Re: [Ag-umwelt] Klima / OpenParteiprogramm

[René Heinig <hren AT hrz.tu-chemnitz.de>]

Am 30.01.2011 00:02, schrieb Guido Körber:
> was denn schon wieder aufgrund einiger dicker Delegationen schwrierig wird.
>
> Ich habe gerade die Initiative eingestellt Delegation ersatzlos zu streichen:
> lqfb.piratenpartei.de/pp/issue/show/678.html


Ich bin da zwar vollkommen bei dir, aber das Problem liegt etwas tiefer.

Liquid Feedback soll ja eigtl. nicht nur für Meinungsbilder sein, auch 
wenn es dafür genutzt wird, sondern LQFB soll Liquid Democracy (LD) 
implementieren, also eine Mischform aus direkter und indirekter 
Demokratie, was ja erstmal auf den ersten Blick nicht schlecht klingt, 
denn man kann ja frei entscheiden, ob man delegiert oder selber abstimmt 
und sogar themenbereichsweise delegieren und die Delegation jederzeit 
ändern. Delegationen allerdings bei Meinungsbildern einzusetzen ist 
denke ich nicht mal mit viel Phantasie wirklich nachvollziehbar, da sie 
das was ich wissen will doch weitestgehend verfälschen.

Was man jetzt nach einem halben Jahr bereits sieht, ist dass LD 
letztendlich gegen eine rein repräsentative Demokratie konvergiert, mit 
den üblichen Problemen. Es gibt Leute die nach dem fire and forget 
Prinzip Leute wählen, die sie gut kennen und die genug Zeit haben sich 
in Parteimedien bekannt und beliebt zu machen. Also wie z.B. Martin Hase 
(maha) und die Leute an die er weiterdelegiert.

Letztendlich bekommen also beliebte Leute wieder viele Stimmen 
übertragen von Leuten, die sich normaler Weise enthalten würden, wenn es 
keine Delegationsmöglichkeit gäbe.

Also statt wie bei einer reinen Basisdemokratie, wo man am Ende ein 
Expertenvotum erhält, weil der Rest sich wahrscheinlich bei spezifischen 
Fragen enthält, bekommt man dann eine Entscheidung von 
"Delegationskönigen", mit den entsprechenden Nachteilen. Sprich niemand 
weiß alles, also auch nicht in einem Themengebiet alles; die Leute 
prüfen nicht nach, wie der Delegationsempfänger bei spezifischen Fragen 
abgestimmt hat, ob es überhaupt in ihrem Sinne war; Machtakkumulation 
mit entsprechendem Korruptionspotenzial, falls wir irgendwann 
tatsächlich mal was zu melden haben; Inaktivität, weil delegieren 
einfacher ist, als sich selbst über Dinge, wo man mitentscheiden will ne 
Platte zu machen und sich zu informieren.

Wenn danebod jetzt auch zum Delegationskönig aufsteigt, dann kann er ja 
quasi allein die Umweltfragen entscheiden, dann hat er schnell mal mehr 
Stimmen als alle Mitglieder der AG Umwelt zusammen. So nah sich unsere 
Ansichten in vielen Dingen auch sein mögen, aber so einer 
Machtakkumulation kann ich schwerlich etwas Positives abgewinnen, auch 
wenn ein Gegenpol zu Eberhards Blankoscheck in der derzeitigen Situation 
erstmal nach einer leichten Verbesserung aussieht.

Viele Grüße
LordSnow