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Re: [Ag Meinungsfindungstool] Warum der q-Konsens kein qualifizierter Konsens ist!
Chronologisch Thread
- From: "Schallehn AT t-online.de" <Schallehn AT t-online.de>
- To: "ag-meinungsfindungstool AT lists.piratenpartei.de" <ag-meinungsfindungstool AT lists.piratenpartei.de>
- Subject: Re: [Ag Meinungsfindungstool] Warum der q-Konsens kein qualifizierter Konsens ist!
- Date: Thu, 12 Nov 2015 22:26:51 +0100 (MET)
- Importance: normal
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-meinungsfindungstool>
- List-id: <ag-meinungsfindungstool.lists.piratenpartei.de>
Hallo AG MFT,
es ist schon toll, was da so kommt, wenn mal bei einer Mumble-Sitzung fehlt.
Da Jana und Dinu jegliche Selbstreflexion für sich selbst kategorisch ablehnen, hat eine Antwort per se momentan überhaupt keinen Sinn.
Aber ein paar Klarstellungen müssen wohl sein:
- Jano und Dinu schmähen den qKonsens, ohne seine Strukturen und Prozesse überhaupt zu kennen.
Nur zwei krasse Beispiele von mehreren:
Jano:"Es wird in W.Schallehns Verfahren implizit behauptet, dass Kernaussagen
aus einem Text objektiv extrahiert werden könnten..." Das steht in krassem Widerspruch zur Intention des qKonsens - und steht natürlich auch nirgends geschrieben.
Dinu: "Interessanterweise will ja selbst FaceBook angeblich "Dislike"-Buttons einführen..."
Ein Blick in den qKonsens hätte genügt, um dort bei jeder Kernaussage zwei Dislike-Buttons anzutreffen, nämlich graduiert ' - ' und ' - - ' ! - Vor Jahren schon habe ich Jana und Dinu geschrieben, dass ihre schönen ablehnungsbasierten Systeme nur im lokalen Maßstab unbedenklich funktionieren. Sowie dieser Rahmen überschritten wird, tendieren ablehnungsbasierte Systeme zur Minimierung der Ablehner bis hin zu deren physischen Liquidierung - realisiert von Hitler bis Pol Pot und Assad. Von positiven Beispielen hörte ich noch nichts.
Den qKonsens angesichts der Likert5_Skala von '++' bis '- -' als rein zustimmungsbasiert zu diskriminieren finde ich einfach bescheuert - sorry, dafür habe ich kein salonfähiges Wort. - Die Probleme des qKonsens mit den Problemen der AG MFT zu identifizieren tut beiden sehr unrecht.
Der qKonsens war für die AG MFT immer "ein Tool unter vielen". Tatsächlich bin ich der d!sco- Grundidee nur deshalb mit gefolgt, weil am Ende des Weges der qKonsens als bisher einziges Tool die Ausformung von Ergebnissen vorsieht.
Dass die AG MFT bisher in vier Jahren keinen einzigen Beitrag für die politische Wirkung der Piratenpartei geliefert hat, finde ich enttäuschend. Dafür dem qKonsens die Schuld zu geben ist absurd. Er wurde anfangs weit zurückgestellt, und erst in letzter Zeit überhaupt in Angriff genommen. - Jana hat vieles aufgezählt, was der qKonsens nicht kann.
Ich habe mehrfach geschrieben, dass der qKonsens als Werkzeug zu verstehen ist, das erst in einem complianten sozialen Umfeld richtig funktionieren kann - freilich auch schon zum Aufbau dieses Umfeldes sehr hilfreich sein soll.
Für den Weg zu einem gemeinwohldominierten Umfeld ist u.a. auch viel Entwicklungs- und Massenpsychologie nötig. Wenn nun eine Psychologin seitenlang aufzählt, was ein IT-Werkzeug alles nicht kann - dann kommt mir das vor, als ob jemand in der Betriebsanleitung einer Kettensäge das Fehlen eines kompletten Bauprojektes moniert - sorry! Die psychologische Seite bräuchte wohl etwas anderes....
