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ag-gesundheitswesen - Re: [AG-Gesundheit] Gibt es gar keine Gendefekte?

ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de

Betreff: AG Gesundheit

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Re: [AG-Gesundheit] Gibt es gar keine Gendefekte?


Chronologisch Thread 
  • From: Bernd Kasperidus <lbear34 AT yahoo.de>
  • To: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [AG-Gesundheit] Gibt es gar keine Gendefekte?
  • Date: Thu, 7 Jun 2012 15:09:20 +0100 (BST)
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-gesundheitswesen>
  • List-id: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen.lists.piratenpartei.de>

Dein Ansatz mit der Domestizierung erklärt aber leider nicht, warum z. B. in Asien (aber auch in anderen Kontinenten, wohlgemerkt bevor es zur Vermischung bzw Kolonisierung kam) die Lactose-Intolleranz die Regel und nicht die Ausnahme ist ... eine Theorie sagt, die Europäer waren im frühen Mittelalter Aufgrund der Nahrungsknappheit dazu gezwungen vermehrt Milch und Milchprodukte als Nahrung zu verwenden und deswegen haben in der Erbmasse der Europäer die Gene überlebt, die die Enzymproduktion auch im Erwachsenenalter aufrecht erhalten (die, die das nicht konnten sind in dieser Zeit schlicht und ergreifend ausgestorben)


Von: Christian Selig <christian.selig AT bnv-bamberg.de>
An: ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de
Gesendet: 15:30 Donnerstag, 7.Juni 2012
Betreff: Re: [AG-Gesundheit] Gibt es gar keine Gendefekte?

Am Mittwoch 06 Juni 2012 17:36:53 schrieb Bernd Kasperidus:
> Die Lactoseintolleranz ist eigentlich gar keine Krankheit ... es ist mehr
> oder weniger der Normalzustand. Dies wird dadurch belegt, dass in allen
> Ländern in denen Kuhmilch (oder Milchverzehr allgemein) nicht üblich ist
> eigentlich jeder Einwohner Lactose-Intollerant ist. Sprich, dem normalen
> menschlichen Genom fehlt die Information das Enzym zu bilden, mit dem man
> Lactose verdauen kann.

Nein. Das Gen für die Lactase ist stets lebenslang vorhanden. Ab einem
gewissen Lebensalter wird sie nur nicht mehr im Magen-Darm-Trakt exprimiert.

Lactose ist elementarer Bestandteil menschlicher (und auch tierischer)
Muttermilch, d.h. die Lactase muss als Gen vorhanden und zumindest für die
Stilldauer eines Säuglings aktiv sein. Wenn nicht, hat man einen
laktoseintoleranten Säugling.

> Man geht davon aus, als im Mittelalter es anfing, dass die Bauern Milch zum
> Speiseplan hinzu zufügen um einfach nicht zu verhungern, die diejenigen,
> die die Lactose nicht aufspalten konnten ausgerottet wurden, da diese
> schlicht und ergreifend entweder an dem Durchfall oder am Hunger starben
> und somit sich hauptsächlich diejenigen vermehren konnten, die Lactose
> verdauen konnten ... sprich der durchschnittliche Europäer ist das Ergebnis
> eines "Gen-Experiments" vermischt mit einem "Genozid".

Das Mittelalter ist viel zu spät datiert. Es gibt zahlreiche unabhängig
voneinander entstandene Mutationen zur Lactasepersistenz, die sicher zu einem
guten Teil in der Phase der Domestizierung und des beginnenden Ackerbaus vor
7000-10000 Jahren viel schlüssiger zu verorten sind.

> Die Lactose-Intolleranz im Europäer ist damit eine Art "De-Evolution"
> sprich in Rücksprung der Gene auf "Normalzustand".

Was genau ein Normalzustand in der Biologie/Evolution sein soll, hat mir
bisher noch keiner erklären können. :-P

Grüße, Christian


--
Dipl.-Biol. (univ.) Christian Selig, cand.med. (Yes, I do have titles)
--
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