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ag-gesundheitswesen - Re: [AG-Gesundheit] Schaffung staatlicher medizinischer Grundversorgung

ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de

Betreff: AG Gesundheit

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Re: [AG-Gesundheit] Schaffung staatlicher medizinischer Grundversorgung


Chronologisch Thread 
  • From: Privacy <pirat AT praes.eu>
  • To: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [AG-Gesundheit] Schaffung staatlicher medizinischer Grundversorgung
  • Date: Tue, 27 Sep 2011 23:58:12 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-gesundheitswesen>
  • List-id: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen.lists.piratenpartei.de>

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schrieb Henning Groß:

> Derzeit haben wir in Deutschland eine Versicherungspflicht für den
> großteil der Bürger. Sie müssen gesetzlich krankenversichert sein.
> Selbstständige und besser verdienende haben die Wahl und können
> sich privat versichern. Beamte sind da noch mal ein Sonderfall.
> Leider führt dies zu einigen Problemen. Zum Beispiel:
>
> 1. Die Privatversicherung in Verbindung mit der Einkommensgrenze
> ist "asozial". Sie führt dazu, dass die Topverdiener, welche alle
> den Höchstsatz in die gesetzliche Krankenversicherung zahlen
> würden, aus dem System fallen. Die medizinische Versorgung von
> Geringverdienern muss daher ausschließlich vom Mittelstand getragen
> werden. Auch Beamte tragen nicht dazu bei.

Die gesetzlichen Krankenkassen erhalten einen erheblichen Zuschuss aus
Steuern - im Gegensatz zu privaten Versicherungen - dadurch tragen
alle zur Absicherung von Geringverdienern bei.


> 2. Es gibt unversicherte Bürger. Ich selbst habe mich in jungen
> jahren als ich selbstständig war einige Monate gegen eine private
> Krankenversicherung entschieden als das Geld knapp wurde. Unter
> bestimmten Voraussetzungen müssen solche Menschen, wollen sie
> später zurück in die gesetzliche Krankenversicherung, die Beiträge
> für den Zeitraum in dem sie unversichert waren nachzahlen (das
> liegt nicht an den Versicherungen, so setzt der Staat die
> Versicherungspflicht durch).

Mittlerweile besteht Versicherungspflicht für alle (Bürger).

> Das stellt sie, nachdem sie ja aus finanziellen Gründen
> unversichert waren, vor die nächste finanzielle Belastung / Hürde,
> weshalb sie oft noch länger unversichert bleiben.
>
> Grundsätzlich ist gewollt und vernünftig, dass jeder dauerhaft in
> Deutschland lebende Mensch krankenversichert ist. Eine
> bedingungslose Einheitsversicherung für ALLE, ein großer Topf, ist
> die einzige Möglichkeit, dies vernünftig umzusetzen.

Warum - willst Du die Leute entmündigen - und Ihnen zB die Möglichkeit
nehmen, durch Verträge für die Gesundheitskosten selbst und direkt
aufzukommen ohne staatliche Bürokraten einzuschalten, um Erlaubnis zu
bitten, in Deinen Krankenakten stöbern zu lassen - und nur im
"Havarie_Fall" eine Versicherung in Anspruch zu nehmen?

Ich lasse mir den Reifenwechsel, die Inspektion, Reparaturen bei
meinem Auto auch nicht von einer Versicherung bezahlen ... - aber
selbstverständlich habe ich eine Versicherung, die mir große
Haftpflichtrisiken abnimmt, evtl. auch eine Kaskoversicherung.

Noch viel weniger bin ich bereit, meine Wehwehchen irgendeiner GKV auf
die Nase zu binden, Rezepte, die nicht gerade ein Vermögen kosten
irgendeinem Beamten vor die Nase zu halten .... - mir die
Nutzen/Risiko Abwägung von Sachbearbeitern, den GBA ... oder sonstigen
abnehmen zu lassen.

Ich bin seit kurzem wieder privat versichert - wesentlich teurer als
in der GKV. Aber die 6 Jahre GKV habe ich _alles_ privat finanziert
und im Wesentlichen vor allem die Inanspruchnahme des
"Gesundheitssystems" verzichtet - meine KV-Karte wurde nicht einmal
eingelesen.





