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ag-gesundheit-solidarier - [Ag-gesundheit-solidarier] Prioritäten in der Gesundheitspolitik

ag-gesundheit-solidarier AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Sub-AG der AG Gesundheit der Piratenpartei Deutschland

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[Ag-gesundheit-solidarier] Prioritäten in der Gesundheitspolitik


Chronologisch Thread 
  • From: "Dr. Pabst" <dr.pabst AT anaesthesie-nord.de>
  • To: "Piraten, Gesundheit" <ag-gesundheit-solidarier AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: [Ag-gesundheit-solidarier] Prioritäten in der Gesundheitspolitik
  • Date: Mon, 21 May 2012 15:39:44 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-gesundheit-solidarier>
  • List-id: Sub-AG der AG Gesundheit der Piratenpartei Deutschland <ag-gesundheit-solidarier.lists.piratenpartei.de>

Guten Tag,

und vielen Dank für die nette Einweisung in die Gesundheits-AG!

 

Zunächst zu mir: Ich bin seit 1985 Ärztin, seit 1995 Fachärztin für Anästhesie. Ich habe in der Uniklinik Kiel, einigen kleinen, z.T. privaten Krankenhäusern und die letzten elf Jahre als niedergelassene Anästhesistin gearbeitet.

 

Mit zunehmender Sorge beobachte ich, daß immer mehr Funktionspersonal und Ärzte in den letzten Jahren den kurativen Bereich der Medizin verlassen. Auch für mich gilt: Ich bin nicht Ärztin geworden, um Fallzahlen und Pauschalen zu kloppen und für das Wichtigste keine Zeit mehr zu haben, nämlich mich um den kranken und letztlich hilfsbedürftigen Menschen zu kümmern, der in einer nicht ganz alltäglichen Situation außer fachkompetenter „Bearbeitung“ auch vertrauenswürdige Unterstützung braucht.

 

Letztlich ist die Personalsituation in Klinik und Praxis inzwischen so dramatisch, daß es fast kein Krankenhaus mehr gibt, das seine Stellen besetzen kann, und daß für weniger attraktive Regionen keine Hausärzte mehr zu kriegen sind. Die Situation beim qualifizierten Funktionspersonal in noch kritischer.

 

Um mit dem vorhandenen Weniger an Personal weiterhin eine qualitativ hochwertige Gesundheitsversorgung zustande zu bringen, ist folgendes notwendig:

 

Es muß Transparenz hergestellt werden, indem einer unabhängigen und bisher nicht etablierten Expertengruppe Zugang zu allen Daten verschafft wird, die die Selbstverwaltungsorgane, Krankenkassen und andere Einrichtungen verwalten. Solange Interessenvertreter die Interpretationshoheit über die bei ihnen erhobenen Daten haben, wird es keine dem Patientennutzen dienliche Gesundheitsreform geben können.  Parallel zur Sichtung dieser Daten müssen Sektorengrenzen, Doppel- und Mehrfachstrukturen abgebaut und "Selbstbedienungsläden" geschlossen werden. Nur dadurch kann das kostenintensive Hin- und Herschieben des Zuwenig an Personal beendet werden.  Der allgemeine Fachkräftemangel ist nur zu beheben, wenn die Arbeitsbedingungen so verändert werden, daß die am Patienten Arbeitenden mehr Zeit für persönliche Zuwendung und Gestaltungsspielraum ohne ökonomischen Zeitdruck erhalten. Alle Einkommensarten müssen an der solidarischen Finanzierung des Gesundheitssystems beteiligt werden. Kostenverursachende Verwaltungsstrukturen sind kritisch zu hinterfragen.

Dies sehr kurz und daher sicher im Detail mißverständlich und erläuterungsbedürftig die Probleme des Gesundheitswesen aus der Insidersicht. Für diejenigen von Euch, die Hintergrundinfos lesen wollen, habe ich im Anhang ein paar Artikel zusammengestellt. Außerdem eine Buchempfehlung, die ich als Gedankenanregung sehr interessant fand, wenn ich auch aus meinen persönlichen Erfahrungen zu anderen Lösungswegen raten würde („Chancen für das deutsche Gesundheitssystem“ von Porter, Guth).

 

Ich freue mich auf eine konstruktive Diskussion

 

Birgit Pabst

Attachment: Aerztliche Hilfe als Geschaeftsmodell.doc
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Attachment: Abschied von Bismarck.doc
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Attachment: Gesundheit und ein langes Leben.doc
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Attachment: Hochgerüstete Verwaltungen.doc
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