Um das nochmals ganz klar zu sagen: Wenn Leute die Schwächen rein zustimmungsbasierter Systeme kritisieren, finde ich das in Ordnung. Wenn diese Leute daraufhin rein ablehnungsbasierte Systeme als non plus ultra propagieren, dann finde ich das ziemlich bedenklich und erlaube mir den Hinweis: das Gegenteil von "falsch" kann auch "noch falscher" sein, oder "Den Teufel mit dem Belzebub austreiben." - siehe oben!! Aber nach wie vor ignorieren diese Leute, dass im qKonsens Zustimmung und Ablehnung so real wie nur irgend möglich erfasst und dann verarbeitet werden sollen - also eigentlich die logische Konsequenz aus den Schwächen der "reinen" Systeme gezogen wird. ... Dissens unauflösbar !?!
Wenn freilich Dinu im nächsten Jahr aus reinventingorganizations.com etwas Konkretes gewonnen haben sollte - es würde mich durchaus interessieren. Schon weil vieles, was ich da gelesen habe, bei konsequenter Weiterführungvermutlich beim qKonsens landen könnte oder sogar müsste ...
Und damit tschüss bis zum nächsten Jahr! (kopiert von Dinu)
Wolfgang
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-----Original-Nachricht-----
Betreff: Re: [Ag Meinungsfindungstool] Warum der q-Konsens kein qualifizierter Konsens ist!
Datum: 2015-11-12T10:02:33+0100
Von: "Dinu Gherman" <gherman AT darwin.in-berlin.de>
An: "ag-meinungsfindungstool AT lists.piratenpartei.de" <ag-meinungsfindungstool AT lists.piratenpartei.de>
Hallo Jano,
danke für Deine erfrischenden Beiträge wie diesen in dieser sonst so sinnfreien Gruppe! Aber man ist halt zu faul zum Abmelden...
Ich habe Wolfgang vor Jahren schon gesagt, was ich von seinem unbewiesenen qKonstrukt halte. Aber in einer Organisation, die keine ist, mit Mitgliedern, die keine sind, kann man auch leicht Theorien verkaufen, die keine sind... Das q steht also wohl vor allem für Quacksalberei, oder freundlicher gesagt für Quatsch, das wäre dann wenigstens konsistent.
Ansonsten teile ich Deine Gedanken zu zustimmungsbasierten Entscheidungssystemen. Hochanfällig für Manipulation, Frust und Verdrossenheit, von faschistoiden Extremen gar nicht zu sprechen. Man sehe sich nur täglich die sogenannten Nachrichten an.
Ich halte ablehnungsbasierte Systeme für die bei weitem zukunftsfähigere Schule. Einfache Vertreter hiervon sind z.B. Sytemischen Konsensieren, komplexere alles, was auf Soziokratie und Holakratie beruht. Interessanterweise will ja selbst FaceBook angeblich "Dislike"-Buttons einführen...
Im Übrigen sei hier allen Frederic Laloux' Buch "Reinventing Organizations" über selbstorganisierende Firmen und alle möglichen Gruppen empfohlen (mit vielen Beispielen, auch deutsche), das die Szene gerade so ziemlich überrollt: reinventingorganizations.com
Und damit tschüss bis zum nächsten Jahr!
