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ag-landwirtschaft - Re: [Ag-landwirtschaft] Antrag Ferkelkastration

ag-landwirtschaft AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Mailingliste der AG Landwirtschaft

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Re: [Ag-landwirtschaft] Antrag Ferkelkastration


Chronologisch Thread 
  • From: Detmar Kleensang <detmar AT gmx.de>
  • To: Mailingliste der AG Landwirtschaft <ag-landwirtschaft AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [Ag-landwirtschaft] Antrag Ferkelkastration
  • Date: Fri, 19 Oct 2018 08:08:06 +0200

Moin allesamt!

Als Landwirt und zumindest ehemaliger Schweinehalter gebe ich mal kurz meinen
Senf dazu:

Ich kann mit dem Ursprungsvorschlag sehr gut leben, finde ihn sehr gut
ausformuliert und treffend! Volle Zustimmung meinerseits!

Gruß, Det


> Am 19.10.2018 um 07:47 schrieb Manuela Langer <llarian AT llarian.de>:
>
> Hallo Annette,
>
> vielen lieben Dank!
> Ja, als Positionspapier oder als sonstiger Antrag ginge auch, denn die
> haben auch keine Frist.
>
> Ich habe mich inzwischen mit Nadine Henke in Verbindung gesetzt, um die
> Zahl der Ferkel zu ermitteln, die ein TA unter Injektionsnarkose täglich
> kastrieren kann. Nadine ist sowohl Tierärztin als auch Sauenhalterin
> (Brokser Sauen) und kastriert ihre Eberferkel seit Jahren unter Narkose.
>
> Wir wollen ganz klar raus aus der betäubungslosen Kastration.
> Grundsätzlich gibt es die Alternativen - aber sie müssen möglich gemacht
> werden, und dazu ist auch die eine oder andere Gesetzesänderung nötig.
>
> LG,
>
> Manuela
>
> Am 19.10.2018 um 07:29 schrieb annette.berndt AT ewetel.net:
>> Moin Manuela,
>> Du hast Recht, in unseren pads steht darüber bisher nichts,
>> es gab nur die Antwort auf die niedersächsische
>> Landwirtschaftsministerin mit dem Tenor, doch endlich mutig zu
>> entscheiden:
>>
>> https://piraten-nds.de/2018/09/21/piraten-niedersachsen-begruessen-entscheidung-des-bundesrates-zur-beendigung-von-betaeubungsloser-ferkelkastration/.
>>
>>
>> Ich denke, das Thema eignet sich allgemein eher für ein
>> Positionspapier, zumal es sehr fachspezifisch ist und wobei wohl nur
>> Du die meiste Ahnung davon hast. Und selbst in der Fachwelt (soweit
>> ich mich eingelesen konnte) gehen die Positionen weit auseinander. Ich
>> glaube, wir Piraten sind damit überfordert. Oder nur ich? Ich habe uns
>> mal ein pad eingerichtet mit Deinem Text und den Quellen, damit wir
>> diskutieren können.
>>
>> https://landwirtschaft.piratenpad.de/Ferkel
>>
>> Viele Grüße
>> Annette
>>
>> Zitat von Manuela Langer <llarian AT llarian.de>:
>>
>>> Hallo Leute,
>>>
>>> das Thema ist ja noch heiß, ich habe es in unseren Pads leider nicht
>>> gesehen (vielleicht übersehen?).
>>>
>>> Ich habe deshalb mal etwas gestrickt, das ich gerne als Antrag
>>> einreichen würde - nicht für das Europaprogramm, da es ein
>>> Bundesthema ist.
>>>
>>> Hier der Text:
>>>
>>> ....
>>>
>>> Antrag Ferkelkastration
>>>
>>>
>>>
>>> Die Versammlung möge beschließen, folgenden Text an passender Stelle im
>>> Programm aufzunehmen:
>>>
>>> (1)
>>>
>>> Die Piratenpartei setzt sich dafür ein, dass im §5 Tierschutzgesetz eine
>>> Ausnahme vom Tierarztvorbehalt für die Betäubung bei der
>>> Ferkelkastration formuliert wird. Desweiteren setzen sich die Piraten
>>> dafür ein, dass andere Betäubungsmittel und -formen als die bisher
