Zum Inhalt springen.
Sympa Menü

ag-gesundheitswesen - Re: [AG-Gesundheit] Gesundheitskonzept von Herrn Dr. Eggeling

ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de

Betreff: AG Gesundheit

Listenarchiv

Re: [AG-Gesundheit] Gesundheitskonzept von Herrn Dr. Eggeling


Chronologisch Thread 
  • From: Wolfgang Gerstenhöfer <wolfgang.gerstenhoefer AT gmx.de>
  • To: "AG Gesundheit" <ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [AG-Gesundheit] Gesundheitskonzept von Herrn Dr. Eggeling
  • Date: Thu, 26 Jan 2012 13:55:09 +0100
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-gesundheitswesen>
  • List-id: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen.lists.piratenpartei.de>

Ahoi zusammen,

die Vorstellungen von Herrn Dr. Fred Eggeling vom 19. Januar 2012 erscheinen
mir sehr dirigistisch und bürokratisch.

Jedes Zwangssystem halte ich zunächst einmal für unvereinbar
mit dem Freiheitsdrang und der Freiheitsliebe der Piraten. Sicher gibt es
Bereiche, in denen es nicht ohne (staatlichen) Zwang geht. Das
Gesundheitswesen gehört nach meiner Überzeugung nicht dazu.

So kann man unter einem Sozialstaat entweder einen Staat verstehen, dessen
Politiker quasi bevormundend für die soziale Sicherheit der Bürger sorgen
(Zwangssystem wie z. B. die so genannte Bürgerversicherung), oder einen
Staat, dessen Politiker dafür sorgen, dass jeder Bürger für seine soziale
Sicherheit vorsorgen kann (z. B. mithilfe des BGE).

Mein Ansatz, um die Kosten im Gesundheitswesen in Grenzen zu halten, setzt
auf Vereinbarungen
zwischen den Beteiligten, Erbringer medizinischer Leistungen einerseits und
Kostenträger und Patienten andererseits, auf einen Ausbau der so genannten
Leitlinienmedizin (Evidenzbasierte Medizin/EbM) und auf eine ganzheitliche
Medizin, die auf
Zusammenarbeit setzt und den Menschen nicht nach Zuständigkeiten der
Gesundheitsberufe, Fachrichtungen, ambulant und stationär in Körperteile,
Organe und Psyche aufteilt.

Hinzu können Kostentransparenz für die Versicherten/Patienten durch
Rechnungen und Kostenerstattung statt Sachleistung, individuell wählbare, in
der Höhe begrenzte und damit überschaubare Selbstbeteiligungen, mit denen
die private Krankenversicherung seit Jahrzehnten sehr gute Erfahrungen
macht, die auch versicherungsmathematisch kalkulierbar sind, und
Beitragsrückerstattungen, ebenfalls ein in der privaten Krankenversicherung
seit langer Zeit erfolgreiches Instrument, kommen.

Ärzte und auch alle anderen Angehörigen von Gesundheitsberufen müssen
angemessen bezahlt werden und vor allem müssen sie wissen, was sie an einer
Behandlung verdienen. Es kann nicht sein, dass sie zum Zeitpunkt der
Leistungserbringung nicht wissen, ob und ggf. was ihre Arbeit wert ist. Und
Rationierung ist schon gar nicht ihre Aufgabe.

Deshalb sollen für alle Patienten die gleichen Gebührenordnungen gelten -
mit Öffnungsklauseln für Vereinbarungen (siehe oben) - und soll es ein
Gremium geben, in dem auf der einen Seite die Erbringer medizinischer
Leistungen (nicht nur Ärzte) und auf der anderen Seite die Kostenträger und
Patienten vertreten sind und das - unterstützt durch das Institut für
Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen - über die medizinische
Notwendigkeit von Untersuchungen, Behandlungen, Arznei-, Heil- und
Hilfsmitteln grundsätzlich entscheidet.

Ein vergangenheitsorientiertes System wie unsere gesetzliche
Krankenversicherung mit ihrem Umlageverfahren wird nicht dadurch gut oder
besser bzw. generationengerecht und zukunftssicherer, wenn man es
zwangsweise auf noch mehr Menschen ausdehnt. Einmal ganz
abgesehen davon, dass man hier auch an verfassungsrechtliche Grenzen stößt -
sowohl mit Blick auf die Ausdehnung auf immer mehr Menschen als auch auf die
Höhe des Beitrags für gleiche Leistungen.

Solidarität ist wichtig und richtig, aber was hat es mit Solidarität zu tun,
wenn bald ein Erwerbstätiger einen Rentner und dann zwei Erwerbstätige sogar
drei Rentner finanzieren sollen bzw. müssen.

Eine Krankenversicherung mit dem Kapitaldeckungsverfahren in Kombination mit
dem Sozialausgleich über das
Steuersystem (und nur dort spielt das Einkommen eine Rolle), die eine
Unterteilung in Kassen- und Privatpatienten nicht mehr kennt, kann nach
meiner Überzeugung die bestehende Situation nur verbessern.

Piratig-liberale Grüße
Wolfgang


----- Original Message ----- From: "haarbrandt" <haarbrandt AT googlemail.com>
To: <wsch.bs AT googlemail.com>; "AG Gesundheit"
<ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de>
Sent: Tuesday, January 24, 2012 6:18 PM
Subject: Re: [AG-Gesundheit] Gesundheitskonzept von Herrn Dr. Eggeling


Ich finde dort auch eigentlich die meisten Punkte ganz sinnvoll, wenn
auch etwas die tiefe fehlt. Interessant finde ich die Eigenbeteiligung
bis zu einer Bemessungsgrenze. Muss es noch zuende lesen, aber diesen
Punkt sollten wir nochmal gesondert diskutieren.

Birger



Am 24. Januar 2012 18:12 schrieb Winfried Schmidt <sc1 AT arcor.de>:
Hallo, ja das Konzept ist sicher eine gute Grundlage aber in vielen
Punkten
noch zu ergänzen, diese Sache kann/sollte nicht
überstürzt abgeschlossen werden. Es ist ein weites
Feld..............................

--

Winfried

--
AG-Gesundheitswesen mailing list
AG-Gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de
https://service.piratenpartei.de/listinfo/ag-gesundheitswesen
--
AG-Gesundheitswesen mailing list
AG-Gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de
https://service.piratenpartei.de/listinfo/ag-gesundheitswesen





Archiv bereitgestellt durch MHonArc 2.6.19.

Seitenanfang