Re: [AG-Gesundheit] Gibt es gar keine Gendefekte?

[Christian Selig <christian.selig AT bnv-bamberg.de>]

Am Mittwoch 06 Juni 2012 17:15:33 schrieb Ignorant:
> Bei Minute 43:30 wird über eine Herzkrankheit beim "Ötzi" gesprochen,
> welche die Forscher anscheinend überraschte. Eine angebliche
> "Zivilisationskrankheit" beim Ötzi, wie kann das sein? Gibt es hier
> einige Mediziner, die aus ihrer Sicht von Krankheit und Gesundheit mehr
> dazu sagen können?

Herzkrankheiten sind nicht automatisch Zivilisationskrankheiten. Ohne eine 
Diagnose oder zumindest einen brauchbaren morphologisch/pathologischen Befund 
ist das wilde Spekulation.

> Auch über Lactoseintoleranz werden für den Otto-Normal-Verbraucher
> interessante Dinge gesagt, nämlich, dass es keine Krankheit ist.

Ist es auch nicht.

> Dies 
> bringt mich zu einer zweiten Frage: Gibt es genetische "Defekte" oder sind
> diese "Defekte" nicht eher sinnvolle Veränderungen, also genetische
> Anpassung an die Umgebung?

Sowohl als auch. Evolution ist grundsätzlich positiv definiert, das heißt, 
alles was überlebt und sich fortpflanzen kann, hat das Potential, sein Erbgut 
weiterzugeben. Eine Mutation, die die Lebens- oder Fortpflanzungsfähigkeit 
einschränkt, ist im evolutionären Sinne tatsächlich ein "Defekt".

[Political Correctness Disclaimer: Nur weil jemand einen Gendefekt mit sich 
rumschleppt, ist er immer noch ein menschliches Wesen und auch so zu 
behandeln. Nur falls mir irgendein Spinner in 30 Jahren eine eugenische 
Gesinnung in die obige Aussage hineininterpretieren möchte.]

Grüße, Christian