>>> einzig zugelassene Kombination aus Azaperon und Ketamin für diesen Zweck
>>> zugelassen werden; sofern Betäubungsmittel in anderen Ländern bereits
>>> zugelassen sind und erfolgreich eingesetzt werden, steht einem
>>> verkürzten Zulassungsverfahren nichts im Wege. Als Beispiel ist die
>>> Isofluranbetäubung durch den Halter zu nennen, die in der Schweiz
>>> praktiziert wird.
>>>
>>> (2)
>>>
>>> Die Piratenpartei setzt sich dafür ein, dass eine Informationskampagne
>>> über die Immunokastration mit Improvac durch die Bundesregierung
>>> durchgeführt wird. Ziel der Kampagne muss sein, die Verbraucher über die
>>> Natur und Wirkungsweise des Mittels umfangreich aufzuklären und
>>> unbegründete Ängste abzubauen.
>>>
>>> (3)
>>>
>>> Die Piratenpartei lehnt die Aufzucht und Mast unkastrierter Eber als
>>> nicht tierschutzgerecht ab, da das artgemäße Verhalten der Tiere bei
>>> Eintritt der Geschlechtsreife zu schweren Verletzungen durch Rangkämpfe
>>> führt.
>>>
>>> Begründung:
>>>
>>> Kurz vor Ende der Übergangsfrist für die betäubungslose Ferkelkastration
>>> wurde die Frist nochmals um zwei Jahre verlängert. Anders als in den
>>> Medien dargestellt, ist dafür jedoch nicht alleine das Risiko des
>>> unangenehmen Geruchs bei Eberfleisch verantwortlich, genauso wenig wie
>>> rein wirtschaftliche Interessen; vielmehr ist eine Betäubung in der
>>> Praxis nach derzeitigem Recht nicht möglich, während gleichzeitig die
>>> Aufzucht von unkastrierten Ebern schwere Tierschutzbedenken aufwirft.
>>> Die Politik hat es leider in den vergangenen fünf Jahren versäumt,
>>> andere Methoden zu ermöglichen - dies wird jetzt den Sauenhaltern
>>> vorgeworfen.
>>>
>>>
>>> Grundsätzlich wären vier Wege möglich:
>>>
>>> * · Vollnarkose: Die Vollnarkose darf gemäß §5
>>> Tierschutzgesetz nur durch den Tierarzt vorgenommen werden; einzig
>>> zugelassen als Narkosemittel ist eine Injektionsnarkose mit Azaperon
>>> und Ketamin. Dies ist aus mehreren Gründen nicht praktikabel:
>>>
>>> o Es gibt in Deutschland nur ca. 5.600 niedergelassene Nutztierärzte
>>> (davon ca. 4.600 als Nutz- und Kleintierärzte). Jährlich werden ca. 24
>>> Millionen Eberferkel geboren; ein Tierarzt mit Helfer kann geschätzt
>>> maximal 80 Tiere pro Tag kastrieren, also ca. 18.000 Tiere im Jahr
>>> (unter Berücksichtigung von Wochenenden, Feiertagen und Urlaub). Dadurch
>>> sind mehr als 1.300 Nutztierärzte zusätzlich erforderlich! Erschwerend
>>> kommt hinzu, dass aufgrund von Hygienevorschriften jeder Tierarzt nach
>>> Betreten eines Schweinestalls eine Quarantäne von 48 Stunden einhalten
>>> muss, ehe er den nächsten Stall betreten darf. */(Bitte prüft meine
>>> Schätzung! Ich bin kein Experte darin, wie schnell der TA schnippeln
>>> kann.)/*
>>>
>>> o Die Injektionsnarkose hat eine lange Nachschlafzeit von 3-4 Stunden;
>>> Ferkel unter 7 Tagen müssen jedoch öfter als dies trinken und werden
>>> durch die Narkose erheblich geschwächt. Bis zu einem Fünftel der Ferkel
>>> stirbt direkt durch die Narkose oder an ihren Nachwirkungen. Ein so
>>> hohes Risiko sehen wir als inakzeptabel an.
>>>
>>> * · Örtliche Betäubung: Auch die örtliche Betäubung darf nur
>>> durch den Tierarzt vorgenommen werden, was ebenfalls das oben
>>> angesprochene Problem des Mangels an Tierärzten aufwirft.
>>> Desweiteren ist derzeit kein örtliches Betäubungsmittel zugelassen,
