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ag-landwirtschaft - Re: [Ag-landwirtschaft] Regionalität

ag-landwirtschaft AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Mailingliste der AG Landwirtschaft

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Re: [Ag-landwirtschaft] Regionalität


Chronologisch Thread 

Hallo Axel,

 

1. Wer sagt das der Marktanteil für Bio-Lebensmittel nur bei 6 – 9 % liegt? Warum nicht bei 60 – 90%?

 


zur Zeit liegt er (vor allem aus Preisgründen) bei 10-50 % je nach Studie. Meiner Erfahrung aus Umfragen nach würde ich 25% Absichtskäufer und 15 % reale Käufer als realistisch benennen wollen.
60 bis 90 % bekommst du für rückstandsmittelfreie Lebensmittel, egal ob Bio oder Standard. 

 

2. Warum liegt er nicht bei 100%? Sind die Leute nur nicht aufgeklärt, essen sie nicht bewusst oder liegt es wirklich am Preis?

 


100% wird es nie geben. Die "nur" bewußt Essen, denen reicht ein rückstandsfreies Lebensmittel, die brauchen nicht notwendigerweise Bio.

 

3. Woher kommt der Preisdruck? Wirklich aus dem Ausland oder nicht vielmehr durch die massenhafte Billigproduktion hierzulande?



Konzentration auf der Lebensmittelproduktionsseite (Nestle, Unilever, P&G e.t.c) und Konzentration des Lebensmitteleinzelhandels würde ich als die beiden wichtigsten Faktoren nennen,  

 

4. Für hochwertige Bio-Lebensmittel ist die regionale Herkunft sicher auch ein Qualitätsmerkmal. Wir sollten dazu einen entsprechenden Antrag stellen.

 


Jedes lokal erzeugte Lebensmittel stellt einen Mehrwert für Konsumenten und die Gesellschaft dar. Der einseitige BIO Blick bei lokaler Produktion vernachlässigt sträflich den Gesamtblick auf die Landwirtschaft. Derzeit und in Zukunft werden sich mehr Konsumenten für regionale Grundnahrungsmittel mobilisieren lassen, als für ausschließlich regionale Bio Grundnahrungsmittel.

 

5. Warum gibt es keine klare Kennzeichnung, z. B. Ampel? Warum werden die Konsumenten durch eine Vielzahl von Qualitätssiegeln verunsichert, deren Bedeutung sie nicht kennen?


Lasst uns solche einfach nachvollziehbaren Ampeln entwickeln. 

 

Warum werden nicht alle Lebensmittel nach Herkunft und Erzeugungsart gekennzeichnet? Bei Eiern geht es doch.

 


Herkunft ist Pflichtkennzeichnung bei Grundnahrungsmitteln und BIO Siegel gibt es. Das Beispiel Eier ist gut, da gibt es mehr Auswahlmöglichkeiten. Die Gefahr besteht dann aber wieder, dass es für viele Verbraucher zu komplex wird.

 

6. Der Preis ist relativ. Wenn Karl-Ludwig Schweisfurth in seinen Herrmannsdorfer Landwerkstätten 2-Nutzen-Hühner züchtet und die Hähnchen zu 18 € sowie die Eier zu 60 Cent verkauft dann mag es für so hochpreisige Ware tatsächlich nur einen begrenzten Kundenkreis geben. Mir kann aber niemand erzählen dass er hungern müsste wenn die Eier 30 anstatt 20 Cent kosten. Viele Menschen in D. ernähren sich falsch und haben Übergewicht. Wozu brauchen wir da billigere Lebensmittel wenn die Leute sich an billigem Zeug krank fressen? Die Leute müssen besser über Ernährung aufgeklärt werden. Von mir aus sollen die Lebensmittel doppelt so teuer sein, aber tierschutzgerecht erzeugt werden. Der Anteil der Ernährung an den Lebenshaltungskosten war noch nie so niedrig wie heute. Und damit sich das auch tatsächlich Arme leisten können fordert die PP schließlich ein BGE.

 


Fast alle (nicht alle) BIO Erfolgsgeschichten beruhen aber auf einem Verkauf im gehobenen Segment. In deinem Sinne würde es mich freuen, wenn wir zusätzlich zu BIO für ein regional produziertes Produkt (wenn möglich rückstandsfrei) eine Lobby verschaffen würden, sozusagen als 3 Säule zwischen BIO und Aldi. Diese Eier könnten dann auch preislich dazwischen liegen und damit einer größeren Konsumentenschicht zugänglich sein.

btw, das machen EDEKA (http://www.unsereheimat.de)  & Co bereits, muss aber forciert und klarer definiert werden.
 

