts (hellbraune Fläche). Also genauso groß wie die hohen Werte um das Jahr 1000.

Die Rekonstruktionen machen den Temperaturanstieg am Ende des 20. Jahrhunderts nicht mit! Die Rekonstruktionen verharren gegen Ende des 20. Jahrhunderts bei der Nulllinie!, während die instrumentellen Messungen wie eine Rakete nach oben gehen. Das ist auch im darüberstehenden Spaghettidiagramm deutlich zu sehen. Die instrumentellen Messungen laufen den Rekonstruktionen steil davon! Und zwar um 0,35 Grd in wenigen Jahren.
Siehe:
www.KlimaNotizen.de/diverseDateien/2011.12.26_Temperaturverlauf_IPCC_2007_10b_divergence_1.jpg

Desweiteren hatten wir eine solche Ausprägung schon einmal um das Jahr 1000 herum mit stärkerem Temperaturanstieg bei ähnlicher Wahrscheinlichkeit. Und da passt sogar ein mehr als doppelt so schneller Anstieg wie der heutige hinein (siehe vorstehenden Grafik-Link).

Wenn man die instrumentellen Messungen weglässt, dann ist alles normal und schon einmal dagewesen bis Anfang der 90er. Für danach fehlen die Daten in den Rekonstruktionen.
Siehe:
www.KlimaNotizen.de/diverseDateien/2011.12.26_Temperaturverlauf_IPCC_2007_10c_2.jpg

Es bleiben also einzig und allein die 10 Jahre zwischen Anfang der 90er und Anfang diesen Jahrhunderts (Stagnation seit 2001) als Beleg für eine gefährliche Klimaerwärmung. Das ist ein Witz.

Willst Du damit ernsthaft werben, Volker?

Fazit: Wenn der Temperaturverlauf der letzten 1000 Jahre etwas ausdrückt, dann, dass es heute genauso normal ist wie früher auch. Es ist völlig ungeeignet um einen gefährlichen Klimawandel zu zeigen. Im Gegenteil. Es beruhigt.

 
Wenn Du damit zu einem Investor gehen würdest, um für den Klimaschutz zu werben, würde er Dir unter Gelächter zeigen, wo es wieder raus geht.

 
Außerdem mal wieder:
Warum hast Du es nötig Klimaskeptiker als „Klimawandelleugner“ zu beleidigen?
Klimaspetiker halten einen ständigen Klimawandel für völlig normal und negieren ihn natürlich nicht.
„Leugner“ soll eine Gleichsetzung mit Holokaustleugnern bewirken. Willst Du das, Volker?

 
Wer gute Fakten hat, hat das nicht nötig.

Kai


 

Am 27.12.2011 23:00, schrieb Dr. Volker Jaenisch:
Ahoi!

On 27/12/11 19:17, Kai Orak wrote:
Am 22.12.2011 22:41, schrieb Dr. Volker Jaenisch:
Ich sage es nun erneut: Es geht nicht um das überschreiten von Temperaturwerten, es geht um die Geschwindigkeit von Temperaturveränderungen also
damit es auch ein Ingenieur versteht dT/dt. Diese Größe verhält sich global in den letzten 150 Jahren anders als vorher und das macht uns sorgen.
Einen Ansteigen (oder ein Abfallen) in dieser Größenordnung gibt es auf der gesamten Skala von 600 bis heute nicht.
Es gibt um 1000, 1450, 1560, 1800 ähnlich schnelle Veränderungen, welche aber nur rund 0.3 Grad Veränderung bewirken.
Diese sind gut erklärt über große Vulkanausbrüche (siehe Seite 477)

Die richtige Antwort ist:

1. Die Aussage, dass es nicht um die Höhe der Temperatur geht ist falsch. Seit einigen Jahren spielt das Argument, das wir die x-wärmsten Jahre in dem letzten Jahrzehnt hätten eine Schlüsselrolle in der Öffentlichkeit und auch im Summary for Policymakers, S. 5.
Mir persönlich ist die heißeste Temperatur egal. Und mir ist auch egal was Du denkst was eine Schlüsselrolle in der Öffentlichkeit spielt.
Ich bin Wissenschaftler, mich interessieren Fakten. Und es ist ein Fakt, dass wir in den letzten 15 Jahren die 10 heißesten Jahre seit der Temperaturaufzeichnung hatten. Was man nun aus diesem Fakt ableiten will ist etwas anderes. Auf der paläoklimatologischen Zeitskala spielen einzelne Jahre definitiv keine Rolle:
"""
Considering the recent instrumental and longer proxy evidence
together, it is very likely that average NH temperatures during
the second half of the 20th century were higher than for any
other 50-year period in the last 500 years. Greater uncertainty
associated with proxy-based temperature estimates for
individual years means that it is more difficult to gauge the
significance, or precedence, of the extreme warm years observed
in the recent instrumental record, such as 1998 and 2005, in the
context of the last millennium.
"""
IPCC 2007. Seite 474
http://www.ipcc.ch/pdf/assessment-report/ar4/wg1/ar4-wg1-chapter6.pdf

