ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de
Betreff: AG Gesundheit
Listenarchiv
- From: Wolfgang Gerstenhöfer <wolfgang.gerstenhoefer AT gmx.de>
- To: "AG Gesundheit" <ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de>
- Subject: Re: [AG-Gesundheit] Finanzierung des Gesundheitswesens
- Date: Tue, 12 Jun 2012 12:55:57 +0200
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-gesundheitswesen>
- List-id: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen.lists.piratenpartei.de>
Ahoi zusammen,
... und ich dachte immer die Piraten seien für individuelle Freiheit - auch deshalb die Forderung nach einem BGE - und nicht für kollektive Zwagsbeglückung und aufgezwungene "Wohltaten".
Sicher wäre es schön, wenn eine Gesundheitsreform so einfach wäre ... dann hätten wir sie wahrscheinlich bereits seit den 1960er Jahren ...
Im Landtagswahlkampf in Nordrhein-Westfalen gab es Plakate mit dem folgenden Text:
"Wir halten uns an das Grundgesetz, da sind wir konservativ."
Soll das für Privatpatienten und die privaten Krankenversicherer nicht (mehr) gelten?
Sowohl die privaten Krankenversicherer als auch die Privatversicherten stehen unter dem Schutz des Grundgesetzes. Berührt sind hier mindestens die Grundrechte auf Eigentum, auf Berufsfreiheit und auf die freie Entfaltung der Persönlichkeit, möglicherweise auch das Grundrecht auf Vereinigungsfreiheit.
Nur am Rande: Es gibt private Krankenversicherer, weil es Privatpatienten gab, und nicht etwa umgekehrt. Es wird sie auch immer geben.
Bei einer Versicherungspflicht für alle und einer Bemessung der Beiträge am gesamten Einkommen werden sich das dann allerdings wirklich nur noch die Superreichen leisten können. Soll das sozial sein?
Einmal ganz abgesehen davon, daß eine weitere Erhöhung der Beitragsbemessungsgrenze - und hier ist nicht die regelmäßige Anpassung an die Einkommensentwicklung gemeint - auch an verfassungsrechtliche Grenzen stößt.
Begonnen hat die gesetzliche Krankenversicherung in den 1880er Jahren als reine Krankengeld-, als reine Verdienstausfallversicherung, da war ein einkommensabhängiger Beitrag durchaus logisch und konsequent. Das ist aber schon sehr lange her. Auch bei der Rentenversicherung kann ein einkommensabhängiger Beitrag rechtfertigt werden, da sich die Leistungen, die Rente am Einkommen orientiert.
Da die Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung schon lange überwiegend nicht mehr einkommensabhängig sind (nur noch das Krankengeld), ist es ohnehin schon bedenklich, dass die Beiträge nach wie vor einkommensabhängig erhoben werden.
Der Solidarausgleich sollte deshalb - wie es sich für eine Krankenversicherung gehört - zwischen Gesunden und Kranken stattfinden. Der Ausgleich zwischen arm und reich gehört in das Steuersystem mit entsprechenden Transferleistungen (negative Einkommensteuer, Bürgergeld, bedingungsloses Grundeinkommen oder ...) sichergestellt werden. Da und nur da gehört er hin.
Das ist auch gerechter, weil es tatsächlich alle Bürger - und auch die Unternehmen - erfasst und die Last so auf wesentlich mehr und belastbarere Schultern verteilt werden kann, ohne sie in eine Einheitskrankenversicherung zu zwingen.
Klar zum Ändern?!
Piratige Grüße
Wolfgang
----- Original Message ----- From: <wolfgang AT hennig-clan.de>
To: <ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de>
Sent: Tuesday, June 12, 2012 7:13 AM
Subject: Re: [AG-Gesundheit] Finanzierung des Gesundheitswesens
Hi,
ja, volle Zustimmung!
deiner Bewertung der Vorteile stimme ich zu.
Bei den Nachteilen sehe ich die Sache etwas anders.
* PKVs werden dadurch nicht unbedingt abgeschafft. Die Mitgliedschaft in einer
PKV ist nur nicht mehr an die Beitragsbemessungsgrenze gebunden.
