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ag-gesundheitswesen - [AG-Gesundheit] Mögliche Position zum Gesundheitswesen in BaWü

ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de

Betreff: AG Gesundheit

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[AG-Gesundheit] Mögliche Position zum Gesundheitswesen in BaWü


Chronologisch Thread 
  • From: Morgan le Fay <input.output AT freenet.de>
  • To: ag-gesundheitswesen AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: [AG-Gesundheit] Mögliche Position zum Gesundheitswesen in BaWü
  • Date: Fri, 30 Apr 2010 18:33:25 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-gesundheitswesen>
  • List-id: AG Gesundheit <ag-gesundheitswesen.lists.piratenpartei.de>

Ich habe mal im folgenden im Stile einer Rede oder Presseveröffentlichung GROB zusammengeschrieben, wie ich mir eine Aussage der Partei vorstellen könnte:

In Fragen der Gesundheitspolitik steckt heute der Bund den Rahmen ab. Den Landesregierungen, bzw. den Landesverbänden der gesetzlichen Krankenkasse und der Leistungserbringer obliegt die Aufgabe, in einzelnen Bereichen diese Vorgaben vom Bund in eine zeitgemäße und verlässliche Gesundheitsversorgung der Bürger umzusetzen.

Diese Aufgabe gestaltet sich zunehmend schwierig, da durch die Finanzierungsprobleme im Gesundheitswesen die Qualität der Versorgung, insbesondere für die in ländlichen Gegenden wohnenden Bürgern Baden-Württembergs, massiv zu leiden droht.

Immerhin wohnen rund 35% aller Bürger Württembergs auf dem Lande und etwa 70% der Fläche Baden-Württembergs gilt als ländlich.

Derzeit ist in den meisten Gebieten in unserem Land kein Mangel an Ärzten, Apotheken und Krankenhäusern zu festzustellen, doch schon in zwei Jahren wird sich das Bild drastisch wandeln.

Schon heute ist jeder niedergelassene Hausarzt, Fach- oder Zahnarzt im Schnitt über 52 Jahre alt. Ärztenachwuchs in ausreichender Zahl ist nicht in Sicht. Man wird also schon bald viele Landarztpraxen nicht an jüngere Ärzte übergeben können, zumal die Verdienstmöglichkeiten auf dem Lande unattraktiv geworden sind.

Obwohl die Bevölkerungszahl ab 2012 rückläufig sein wird, wird der Bedarf an ärztlicher Kunst stetig ansteigen, da die Bevölkerung im Schnitt immer älter wird. Behandlungsbedarf wird häufiger anfallen, wird aufwändiger und damit teurer sein.

Der Mangel an attraktiven Betätigungsfelder für ausgebildete Ärzte wird sich auch auf das Rettungswesen auswirken. Beim heutigen Finanzierungssystem arbeitet erst ab dem sechsten Einsatz pro Woche ein Rettungsteam nicht mehr defizitär.

Das klassische Krankenhaus als Versorgungszentrale und Kompetenzen in jedem Medizin-Bereich könnte aus vielen Gegenden verschwinden, da diese nicht mehr rentabel arbeiten können. Dadurch bedingt würden auch die Wege für Rettungsdienste länger werden, bis man einen Notfall-Patienten in eine Klinik überstellen kann. So bedient man sich derzeit aus der Not heraus der angehenden Fachärzte für alle nahezu alle in einer Klinik anfallenden Tätigkeiten, um die zurückgehende Zahl des nicht-ärztlichen Personals auszugleichen, während gleichzeitig die Bereitschaft von Ärzten in Notaufnahmen der Kliniken katastrophal ist.

Aus all dem folgt dann schließlich noch der Verfall der flächendeckenden Versorgung mit Apotheken. Hier bekommt auch die zunehmende Akzeptanz der Online-Apotheke bei der Bevölkerung Bedeutung, die der Apotheke vor Ort die Existenzgrundlage beschneidet.

