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ag-meinungsfindungstool - [Ag Meinungsfindungstool] Entropie (und qKonsens)

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[Ag Meinungsfindungstool] Entropie (und qKonsens)


Chronologisch Thread 
  • From: WSchallehn <WSchallehn AT news.piratenpartei.de>
  • To: ag-meinungsfindungstool AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: [Ag Meinungsfindungstool] Entropie (und qKonsens)
  • Date: Fri, 11 May 2012 16:27:26 +0000
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-meinungsfindungstool>
  • List-id: <ag-meinungsfindungstool.lists.piratenpartei.de>
  • Organization: Newsserver der Piratenpartei Deutschland - Infos siehe: http://wiki.piratenpartei.de/Syncom/Newsserver


Das Thema "Entropie" spielt in der AG MFT eine große Rolle. Nicht nur wegen des Teilnehmers "ntropie", sondern auch bei einigen anderen Diskutanten. Das Problem ist wohl, dass jeder aus Wikipedia einen anderen Abschnitt über Entropie verinnerlicht hat... MMn spielt das Verhältnis zu Entropie/Negentropie bzw. Ordnung/Unordnung eine ganz entscheidende Rolle für die Problematik Meinungsfindung-Willensbildung. Nun zu meiner Sicht.

Zunächst: "Entropie" stammt aus der Thermodynamik und bezieht sich dort auf Mengen von völlig passiven Molekülen. Auf Mengen von aktiven Individuen ist dieser Begriff nur mit größter Vorsicht übertragbar. Der erste Unterschied ist wohl auch der größte: thermodynamische Systeme tendieren "natürlich" zu einem wahrscheinlichsten Zustand "völliger Unordnung". Demgegenüber ist die "völlige Unordnung" unter Mengen aktiver Individuen der denkbar unwahrscheinlichste Zustand. Der zweite Unterschied ist dann schon ein sehr praktischer: während für thermodynamische Systeme ein "wahrscheinlichster Zustand" unmittelbar angebbar ist, ist dies für gesellschaftliche Systeme augenscheinlich völlig ausgeschlossen. "Entropie" ist also für gesellschaftliche Systeme überhaupt nur unter Verzicht auf Verifizierbarkeit diskutierbar - siehe die vielen in Wikipedia skizzierten Sichten!

Die thermodynamische Entropie findet insbesondere in unzähligen Dampfmaschinen eine überaus nützliche Anwendung. Öffentliches Interesse findet sie nur dann, wenn sie (oder eigentlich die dahinter stehende Energie) sich einen unerwarteten (aber hinterher durchaus logisch erklärbaren!) spektakulären Weg sucht. Das sind z.B. KKW-GAU und Damfkesselexplosionen. In den 60er Jahren riss sich im Traktorenwerk Schönebeck der Dampfkessel einer Heizanlage los und schoß wie mit Raketenantrieb mehrere hundert Meter durchs Betriebsgelände, bis er auf einem Acker liegen blieb. Der Hergang war leicht zu rekonstruieren. Ein Stutzen war aus der Behälterwand herausgerissen ← der Druck im Kessel war weit über zulässig ← ein Warnsignal war ignoriert worden ← das Personal war aktuell inkompetent ← am Personal war gespart worden. Die Parallele zu Tschernobyl usw. ist unübersehbar. Thermodynamische Entropie hat so mit gesellschaftlicher zu tun...

Für gesellschaftliche Systeme sind mMn folgende Entropie-Assoziationen relevant:
1. Größere Entropie enthält die Chance für den Übergang zu neuen "gewollten Zuständen".
1a. Deshalb ist es gelegentlich sinnvoll, Ordnungen in Frage zu stellen und zu zerstören.

2. Spontane Entladung von Energie (mit großer Entropie) führt zu Explosionen, wo das Ergebnis u.U. schlechter ist als zuvor(Libyen, Ägypten...). Oder führt zu Veränderungen, wo „der alte Kessel“ noch/ wieder da ist, aber noch schlechter funktioniert als zuvor (Ukraine).
2a. „Entropie als Chance“ ist nur dann relevant, wenn eine zielführende Entropiereduktion, d.h. ein zielgerichteter Energieeinsatz vollzogen wird.

3. Jedes Individuum braucht ein gewisses Niveau an Negentropie (Ordnung, Organisation), um seine Individualität ausleben zu können. (Aha!!)
3a. Kapitalverbrecher brauchen und haben ein hohes Maß an Organisation.
3b. Jede herrschende Organisation hat Interesse daran, dass ihre Gegenkräfte ein möglichst geringes Organisationsniveau haben (Maximale Entropie = maximale Energievernichtung?!).

4. Jedes gesellschaftliche Gruppeninteresse läuft darauf hinaus, Entropie in eine gewisse Richtung zu reduzieren.
4a. Die Funktionalität des qKonsens läuft darauf hinaus, Gruppeninteressen wirksam zu artikulieren.
4aA. Intention des qKonsens ist die bislang allerdings unerfüllte Hoffnung, dass er zielführend zu einer gemeinwohlorientierten Entropiereduzierung eingesetzt wird.
Frage: Was bringt das Philosophieren über Entropie??

Gruß!
Wolfgang




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