Seit dem die globale Temperatur seit ca. 10 Jahren stagniert ist in der Öffentlichkeit das Argument des schnellen Temperaturanstieges so ziemlich verschwunden.
Wie ich ebenfalls in der von Dir zitierten Email schrieb ist die aktuelle Stagnation der Temperatur nichts neues. Es ist ein Zyklus, der noch dazu vom schwachen Sonnenzyklus negativ verstärkt wird. Das war absehbar und wurde in Gesprächen von Klima-Wissenschaftlern schon seit Jahren vorhergesehen. Vorhergesehen wurde auch, dass die Klimawandelleugner sich wie die Fliegen darauf stürzen würden um die von Dir so viel beschworene Öffentlichkeit dahingehend zu manipulieren, zu glauben der IPCC hätte unrecht.
Wie ich in meiner letzten Email aufzeigte, ist aber die temporäre Stagnation der Temperaturentwicklung völlig konsistent mit den Vorhersagen des IPCC 2007.

2. Die Aussage, dass die Geschwindigkeiten von Temperaturveränderungen heute größer ist als zuvor (seit 600 oder so) findet sich bspw. nicht im Summary for Policymakers. Du kannst uns bestimmt entsprechende Fundstellen zeigen. Da bin ich sicher.
Wie Du mich oben zitierst verweise ich nicht auf die Summary for Poplicymakers, sondern auf den IPCC-Bericht und zwar verweise ich auf Seite 467 und 477. Diesen Verweis hast Du soeben selbst oben in dieser EMail gepostet. Von daher würde ich an genau dieser Stelle mal nachschauen.

3. Die Aussage, dass wir bisher den schnellsten Temperaturanstieg hatten ist aufgrund der Datenlage überhaupt nicht zu treffen. Das ist pure Fantasie. Das von Dir genannte Spaghetti-Diagram zeigt die Unmöglichkeit eines solchen Vorhabens dabei ganz anschaulich und ist hier zu sehen: http://www.klimanotizen.de/diverseDateien/2011.12.26_Temperaturanstieg_IPCC_ Mittelalter.jpg aus: http://www.ipcc.ch/pdf/assessment-report/ar4/wg1/ar4-wg1-chapter6.pdf  Seite 467
Ich habe in meiner oben zitierten Email genau dargestellt, was ich diesem Diagramm sehe. Daher frage ich mich, warum Du nicht einfach meine EMail liest anstelle hier
erneut eine Diskussion ohne ein einziges Argument zu beginnen. Wenn Du dort Spaghetti siehst, dann nimm Dir ne ordentliche Portion Pesto dazu vielleicht kommst Du dann darüber hinweg.
Ich sehe dort Kurven und ich habe einen detaillierten Text dazu, welcher beschreibt wie jede dieser Kurven zustande kommt, was deren Stärken und Schwächen sind.