Da gibt es viele Baustellen Axel. Aber das die Konsumenten nur 6 – 9 % Bio-Lebensmittel kaufen würden halte ich für ein Märchen das vom DBV und anderen Lobbyisten ausgestreut wird.

  

LG

 

Wolfgang

 

 



L.G.

Yorvik
 


Von: ag-landwirtschaft-bounces AT lists.piratenpartei.de [mailto:ag-landwirtschaft-bounces AT lists.piratenpartei.de] Im Auftrag von Axel Heidkamp
Gesendet: Dienstag, 4. September 2012 13:16


An: ag-landwirtschaft AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Re: [Ag-landwirtschaft] Regionalität

 

Hallo Wolfgang,

 

ich gebe Dir recht, erst nach dem Handeln erkennen wir was geht und was nicht.

Hier steckt aber das Problem im Detail.

1.  In Deutschland werden etwa 6 % der Lebensmittel alternativ produziert.

siehe: boelw.de/uploads/pics/ZDF/ZDF_Endversion_120110.pdf

2.  Der Markt ist in der EU so umkämpft, so das andere EU Mitgliedsländer die Bio-Ware günstiger anbieten, als es die deutschen Bauern teilweise können.

3.  Da der Marktbedarf nur 6-9% beträgt,  ist der  enorme Preisdruck, der Bremsschuh,  für die Bereitschaft der Betriebsleiter,  um zu steigen.

Schon heute macht die Umstellungsprämie im Durchschnitt 60 % am Gewinn aus , wenn eine gute Marktstrategie  und Marktnähe vom Betrieb umgesetzt werden kann,

sind es nur 20-40 % in den anderen Fällen aber leider auch 80-100%

Meine Erkenntnis ist:

4.  alle wollen Bio, aber keiner will den Preis dafür zahlen. (Außer 5-10%)

5.  Es darf nur so viel Bio -Anbau ausgeweitet werden wie auch die Nachfrage steigt.

6.  Hier stehen alle deutschen Landwirte,  mit in dem Konzert der EU und EU nahen Staaten.

7.  Verderbliche Waren lassen sich am besten in regionaler Marktnähe begrenzt vermarkten.

8.  Die Versorgung der Ballungszentren, mit der geforderten vielseitigen Auswalmöglichkeit, in ausreichender Menge an Produkten, ist zurzeit noch nicht möglich.

9.  Die Bürger kennen viele Wege, die durch die Bereitschaft der Veränderung ihres Verhalten und Gewohnheiten, die Umweltbelastung in kürzester Zeit erheblich

entlasten könnten, aber wenn Sie nicht dazu, durch Regelungen geführt werden,  sollen erst einmal alle anderen die Umwelt retten.

 

MfG

 

Axel Heidkamp

 

Von: ag-landwirtschaft-bounces+axel.heidkamp=googlemail.com AT lists.piratenpartei.de [mailto:ag-landwirtschaft-bounces+axel.heidkamp=googlemail.com AT lists.piratenpartei.de] Im Auftrag von Pirat Wolfgang
Gesendet: Samstag, 1. September 2012 22:52
An: ag-landwirtschaft AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Re: [Ag-landwirtschaft] Regionalität

 

Hallo Axel,

 

vor ein paar Jahren waren wir in Frankreich. Da gab es an den Ständen mit Grillhähnchen zwei Sorten: konventionelle und Bio-Hähnchen. Die Preise habe ich nicht mehr in Erinnerung, ich denke das Bio-Hähnchen ca. 50% teurer waren. Vor ca. 20 Jahren waren wir in Dänemark. Damals schon gab es in den Kühltruhen der Supermärkte nebeneinander Fleisch aus konventioneller und aus Bio-Haltung. Damals gab es Bio-Lebensmittel hier in D. nur in wenigen Bio-Läden. Und Eier aus Bio- oder zumindest Freilandhaltung haben sich hier inzwischen längst durchgesetzt.

 

Was will ich damit sagen? Man muss es machen anstatt zu klagen dass es nicht gehen würde.

 

LG

 

Wolfgang

 

 


Von: ag-landwirtschaft-bounces AT lists.piratenpartei.de [mailto:ag-landwirtschaft-bounces AT lists.piratenpartei.de] Im Auftrag von Axel Heidkamp
Gesendet: Freitag, 31. August 2012 01:11
An: yorvik AT gmx.de; ag-landwirtschaft AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Re: [Ag-landwirtschaft] Regionalität

 

Hallo Yorvik,

 

ich finde deinen Gedanken Anstoß sehr gut, ich bin auch sehr angetan von deiner Wortwahl, (Sachverstand).

