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Betreff: Mailingliste der AG Landwirtschaft
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- From: kroll-hartge AT posteo.de
- To: ag-landwirtschaft AT lists.piratenpartei.de
- Subject: Re: [Ag-landwirtschaft] Antrag Ferkelkastration
- Date: Wed, 17 Oct 2018 13:08:05 +0200
- Authentication-results: mail.intern.piratenpartei.de (MFA); dkim=pass (2048-bit key) header.d=posteo.de
Hallo in die Runde
Guter Antrag, soweit ich das beurteilen kann.
Würde das aber in den Bereich Tierschutz verorten.
Gruß
Doris
Am 16.10.2018 22:25 schrieb Manuela Langer:
Hallo Leute,
das Thema ist ja noch heiß, ich habe es in unseren Pads leider nicht
gesehen (vielleicht übersehen?).
Ich habe deshalb mal etwas gestrickt, das ich gerne als Antrag
einreichen würde - nicht für das Europaprogramm, da es ein
Bundesthema ist.
Hier der Text:
....
Antrag Ferkelkastration
Die Versammlung möge beschließen, folgenden Text an passender Stelle
im Programm aufzunehmen:
(1)
Die Piratenpartei setzt sich dafür ein, dass im §5 Tierschutzgesetz
eine Ausnahme vom Tierarztvorbehalt für die Betäubung bei der
Ferkelkastration formuliert wird. Desweiteren setzen sich die Piraten
dafür ein, dass andere Betäubungsmittel und -formen als die bisher
einzig zugelassene Kombination aus Azaperon und Ketamin für diesen
Zweck zugelassen werden; sofern Betäubungsmittel in anderen Ländern
bereits zugelassen sind und erfolgreich eingesetzt werden, steht einem
verkürzten Zulassungsverfahren nichts im Wege. Als Beispiel ist die
Isofluranbetäubung durch den Halter zu nennen, die in der Schweiz
praktiziert wird.
(2)
Die Piratenpartei setzt sich dafür ein, dass eine
Informationskampagne über die Immunokastration mit Improvac durch die
Bundesregierung durchgeführt wird. Ziel der Kampagne muss sein, die
Verbraucher über die Natur und Wirkungsweise des Mittels umfangreich
aufzuklären und unbegründete Ängste abzubauen.
(3)
Die Piratenpartei lehnt die Aufzucht und Mast unkastrierter Eber als
nicht tierschutzgerecht ab, da das artgemäße Verhalten der Tiere bei
Eintritt der Geschlechtsreife zu schweren Verletzungen durch
Rangkämpfe führt.
Begründung:
Kurz vor Ende der Übergangsfrist für die betäubungslose
Ferkelkastration wurde die Frist nochmals um zwei Jahre verlängert.
Anders als in den Medien dargestellt, ist dafür jedoch nicht alleine
das Risiko des unangenehmen Geruchs bei Eberfleisch verantwortlich,
genauso wenig wie rein wirtschaftliche Interessen; vielmehr ist eine
Betäubung in der Praxis nach derzeitigem Recht nicht möglich,
während gleichzeitig die Aufzucht von unkastrierten Ebern schwere
Tierschutzbedenken aufwirft. Die Politik hat es leider in den
vergangenen fünf Jahren versäumt, andere Methoden zu ermöglichen -
dies wird jetzt den Sauenhaltern vorgeworfen.
Grundsätzlich wären vier Wege möglich:
* · Vollnarkose: Die Vollnarkose darf gemäß §5
Tierschutzgesetz nur durch den Tierarzt vorgenommen werden; einzig
zugelassen als Narkosemittel ist eine Injektionsnarkose mit Azaperon
und Ketamin. Dies ist aus mehreren Gründen nicht praktikabel:
o Es gibt in Deutschland nur ca. 5.600 niedergelassene
Nutztierärzte (davon ca. 4.600 als Nutz- und Kleintierärzte).
Jährlich werden ca. 24 Millionen Eberferkel geboren; ein Tierarzt mit
Helfer kann geschätzt maximal 80 Tiere pro Tag kastrieren, also ca.
18.000 Tiere im Jahr (unter Berücksichtigung von Wochenenden,
Feiertagen und Urlaub). Dadurch sind mehr als 1.300 Nutztierärzte
zusätzlich erforderlich! Erschwerend kommt hinzu, dass aufgrund von
Hygienevorschriften jeder Tierarzt nach Betreten eines Schweinestalls
eine Quarantäne von 48 Stunden einhalten muss, ehe er den nächsten
Stall betreten darf. _(BITTE PRÜFT MEINE SCHÄTZUNG! ICH BIN KEIN
EXPERTE DARIN, WIE SCHNELL DER TA SCHNIPPELN KANN.)_
o Die Injektionsnarkose hat eine lange Nachschlafzeit von 3-4
Stunden; Ferkel unter 7 Tagen müssen jedoch öfter als dies trinken
und werden durch die Narkose erheblich geschwächt. Bis zu einem
Fünftel der Ferkel stirbt direkt durch die Narkose oder an ihren
Nachwirkungen. Ein so hohes Risiko sehen wir als inakzeptabel an.
* · Örtliche Betäubung: Auch die örtliche Betäubung
darf nur durch den Tierarzt vorgenommen werden, was ebenfalls das oben
angesprochene Problem des Mangels an Tierärzten aufwirft. Desweiteren
ist derzeit kein örtliches Betäubungsmittel zugelassen, und
zusätzlich ist die Betäubung selbst schmerzhafter als die
betäubungslose Kastration, da das Mittel direkt in die Hoden
gespritzt werden muss.
