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ag-gesundheitswesen - [AG-Gesundheit] Rundmail Hilferuf [AG-Queeraten] Thema Blutspenden

ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de

Betreff: AG Gesundheit

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[AG-Gesundheit] Rundmail Hilferuf [AG-Queeraten] Thema Blutspenden


Chronologisch Thread 
  • From: Bernd Kasperidus <lbear34 AT yahoo.de>
  • To: Daniel Schneider <daniel AT schneider4me.de>, AG Queeraten <AG-Queeraten AT lists.piratenpartei.de>, "ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de" <ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de>, "bundesgeschaeftsstelle AT lists.piratenpartei.de" <bundesgeschaeftsstelle AT lists.piratenpartei.de>, "ag_familie AT lists.piratenpartei.de" <ag_familie AT lists.piratenpartei.de>, Fachgruppe Kinder Jugend Familie und Bildung <by-fg-familie AT lists.piratenpartei-bayern.de>, "by-vorstand AT lists.piratenpartei-bayern.de" <by-vorstand AT lists.piratenpartei-bayern.de>
  • Subject: [AG-Gesundheit] Rundmail Hilferuf [AG-Queeraten] Thema Blutspenden
  • Date: Fri, 20 Apr 2012 14:16:06 +0100 (BST)
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-gesundheitswesen>
  • List-id: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen.lists.piratenpartei.de>

Ahoi,

dies ist ein Rundschreiben, also diejenigen, mit denen Ich schon mal gesprochen habe, bitte nicht böse sein, das dies jetzt doch sehr ausführlich ist, bitte trotzdem GANZ durchlesen bevor gefragt wird "Was will der Autor uns damit sagen".

Um was geht es beim Thema Blutspenden und Organspenden und warum Ich plötzlich eine panische Hilfemail losgeschickt habe.

Gleich vorne weg, was Ich hier Vorschlage würde dem "freies Kopieren im Internet"-Nerd-Image, "Kein Programm"-Gerüchten und dem "Wir-wissen-nicht-was-wir-wollen-aber-ne-Chatgruppe-wird-schon-was-finden"-Bild in der Öffentlichkeit extrem schaden. (<- für alle die immer noch denken, Ironie ist ein Fluss in Ägypten, dass war ironisch)

Zur "Geschichte": In der AG Queeraten habe Ich mich drüber beschwert, dass man das Thema LGBT und Gleichberechtigung bisher immer viel zu sehr von der theoretischen Seite beleuchtet habe. Gleichberechtigung ist zwar etwas tolles, aber ohne praktische Themen die auch den Alltag des Otto Normalverbrauchers anspricht, ist es immer seine sehr müßige Veranstaltung.

Beispiel (Achtung Ironie): "Die Gefühlslage Transsexueller in den Fängen der index-sequentiellen Datenverarbeitung unter Berücksichtigung einer möglichen Trisomie 21" mag ein großes philosophisches Thema sein und mag exzellent in eine Soziologie-Vorlesung passen ... spricht aber nicht mal 0,01 Promille der Bürgerinnen und Bürger an.

Ob die Lebensgemeinschaft von Schwulen und Lesben jetzt "Lebenspartnerschaft" oder "Ehe" heißt mag ein Aufreger für die Betroffenen sein, dem Rest der Bevölkerung ist das vollkommen Wurst, solange Sie über höhere Preise an Tankstellen und im Supermarkt stöhnen.

Die Lage von LGBT in den Sexualkundeunterricht bringen zu wollen ist ungefähr so lebensfremd wie naiv, dass man hier schon von "Universität trifft auf Realität" reden kann.

Im Laufe der Diskussion sagte einer "Ich persönlich rege mich immer wieder drüber auf, dass Ich als Schwuler kein Blut spenden darf"

Damit war das Thema geboren. Wie Ich betonen möchte, ein Thema, dass ganz harmlos begann aber immer brisanter wurde, je länger man sich damit beschäftigt. Als jemand, der sich jetzt schon eingearbeitet hat, möchte Ich sagen, es ist klar, warum so ziemlich jeder davon nichts in der Presse haben will. Die betroffenen Ärzte und Institute, die betroffenen Regierungen und Politiker ... denn jeder muss sich die Frage gefallen lassen "Wie kann man so mittelalterliche Vorurteile vertreten und wieviel Geld der Pharmaindustrie wurde gespendet, damit nichts am status quo geändert wird"

Fakt ist, mit geradezu abenteuerlichen Begründungen und Rechenmodellen werden Blut- und Organspenden von MSM abgelehnt. Die Definition der MSM an und für sich ist schon eine Diskriminierung, entgegen der internationallen Gepflogenheiten die MSM (Männer, die mit Männern Sex haben) als homo-, bi- und transsexuelle Männer definiert, gehören in Deutschland z. B. auch Häftlinge mit dazu (Begründung: In einer JVA knattern die sich ständig gegenseitig in der Dusche), Drogensüchtige (Begründung: Die schlafen mit Jedem um Geld für den nächsten Fix zu bekommen) und Prostituierte (Begründung: Die Schlafen sowieso mit allem das zwei Beine und einen Puls hat).

