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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] Vortrag "Was ist Geld?" am 1.2.2016

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

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Re: [AG-GOuFP] Vortrag "Was ist Geld?" am 1.2.2016


Chronologisch Thread 
  • From: Rudolf Müller <muellerrudolf AT on22.de>
  • To: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] Vortrag "Was ist Geld?" am 1.2.2016
  • Date: Sat, 13 Feb 2016 09:25:09 +0100
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>

Hallo Wolfgang

vielen Dank für Dein Lob zu meinen Beiträgen. Ich wäre Dir auch für kritische Anmerkungen dazu sehr dankbar. Bei einigen Themen stochere ich noch ein wenig im Nebel. Ende 2014 hast Du mich mit einigen Literaturhinweisen (z.B. Wray) unter dem Thema "bargeldlose Zahlungen (16.09.2014, 18:16) zum Schweigen gebracht, da ich nicht in der Lage war, den Text zu lesen. Auch jetzt gelingt mir dies nur sehr mühsam und mit enormem Zeitaufwand. Den Beitrag
Randall Wray: THE CREDIT MONEY, STATE MONEY, AND ENDOGENOUS MONEY APPROACHES: A SURVEY AND ATTEMPTED INTEGRATION
http://wiki.piratenpartei.de/AG_Geldordnung_und_Finanzpolitik/Quellen/sortiert_nach_person#Wray.2C_Larry_Randall.
habe ich mir durchgelesen und finde die Informationen zu den unterschiedlichen Auffassungen sehr hilfreich.
Im noch leeren Abschnitt "Theorien" der Artikelserie über "Das Geldsystem" im Wiki wollte ich diese grundsätzlichen Sichtweisen darstellen und wäre für jede Hilfestellung dankbar. (Wenn irgend möglich in deutscher Sprache oder zumindest eine Zusammenfassung der wesentlichen Punkte in Deutsch.) Meine Vorstellung wäre etwa:
  • Endogenes Modell
  • Exogenes Modell
  • Kreditgeld
  • Warengeld
  • Staatsgeld
  • Willkürgeld
Bei genügend Zeit beliebig erweiterbar.  


Am 10.02.2016 um 15:14 schrieb moneymind:
Hallo Rudolf,

Daraus kann man mE jedoch nicht ableiten, das Zentralbanken grundlegend für unser Geldsystem sind. Folglich kann auch das Zentralbankgeld nicht der Dreh- und Angelpunkt unseres Geldsystems sein, sondern bestenfalls eine Erleichterung im Zahlungsverkehr darstellen.

Seh' ich genauso, historisch sind Zentralbanken ja auch relativ spät entstanden. Was das Settlement zwischen Banken auf rein kreditärer Ebene angeht, also ohne Verwendung eines Warengeldes, muß ich nochmal überlegen. Ich denke, sobald sich dauerhafte Nettoschuldner und -Gläubiger bilden, wird es irgendwann entweder gemeinsame Anstrengungen des Abbaus dieser Positionen geben, was bei privaten Akteuren, die ja eben in Konkurrenz zueinander stehen, unwahrscheinlich ist; oder eben doch ein übergeordnetes Zahlungsmittel, wenn nicht in Form von Warengeld, dann in Form einer Bank der Banken, die auch privat sein kann und zunächst historisch gesehen ja auch privat war.
Weshalb sollte diese gemeinsame Anstrengung keinen Erfolg haben? Die Bank mit dem zu großen Defizit kann keine Überweisungen mehr weiterleiten. Sie wäre dann auf andere Banken angewiesen, die ihr jedoch auch keinen Kredit mehr einräumen würden. Bleibt ihr nur der Weg des Versilberns von Aktiva. Hier zeigt sich mE auch die Funktion eines automatischen Regelkreises im Bankensektor. Schert eine Bank nach unten aus, indem sie über das allgemein im Bankensektor  übliche Maß Kredite vergibt, wird sie in Zahlungsschwierigkeiten geraten, wenn die Kreditmittel abfließen. Dies kann sie verhindern, wenn sie z. B. Kunden dazu bringt, ihr Geld dauerhaft bei der Bank zu deponieren, zu sparen. Das Liquiditätsmanagement einer Bank soll genau solche kritischen Situationen vermeiden helfen. Liquidität bezieht sich dabei nicht nur Zentralbank-Buchgeld (Reserve) sonder umfasst weite Teile der Bilanz und auch außerbilanzliche Positionen wie unwiderrufliche Kreditzusagen anderer Banken.

Allerdings sehe ich bisher, solange das Clearing nicht zentral angereizt wird, wenig Möglichkeiten, den Aufbau dauerhafter Nettogläubiger-/Schuldnerpositionen und Finanzkrisen wirklich in den Griff zu bekommen.

Aber vielleicht kannst Du mich eines besseren überzeugen.
Eine Lösung wären doch frei handelbare Währungen ohne staatliche Garantien der exportierenden Länder. Würdest Du in ein Land mit finanziellen Defiziten exportieren, wenn Du keine Absicherung über den Erhalt  des Verkaufspreises erhältst? Da aber auch andere Länder ihren Exporteuren solche Garantien geben, wird sich auch der deutsche Staat unsere Exportwirtschaft mit Hermesgarantien absichern um unsere Wirtschaft zu unterstützen. Und schon ist der Grundstein für ein schier unüberschaubares Absicherungsgeflecht gelegt, welches im Ernstfall vom Steuerzahler und nicht von der Exportindustrie getragen werden muss. Über die Nachteile von Devisenspekulationen ganz zu schweigen. Ob der Bancor mit seinen Regelmechanismen dies auffangen könnte? Ernsthafte Zweifel sind angebracht.

Beste Grüße
Rudi Müller

Vielen Dank für Deine tollen Beiträge!
Gruß
Wolfgang





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