* · Immunokastration mit Improvac: Diese Methode ist in
anderen Ländern bewährt und könnte auch in Deutschland
durchgeführt werden. Der Handel lehnt jedoch Fleisch von mit Improvac
behandelten Tieren ab, da Umfragen ergeben haben, dass Verbraucher
dieses Fleisch nicht kaufen würden aus Angst vor "Hormonfleisch". Es
bedarf einer umfangreichen Informationskampagne, um diese Angst
abzubauen; diese Kampagne kann nicht von den Landwirten kommen, da
ihnen Eigeninteresse unterstellt würde.
* · Eberaufzucht: Viele halten dies für den "Königsweg",
da die Tiere unverändert bleiben, ungeachtet des Ebergeruchs. Es gibt
jedoch schwere Bedenken in Bezug auf den Tierschutz, denn mit Eintritt
der Geschlechtsreife werden Eber territorial und aggressiv gegen ihre
Geschlechtsgenossen. Es kommt zwangsläufig zu Rangkämpfen, bei denen
sich die Tiere gegenseitig schwere Verletzungen zufügen: Prellungen,
Bisswunden, Knochenbrüche, Penetrationsverletzung im Enddarm durch
Aufreiten sowie Bissverletzungen an den Genitalien bis hin zum
Penisabriss sind dabei die Regel. Bis zu 82% der unkastriert
aufgezogenen Eber kommen beim Schlachter mit schweren und schwersten
Verletzungen an. Da es sich um normales, artgemäßes Verhalten
handelt, lässt es sich nicht unterbinden. (Vgl. Verhalten von
Wildschweinen: Eine Rotte besteht aus einem ausgewachsenen Keiler,
mehreren Bachen und deren Jungtieren. Sobald die jungen Keiler
geschlechtsreif werden, werden sie vom Altkeiler vertrieben; er duldet
keine anderen geschlechtsreifen Männchen in der Rotte)
Quellen:
https://www.gesetze-im-internet.de/tierschg/__5.html [1]
https://www.bundestieraerztekammer.de/btk/statistik/ [2]
https://www.wir-sind-tierarzt.de/2015/02/vergleich-betaeubung-ferkelkastration/
[3]
http://www.animal-health-online.de/gross/2012/12/18/gang-bang-mit-tierwohllabel-arttypisches-eberverhalten-wird-zum-tierschutzproblem/23418/
[4]
http://www.animal-health-online.de/gross/2015/04/19/penisbeissen-schmerzschreie-blutungen-krummen-mehr-verluste-gravierende-tierschutzprobleme-in-der-ebermast-wissenschaftlich-dokumentiert/29847/
[5]
http://www.animal-health-online.de/gross/2012/11/21/tunnelblick-stinkefleisch-ist-nicht-das-einzige-problem-der-ebermast/22973/
[6]
https://www.topagrar.com/news/Schwein-News-Schwein-Improvac-besitzt-grosses-Skandal-Potenzial-4718044.html
[7]
http://www.animal-health-online.de/gross/2013/01/26/eberimpfung-mit-improvac-was-man-dazu-wissen-sollte/23843/
[8]
Achtung: Einige der Quellen enthalten Fotos von unkastriert
aufgezogenen Ebern mit den oben beschriebenen Verletzungen, nicht
geeignet für schwache Mägen.
.....
So, und jetzt: Feuer frei! Pflückt es auseinander, ergänzt es, sagt
mir, wo ich mit Schätzungen daneben liege. :)
Danke und liebe Grüße,
Manuela
--
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------
[1] https://www.gesetze-im-internet.de/tierschg/__5.html
[2] https://www.bundestieraerztekammer.de/btk/statistik/
[3]
https://www.wir-sind-tierarzt.de/2015/02/vergleich-betaeubung-ferkelkastration/
[4]
http://www.animal-health-online.de/gross/2012/12/18/gang-bang-mit-tierwohllabel-arttypisches-eberverhalten-wird-zum-tierschutzproblem/23418/
[5]
http://www.animal-health-online.de/gross/2015/04/19/penisbeissen-schmerzschreie-blutungen-krummen-mehr-verluste-gravierende-tierschutzprobleme-in-der-ebermast-wissenschaftlich-dokumentiert/29847/
[6]
http://www.animal-health-online.de/gross/2012/11/21/tunnelblick-stinkefleisch-ist-nicht-das-einzige-problem-der-ebermast/22973/
[7]
https://www.topagrar.com/news/Schwein-News-Schwein-Improvac-besitzt-grosses-Skandal-Potenzial-4718044.html
[8]
http://www.animal-health-online.de/gross/2013/01/26/eberimpfung-mit-improvac-was-man-dazu-wissen-sollte/23843/
- [Ag-landwirtschaft] Antrag Ferkelkastration, Manuela Langer, 16.10.2018
- Re: [Ag-landwirtschaft] Antrag Ferkelkastration, kroll-hartge, 17.10.2018
- Re: [Ag-landwirtschaft] Antrag Ferkelkastration, Manuela Langer, 17.10.2018
- Re: [Ag-landwirtschaft] Antrag Ferkelkastration, annette . berndt, 19.10.2018
- Re: [Ag-landwirtschaft] Antrag Ferkelkastration, Manuela Langer, 19.10.2018
- Re: [Ag-landwirtschaft] Antrag Ferkelkastration, Detmar Kleensang, 19.10.2018
- Re: [Ag-landwirtschaft] Antrag Ferkelkastration, Manuela Langer, 19.10.2018
- Re: [Ag-landwirtschaft] Antrag Ferkelkastration, Detmar Kleensang, 19.10.2018
- Re: [Ag-landwirtschaft] Antrag Ferkelkastration, Manuela Langer, 19.10.2018
- Re: [Ag-landwirtschaft] Antrag Ferkelkastration, kroll-hartge, 17.10.2018
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