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Re: [Ag Meinungsfindungstool] Warum der q-Konsens kein qualifizierter Konsens ist!
Chronologisch Thread
- From: Jacob Kanev <jkanev AT zoho.com>
- To: ag-meinungsfindungstool AT lists.piratenpartei.de
- Subject: Re: [Ag Meinungsfindungstool] Warum der q-Konsens kein qualifizierter Konsens ist!
- Date: Thu, 12 Nov 2015 13:22:19 +0100
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-meinungsfindungstool>
- List-id: <ag-meinungsfindungstool.lists.piratenpartei.de>
Kurze Frage: Ich habe glaube ich den grundsätzlichen Unterschied zwischen
Zustimmungs- und Ablehnungsbasiertheit nicht richtig verstanden.
Wenn eine Gruppe von Leuten gemeinsam eine aus n Alternativen auswählen soll,
jede Person einer Alternative zustimmen kann, und dann die mit den meisten
Zustimmungen ausgewählt wird, habe ich ein zustimmungsbasiertes System,
richtig?
Und wenn eine Gruppe von Leuten gemeinsam eine aus n Alternativen auswählen
soll, jede Person eine Alternative ablehnen kann, und dann die mit den
wenigsten Ablehnungen ausgewählt wird, habe ich ein ablehnungsbasiertes
System, richtig?
Und das Ergebnis ist dasselbe wie wenn jede Person n-1 Alternativen zustimmen
muß (also genau eine auslassen soll), und die mit den meisten Zustimmungen
ausgewählt wird, auch richtig? Dann habe ich doch das identische
ablehnungsbasierte System wie oben?
Und bei n-1 erlaubten Ablehnungen, und Wahl der Alternative mit den wenigsten
Ablehnungen, kommt ein zustimmungsbasiertes System heraus, oder?
Und wenn jede Person m Alternativen zustimmen darf, wobei 0 <= m <= n, haben
wir irgendwas dazwischen, auch richtig?
Dann scheinen mir doch beide Prinzipien nicht so unvereinbar zu sein, sondern
jedes System befindet sich irgendwo in dem Kontinuum zwischen gänzlich
zustimmungs- und gänzlich ablehnungsbasiert.
Ist das so richtig?
Viele Grüße, Jacob.
On Thursday 12 November 2015 10:02:33 Dinu Gherman wrote:
> Hallo Jano,
>
> danke für Deine erfrischenden Beiträge wie diesen in dieser sonst so
> sinnfreien Gruppe! Aber man ist halt zu faul zum Abmelden...
>
> Ich habe Wolfgang vor Jahren schon gesagt, was ich von seinem unbewiesenen
> qKonstrukt halte. Aber in einer Organisation, die keine ist, mit
> Mitgliedern, die keine sind, kann man auch leicht Theorien verkaufen, die
> keine sind... Das q steht also wohl vor allem für Quacksalberei, oder
> freundlicher gesagt für Quatsch, das wäre dann wenigstens konsistent.
>
> Ansonsten teile ich Deine Gedanken zu zustimmungsbasierten
> Entscheidungssystemen. Hochanfällig für Manipulation, Frust und
> Verdrossenheit, von faschistoiden Extremen gar nicht zu sprechen. Man sehe
> sich nur täglich die sogenannten Nachrichten an.
>
> Ich halte ablehnungsbasierte Systeme für die bei weitem zukunftsfähigere
> Schule. Einfache Vertreter hiervon sind z.B. Sytemischen Konsensieren,
> komplexere alles, was auf Soziokratie und Holakratie beruht.
> Interessanterweise will ja selbst FaceBook angeblich "Dislike"-Buttons
> einführen...
>
> Im Übrigen sei hier allen Frederic Laloux' Buch "Reinventing Organizations"
> über selbstorganisierende Firmen und alle möglichen Gruppen empfohlen (mit
> vielen Beispielen, auch deutsche), das die Szene gerade so ziemlich
> überrollt: reinventingorganizations.com
>
> Und damit tschüss bis zum nächsten Jahr!
>
> Dinu
>
> Am 12.11.2015 um 06:42 schrieb Juice <Juice AT news.piratenpartei.de>:
>
> > Hallo,
> >
> > damit diese, von Demenz bedrohte Gruppe sich erinnert, eine kurze
> > Zusammenfassung, warum der q-Konsens kein qualifizierter Konsens ist (und
> > es auch nicht wird, wenn man eine Lüge immer wieder wiederholt).