>>> und zusätzlich ist die Betäubung selbst schmerzhafter als die
>>> betäubungslose Kastration, da das Mittel direkt in die Hoden
>>> gespritzt werden muss.
>>>
>>> * · Immunokastration mit Improvac: Diese Methode ist in
>>> anderen Ländern bewährt und könnte auch in Deutschland durchgeführt
>>> werden. Der Handel lehnt jedoch Fleisch von mit Improvac behandelten
>>> Tieren ab, da Umfragen ergeben haben, dass Verbraucher dieses
>>> Fleisch nicht kaufen würden aus Angst vor "Hormonfleisch". Es bedarf
>>> einer umfangreichen Informationskampagne, um diese Angst abzubauen;
>>> diese Kampagne kann nicht von den Landwirten kommen, da ihnen
>>> Eigeninteresse unterstellt würde.
>>>
>>> * · Eberaufzucht: Viele halten dies für den "Königsweg", da
>>> die Tiere unverändert bleiben, ungeachtet des Ebergeruchs. Es gibt
>>> jedoch schwere Bedenken in Bezug auf den Tierschutz, denn mit
>>> Eintritt der Geschlechtsreife werden Eber territorial und aggressiv
>>> gegen ihre Geschlechtsgenossen. Es kommt zwangsläufig zu
>>> Rangkämpfen, bei denen sich die Tiere gegenseitig schwere
>>> Verletzungen zufügen: Prellungen, Bisswunden, Knochenbrüche,
>>> Penetrationsverletzung im Enddarm durch Aufreiten sowie
>>> Bissverletzungen an den Genitalien bis hin zum Penisabriss sind
>>> dabei die Regel. Bis zu 82% der unkastriert aufgezogenen Eber kommen
>>> beim Schlachter mit schweren und schwersten Verletzungen an. Da es
>>> sich um normales, artgemäßes Verhalten handelt, lässt es sich nicht
>>> unterbinden. (Vgl. Verhalten von Wildschweinen: Eine Rotte besteht
>>> aus einem ausgewachsenen Keiler, mehreren Bachen und deren
>>> Jungtieren. Sobald die jungen Keiler geschlechtsreif werden, werden
>>> sie vom Altkeiler vertrieben; er duldet keine anderen
>>> geschlechtsreifen Männchen in der Rotte)
>>>
>>>
>>>
>>>
>>>
>>> Quellen:
>>>
>>> https://www.gesetze-im-internet.de/tierschg/__5.html
>>>
>>> https://www.bundestieraerztekammer.de/btk/statistik/
>>>
>>> https://www.wir-sind-tierarzt.de/2015/02/vergleich-betaeubung-ferkelkastration/
>>>
>>>
>>> http://www.animal-health-online.de/gross/2012/12/18/gang-bang-mit-tierwohllabel-arttypisches-eberverhalten-wird-zum-tierschutzproblem/23418/
>>>
>>>
>>> http://www.animal-health-online.de/gross/2015/04/19/penisbeissen-schmerzschreie-blutungen-krummen-mehr-verluste-gravierende-tierschutzprobleme-in-der-ebermast-wissenschaftlich-dokumentiert/29847/
>>>
>>>
>>> http://www.animal-health-online.de/gross/2012/11/21/tunnelblick-stinkefleisch-ist-nicht-das-einzige-problem-der-ebermast/22973/
>>>
>>>
>>> https://www.topagrar.com/news/Schwein-News-Schwein-Improvac-besitzt-grosses-Skandal-Potenzial-4718044.html
>>>
>>>
>>> http://www.animal-health-online.de/gross/2013/01/26/eberimpfung-mit-improvac-was-man-dazu-wissen-sollte/23843/
>>>
>>>
>>> Achtung: Einige der Quellen enthalten Fotos von unkastriert aufgezogenen
>>> Ebern mit den oben beschriebenen Verletzungen, nicht geeignet für
>>> schwache Mägen.
>>>
>>> .....
>>>
>>>
>>> So, und jetzt: Feuer frei! Pflückt es auseinander, ergänzt es, sagt mir,
>>> wo ich mit Schätzungen daneben liege. :)
>>>
>>>
>>> Danke und liebe Grüße,
>>>
>>> Manuela
>>>
>>>
>>>
>>> --
>>> ag-landwirtschaft mailinglist
>>> ag-landwirtschaft AT lists.piratenpartei.de
>>> The list homepage:
>>> https://lists.piratenpartei.de/sympa/info/ag-landwirtschaft
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