Dinu
Am 12.11.2015 um 06:42 schrieb Juice <juice AT news.piratenpartei.de>:> Hallo,>> damit diese, von Demenz bedrohte Gruppe sich erinnert, eine kurze Zusammenfassung, warum der q-Konsens kein qualifizierter Konsens ist (und es auch nicht wird, wenn man eine Lüge immer wieder wiederholt).>> Das Verfahren von W.Schallehn ist kein qualifiziertes Konsensverfahren, weil:>> 1. Die Abfrage von Zustimmung ist wie bei Mehrheitsentscheiden prozessunspezifisch. Die dabei ggf. vorhandene Korruption der Meinungs- und Entscheidungsbildung wird nicht systematisch reflektiert. Es wird bei der Abfrage nicht unterschieden zwischen Prozessen flacher, vorurteilsbehafteter Informationsverarbeitung oder sogar Manipulation - und Prozessen tiefgreifender vernuftsbasierter oder ganzheitlicher bis empathischer Informationsverarbeitung, in denen ein systematischer Abgleich von Vorschlägen mit dem vorhanden Erfahrungswissen, dem Status Quo oder gemeinsamen Wert- und Zielvorstellungen erfolgt. Das heißt, eine Meinungsbildung und Entscheidung kann daher bei bloßén Zustimmungsabfragen genauso gut aufgrund von Manipulation oder Gehirnwäsche zustandekommen. Es wird nicht vorgegeben, welche konkreten Qualitätskriterien und kognitiven Prozesse einer qualifizierten Konsensbildung zugrunde liegen sollen.>> 2. Zudem sind bloße Zustimmungsaussagen qualitätsunspezifisch, d.h. der q-Konsens basiert nicht auf einer systematischen Evaluation und Optimierung von Vorschlägen nach Priorität, Prägnanz/Präzision, Passung oder Perversion (um z.B. Falschaussagen, Propaganda oder Projektionen zu erkennen). Gleichfalls werden auch Pro- und Contrasammlungen zu einzelnen Vorschlägen nicht qualitätsgesichert, sodass auch hier systematische Manipulation, Korruption und Falschaussagen nicht erkannt werden. Dadurch ist die Meinungsbildung höchst korrumpierbar und manipulierbar, kurz nix qualifiziert!>> 3. Der q-Konsens sieht keine neutrale bottom-up Sammlung von Vorschlägen anhand offener Fragen, geschweige denn eine Themenprioretisierung im Vorfeld einer Diskussion vor und gibt zudem keine Antwort auf das Problem der manipulativen Beeinflussung von Teilnehmern vor der Abstimmung (z.B. durch grob verzerrende oder falsche Totschlagargumente) oder auf das Problem, dass es Teilnehmern für eine vernunftsorientierte Meinungsbildung an Vorinformationen mangelt oder sogar Desinformation bis Propaganda vorliegt (wie das in dieser AG MFT in der Benennung und Zeitverschwendung zum qKonsens der Fall ist). So etwas kann man z.B. mit einer Abfrage zum Informationsstand, mit qualitätsspezifischen Personenwahlen oder anderen Dingen lösen, die euch ja eh nicht interessieren.>> 4. Es wird in W.Schallehns Verfahren implizit behauptet, dass Kernaussagen aus einem Text objektiv extrahiert werden könnten, d.h. ohne Beeinflussung desjenigen, der die Aussagen nach gustus wiederum ohne Qualitätssicherung top-down zur Bewertung gliedert und auswählt. Es ist schlicht eine Unmöglichkeit, hier durch eine Person eine unabhängige neutrale Auswahl und Vorsortierung von Kernaussagen vorzunehmen, ohne das Ergebnis zu verfälschen oder zu manipulieren im Sinne von Versuchsleiter-Erwartungseffekten. Das trifft auch auf die Art und Weise der letzten Mitgliederbefragung zu Kernthemen der Piratenpartei zu, die aufgrund von Manipulativität und Fehldesign als wissenschaftlich invalide (ungültig) zu bewerten ist und einer ganzheitlichen Evaluation von Kernthemen zu widerläuft. Es ist also nichtmal gesichert, dass es sich um Kernthemen handelt (Gefahr des Kategorienfehlers). Es können genauso gut einzelne Kernforderungen sein, sodass die Piratenpartei deswegen jetzt an einer reduktionistischen Monothemen-Prioretisierung krankt.>> 5. Es wird bei W.Schallehns Verfahren nicht abgesichert im Rahmen eines systematischen mehrstufigen bottom-up Konsensprozesses, dass die Optionen vergleichbar sind, sodass man am Ende Äpfel mit Birnen vergleicht, was die Aussagekraft der Ergebnisse ebenso annuliert.