Idealer Weise staatlich
> getragen. Statt der Versichertenkarte legt man dann beim Arzt
> seinen Personalausweis oder seine Aufenthaltsgenehmigung vor.
> Getragen wird das System durch Abgaben aller Erwerbstätigen und
> nicht nur vom Mittelstand.
>
> Das Gesetz schreibt heute den Versicherern schon vor, welche
> Leistungen sie bringen dürfen und müssen und wie hoch die Beiträge
> sein sollen. Den gesamten Apparat von hunderten von Versicherungen
> dafür zu tragen ist absolut unsinnig. Die Option des Austritts aus
> der gesetzlichen Krankenversicherung schlicht nicht sozial.

ich bin nicht bereit, meine höchstpersönlichen Angelegenheiten der
"sozialen" Verpflichtung zu opfern - d.h. ich WILL nicht, dass
irgendeine GKV als öffentliche Einrichtung IRGENDETWAS über meinen
Gesundheitszustand weiß.

Ich bin ohne weiteres bereit über Steuern die Grundversorgung für
jedermann mit abzusichern - aber ich will mich dafür nicht persönlich
entblößen müssen.

Der Gipfel ist jetzt der Vorschlag eines liberalen (!)
Gesundheitsministers, der die armen GKV Versicherten zur
Zwangsoffenbarung von persönlichen ethischen Einstellungen gegenüber
der gesetzlichen Krankenkasse zwingen will (Erklärungspflicht bzgl.
Organtransplantation) im Rahmen der eGK-Ausgabe.

Das ist schlimmer als ein öffentliches Gelöbnis.

> Man sollte die (ohnehin gesetzlich geregelte) medizinische
> Grundversorgung in staatliche Hand nehmen und jedem gewähren (das
> ist ohnehin gewollt). Zusatzleistungen wie sie die private
> Krankenversicherung bietet lassen sich dann hervorragend über
> Zusatzversicherungen deckeln.

Man sollte erstmal die Bürger fragen, was sie wollen .... - ich z.B.
verzichte weitgehend auf Vorsorge - da m.E. mit wenigen Ausnahmen die
Risiken durch die Vorsorge den Benefit nicht aufwiegen.

Ich will den Staat nicht dabei haben, wenn ich mit dem Arzt /
Therapeuten einen Vertrag abschließe, und die benötigte Hilfe meine
eigenen Kapazitäten nicht überfordert. Ich WILL sie nicht "umsonst"
für eine Preisgabe der Vertraulichkeit der Arzt-Patienten Beziehung.

Mal wieder das Beispiel vom "Einheitsessen"

Ausreichende und gesunde Ernährung ist für jedermann zu fordern -
mindestens genauso, wie eine Gesundheitsversorgung.

Und dennoch lehnte ich es ab, einen Zwangsbeitrag zu entrichten, der
mir die kostenlose Versorgung in der staatlichen Suppenküche sichert,
mit vorgeschriebenem Speiseplan - da müsste ich schon wirklich kurz
vor dem Verhungern sein.

Auch hier wäre ich bereit für Suppenküchen Steuern zu entrichten, aber
ich nähme mir die Freiheit, mein Brot selbst zukaufen, die Stullen
selbst zu schmieren und - luxuriös auch mal in ein Restaurant meiner
Wahl zu gehen - und IHN (den Staat) nicht achten und NICHT teilhaben
lassen an der Kenntnis meines Speiseplans - dabei habe ich nichts
dagegen, wenn jeder der mag, die staatliche Suppenküche aufsucht.

ABER - wenn Bäcker und Lebensmittelhändler verboten werden, Restaurants
geschlossen ... bzw. erst nach Konsumption der Pflichtration in der
staatlichen Suppenküche aufgesucht werden dürfen - dann bin ich nicht
freier Bürger, sondern Marionette in einer Verwaltungsdiktatur.

Ich fordere deshalb mehr Selbstverantwortung des Bürgers auch im
Gesundheitswesen.

Gruß

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>
> Ich habe jetzt wohl nicht jeden Aspekt beleuchtet aber als
> Diskussionsgrundlage sollte es taugen :) Beste Grüße aus der
> (Piraten-)Hauptstadt, Henning.

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