Hergeleitet ist dieser Ausschluss aus der HIV-Angst der 80ger. Auch heute noch wird begründet, ein Mitglied der Gruppe MSM hat mit einer Wahrscheinlichkeit von 100:1 ehr HIV als ein heterosexueller Mann. Andersgesagt pro heterosexuellen Mann rennen 100 MSM mit HIV rum. Allein wenn man rechnet wieviele Hetero-Männer in Deutschland sind und (statistisch) wieviele Schwule ... nun danach müßten wir Schwule nach diesen Zahlen schon längst ausgestorben sein.

Wie gesagt, die Zahl an und für sich ist schon eine Farce, wenn man sich aber anschaut, mit welchen abenteuerlichen Rechnungen diese ermittelt wird, welche Statistiken als Faktum herangezogen werden, bei denen der Statistik-Ersteller selber sagt: "OBACHT, nur mit extremer Vorsicht zu geniesen" ... und dann eine Pauschal-Projektion durchgeführt wird, wird einem schlecht.

Dazu kommen dann noch so mittelalterliche Ausagen wie: "Von einem heterosexuellen Mann kann Ich erwarten, das er die Verwendung seines Blutes durch den anonymen Auschluss verhindert" ala "Ein MSM ist moralisch und sozial so instabiel, dass Ich ein verantwortliches Verhalten nicht von Ihm erwarten kann".

Die Erniedrigung geht sogar noch weiter, wenn wirklich mal ein MSM postmortal zu einer Organspende zugelassen wird, werden die Organe mit dem expliziten Warnhinweis: "Homosexuell" in die Datenbank von Eurotransplant eingestellt. Oder wenn ein MSM und ein heterosexueller Mann die selbe Dringlichkeitsstufe für ein Spenderorgan haben würden, so wird der MSM eine Stufe degradiert mit der Begründung, als Angehöriger einer Risikogruppe besteht die erhöhte Gefahr, dass er nach seiner Transplantation eine Sexualkrankheit bekommt womit ein Spenderorgan unnütz verschwendet wurde.

Was als kleiner Arbeitskreis für ein paar Plakate und eine Info-Broschüre begann wurde zur Bombe. Erstmal wegen der Sprengkraft des Themas, sprich jeder war schon mal in der Situation, wo er Spenderblut gebraucht hat oder wenigstens er erlebt hat, das Spenderblut von Nöten war. Jeder von uns wünscht sich, falles er krank wird und er ein Spenderorgan braucht, dass so viele Leute wie möglich spenden. Hier wird aber, um einerseits "altehrwürdige" Lehrmeinungen zu schützen und die finanziellen Interessen einer Industrie mit dem Leben von Millionen von Bundesbürgern gespielt.

Dem entsprechend haben die Mitwirkenden der AG sich innerhalb und außerhalb der Piraten erkundigt, ob es Interesse gäbe aus dem Thema mehr zu machen, als nur einen Abstimmungspunkt am nächsten Parteitag und einem anschließenden Halbsatz im Internet.

Die Reaktion darauf, war furchteinflößend, allerdings im positiven Sinne: Sowohl von innerhalb als auch außerhalb kamen Reaktionen wie "Unglaublich, da macht die Bundesregierung ein riesen Aufhebens um eine Mini-Novelle am Transplantationsgesetz und dabei ist in den Hinterzimmern schon entschieden worden, Spenden ja, aber nur von Deutschen arischen Blutes" oder "Da werden mit riesen Tamtam ein paar Millionen Solarförderung gestrichen aber gleichzeitig werden Milliarden in den Rachen der Pharmaindustrie gestopft auf Kosten der Gesundheit einer ganzen Bevölkerung"

Beispiel-Einschub: An einem Dialyse-Patienten verdient die Pharmaindustrie (durch Medikamente und Betriebsstoffe für die Maschinen) ca. 10 bis 20mal soviel wie an den Anti-Abstossungs-Medikamenten für Transplantationspatienten ... jede erfolgreiche Transplantation ist ein finanzieller Verlust für ein Pharmaunternehmen. Oder, synthetisches Blut, das momentan mit Gewalt durch die Zulassung gepeitscht wird, ist ca. 50 bis 100mal so teuer (gerechnet pro 250 bis 500ml, in etwa die Größe einer Blutspende), wie die Materialien die für den Test und die Verarbeitung von Blutspenden benötigt würde.