Diesen Entwicklungen muss man mit geeigneten Mitteln begegnen und darf dabei auch vor unkonventionellen Massnahmen nicht zurückschrecken. Die Frage nach dem Grundbedürfnis Gesundheitsversorgung auch auf dem Lande beantwortet die CDU mit folgenden Absichten:

Schon heute wird von der CDU geplant, den Versorgungs- und Finanzierungsengpässen mit Einschränkungen in der Betreuung, Leistung und Sicherheit der Bürger zu begegnen.

So soll es sogenannte Portalkliniken geben, die, auf wenige Bereiche begrenzt, nur einen Teil der medizinischen Versorgung anbieten können und fast keine stationäre Aufnahmemöglichkeiten mehr besitzen.

Es werden den Bürgern längere, selbst organisierte und finanzierte Fahrten zum Arzt zugemutet, es sei denn, die Kommunen finanzieren ein solches, Krankentaxi genanntes, Transportmodell.

Schon heute wird von der CDU geplant, die Verantwortung und Kosten über die Präsenz eines Landarztes den Kommunen zuzuweisen, indem man niederlassungswilligen Ärzten kommunal finanzierte Zuwendungen in Aussicht stellt, sei es als mietfreie Praxis oder ähnlichen Subventionen.

Doch die Kommunen haben diese Mittel in der Regel nicht. Es bleibt somit zu befürchten, dass es landstrichweise keine ärztliche Versorgung geben wird.

Schon heute ist davon die Rede, dass man die sogenannte Telemedizin ausbauen möchte. Es handelt sich dabei um Diagnosen, die ein vom Patient abwesender Facharzt anhand von übermittelten Daten stellt, um dem Facharzt die Reise zum Patienten zu ersparen.

Diagnosen sollen so sogar anhand von Handyfotos getroffen werden können.

Versorgung von zuhause gepflegten Kranken sollen delegiert werden auf nicht-ärztliche Assistenten, ja es ist sogar von Rettungseinsätzen ohne begleitenden Arzt die Rede.

Die Versorgung über Rettungssanitäter und -assistenten sei jedoch gesichert

Das können wir als Bürgerrechts-Partei nicht mittragen! Wir billigen keine weiteren Sparmaßnahmen am Output des Gesundheitswesens. Sparmaßnahmen müssen am Input ansetzen, an den Kosten, die eine verlässliche und durch Fachleute garantierte Qualität mit sich bringt. Alles andere ist unmenschlich und führt zu einer weiteren Klasse in der medizinischen Versorgung, nämlich der Landbevölkerung.

Wir Piraten meinen:

Die meisten der angesprochenen Problemstellungen ergeben sich aus Mängeln in der Finanzierung des Systems. So muss ein Rettungsteam ein Festgehalt bekommen. Auch der Landarzt muss gegebenenfalls subventioniert werden. Dabei darf aber nicht die Kommune belastet werden, auch der Versicherte darf diese Belastung nicht zusätzlich tragen müssen.

Wir sind vielmehr der Meinung, dass man dem jungen Landarzt öffentliche Mittel zur Verfügung stellen muss, wie sie auch jeder andere bekommt, der ein Existenzgründungsdarlehen beantragt und/oder sich in einem Sanierungsgebiet befindet und dort das Gebiet aufwertet.

Wir sind darüber hinaus der Meinung, dass bei der Planung über zu besetzende Arztstellen der Bürger nicht übergangen werden darf und fordern deshalb eine entsprechende Interessenvertretung, die über die Vergabe und Besetzung von Planstellen mitbestimmen kann.

Derzeit bemühen sich bundesweit 37000 Abiturienten um einen der rund 8700 Studienplätze in Medizin. Es müsste also an Ärzten kein Mangel herrschen.

Die Zugangsvoraussetzungen für ein Medizinstudium muss dem zu erwartenden Bedarf in absehbarer Zukunft angepasst werden. Auswahlkriterium darf dabei nicht ausschließlich ein Notenschnitt sein.

Notärztliche Organisation sollte mit Rettungsleitstellen kooperieren. Hier kann man Synergien zur Kostenersparnis nutzen.

Nicht zuletzt müssen Ärzte für heilkundliche Tätigkeiten zur Verfügung stehen. Das erfordert die Entlastung der Ärzte von nicht-kurativen und administrativen Arbeiten.

Die geplante Form der Gesundheitskarte wird überdies von uns abgelehnt.






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