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ag-gesundheitswesen - Re: [AG-Gesundheit] AG-Gesundheitswesen Nachrichtensammlung, Band 9, Eintrag 8

ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de

Betreff: AG Gesundheit

Listenarchiv

Re: [AG-Gesundheit] AG-Gesundheitswesen Nachrichtensammlung, Band 9, Eintrag 8


Chronologisch Thread 
  • From: "Jürgen Junghänel" <junghaenel-hannover AT gmx.de>
  • To: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [AG-Gesundheit] AG-Gesundheitswesen Nachrichtensammlung, Band 9, Eintrag 8
  • Date: Sat, 14 Aug 2010 15:25:11 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-gesundheitswesen>
  • List-id: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen.lists.piratenpartei.de>

Hallo Michaela,

eine Zwischenfrage:

Wir haben hier in Hannover/Niedersachsen eine ziemliche Diskussion, ob die PP
den Widerspruch gegen die Darstellung der eigenen Wohnung auf StreetView
fördern soll.

Derzeit sind 2 für Widerspruch 11 dagegen.

Du bist ja eine Datenvermeiderin, was meinst du zu StreetView-Widerspruch?

Dein Jürgen



> Hallo,
>
> Unabhängig von der IT-Absicherungsmöglichkeiten sehe ich große Probleme
> bezüglich der Gesundheitskarte, insbesondere darin, dass sämtliche
> medizinische Daten zentral auf einem Server gespeichert werden sollen. Der
> Unsicherheitsfaktor ist doch in erster Linie der Mensch (Patient), wie beim
> Banking:
>
>
> - Künftig werden legal Arztpraxen, Krankenhäuser usw. Zugang zu allen
> Patientenunterlagen haben. Will das der Patient wirklich? Möchte man
> tatsächlich, dass noch nach Jahren früherer Fußpilz, Geschlechtskrankheiten
> usw. bekannt werden? Ist das überhaupt relevant? Kann der Patient die
> gespeicherten Daten überprüfen und löschen? Was ist, wenn er keine
> PC-Kenntnisse hat (Ältere)?
>
> - dass Begehrlichkeiten bezüglich der Patientendaten entstehen, versteht
> sich wohl von selbst. Was soll denn der Patient tun, wenn ein potentieller
> neuer Arbeitgeber (oder Betriebsarzt) die Herausgabe der Chipkarte fordert
> ? Das ist bestimmt illegal, aber kann man das wirklich ablehnen?
> Vor Gerichten, Sozialbehörden usw. muss schon heute eine
> Einverständniserklärung abgegeben werden, dass sämtliche medizinische Daten
> eingeholt
> werden können - das gilt dann wohl auch für die Gesundheitskarte usw.
>
> - kann wirklich ausgeschlossen werden, dass ein Gesetz die Daten anderen
> Behörden zugänglich macht (Arbeitsargentur, ELENA)?
>
> - schließlich der praktische Punkt: welcher (betagte) Patient ist denn in
> der Lage, sich seine PIN-Nummer zu merken. Entweder er vergisst sie und
> kann dann nicht behandelt werden . Oder er schreibt die PIN auf die Karte
> ...
>
> - wem soll eigentlich die Informationsflut auf dem Server nutzen. Es
> werden in kürzester Zeit Unmengen medizinischer Daten darauf landen (man
> denke
> nur mal an den Datenmüll, der sich auf dem eigenen PC befindet). Kein Arzt
> hat die Zeit, sich durch alle diese Unterlagen zu lesen, zumal der Name
> einer Datei nur selten vernünftigen Aufschluss auf deren Inhalt bietet. So
> werden wichtige Informationen nicht beachtet!!!
>
>
> Mein Vorschlag:
> - Chipkarten, auf denen einige relevante Daten direkt gespeichert werden
> für Rezepte, Allergien usw. Die PIN-Nummer ist dann fakultativ.
> - Klarsichtordner (Kosten 20 Cent), in dem der Patient wichtige
> medizinische Unterlagen abheftet und zur Untersuchung mitbringt. Der Arzt
> kann die
> Berichte rasch überfliegen und sich schnell ein Bild über die Problematik
> machen. Regelmäßig kann der Ordner auf veraltete Daten überprüft werden.
>
