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ag-gesundheitswesen - Re: [AG-Gesundheit] Drehtürmedizin ...

ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de

Betreff: AG Gesundheit

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Re: [AG-Gesundheit] Drehtürmedizin ...


Chronologisch Thread 
  • From: "mb" <michaela_bach AT web.de>
  • To: "'AG Gesundheit'" <ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [AG-Gesundheit] Drehtürmedizin ...
  • Date: Tue, 26 Jul 2011 13:01:36 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-gesundheitswesen>
  • List-id: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen.lists.piratenpartei.de>

Was ist das denn für ein Quatsch! Ein GKV-Patient kann selbstverständlich in
nahezu sämtlichen Kliniken behandelt werden, somit also auch in
Spezialzentren. Das ist für die Zentren sogar sehr wichtig, um überhaupt eine
hohe Patientenzahl zum Sammeln von Erfahrungen zu erhalten.


Sicherlich ist es für den Patienten schwierig, zu erfahren, welche Klinik für
ihn am geeignetsten ist. Das ist aber für alle Patienten gleich schwierig.


Michaela




> -----Ursprüngliche Nachricht-----
> Von: ag-gesundheitswesen-bounces AT lists.piratenpartei.de [mailto:ag-
> gesundheitswesen-bounces AT lists.piratenpartei.de] Im Auftrag von syna
> Gesendet: Dienstag, 26. Juli 2011 12:11
> An: ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de
> Betreff: [AG-Gesundheit] Drehtürmedizin ...
>
>
> Drehtürmedizin ... was ist das eigentlich?
>
> Jeder bemerkte wahrscheinlich schon, dass der Eingang von großen
> Kliniken
>
> (allerdings auch von Einkaufszentren oder Kaufhäusern) durch Drehtüren
> ausgeführt ist. Diese sind die Metapher für die "Drehtürmedizin", die
> ich hier
>
> prägnant (Beispiel Prostatakrebs) beschreiben möchte:
>
> ----------------------------------------------------------------------
>
> Der gesetzlich Versicherte bemerkt Blut im Urin und geht zum Urologen.
> Es
>
>
> wird Prostatakrebs festgestellt. Der niedergelassene Urologe überweist
> an
>
> die örtliche Klinik. Der Patient hat keine Ahnung, dass bei einer
> Prostataoperation viel davon abhängt, wie oft die Klinik den Eingriff
> vornimmt und wie stark der Operateur spezialisiert ist. Verschiedene
> Studien zeigen, dass Männer seltener unter Inkontinenz und Impotenz
> leiden und schneller aus dem Krankenhaus entlassen werden können, wenn
> die Prostata von einem auf diesem Gebiet erfahrenen Urologen entfernt
> wird. Amerikanische Fachgesellschaften empfehlen deshalb 55 Eingriffe
> pro
>
>
> Jahr und Krankenhaus – eine Quote, die in Deutschland nur ein Viertel
> der
>
> Kliniken, die Prostataoperationen durchführen, auch erreichen. Vielmehr
> werden in Deutschland die Fälle so gut auf die Krankenhäuser verteilt,
> als
>
> ob die Forschung bewiesen hätte, dass die Ergebnisse der Operation um so
>
>
> besser wären, je weniger Erfahrung der Chirurg mit dem Eingriff hat.
>
> Gibt es Komplikationen, beispielsweise unkontrollierten Harnabgang, dann
> geht der Patient zurück zu seinem niedergelassenen Urologen. Dieser
> versucht jetzt, das Problem in den Griff zu kriegen. Er hat die
> Operation
>
>
> allerdings nicht durchgeführt, er kennt den Verlauf des Falls nur aus
> der
>
> Akte, die er oft erst mit wochenlanger Verspätung bekommt. Er fühlt
> sich
>
> für die Folgekrankheit vielleicht gar nicht verantwortlich, während der
>
>
> Operateur den Fall ganz aus den Augen verliert. Die niedergelassenen
> Ärzte, etwa ein Röntgenarzt, der Urologe und ein Spezialist für Innere
>
>
> Medizin besprechen den Fall niemals gemeinsam, sie tauschen nur Akten
> aus. Richtig zuständig fühlt sich niemand, bestenfalls der Hausarzt,
> der
>
> aber mit solchen Fällen noch die wenigste Erfahrung hat.
>
> In den USA, den skandinavischen Ländern und den Niederlanden würde der
> Fall anders ablaufen. Die Behandlung würde in der Regel in einem Zentrum
>
>
> für Prostatakrebs durchgeführt, die Komplikationsrate fiele dort
> wahrscheinlich niedriger aus. Diese Versorgung durch Spezialisten aus
> einer
>
> Hand hat sich nicht nur als besser, sondern auch als kostengünstiger
> erwiesen.
>
> Sie steht aber in Deutschland ausschließlich dem privat Versicherten zur
>
>
> Verfügung, weil sie die Ärzte frei auswählen können und die Fachleute
> sie
>
> gerne behandeln. Im Fall von Komplikationen können sie daher auch nach
> dem Eingriff von dem Arzt ambulant weiterbetreut werden, der sie
> operiert
>
>
> hat.
>
> Der gesetzlich Versicherte Patient wird dagegen nach Auftreten einer
> Komplikation „durch das System gereicht“. Dabei gerät er an Ärzte,
> die mit
>
> Fällen wie seinem keine oder wenig Erfahrung haben. Ist seine Behandlung
>
>
> aufwändig und durch die Budgets des niedergelassenen Arztes nicht
> gedeckt, so überweist man ihn phasenweise in das Krankenhaus zurück.
> Die *Drehtürmedizin* beginnt: Anlässlich einer jeden Verschlechterung
> seines
>
> Leidens wechselt er vom niedergelassenen in den stationären Bereich und
> wieder zurück.
>
> ----------------------------------------------------------------------
>
>
> --
> AG-Gesundheitswesen mailing list
> AG-Gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de
> https://service.piratenpartei.de/listinfo/ag-gesundheitswesen





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