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ag-gesundheitswesen - Re: [AG-Gesundheit] Gesundheitskonzept von Herrn Dr. Eggeling

ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de

Betreff: AG Gesundheit

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Re: [AG-Gesundheit] Gesundheitskonzept von Herrn Dr. Eggeling


Chronologisch Thread 
  • From: haarbrandt <haarbrandt AT googlemail.com>
  • To: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [AG-Gesundheit] Gesundheitskonzept von Herrn Dr. Eggeling
  • Date: Thu, 26 Jan 2012 14:52:38 +0100
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-gesundheitswesen>
  • List-id: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen.lists.piratenpartei.de>

Hallo Wolfgang,

wenn man das System volkswirtschaftlich sinnvoll gestalten möchte
kommt man um die Einbeziehung einer breiten Basis vermutlich nicht
herum. Dazu gehören dann imho auch Abgaben über die Steuer.


> Mein Ansatz, um die Kosten im Gesundheitswesen in Grenzen zu halten, setzt
> auf Vereinbarungen
> zwischen den Beteiligten, Erbringer medizinischer Leistungen einerseits und
> Kostenträger und Patienten andererseits, auf einen Ausbau der so genannten
> Leitlinienmedizin (Evidenzbasierte Medizin/EbM) und auf eine ganzheitliche
> Medizin, die auf
> Zusammenarbeit setzt und den Menschen nicht nach Zuständigkeiten der
> Gesundheitsberufe, Fachrichtungen, ambulant und stationär in Körperteile,
> Organe und Psyche aufteilt.

Das klingt ehrlich gesagt ziemlich unpräzise, das musst du bitte
weiter ausführen. Was bedeutet das für dich in der Praxis und wie
möchtest du es erreichen?


> Hinzu können Kostentransparenz für die Versicherten/Patienten durch
> Rechnungen und Kostenerstattung statt Sachleistung, individuell wählbare, in
> der Höhe begrenzte und damit überschaubare Selbstbeteiligungen, mit denen
> die private Krankenversicherung seit Jahrzehnten sehr gute Erfahrungen
> macht, die auch versicherungsmathematisch kalkulierbar sind, und
> Beitragsrückerstattungen, ebenfalls ein in der privaten Krankenversicherung
> seit langer Zeit erfolgreiches Instrument, kommen.

Du hast Herrn Eggerling anscheinend nicht aufmerksam gelesen. Er
stellt sehr ähnliche Forderungen, auch wenn er die Selbstbeteiligung
grundsätzlich fordert, um seitens der Patienten zu mehr
Kostenachtsamkeit zu kommen.


> Ärzte und auch alle anderen Angehörigen von Gesundheitsberufen müssen
> angemessen bezahlt werden und vor allem müssen sie wissen, was sie an einer
> Behandlung verdienen. Es kann nicht sein, dass sie zum Zeitpunkt der
> Leistungserbringung nicht wissen, ob und ggf. was ihre Arbeit wert ist. Und
> Rationierung ist schon gar nicht ihre Aufgabe.

Ich glaube da widersprecht ihr euch auch nicht. Das EBM-System müsste
sowieso mit der GOÄ verschmolzen werden. Zwei unterschiedliche
Abrechnungssysteme sorgen möglicherweise für Anreize, die nicht dem
Wohle der Allgemeinheit dienen. Ohne nun den Ärzten einen Vorwurf zu
machen, aber schnellere Terminvergabe für Privatpatienten und
teilweise sehr offensives "IgeLn" sind vermutlich Folgen.


> Deshalb sollen für alle Patienten die gleichen Gebührenordnungen gelten -
> mit Öffnungsklauseln für Vereinbarungen (siehe oben) - und soll es ein
> Gremium geben, in dem auf der einen Seite die Erbringer medizinischer
> Leistungen (nicht nur Ärzte) und auf der anderen Seite die Kostenträger und
> Patienten vertreten sind und das - unterstützt durch das Institut für
> Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen - über die medizinische
> Notwendigkeit von Untersuchungen, Behandlungen, Arznei-, Heil- und
> Hilfsmitteln grundsätzlich entscheidet.

GBA, anyone? Patientenvertreter sollten noch Stimmrecht erhalten,
ansonsten haben wir sowas schon.

> Ein vergangenheitsorientiertes System wie unsere gesetzliche
> Krankenversicherung mit ihrem Umlageverfahren wird nicht dadurch gut oder
> besser bzw. generationengerecht und zukunftssicherer, wenn man es
> zwangsweise auf noch mehr Menschen ausdehnt. Einmal ganz
> abgesehen davon, dass man hier auch an verfassungsrechtliche Grenzen stößt -
> sowohl mit Blick auf die Ausdehnung auf immer mehr Menschen als auch auf die
> Höhe des Beitrags für gleiche Leistungen.

Die Ausdehnung macht kein Problem. Warum auch? Man lässt die jetzigen
Versicherungen auslaufen und neue Mitglieder kommen automatisch in der
neue System. Die Höhe des Beitrages ist zu diskutieren, allerdings
zahlen ja reiche Menschen auch für Infrastruktur durch ihre Steuern
mehr. Warum also nicht auch über den Fonds das System teilweise
finanzieren?


> Solidarität ist wichtig und richtig, aber was hat es mit Solidarität zu tun,
> wenn bald ein Erwerbstätiger einen Rentner und dann zwei Erwerbstätige sogar
> drei Rentner finanzieren sollen bzw. müssen.

Soll er ja gar nicht, weil es einfach nicht funktionieren wird.
Genauso werden sich aber irgendwann nicht mehr alle eine
Krankenversicherung leisten können im privaten System, wenn jeder nach
seinem persönlichen Risiko haftet. Den Mittelweg gilt es zu finden.
Ich glaube, man ist da auch nicht so weit auseinander.


> Eine Krankenversicherung mit dem Kapitaldeckungsverfahren in Kombination mit
> dem Sozialausgleich über das
> Steuersystem (und nur dort spielt das Einkommen eine Rolle), die eine
> Unterteilung in Kassen- und Privatpatienten nicht mehr kennt, kann nach
> meiner Überzeugung die bestehende Situation nur verbessern.

Ist ein Ansatz, nur wie gesagt, ich würde gerne EINEN Markt für
Versicherungen schaffen (selbe Regeln für alle) und der darf dann auch
gerne viele Elemente aus der jetzigen PKV übernehmen. Siehe
Eigenverantwortung bis zu einem bestimmten Prozentsatz des Einkommens.


> Piratig-liberale Grüße
> Wolfgang
>


Viele Grüße,

Birger




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