> >
> > Das Verfahren von W.Schallehn ist kein qualifiziertes Konsensverfahren,
> > weil:
> >
> > 1. Die Abfrage von Zustimmung ist wie bei Mehrheitsentscheiden
> > prozessunspezifisch. Die dabei ggf. vorhandene Korruption der Meinungs-
> > und Entscheidungsbildung wird nicht systematisch reflektiert. Es wird bei
> > der Abfrage nicht unterschieden zwischen Prozessen flacher,
> > vorurteilsbehafteter Informationsverarbeitung oder sogar Manipulation -
> > und Prozessen tiefgreifender vernuftsbasierter oder ganzheitlicher bis
> > empathischer Informationsverarbeitung, in denen ein systematischer
> > Abgleich von Vorschlägen mit dem vorhanden Erfahrungswissen, dem Status
> > Quo oder gemeinsamen Wert- und Zielvorstellungen erfolgt. Das heißt, eine
> > Meinungsbildung und Entscheidung kann daher bei bloßén
> > Zustimmungsabfragen genauso gut aufgrund von Manipulation oder
> > Gehirnwäsche zustandekommen. Es wird nicht vorgegeben, welche konkreten
> > Qualitätskriterien und kognitiven Prozesse einer qualifizierten
> > Konsensbildung zugrunde liegen sollen.
> >
> > 2. Zudem sind bloße Zustimmungsaussagen qualitätsunspezifisch, d.h. der
> > q-Konsens basiert nicht auf einer systematischen Evaluation und
> > Optimierung von Vorschlägen nach Priorität, Prägnanz/Präzision, Passung
> > oder Perversion (um z.B. Falschaussagen, Propaganda oder Projektionen zu
> > erkennen). Gleichfalls werden auch Pro- und Contrasammlungen zu einzelnen
> > Vorschlägen nicht qualitätsgesichert, sodass auch hier systematische
> > Manipulation, Korruption und Falschaussagen nicht erkannt werden. Dadurch
> > ist die Meinungsbildung höchst korrumpierbar und manipulierbar, kurz nix
> > qualifiziert!
> >
> > 3. Der q-Konsens sieht keine neutrale bottom-up Sammlung von Vorschlägen
> > anhand offener Fragen, geschweige denn eine Themenprioretisierung im
> > Vorfeld einer Diskussion vor und gibt zudem keine Antwort auf das Problem
> > der manipulativen Beeinflussung von Teilnehmern vor der Abstimmung (z.B.
> > durch grob verzerrende oder falsche Totschlagargumente) oder auf das
> > Problem, dass es Teilnehmern für eine vernunftsorientierte
> > Meinungsbildung an Vorinformationen mangelt oder sogar Desinformation bis
> > Propaganda vorliegt (wie das in dieser AG MFT in der Benennung und
> > Zeitverschwendung zum qKonsens der Fall ist). So etwas kann man z.B. mit
> > einer Abfrage zum Informationsstand, mit qualitätsspezifischen
> > Personenwahlen oder anderen Dingen lösen, die euch ja eh nicht
> > interessieren.
> >
> > 4. Es wird in W.Schallehns Verfahren implizit behauptet, dass
> > Kernaussagen aus einem Text objektiv extrahiert werden könnten, d.h. ohne
> > Beeinflussung desjenigen, der die Aussagen nach gustus wiederum ohne
> > Qualitätssicherung top-down zur Bewertung gliedert und auswählt. Es ist
> > schlicht eine Unmöglichkeit, hier durch eine Person eine unabhängige
> > neutrale Auswahl und Vorsortierung von Kernaussagen vorzunehmen, ohne das
> > Ergebnis zu verfälschen oder zu manipulieren im Sinne von
> > Versuchsleiter-Erwartungseffekten. Das trifft auch auf die Art und Weise
> > der letzten Mitgliederbefragung zu Kernthemen der Piratenpartei zu, die
> > aufgrund von Manipulativität und Fehldesign als wissenschaftlich invalide
> > (ungültig) zu bewerten ist und einer ganzheitlichen Evaluation von
> > Kernthemen zu widerläuft. Es ist also nichtmal gesichert, dass es sich um
> > Kernthemen handelt (Gefahr des Kategorienfehlers). Es können genauso gut
> > einzelne Kernforderungen sein, sodass die Piratenpartei deswegen jetzt an
> > einer reduktionistischen Monothemen-Prioretisierung krankt.