Durch diese Fragen und durch die Mundpropaganda kamen bei mir plötzlich Anfragen ohne Ende an. Von Kreisverbänden z. b. die fragten, ob Info-Material für deren Info-Stände zur Verfügung stehe. Von Piraten, die dies auf CSD's und anderen Veranstaltungen thematisieren wollen. Aber auch von Außen ... mehr oder weniger Prominente Personen interessieren sich dafür, hier mit den Piraten Stellung zu beziehen ... da geht von dem Mr. Rubber Berlin und dem German Mr. Leather bis hin zu WIRKLICHER Medienprominenz (von verschiedenen Managements liegen mir erste Anfragen vor, ob und wie die Piraten das Thema bearbeiten, ob das, was die Mundpropaganda erzählt hat, so stimmt ... für aussenstehende, der gemeine Feld-Wald-und-Wiesen-Schwule bewegt sich extrem häufig unerkannt in den diversen Managements ... und wo bitte schön ein Protestschild ist und wo man sich für wie lange anketten soll). Schwulen und Lesbenverbände fragen nach Info und bieten Unterstützung. Genauso kommen Anfragen, ob mit Geld unterstützt werden kann.

Als letzten Mittwoch nun auch noch ein konkretes und direkte Angebot kam: Ich bin Profi-Fotograph und Ich würde für Euch Plakate- und Broschüren-Motive aufnehmen und Ich habe auch schon jemanden selber organisiert, der dieses mit 2000 Euro für Print und Veröffentlichung sponsoren würde, also wirklich konkrete Hilfe und nicht nur Absichtserklärungen, habe Ich gesagt :

Okay ... STOP ... das wird jetzt so groß, das wächst mir über den Kopf. Ich könnte mir verzeihen, wenn Ich mich selbst enttäuschen würde, weil Ich etwas in den Sand gesetzt habe ... aber mittlerweile hoffen so viele Menschen darauf, das etwas angeschoben wird, damit sie sich dahinter stellen können, Ich will diese nicht enttäuschen.

Deswegen hier nochmal die Bitte um Zusammenarbeit. Zusammenarbeit um das Thema ordentlich und gut zu präsentieren:

- Besteht überhaupt ein Interesse daran, das zu Thematisieren

- Besteht überhaupt ein Interesse daran, das groß zu Thematisieren oder wollen wir nur einen Halbsatz auf die Internetseite stellen?

- Würde sich eine eigene AG zusammen finden, die dies bearbeiten würde?

- Wenn es bearbeitet wird:

    + In wie weit, wollen wir Behörden, Institute und "altgediente" Politiker vorwarnen und von diesen Statements einholen
    + WIE wollen wir es öffentlich machen - Fünf Sätze auf einer INet-Seite, Info-Stände in einer Fußgängerzone, Medien?
    + Was für Info- und Programm-Material ist notwendig
    + Wer würde an dem Material arbeiten? Sprich von der Faktenrecherche bis hin zum Drucklayout?
    + In wie weit wollen wir Außenstehende mit einbeziehen ... sprich Leute, die so direkt nichts mit Piraten zu tun haben, die aber als "Werbebanner" das Thema vertreten und damit auch die Botschaft, was die Piraten anders machen würden.
    + Wer würde mitarbeiten an Vorschlägen, wie man das mittelalterliche System umgestalten kann.
    + ein Plus für die tausend Dinge, die da noch kommen werden, mir aber momentan nicht einfallen.

Ich würde in den nächsten Tagen mich erstmal auf die von Peter (mein Kollege in der AG) und mir gesammelten Informationen stürzen und diese in eine geordnete Struktur bringen. Ich gebe es selber zu, Ich bin an diese Aktion mit Blauäugigkeit heran gegangen und mußte plötzlich feststellen, der alte Klepper dem Ich die Sporen gegeben habe, war ein Rennpferd ... entsprechend versuche Ich momentan verzweifelt irgendwie auf dem Rücken zu bleiben.

Es wäre schön, wenn sich etwas zusammen finden könnte, am Besten eine eigene AG, die diese Thema so breit vertritt wie möglich.

Für Rückfragen, Anträge, Beschwerden, sonstiges könnt Ihr Euch direkt an meine Wenigkeit wenden. Bitte direkt an meine "Heimat-Adresse", da Ich verständlicherweise nicht in allen AG's Mitglied bin.

Mit freundlichen Grüßen

Bernd Kasperidus




  • [AG-Gesundheit] Rundmail Hilferuf [AG-Queeraten] Thema Blutspenden, Bernd Kasperidus, 20.04.2012

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