>> 6. Der qKonsens beruht entgegen der Behauptungen von W.Schallehn weder auf einer empirisch abgesicherten Theorie zur psychologischen Willensbildung, oder zum komplexen Problemlösen, noch auf einer fundierten Konsensdefinition. An diesem Punkt war damals auch die Gruppenarbeit eskaliert, als W.Schallehn auf Teufel komm raus verhindern wollte, dass ich diese Grundlagen ausbreite und darauf aufbauende Verfahren vorstelle. Der Großteil der angeblichen theoretischen Grundlagen des qKonsens, basiert auf ideosynkratischen, subjektiven Theorien und Narrativen von W.Schallehn, ohne dass eine fundierte Recherche zu vorhanden theoretischen Ansätzen erkennbar ist. Ich konnte in keiner seiner Abhandlungen irgendeinen wahrnehmungspsychologischen, kognitiven, willenspsychologischen oder rational-choice-Ansatz identifizieren, der die Grundlage einer qualifizierten Meinungsbildung und Konsensfindung sein könnte.>> Daher kann der qKonsens weder eine qualifizierte Konsensbildung gewährleisten, noch Qualitätsorientierung in der Meinungs- und Entscheidungsfindung. Es ist NICHT das drin, was es verspricht. Gleichfalls besetzt der Autor mit einem m.E. sinnfreien Verfahren den Begriff des qualifizierten Konsens, sodass es im Falle eines echten qualifizierten Konsensverfahrens missverständlich ist bzw. der Begriff ist dann bereits counterintuitiv fehlbesetzt.>> Voreilig projektiv kam W.Schallehn (wahrscheinlich weil er es selber weiß) daher anfangs sofort mit der Anmaßung7Projektion auf mich zu, ich würde Scharlatanerie betreiben. Dies ist jedoch zusammen mit seinem unprägnanten und andauernd fachignoranten, verdrehtem Gesülze von gewissenschafter und vernuftsorientierter Meinungsbildung (und darin kann ich mich im Sinne der Zeitverschwendung am qKonsens nur wiederholen) eine pervertierte Projektion, kurz eine Lüge zur Vertuschung seiner eigenen Inkompetenz in Sachen kollektiver Willensbildung und empirischer Qualitätssicherung.>> Diese hat sich nun mittlerweile auch hinsichtlich der Produktivität auf die gesamte Gruppe übertragen. Man zieht es vor, sich 1 Jahr selbst zu belügen, Leute raus zu mobben und nicht voran zukommen, statt prägnante und passende, vorliegende Ansätze zu nutzen, die eine echte Demokratisierung und qualifizierten Fortschritt im Diskutieren und der Meinungsfindung zulassen.>> Daher ist diese AG auch nur noch ein trauriger Haufen von ehemaligem Bundesliga-Niveau, der es vorzieht, einem alten Hund zu dienen statt der Menschheit, der Piratenpartei und der Allmende mit Ansätzen zu progressiver Diskussionskultur, Information & Aufklärung sowie mit qualifizierten Ansätzen zu unmanipulierten Umfragen zu dienen.>> Die Entwicklung dieser Gruppe inklusive der wissentlichen Falschberatung der Vorstände der Piratenpartei in Sachen Mitgliederbefragung zu Kernthemen ist ein einziges Trauerspiel und kann einen m.E. zu recht wütend machen. Ihr könnt euch das zwar via kognitiver Dissonanzreduktion in euren Köpfen rückwirkend zurechtbiegen. Ich halte dies jedoch angesichts der damit verbunden Entdemokratisierung der Partei, angesichts der Lügen und der verlorenen Potentiale für ein Verbrechen an der Allmende.>> MFG,> Jano
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- [Ag Meinungsfindungstool] Warum der q-Konsens kein qualifizierter Konsens ist!, Juice, 12.11.2015
- Re: [Ag Meinungsfindungstool] Warum der q-Konsens kein qualifizierter Konsens ist!, Dinu Gherman, 12.11.2015
- Re: [Ag Meinungsfindungstool] Warum der q-Konsens kein qualifizierter Konsens ist!, Jacob Kanev, 12.11.2015
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- Re: [Ag Meinungsfindungstool] Warum der q-Konsens kein qualifizierter Konsens ist!, Dinu Gherman, 12.11.2015
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