Regionalität ist ein großer Begriff, der bald schon verbraucht sein kann.

 

Zu beantworten ist die Frage, was kann eine Region,  in einer noch zu definierenden Entfernung , für den wohlstandsdenkenden

und konsumverwöhnten Bürger, leisten?

Ist er bereit die unvermeidlichen Preisaufschläge einer ortsnahen Produktion nachhaltig zu bezahlen.

Ich habe in unserer Straße den Test gemacht:

Wir sind in unserer Straße 8 Mietparteien, 25-54 Jahre alt, 9 Kinder . Finanziell nicht schwach ausgestattet.

Meine Frage:

Ich stelle beim Kaufland einen Hähnchen-Stand neben dem jetzigen auf.

Der eine verkauft konventionell produzierte Hähnchen für 2,99 € das Halbe.(Wiesenhof)

Der andere kommt aus der Nähe 20 km, kann nachweisen das er die Hähnchen wie Freilandhühner hält,

er braucht aber ca. 50 % mehr fürs Hähnchen, also 4,99 € . Seit Ihre bereit das zu bezahlen?

Gerade mal eine Familie bekannte sich dazu, die anderen gaben an, dass sie nicht  in der Lage

und bereit sind, 20-50% mehr für die Ernährung auszugebe, wenn man doch nicht weiß, ob die Hähnchen

nicht doch,  aus einer konventionellen Anlage, aus Rumänien über Italien  nach Deutschland kommen sind.

Außerdem ist das restliche Leben so teuer, dass man das Geld zusammen halten muss. Wir haben nichts zu verschenken !  

 

Regionalität bedeutet auch, ein jahreszeitlich verändertes und eingeschränktes Angebot.

 

Jetzt zum Anbieter, der muss sich sicher sein, dass er 100 % absetzen kann, wenn er noch 20 – 30 % anderweitig absetzen muss,

bekommt er dafür einen noch schlechteren Preis, oder muss wohlmöglich seine Ware vernichten weil verdorben.

 

Die Ballungszentren:

Die Masse aller Lebensmittel werden in den Ballungszentren verbraucht (3Millionen in Berlin)

Nach der Luftbrücke nach dem Krieg ist die Versorgungssicherstellung der Ballungszentren eine Wahrsinns Logistikleistung.

 

Jetzt hört sich das sehr kritisch an, mein Ziel ist aber nicht das tot zu reden,  sonder jetzt meine Thesen und Feststellungen

zu entkräften und den kritischen Kunden zu gewinnen.

 

Mi freundlichen Grüßen

 

Axel Heidkamp.

 

 

 

Von: ag-landwirtschaft-bounces AT lists.piratenpartei.de [mailto:ag-landwirtschaft-bounces AT lists.piratenpartei.de] Im Auftrag von Yorvik
Gesendet: Freitag, 31. August 2012 00:05
An: ag-landwirtschaft AT lists.piratenpartei.de
Betreff: [Ag-landwirtschaft] Regionalität

 

Liebe AG,

 

ich überlege seit Wochen, ob ich dieses Thema hier poste. Ich mache es einfach mal. 

 

Wir suchen mit viel Sachverstand piratige Themen rund um die Erzeugung landwirtschaftlicher Produkte zu finden. Wir definieren alle vorhandenen Themen und versuchen sie in Anträge zu formulieren um "Sachverstand" zu demonstrieren. 

 

Irgendwie hab ich immer das Gefühl dabei, dass wir "hinterherrennen". Wir rennen der öffentlichen Meinung hinterher, den eigenen Ansprüchen, dem Nichtverstehen landwirtschaftlicher Zusammenhänge und vielem mehr. Das macht mich müde.

 

Wollen wir mal über die Auswirkungen diskutieren, wenn wir als Piraten über einen "definierten Begriff der Regionalität" sprechen?  

 

Bitte nicht sofort wegklicken. 

 

Jeder sollte bitte mal 5 Minuten darüber nachdenken, wie sich sein Bereich der Landwirtschaft verändern würden, wenn wir eine definierte Regionalität als Ziel (als Gesetz) hätten.

 

Ein Beispiel:

 

70 % aller landwirtschaftlichen Rohprodukte dürfen 100 km nicht verlassen, bevor sie verzehrt werden.....nur ein mögliches Beispiel....

 

Es wäre ein wirklich neuer Ansatz....mit mE nach enorm viel Potential auch bisher unversöhnlicher Seiten.

 

Liebe Grüße

 

Yorvik 



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