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ag-landwirtschaft - Re: [Ag-landwirtschaft] Homöopathie in der Tierhaltung

ag-landwirtschaft AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Mailingliste der AG Landwirtschaft

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Re: [Ag-landwirtschaft] Homöopathie in der Tierhaltung


Chronologisch Thread 
  • From: Detmar Kleensang <detmar AT gmx.de>
  • To: Mailingliste der AG Landwirtschaft <ag-landwirtschaft AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [Ag-landwirtschaft] Homöopathie in der Tierhaltung
  • Date: Tue, 28 Apr 2015 15:28:51 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-landwirtschaft>
  • List-id: Mailingliste der AG Landwirtschaft <ag-landwirtschaft.lists.piratenpartei.de>

Deinen Enthusiasmus in allen Ehren, aber ich halte mich selber für einen
äußerst kritischen Menschen was Homöopathie angeht. Ich glaube nicht daran,
nehme aber sichtbare Erfolge durchaus zur Kenntnis.
Ob nun wissenschaftlich ordentlich belegt oder nicht: Mit Rindern kenne ich
mich aus. Ich weiß, wie lange welche Krankheiten dauern, wie man sie bekämpft
und mit welchen „klassischen“ Mitteln und wie lange dies dauert.
Und ich kenne Berufskollegen, die Homöopathie erfolgreich einsetzen ohne
sonstige Veränderungen vorgenommen zu haben. Ich kenne sie auch lange genug,
um zu beurteilen, ob sie sonst etwas geändert haben oder nicht.
Ich kann die Wirkweise nicht stichhaltig belegen oder nachweisen und doch
sehe ich, dass es funktioniert. Warum nicht etwas nutzen, was hilft?

Übrigens, nicht das jemand was falsch versteht: Die Homöopathie bei Rindern
etwa muss von Gesetzes wegen tierärztlich überwacht und protokolliert werden!
Und mit Globuli wird man da auch nichts. Das sind meist Mittel, die gespritzt
werden.

Vielleicht wäre es ja auch noch hilfreich, die Konzentration von Wirkstoffen
in Medikamenten klassischer Weise mit denen von homöopathischen zu
vergleichen. Was an tatsächlicher Wirkstoffmenge in einer handelsüblichen
Tablette Paracetamol drin steckt entspricht ziemlich genau der
homöopathischen Verdünnungsangabe C32. Die Wirkstoffmenge in einer
Antibabypille entspricht etwa C200. Bei solchen Medikamenten würde aber wohl
niemand von „Gedächtnis des Wassers“ oder Placebo sprechen. Solche
„Argumente“ halte ich in der Tat für Scharlatanerie.

Wie gesagt: Ich halte nicht viel von Homöopathie und setze sie selber nicht
ein. Aber ich lasse denjenigen ihre Erfolge damit, bei denen sie sich aus
welchen Gründen auch immer einstellen. Das sie es tun ist beobachtbar. So
what?
Selbst wenn es nur ein Placebo-Effekt ist, was ich mir kaum vorstellen kann,
da Kühe nicht an eine solche Wirkweise „glauben“ können: Verteufele bitte
nicht, was manch Mensch und Tier offenkundlich hilft. Sich selber könnten
diese Anwender vielleicht noch belügen. Mich sicher nicht!

Gruß, Detmar



Am 28.04.2015 um 14:50 schrieb Guido Körber <koerber AT codemercs.com>:

> Es gibt keinen Wirkmechanismus und es gibt keine belegten Effekte.
> Homöopathische "Medikamente" enthalten keinen Wirkstoff in nachweisbarer
> Konzentration (was teilweise auch gut ist, wer will schon Hundescheisse
> schlucken oder Plutonium, Kupfersulfat ist auch nicht toll…) und das
> Gesabbel über "Gedächtnis des Wassers" und Quanteneffekte ist nicht
> satisfaktionsfähig.
>
> Homöopathie ist ausschließlich Placebo und als solches in der Tiermedizin
> sehr sehr fraglich.
>
> Die Anekdoten über angebliche Erfolge sind genau das: Anekdoten. Dabei gibt
> es nie eine Vergleichsgruppe oder irgend eine systematische Vorgehensweise
> und Dokumentation. Jede ordentliche Studie dazu hat nur den Placeboeffekt
> gezeigt (besonders interessant dazu sind die Arbeiten und der Werdegang von
> Prof. Edzard Ernst). Unordentliche Studien die z.B. mit unterschiedlich
> großen Vergleichsgruppen arbeiten und diese dann beliebig vergleichen statt
> sauber statistisch auszuwerten gibt es aber zuhauf.
>
> Im Falle der Euterentzünding ist die einfache Fragestellung: Wie lange
> hätte es im spezifischen Fall ohne jegliche Behandlung für eine normale
> Gesundung durch das Immunsystem gedauert? Und nicht vergessen: In wie weit
> wurde die erkrankte Kuh anders umsorgt als sonst?
>
> Ich kenne eine ganze Menge Leute die sich was Homöopathie betrifft selber
> belügen. Tatsächlich ist das Immunsystem von Säugetieren ziemlich
> leistungsfähig und kann bei ansonsten guten Umgebungsbedingungen viele
> Krankheiten gut selber bekämpfen. Wer dann natürlich sofort mit Antibiotika
> wirft muss sich nicht über die damit verbundenen Nebenwirkungen wundern,
> Antibiotika sind Medikamente für ernsthafte Erkrankungen. Ganz häufig
> ändern die Leute die von der Homöopathie überzeugt sind diverse andere
> Parameter und schieben die Verbesserungen dann auf die Homöopathie.
>
> Ein Beispiel dafür habe ich gesehen bei einem Tierheim, da wurde der
> OP-Raum erheblich verbessert und neue OP-Methoden eingeführt, inklusive
> separatem Nachsorgeraum usw. Aber der massive Rückgang der
> postchirurgischen Infektionen lag natürlich an dem gleichzeitig
> eingeführtem Einsatz von Arnika…
>
> Also lasst Euch nicht bescheißen und bescheißt Euch nicht selber.
> Homöopathie ist Unsinn und hat nicht mehr oder weniger Wirkung als über die
> (rechte oder linke) Schulter zu spucken und dazu was unverständliches zu
> murmeln (*).
>
> (*) beliebige sinnlose Handlung einsetzen…
>
>
> Am 28.04.2015 um 13:05 schrieb Detmar Kleensang:
>
>> Hatte ich auch immer gedacht. Dann habe ich die Behandlungserfolge bei
>> Kollegen gesehen...
>>
>> Etwa bei Euterentzündung gibt es drei verschiedene Methoden. Setzt man die
>> richtige ein je nach Art der Erkrankung, dann ist die Kuh binnen 2-3 Tagen
>> wieder fit und gesund und die Milch kann sofort wieder abgeliefert werden.
>> Bei Antibiotika hat man meist eine 7-tägige Wartezeit einzuhalten. Und
>> gesund ist die Kuh dann oft immer noch nicht. Wenigstens ist sie von den
>> Antibiotika geschwächt und kann sich so leicht wieder was neues einfangen.
>>
>> Ich weiß noch immer nicht genau, was ich davon halten soll. Allein die
>> sichtbaren Erfolge bezeugen, dass es sich kaum um Unsinn handeln kann.
>>
>> Gruß, Detmar
>>
>
>
> --
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