Da möchte man doch fragen: welches Spaghetterl hättest du gerne? Volker?
Hier offenbarst Du mal wieder dieses so typische Schwarz-Weiß-Denken, für welches sogenannte Skeptiker, berühmt sind. Es gibt nicht die richtige Rekonstruktion,
es gibt nicht das richtige Modell. Ließ bitte mal meine EMail zu göttlicher Unfehlbarkeit und fehlbarer menschlicher Wissenschaft. Wir Wissenschaftler habe in den letzten Jahrhunderten Methoden erfunden um mit solchen Spaghetti-Kurven tatsächlich etwas anzufangen. Gerade die Meteorologen haben gar keine andere Wahl, da durch die natürliche Variabilität des Wetter *immer* alles wie Spaghetti aussieht. Der Punkt ist, dass in allen Spaghettis gemeinsam die Information enthalten ist und nicht in dem einen individuellen Spaghetti.
Daher kann nur die Überlagerung aller bekannter Rekonstruktionen Aufschluss über den wahrscheinlichen Temperaturverlauf liefern. Und ich argumentiere genau mit dieser Überlagerung.
Da sind dermaßen viele unterschiedliche Rekonstruktionen des Temperaturlaufes der letzten 1200 Jahre aufgezeigt, dass nahezu alles möglich erscheint. Beispielweise, dass die Temperaturen mindestens schon einmal schneller angestiegen sein können als heute.
Exakt diese Aussage habe ich in der von Dir zitierten EMail und sogar in Deinem oben angeführten Zitat getroffen:
"Es gibt um 1000, 1450, 1560, 1800 ähnlich schnelle Veränderungen, welche aber nur rund 0.3 Grad Veränderung bewirken.
Diese sind gut erklärt über große Vulkanausbrüche (siehe Seite 477)"
Siehe hier:
http://www.klimanotizen.de/diverseDateien/2011.12.26_Temperaturanstieg_IPCC_Mittelalter_1.jpg
Diese ins Diagramm eingezeichnete Kurve ist völliger Quatsch. Die Farbskala dieses Diagramms gibt an, wie wahrscheinlich der jeweilige Datenpunkt ist.
Je dunkler, desto wahrscheinlicher. Die rote Linie läuft wie mal leicht sehen kann am Rand des 10% Wahrscheinlichkeitsbereiches.
Um also zum Zeitpunkt 900-1000 eine Kurve mit einer zumindest 50%-tigen Wahrscheinlichkeit zu zeichnen müsste es etwa so:

http://inqbus-hosting.de/volker/2011.12.26_Temperaturanstieg_IPCC_Mittelalter_1.jpg/image_view_fullscreen

aussehen (die dicke schwarze Linie). Wie ich aber ausdrücklich sagte (und auch von Dir so verstanden wurde) gibt es in den letzten 600 Jahren (1000 ist schon etwas länger her) keinen vergleichbaren Anstieg. Der Anstieg 900-1000 ist da, aber er ist nicht sehr wahrscheinlich, also die Datenlage schlecht. Daher kann man jetzt nicht klar (maximal zu 50%) sagen ob damals ein Anstieg geherrscht hat, welcher genauso steil war, wie in den letzten 150 Jahren. Aber selbst wenn der Anstieg so steil war, so beträgt er in der Summe damals nur maximal 0.5 Grad. Der Anstieg der letzten 150 Jahre beträgt gut gesichert 1 Grad.

Nach Ende der aktuellen Stagnation wird die Temperatur weiter steil ansteigen. Die Sonne ist im 24. Sonnenzyklus spät dran Gas zu geben nimmt aber jetzt doch noch Fahrt auf.
http://www.solen.info/solar/solcycle.html . Die Lücke zwischen Zyklus 23 und 24 daurte 5 Jahre mit unter 30 Sonneflecken. Im Vergleich dazu war die Lücke zwischen 22 und 23 mit nur 3 Jahren unter 30 Sonneflecken deutlich kürzer. Zeitweilig gab es zwischen 23 und 24 überhaupt keine Sonnenflecken. Trotzdem stehen uns nun einige Jahre mit vielen Sonnenflecken ins Haus, wenn auch nicht so viele wie im Zyklus 21 und 22. Die Verzögerung mit der das Klima auf die erhöhte Solare Aktivität reagiert ist 2,2 +-2 Jahre http://en.wikipedia.org/wiki/Solar_variation#Solar_cycles, also sollte es spätestens 2014 wieder stark nach oben gehen mit der Globaltemperatur. Ich werde dann auf diesen Punkt zurückkommen. :-)

Wahrscheinlich wird aber der 25-zigste Sonnenzyklus wohl auch nicht der Brüller werden, Sonnenforscher gehen davon aus, dass sogar eine Stagnation des solaren Zyklus in den nächsten Jahrzehnten eintreten könnte. http://www.astronomynow.com/news/n1106/15solar/ . Es könnte sein, dass erneut ein Maunder-Minimum, wie zur Zeit der kleinen-Eiszeit auftreten wird.
Es ist nicht ganz klar, was die kleine Eiszeit ausgelöst hat. Nach der aktuellen Theorie, werden die Sonne, abkühlender antropogener Einfluss (Ausrotten der Indianer und Wiederbewaldung Amerikas, dadurch Binden von 5 Gigatonnen CO2) und Vulkanausbrüche in gemeinsamer  Wirkung angenommen. Selbst wenn jetzt ein Maunder-Minimum auftreten würde, so würde doch zumindest die aktuell aufheizende antropogene Komponente dazu führen, dass der Temperaturanstieg, wenn auch gebremst weitergehen würde.

Beste Grüße

Volker

-- 
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