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ag-landwirtschaft - Re: [Ag-landwirtschaft] verlorenes Wissen

ag-landwirtschaft AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Mailingliste der AG Landwirtschaft

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Re: [Ag-landwirtschaft] verlorenes Wissen


Chronologisch Thread 
  • From: Detmar Kleensang <detmar AT gmx.de>
  • To: ag-landwirtschaft AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [Ag-landwirtschaft] verlorenes Wissen
  • Date: Tue, 3 Jul 2012 22:47:18 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-landwirtschaft>
  • List-id: <ag-landwirtschaft.lists.piratenpartei.de>

Moin Wolfgang

So geht es wohl uns allen…

Entschuldige, ich habe Deiner Antwort an Manfred mal einen neuen Betreff
gegeben, weil es einfach ein ganz anderes Thema ist, Du genau das aber so
schön eingeleitet hast.

Tja, da meint man und heisst es ja auch immer, wir wären so modern geworden,
hätten so viel dazugelernt, uns weitergebildet und entwickelt und all die
schlauen Sprüche. Wie viel aber von altem Wissen verloren gegangen ist im
Laufe der Zeit, von selbst heute noch nützlichem Wissen, selbst dieser
Umstand wird gerne vergessen.

Da geht es ja nicht mal drum, wie man Pyramiden quasi von Hand baut. Das
wollte heute wohl eh keiner mehr. Aber was lebendiger Boden ist und wie man
ihn lebendig hält oder machen kann, das weiß in Zeiten von Mineraldünger und
Pflanzenschutzmitteln kaum jemand mehr. Selbst ich nicht mehr oder
bestenfalls ansatzweise. Eine Freundin beschäftigt sich da wesentlich mehr
mit und das finde ich bewundernswert. Vor Jahren gab es da wohl auch noch mal
sowas wie einen Lehrstuhl für Bodenkunde. Wurde wegrationalisiert. Wurde wohl
nicht mehr gebraucht.

Nicht alles alte lässt sich heute überhaupt noch sinnvoll geschweige denn
kostendeckend anwenden. Doch meine ich, sollte man zumindest darüber wissen.
In der Schule wird Geschichte gelehrt. Welche politischen Wendungen es aus
welchen Gründen gab etc. Eigentlich hätte ich so etwas gerne für die
Landwirtschaft: warum wurde wo zu welcher Zeit was gemacht und wie? Es hiess
damals™ in meiner Schulzeit, man solle aus der Vergangenheit für die Zukunft
lernen. Das Wissen darum wurde und wird stetig weitergegeben. Das ist in
anderen Bereichen nicht so. Wie in der Landwirtschaft. Und sicherlich liesse
sich so einiges an alter Weisheit auch auf die heutige Zeit übertragen.

Ein anderer Kollege, Birgitt kennt ihn, übrigens auch konventionell
wirtschaftend, macht einiges in seinem Getreideanbau in Gemengelage.
Verschiedene Sorten und Arten gleichzeitig auf ein und demselben Feld.
Sommertriticale, Ackerbohnen und noch etwas gemischt auf einem Acker. Finde
ich toll, vor allem, wenn da Ertrag runter kommt, man solches Gemenge direkt
in geschrotetem Zustand verfüttern kann oder was auch immer, wenn man
stickstoffzehrende und stickstoffbindende Pflanzen gleichzeitig anbaut und so
Dünger sparen kann, von Pflanzenschutzmitteln mal ganz abgesehen, die man in
solchen Gemengelagen eh nicht anwenden kann. Bin ich richtig neidisch drauf.
Ich weiß nur nicht, wo man solches Wissen ausser von dem Kollegen, der ja
selber recht viel experimentiert, herbekommen kann. Und es müssen doch
eigentlich nicht alle solche Dinge komplett neu erfunden werden. Vieles hat
es schon mal gegeben.

Mais und Ackerbohnen etwa. Wollte ich auch schon zusammen anbauen, wie es in
Mexiko gemacht wurde. Ich habe einen Berater gefragt, auf dass er sich mal
schlau machen möge, welche Sorte Ackerbohnen zu Mais passen würde, damit
Aussaat und Aufwuchs möglichst gleichmäßig vonstatten gehen könnten. Ich habe
nie wieder von ihm gehört. Dieses Jahr habe ich das erste Mal seit langem
komplett auf den Maisanbau verzichtet. Mal sehen, wie sich die Milchleistung
verändert, unter der Fütterung mit ausschliesslich Grassilage, allerdings
hochenergetisch geerntet.

Aber wie gesagt, es ist schade, dass so vieles Wissen bereits verloren
gegangen ist, dass jeder selbst experimentieren muss an solchen Dingen und es
keine Lehranstalten gibt, die solche Experimente übernehmen und die
Erkenntnisse teilen oder lehren.

Gruß, Det


Am 03.07.2012 um 21:32 schrieb Pirat Wolfgang:

> Es ist schon toll was unsere Väter noch wussten. Meiner, der Anfang
> vergangenen Jahres verstorben ist, kannte fast alle Tiere und deren Rufe und
> Fährten, Pflanzen, Pilze, Mineralien. Ich habe davon leider zu wenig
> gelernt. Die jungen Nerds können zwar Computer programmieren aber keine Kühe
> mehr melken. Und die Grundschüler heute zeichnen Hähnchen mit 6 Beinen weil
> sie Hähnchenschenkel nur im Six-pack aus dem Kühlregal kennen.
>
> Im Grunde ist das alles sehr traurig, auch ich habe das Wissen meines Vaters
> schon zu gering geachtet.
>
> LG
>
> Wolfgang





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