Bzw. die PKV stürzt sich auf Zusatzleistungen, wie vollen Zahnersatz, Chefarzt, Heilpraktiker etc. Wenn die GKV sich auf das notwendige beschränkt, bleiben für private Unternehmen genug Raum für zusätzliche Sachen.
* Wettbewerb in der GKV ist von der Art der Finanzierung der GKVs doch
unabhängig. Wenn dann sollte er doch über Leistungen gehen. Wobei ich den Sinn
von über 100 GKVs immer noch nicht einsehe.
Tja, das wird sich wohl kaum einem erschließen, warum wir so viele GKVen haben. Aber letztendlich muss die Arbeit ja gemacht werden. Wenn statt 100 nur noch 1 GKV tätig ist, kann man nicht 99% der Betriebskosten sparen. Und - Konkurrenz belebt das Geschäft.
* "Besserverdienende" können sich das ganze sicher leisten. Ich würde das ganze
sogar als Vorteil für mehr Beitragsgerechtigkeit sehen.
Ja. Dadurch dass über eine einkommensabhängige Beitragsgrundlage die Bemessungsbasis steigt, wird der Prozentsatz für die KV sinken, d.h. auch die Beiträge für besserverdienende werden sich auf einem erträglichen Maß bewegen.
Viele Grüße
Wolfgang
Gesendet: Dienstag, 12. Juni 2012 um 01:06 Uhr
Von: Checkinger <checkinger AT gmx.de>
An: "AG Gesundheit" <ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de>
Betreff: [AG-Gesundheit] Finanzierung des Gesundheitswesens
Hallo und Ahoi
Weil Julitschka a.a.O. nachgefragt hat:
Meine Forderungen für die Finanzierung des Gesundheitswesens sind
bekannt einfach:
1. Abschaffung der Versicherungspflichtgrenze
2. Erhöhung/Abschaffung der Beitragsbemessungsgrenze
in der GKV.
Beide Schritte sind innerhalb des aktuellen Systems gangbar und können
deshalb sofort verwirklicht werden. Die BBG ist auch in jüngster
Vergangeheit bereits mehrfach "nach oben angepasst" worden. Die
Forderungen sind deshalb realistisch. Und sie sind eingängig,
verständlich, vermittelbar..
Vorteile:
* Allgemeine Krankenversicherungspflicht für Alle
* Heranziehung aller Einkommensarten zur Beitragsberechnung
* Gerechte Beitragshöhe, wenn jeder einen fixen Prozentsatz seines
Einkommens einzahlen müsste
* Das allgemeine Beitragsniveau könnte wegen deutlich höherer Einnahmen
sinken.
* Das ganze mündet ganz natürlich in ein steuerfinanziertes System als
Einstieg in das BGE
Nachteile:
* Faktische Abschaffung der PKV
* Verlust des Wettbewerbsprinzips in der GKV
* Deutlich Höhere Beiträge für "Besserverdienende"
* Angeblich gibt es verfassungsrechtliche Probleme
Ich würde mir wünschen, dass wir diese simplen 2 Forderungen hier
nochmal intensiv durchdiskutieren..
Klar zum Ändern !
Der Alex
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- Re: [AG-Gesundheit] Finanzierung des Gesundheitswesens, wolfgang, 12.06.2012
- Re: [AG-Gesundheit] Finanzierung des Gesundheitswesens, Alex Lenz, 12.06.2012
- Re: [AG-Gesundheit] Finanzierung des Gesundheitswesens, Wolfgang Gerstenhöfer, 12.06.2012
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- Re: [AG-Gesundheit] Finanzierung des Gesundheitswesens, wolfgang, 12.06.2012
- Re: [AG-Gesundheit] Finanzierung des Gesundheitswesens, Wolfgang Gerstenhöfer, 12.06.2012
- Re: [AG-Gesundheit] Finanzierung des Gesundheitswesens, Wolfgang Hennig, 12.06.2012
- Re: [AG-Gesundheit] Finanzierung des Gesundheitswesens, Wolfgang Gerstenhöfer, 12.06.2012
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