> >
> > 5. Es wird bei W.Schallehns Verfahren nicht abgesichert im Rahmen eines
> > systematischen mehrstufigen bottom-up Konsensprozesses, dass die Optionen
> > vergleichbar sind, sodass man am Ende Äpfel mit Birnen vergleicht, was
> > die Aussagekraft der Ergebnisse ebenso annuliert.
> >
> > 6. Der qKonsens beruht entgegen der Behauptungen von W.Schallehn weder
> > auf einer empirisch abgesicherten Theorie zur psychologischen
> > Willensbildung, oder zum komplexen Problemlösen, noch auf einer
> > fundierten Konsensdefinition. An diesem Punkt war damals auch die
> > Gruppenarbeit eskaliert, als W.Schallehn auf Teufel komm raus verhindern
> > wollte, dass ich diese Grundlagen ausbreite und darauf aufbauende
> > Verfahren vorstelle. Der Großteil der angeblichen theoretischen
> > Grundlagen des qKonsens, basiert auf ideosynkratischen, subjektiven
> > Theorien und Narrativen von W.Schallehn, ohne dass eine fundierte
> > Recherche zu vorhanden theoretischen Ansätzen erkennbar ist. Ich konnte
> > in keiner seiner Abhandlungen irgendeinen wahrnehmungspsychologischen,
> > kognitiven, willenspsychologischen oder rational-choice-Ansatz
> > identifizieren, der die Grundlage einer qualifizierten Meinungsbildung
> > und Konsensfindung sein könnte.
> >
> > Daher kann der qKonsens weder eine qualifizierte Konsensbildung
> > gewährleisten, noch Qualitätsorientierung in der Meinungs- und
> > Entscheidungsfindung. Es ist NICHT das drin, was es verspricht.
> > Gleichfalls besetzt der Autor mit einem m.E. sinnfreien Verfahren den
> > Begriff des qualifizierten Konsens, sodass es im Falle eines echten
> > qualifizierten Konsensverfahrens missverständlich ist bzw. der Begriff
> > ist dann bereits counterintuitiv fehlbesetzt.
> >
> > Voreilig projektiv kam W.Schallehn (wahrscheinlich weil er es selber
> > weiß) daher anfangs sofort mit der Anmaßung7Projektion auf mich zu, ich
> > würde Scharlatanerie betreiben. Dies ist jedoch zusammen mit seinem
> > unprägnanten und andauernd fachignoranten, verdrehtem Gesülze von
> > gewissenschafter und vernuftsorientierter Meinungsbildung (und darin kann
> > ich mich im Sinne der Zeitverschwendung am qKonsens nur wiederholen) eine
> > pervertierte Projektion, kurz eine Lüge zur Vertuschung seiner eigenen
> > Inkompetenz in Sachen kollektiver Willensbildung und empirischer
> > Qualitätssicherung.
> >
> > Diese hat sich nun mittlerweile auch hinsichtlich der Produktivität auf
> > die gesamte Gruppe übertragen. Man zieht es vor, sich 1 Jahr selbst zu
> > belügen, Leute raus zu mobben und nicht voran zukommen, statt prägnante
> > und passende, vorliegende Ansätze zu nutzen, die eine echte
> > Demokratisierung und qualifizierten Fortschritt im Diskutieren und der
> > Meinungsfindung zulassen.
> >
> > Daher ist diese AG auch nur noch ein trauriger Haufen von ehemaligem
> > Bundesliga-Niveau, der es vorzieht, einem alten Hund zu dienen statt der
> > Menschheit, der Piratenpartei und der Allmende mit Ansätzen zu
> > progressiver Diskussionskultur, Information & Aufklärung sowie mit
> > qualifizierten Ansätzen zu unmanipulierten Umfragen zu dienen.
> >
> > Die Entwicklung dieser Gruppe inklusive der wissentlichen Falschberatung
> > der Vorstände der Piratenpartei in Sachen Mitgliederbefragung zu
> > Kernthemen ist ein einziges Trauerspiel und kann einen m.E. zu recht
> > wütend machen. Ihr könnt euch das zwar via kognitiver Dissonanzreduktion
> > in euren Köpfen rückwirkend zurechtbiegen. Ich halte dies jedoch
> > angesichts der damit verbunden Entdemokratisierung der Partei, angesichts
> > der Lügen und der verlorenen Potentiale für ein Verbrechen an der
> > Allmende.
> >
> > MFG,
> > Jano
>
>
--
______________________________________
Sweetmorn, 24th of The Aftermath, 3181
jacob kanev
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- Re: [Ag Meinungsfindungstool] Warum der q-Konsens kein qualifizierter Konsens ist!, Dinu Gherman, 12.11.2015
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