> Übrigens: bereits heute sind sämtliche Fachärzte verpflichtet, dem
> behandelnden Hausarzt (der eigentlich alle wichtigen Daten des Patienten
> haben
> sollte) einmal pro Quartal einen Behandlungsbericht zu schreiben. Die
> Übermittlung funktioniert prima per Patient, Brief oder Fax.
>
> Das Gesundheitskartensystem soll, je nach Autor, bis zu 12 Milliarden Euro
> kosten. Wer soll das bezahlen?
>
> Gruß Michaela
>
>
>
> > Hallo,
> > ich kann die Ängste rund um die Gesundheitskarte verstehen, allerdings
> > teile ich sie nicht. Aber Sätze wie "Die Piratenpartei sieht mit
> großer
> > Sorge, dass der Datenschutz bei diesem monströsen Projekt erneut nur
> > als
> > Nebenproblem abgetan wird" sind schlichtweg einfach nicht wahr. Ich
> > studiere nun zufällig medizinische Informatik und verfolge die
> > Entwicklung der Gesundheitskarte relativ intensiv.
> > Die Spezifikationen des Sicherheitskonzepts umfasst mit Anhängen
> > allein knapp 1000 Seiten, die jedem Interessierten öffentlich
> > zugänglich
> > sind (gematik.de). Zum Vergleich: Das Konzept zur Gesamtarchitektur
> > umfasst mit Anhängen lediglich 353 Seiten. Das ist natürlich noch kein
> > Maßstab für die Güte des Konzepts, wohl aber für dessen Umfang. Aber
> > auch mein persönlicher Eindruck von der Güte des Konzepts ist wirklich
> > gut. Ausgefeilte Rollenkonzepte, Zwei-Kartenprinzip, asymmetrische
> > (oftmals auch Hybride) Verschlüsselung aller Daten, eine ausgefeilte
> > PKI, gestufte Sicherheitszonen und eine kontinuierliche
> > Weiterentwicklung und Prüfung des Sicherheitskonzepts sind nur einige
> > Punkte die für das Sicherheitskonzept der Gesundheitskarte sprechen.
> > Aber nicht nur ich, sondern auch unabhängige Institute die sich
> > intensiver mit der Sicherheitsinfrastruktur der Telematikplattform
> > beschäftigen kommen zu ähnlichen Bewertungen. Hier wird mit einer
> > Sorgfalt vorgegangen, die in vielen anderen (oder beinahe) Projekten
> > der Bundesregierung, man wirklich vermisst hat. So kommt das Fraunhofer
> > Institut für Offene Kommunikationssysteme in einem Beitrag in "Sichere
> > Serviceorientierte Architekturen im Gesundheitswesen" zu folgendem
> > Urteil:
> >
> > "Das Sicherheitskonzept ist in der Lage den Datenschutz im Rahmen der
> > aktuell spezifizierten Verwendung von administrativen (VSD, VOD) und
> > medizinischen Daten (NFD) zu gewährleisten. Die Implementierung von
> > wirksamen, verteilten Zugriffsmechanismen ist auf dieser Basis
> > möglich."
> >
> > Ich bin wirklich ein Freund des Datenschutzes und der Piratenpartei,
> > und
> > ja, ich kann Ursula von der Leyen (aka Zensursula) und Wolfgang
> > Schäuble
> > nicht leiden, aber hier scheint es mir so, dass nach den vielen
> > "Horrorprojekten" der Bundesregierung nun reflexartig aufgeschrien
> > wird,
> > ohne sich intensiver mit dem eigentlichen Projekt und der damit
> > verbundenen Sicherheitsarchitektur zu beschäftigen. Datenschutz ist
> > wichtig, aber durch reflexartige Kritik ohne sich intensiver mit der
> > Sachlage auseinander zu setzen, verliert ein solcher Aufruf an
> > Glaubwürdigkeit und hat schlimmstenfalls auch inflationäre Effekte
> für
> > den Datenschutz - vielleicht kennt ihr ja die Geschichte von dem Jungen
> > der immer "Wölfe,Wölfe" ruft.
> >
> > Viele Grüße und werdet nicht so wie dieser Junge
> > Thorsten
> >
> >
> >
>
>
> _______________________________________________
> AG-Gesundheitswesen mailing list
> AG-Gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de
> https://service.piratenpartei.de/mailman/listinfo/ag-gesundheitswesen

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