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ag-gesundheitswesen - Re: [AG-Gesundheit] Die PKV muss abgeschafft werden!

ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de

Betreff: AG Gesundheit

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Re: [AG-Gesundheit] Die PKV muss abgeschafft werden!


Chronologisch Thread 
  • From: syna <syna AT news.piratenpartei.de>
  • To: ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [AG-Gesundheit] Die PKV muss abgeschafft werden!
  • Date: Sun, 10 Jul 2011 00:56:10 +0000
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-gesundheitswesen>
  • List-id: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen.lists.piratenpartei.de>
  • Organization: Newsserver der Piratenpartei Deutschland - Infos siehe: http://wiki.piratenpartei.de/Syncom/Newsserver



hansjhaase schrieb:
> Ahoi, alles in allem interessante, spannende Diskussionlinie (bis auf
> eine kleine Ausnahme). Hab überlegt, ob ich hier im Forum etwas
> beitrage obwohl ich gerade an meiner PP Infoseite bastel und
> Gesundheit/Soziales ein Kernthema von mir in der PP SH sein wird.
> Kurzum, JA.


Na, da bin ich gespannt. Auch auf Deine PP Infoseite.


hansjhaase schrieb:
> @Syna: Ansatz, man könnte meinen es werde besser - wird es aber nicht,
> denn PKV (Zustimmung @JJ, Aloa u.a.) hat vgl. wenig (zahlende)
> Mitglieder (ca 8-12%) gegenüber GKV.


*1. * Selbst wenn die Absenkung des Beitrags für alle (in der GKV) nur
gering

wäre, so wäre es im Sinne der Gerechtigkeit und der Gleichbehandlung
aller

wichtig dies zu tun. Der gesellschaftliche (und demokratische) Konsens
hängt davon ab.

Wir sagen ja auch nicht, dass der Beitrag der Strafzahlung bei
Überschreitung von Verkehrsregeln gering ist - und dass wir deshalb
darauf

verzichten würden. Selbst wenn der Beitrag der PKV gering wäre, so
wäre

es doch im Sinne von Gerechtigkeit und Demokratie wichtig, dass sich auch


PKV-Mitglieder an der Solidarität beteiligen.

*2. * Die Beitragssenkung wäre so zwischen *16,2%* (DGB-Berechnung)
und *20,0%* (Rürup Kommission). Und das - so finde ich - ist ziemlich
*VIEL* !


hansjhaase schrieb:
> In anderen Beiträgen wird die tatsächliche Komplexität erwähnt und
> diese Komplexität ist es auch, warum es mit der PKV Abschaffung nicht
> funzt. Im Gegenteil, es würden (weitere) "Zusatzversicherungen"
> entstehen, die sich aus der solidarischen Verantwortung stehlen, das
> dort einbezahlte Geld würde u.U. nicht mal dem Einzahler
> (Versicherungsnehmer) zu Gute kommen, wenn die Versicherung z.B.
> umgetauft, aufgekauft wird im globalen Gerangel baden geht.


Gerade augrund der Komplexität, der verschiedensten
Abrechnungsmodalitäten und des RSA wäre es doch zielführend, eine
Vereinfachung herbeizuführen. Die Abschaffung der PKV (bzw. des
Geschäftsmodells) wäre ein Lösung, gleichzeitig eine Vereinfachung -
und

sie würde funktionieren.

*Die Abschaffung der PKV hätte den Charme,* Zahl und
Dschungel-Charakter

der Regeln zu lichten. Man könnte mit viel weniger Regeln und vor allem
einfacheren Regeln auskommen.


hansjhaase schrieb:
> Nein, ich bin selbst seit über 20 Jahren im Gesundheitswesen tätig,
> an der Basis in der Pflege gestartet. Es ist ein Moloch an Lobbyisten,
> Verwaltungen und "Selbstbeschäftiger".


Richtig. Und diese Lobbyisten werden mit Zähnen und Klauen ihr
"Geschäftsmodell" und ihre Einnahmequelle verteidigen - medial,
rhetorisch,

usw. Dazu zähle ich auch die PKVen. Deshalb ist es ja gerade so wichtig,


klar zu denken - und mutige Lösungen anzustreben.

*Die Private Krankenversicherung kann politisch nur überleben,* weil
die

meisten Entscheidungsträger in Deutschland dort versichert sind:
Politiker,

Professoren, Spitzenbeamte der Regierung, Unternehmer, Fernsehmacher,
Journalisten. Die niedergelassenen Ärzte, die Chefärzte, die
Universitätsprofessoren, zahlreiche Gutachter im Gesundheitswesen und
Sachverständige, die Pharmaindustrie und die Medizinprodukte-Industrie
wollen die Zweiklassenmedizin durch die Private Krankenversicherung, weil


sie höhere Gewinne bringt.

