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ag-gesundheitswesen - Re: [AG-Gesundheit] Schaffung staatlicher medizinischer Grundversorgung

ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de

Betreff: AG Gesundheit

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Re: [AG-Gesundheit] Schaffung staatlicher medizinischer Grundversorgung


Chronologisch Thread 
  • From: Henning Groß <igaffai AT googlemail.com>
  • To: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [AG-Gesundheit] Schaffung staatlicher medizinischer Grundversorgung
  • Date: Wed, 21 Sep 2011 16:17:29 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-gesundheitswesen>
  • List-id: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen.lists.piratenpartei.de>

Hey Guido!
Es tut mir leid, wenn das Thema schon abgegessen ist, das konnte ich
nicht wissen. Du stellst dir die Frage, was ich verbessern möchte dabei
dachte ich, das läge auf der Hand. Es geht darum, den Besen in die Hand
zu nehmen und institutionalisierte Ungleichheit anzugehen. Ich studiere
derzeit (2. Bildungsweg), zahle Schulden aus der Selbstständigkeit ab
und gleichzeitig bin ich nahe am Höchstsatz für die Krankenversicherung.
Demnächst, wenn ich fertig bin, werde ich die Schallmauer ziemlich bald
durchbrechen und dennoch in der gesetzliches bleiben. Irgendwer muss das
schließlich bezahlen. Ich könnte für einen deutlich geringeren Beitrag
deutlich besser versichert sein. Und das ist attraktiv. Verstößt aber
gegen mein Gerechtigkeitsgefühlt. Vielleicht macht es materiell
überhaupt keinen großen Unterschied, ob die 10% die privat versichert
sind nun mit in die gesetzliche zahlen oder nicht. Ideell tut es das
ganz bestimmt.
Es gibt viele Argumente für die private Krankenversicherung. Neue
Behandlungsmethoden/Geräte/etc. Der Wunsch, über das notwendige
versichert zu sein würde aber mit einer Einheitsversicherung nicht
schwinden. So kommt es zu meiner Anmerkung bezüglich privater
Zusatzversicherungen. Wer sich das leisten kann, fragst du? Die, dies
sich leisten können halt. Ich wollte hier keine neue Weltordnung
aufstellen sondern in einer Ecke kehren, die, wie ich finde, selten
mutig angesprochen wird.

> Wäre es nicht sozialer, von einem Versicherungs"recht" zu sprechen,
Nein. Wäre es nicht. Du vergißt, scheint mir, die schlechter
verdienenden. Ein Grundgebot in unserer Gesellschaft ist, dass man
gemeinsam (das meint alle) dafür sorgt, dass niemand verhungert oder
ohne medizinische Versorgung auskommen muss. Das bedeutet, dass die
"stärkeren" die "schwächeren" mit tragen. Die private Versicherung
verstößt dagegen. Wenn man da eintritt, wetten die auf deine eigene
Gesundheit und bemessen die Beiträge entsprechend. Ein
Gesellschaftsvertrag spielt da nicht mit rein.

> - Das "zu teure" Gesundheitssystem?
Egal, ob es 5, 15 oder 50 Prozent sind. Es ist teurer als nötig. Und das
Geld wäre an anderer Stelle sinnvoller eingesetzt.

> ab wann übrigens siehst Du einen "Topverdienst"?)
Was ich meinte war irgendwas ab oberer Mittelstand. Vielleicht
ungeschickt formuliert, wenn man gern auf Begriffen rumreitet. Ich denke
aber, es war verständlich. Hier in diesem Fall ging es konkret um
Einkommen ab 49,5k - nämlich ab dort, wo man aus der gesetzlichen
austreten darf.

> Der Irrsinn ist die Verteilung über die KVen und die Deckelung
> zuzüglich des unseligen Punktesystems bei der Abrechnung der
> ärztlichen Leistungen.
> Stell Dir mal vor, es gäbe genug Geld bei den Kassen, dieses wird aber
> nicht in das System durchgereicht - das ist leider Realität.
Und ein anderes Thema.

> Ärzte erweisen sich im Moment als sehr piratenaffin - mit diesen
> Vorstellungen greifst Du jedoch die Freiberuflichkeit der Ärzte an und
> das lassen die sich nicht gefallen.
>
Ich habe das Gefühl, diese Satz beinhaltet eine gefährliche Einstellung.
Möchtest du damit wirklich sagen, man sollte jetzt blos nicht zu forsch
nach vorne preschen um blos niemandem vor den Kopf zu stoßen? Damn. Dir
wird demnächst aufgehen, dass fast nur Akademiker mit den Piraten
sympathisieren. Dann musst du aber aufpassen. Wer ständig Angst hat,
jemanden vor den Kopf zu stoßen, der hört auf sich zu bewegen.

> Auch wenn es keiner mehr hören kann oder jemals hören wollte: nicht
> die Krankenversicherung ist das vordringliche Problem, sondern das
> KV-System und das SGB V mit allem Irrsinn, den die
> Gesundheitsfinanzierung in diesem Umfeld verursacht.
Es gibt da Zusammenhänge. Unglaubliche Möglichkeiten zur Vereinfachung,
die daraus erwachsen.

Jedenfalls: ich wollte euch blos Input geben. Wenn das hier schon
erschöpfend (tot?) diskutiert wurde, dann tuts mir leid. Mir fehlen
Sachkenntnis, Zeit und Motivation, das tiefergehend anzugehen. Bei dir
jetzt speziell hab ich aber das Gefühl, ich nehme noch eine sehr
begrenzte Sicht beeinflußt von zu vielen falschen Faktoren wahr. Das ist
zwar sehr diffus, zwischen den Zeilen klingt es aber nicht objektiv
gereift. Wenn das die Ebene ist, auf der das Thema diskutiert wurde,
dann würde es sich vielleicht doch lohnen, noch einmal darüber zu schlafen.

Irgendwo fragst du, ob ich die private Krankenversicherung abschaffen
will. Das wäre schon mal ein guter Schritt. Mir will darüber hinaus aber
auch nicht in den Kopf, wieso wir zur gesetzlich geregelten
Grundversorgung 150 Krankenversicherungen brauchen die alle das gleiche
tun und das gleiche Kosten.

Grüße,
H.




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