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ag-gesundheitswesen - Re: [AG-Gesundheit] Bedingunglose Gesundheitsversorgung

ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de

Betreff: AG Gesundheit

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Re: [AG-Gesundheit] Bedingunglose Gesundheitsversorgung


Chronologisch Thread 
  • From: "Jörg H" <joergdr24 AT googlemail.com>
  • To: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [AG-Gesundheit] Bedingunglose Gesundheitsversorgung
  • Date: Thu, 25 Nov 2010 23:38:48 +0100
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-gesundheitswesen>
  • List-id: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen.lists.piratenpartei.de>

Am 25.11.2010 10:15, schrieb Morgan le Fay:
> Am 24.11.2010 23:52, schrieb Jörg H:
>> Er ist Mediziner und die werden nicht mehr so gebeutelt wie die Anderen,
>> aber es gibt dafür auch Gründe:
>> - Die Versorgung mit Medizinern wird auf dem Lande kritisch.
>> - Das Studium ist nicht so attraktiv für die top potenitals
>> - Die Auswanderung der Mediziner
>> - *Real*lohnverluste von 60% in 20 Jahren.
>>
>> Wobei ich nicht ausschließe, das den Ärzten hintenrum die Erhöhungen
>> wieder weggenommen werden. Die SPD /CDU war groß darin. Das System ist
>> sehr komplex.
>
> Hallo Jörg,
>
> "die Versorgung mit Medizinern wird auf dem Lande kritisch" kann ich
> einfach nicht mehr hören.
>
> 1.) Wann sich wo welcher Arzt niederlassen darf, entscheiden leider
> noch die KVen, bzw. die sog. Selbstverwaltung der Ärzteschaft und
> nicht Rösler.
> Kann sie ihrem Sicherstellungsauftrag nicht nachkommen, hat sie
> versagt und ihre Rechte verwirkt. Ich bin längst dafür, diese kranke
> Verwaltungslösung abzuschaffen.
>
Hamburg, Berlin und Bremen sind Stadtstaaten da gibt es nur Problem in
Problemstadtteilen. Die KV bringt hier gar nicht
> 2.) Derzeit immatrikulieren sich m. W. jährlich (!) ca. 33000
> Studenten für Humanmedizin..., auch wenn wir Aussteiger, Umsteiger und
> Auswanderer herausnehmen, sollte noch genügend Potential übrigbleiben,
> um "das Land" zu versorgen.
Wieviele werden den fertig? Das ist die entscheidende Größe! Die
Schwundquote war in diesem anspruchsvollen Studium schon immer hoch.
Die Anzahl der Kinder die davon träumen Arzt zu werden wäre kein Maßstab.

--> Sicher könnte man die Bedarf senken und die Versorgung verbessern,
wenn man wie in der DDR Gemeindeschwestern einführt und Ihnen, wie nach
dem Kriege bei uns auch, hinreichend weite Rechte (z.B. Spritzen setzen)
zu billigt.
>
> 3.) Dass das platte Land unattraktiv ist, ist eine Folge des
> Anspruchsdenkens derjenigen Ärzte, die heute im Schnitt rund 55 Jahre
> als sind, ihren ehemals gewohnten Lebensstandard nicht mehr
> aufrechterhalten können, nun nach Schuldigen suchen und dabei oft die
> Patienten sanktionieren. Wer HEUTE ein Medizinstudium absolviert,
> weiß, was ihn erwartet und er wird nicht mit derselben elitären
> Weltanschauung praktizieren wie die älteren Kollegen. Wir Optiker
> haben diesen Prozess auch seit 1988 durchmachen müssen und weitgehend
> hinter uns.
RICHTIG, aber gerade deshalb wollen viele jüngere Arzt und Ärztinnen
heute keine 50-60 Stunden arbeiten, da braucht man mehr Leute, wenn die
Arbeit nicht verlagert wird s.o.
Bei Brillen sind so eine Art Medizinprodukt. Bei Optikern geht es i.d.R
nicht um Leben und Tod.
>
> 4.) Schon heute gibt es jede Menge asiatischer und rumänischer Ärzte
> hier, die in ihrem Heimatland vglw. nur Peanuts verdienen. Auch die
> Tschechen "drohen" zu uns zu kommen, wenn sich dort die Einkommen
> (derzeit ca. 750 Euro/Monat) nicht bessern.
Ja, solange Sie die Patienten noch verstehen, und fit sind ist das OK.
Ich habe mal neben einem Rentner im Krankenhaus gelegen, der sich in der
Reha einen Dekubitus zugezogen hat. In der Reha war fast nur
osteuropäische Personal, so ein Loch im Körper, aus dem das verrottete
Fleisch geschnitten war sieht eklig aus. Ich bin seit her skeptisch.
>
> 5.) Auch die BÄK hebt hervor, dass man keine "top potentials" braucht,
> sondern ärztliches Personal, das mit Menschen gefühlvoll und mit
> Anteilnahme umgehen kann. Ganz sicher können auch mittelmäßige
> Abiturienten hervorragende Ärzte sein. Es wird auch den "HiWis" im
> Gesundheitswesen in Zukunft viel mehr Bedeutung zukommen, denn einen
> Arzt kann man sich die Solidargemeinschaft einfach nicht mehr immer
> leisten.
mittelmäßige Abiturienten, vieleicht? Hast Du mal die Regalwand gesehen,
die die Studenten lernen müssen. Ich habe meine Zweifel.
>
> Natürlich muss sich bei der rechtlichen Verantwortung, dem Aufwand für
> Administration, den Kosten für eine Arztpraxis etc. dringend etwas
> ändern. Diese Probleme hat aber der Stadtarzt genauso wie der Landarzt.
Ein paar weniger (Spar-?) Vorschriften?
> Die Ärzte werden sich damit abfinden müssen, dass die goldenen Zeiten
> ein für allemal vorbei sind. Ich persönlich würde sofort mit dem
> Entzug der Kassenzulassung drohen, wenn jemand seiner Verpflichtung
> gegenüber Kassen, Patienten und seiner Berufsordnung nicht nachkommt.
> Ich als Optiker muss das (zähneknirschend) auch.
>
Das wissen Sie wohl auch. Aber das Studium muss man raus verdienen
können, die Lebensarbeitszeit ist halt kürzer.
Ich habe allerdings keine Zahlen über die Einkommen der Ärzte im
Vergleich zu ähnlich hoch qualifizierten gelesen. Als nicht-Mediziner
fehlt mir der Zugang. Man hat allem Anschein nach mehr als bei den
Optikern geholtzt.
> Nichts für ungut, aber ich kann das ständige Gejammer einfach nicht
> mehr hören, das ja auch jetzt, nach der Erhöhung der Bezüge, nicht
> aufhören wird. Und der "Gearschte" ist wie immer der Patient. Oder
> sollte sich die Versorgung der Patienten jetzt verbessern? Ich werde
> es bald wissen, wenn mir meine Kunden berichten, welche Terminvergabe
> praktiziert wird und wenn sie mir das "Rezept" aushändigen, das sich
> als unverbindliche "Empfehlung" entpuppt.
>

> Viele Grüße
>
> Harry (Morgan le Fay), Kandidat des WK 29
Viele Grüße
Jörg




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