Wahre Piraten müssen da schon gegen den Strom schwimmen, wenn sie
Verbesserungen wollen!


hansjhaase schrieb:
> Der Arzt zieht den Privatpatienten i.d.R. nur vor, weil die Abrechnung
> unmittelbar erfolgen kann. Beim GKV Patienten erhält er nur
> abgestaffelte Abschlagszahlungen durch die KV und i.d.R: erst 3(!)
> Quartale später hat er seine Endabrechnung (häufig zusammengestrichen
> plus Honorarregresse).


Na - vom PKV-Patienten erhält der Arzt ja eine *viel höherer
Vergütung* . Das

ist der entscheidende Punkt! Statt sich am Solidarausgleich zu beteiligen


zahlen PKV-ler dieses Geld für eine bessere Vergütung des Arztes - und
für

entsprechende Privilegien.


hansjhaase schrieb:
> Mein zweiter Ansatz: Reformierung der GKV Abrechnungsstruktur (i.e.S.
> KV Reform, schwierig, weil selbstherrlicher Verwaltungsmoloch)


Zustimmung!


hansjhaase schrieb:
> Mein dritter Ansatz: Reform der Einzahlung in den Sozialfond durch alle
> und kein "Wegstehlen" ab einer Gehaltsobergrenze ("und die Ehefrau in
> der GKV belassend"). Diese Reform aber Mittelstand und KU
> (Kleinunternehmerfreundlich). Denn es sind in D die KMU, die an den
> Sozialaufwendungen (Abgaben, Stichwort Bruttolohn, Arbeitgeberanteile
> etc) nicht nur finanziell sondern auch veraltungstechnisch ersticken
> (und sich teure Lohnbüros nicht leisten können, geschweige denn
> Angestellte nur für Lohn- und Gehaltsabrechnung.


Ja, das ist schon mal ein *schöner Ansatz* , aber bei genauerem
Hinsehen merken wir, dass diese "kleinen" Schritte noch nicht ausreichen.



Denn diese Vereinbarungen würden die 2-Klassenmedizin und ihre
Ineffizienzien ja nicht beseitigen. Weder das Problem der immensen
Fehlallokationen noch das der doppelten Facharztschiene oder die
Bestrafung der sozial engagierten Ärzte - keines dieser Probleme
wäre gelöst.

Denn bei zulässiger privater Zusatzversicherung würden sich *immer
wieder

Strukturen * ausbilden, in welchen dann Ärzte und Krankenhäuser besser
als

der "Kassen"-Durchschnitt vergütet werden. Und in welchen ein
hochdotierter Arzt gezwungenermaßen PKV-Trivialbehandlungen durchführt
und diese unbedingt ambulant betreut. Und in welcher der Arzt am
Starnberger See sehr viel mehr verdient als der Kollege in Berlin
Neukölln.


Eine medizinische private Zusatzversicherung führt immer zu diesen
Verzerrungen, in welchen der Betuchte sich bessere medizinische Leistung
erkauft - und entsprechend Ressourcen für alle anderen blockiert. Auf
dem

Gütermarkt wären solche Unterschiede o.k., im Gesundheitssystem führen


sie aber dazu, dass Menschen unterschiedlich lange leben, *und ergo
unterschiedlich viel wert sind.*

---------------------------------------------------------------------

Deshalb: Die Abschaffung der 2-Klassenmedizin wird nur durch Abschaffung
der PKVen gelingen, wobei:

Die " *Abschaffung der PKV* " bedeutet in diesem Zusammenhang:

1. Jeder kann sich nach wie vor versichern bezüglich: Kulinarische
Versorung, Medien am Krankenbett, Unterhaltungsschows im Krankheitsfall,
Hotelservice, Goldene Bestecke, Wunderheiler usw.

2. Niemand kann sich privat zusätzlich versichern bezüglich:
Medizinische

Leistungen.


hansjhaase schrieb:
> Und weil sich die FDP mit dem Rösler wieder aus der Verantwortung
> stiehlt und nichts gewuppt hat, die Pflege immer weiter einbricht, es
> für die Sozialstruktur 5 nach 12 ist - hab ich nun bei den PP
> angeheuert und bringe mich mit meinen über 15 Jahren KV
> Abrechnungserfahrung und mindestens 6 nutzlosen (ausser
> pharma-/lobbybereichernden Gesundheitsreformen) gerne auch in diese/s
> Arbeitsgruppe/Forum der PP ein ;)


Willkommen!







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