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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] Arbeits-/Wachstumszwang, was: Wurzeln..., Lautenbach zum Bancor-Plan

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

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Re: [AG-GOuFP] Arbeits-/Wachstumszwang, was: Wurzeln..., Lautenbach zum Bancor-Plan


Chronologisch Thread 
  • From: moneymind <moneymind AT gmx.de>
  • To: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] Arbeits-/Wachstumszwang, was: Wurzeln..., Lautenbach zum Bancor-Plan
  • Date: Thu, 26 Feb 2015 23:41:55 +0000
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>

Hi Axel,

Es geht auch um Einkommensverteilung, um Vermögenskonzentration, um eine gleichmäßigere Verteilung der dauerhaften Arbeitslosigkeit, die aus Produktivitätssteigerung, Automatisierung und Bedarfsdeckung entsteht

Du meinst, die Arbeitslosigkeit muß von unten nach oben umverteilt werden? Oben haben die doch schon 100% Arbeitslosigkeit - allerdings bei 0% Einkommenslosigkeit ...

und um dauerhafte Handelsbilanzextreme.

Yo.

Wegen dem Ansatz ""nur" das Geldsystem muss in Ordnung gebracht werden, wird eben dieses in den Fokus gerückt, alles Andere muss dann nicht mehr betrachtet werden.

Yo.

Weiterhin wird das flankiert durch den Ruf nach ewigen Wachstum und zwar Wirtschaftswachstum = Jedes Jahr mehr leisten als im Jahr zuvor auch dann, wenn alles schon im Überfluss hergestellt und gedienstleistet wird. Mehr, jedes Jahr mehr als im Jahr zuvor.
Das Wachstumsdogma ist extrem tief verankert.

Mehr produzieren/leisten ist eigentlich kein Muß. Aber "mehr Kunden" als der Wettbewerber zu haben. Geht ja auch per Innovation ... aber klar, wer nicht erfinderisch sein will, also um gute Ideen mitkonkurrieren will, konkurriert halt um bessere Ausbeutung seiner Arbeiter (Preis- statt Qualitätskonkurrenz, indem man seine Leute länger arbeiten läßt, oder für weniger Lohn pro Zeiteinheit, damit sie länger arbeiten müssen, um auf denselben Lohn zu kommen etc.). Gesetze, die das möglich machen ("Deregulierung nd Flexibilisierung der Arbeitsmärkte"), nehmen den Innovationsdruck aus dem System. Sie führen zur Verblödung und Verarmung, mal platt ausgedrückt.

Aber Du hast Recht, der Arbeitszwang und Mehrleistungszwang ist ziemlich verinnerlicht, aber einfach ein sozialer Zwang in einer auf "Eigentum, Freiheit und Gleichheit" (und damit Schuldrecht und "Kredit") beruhenden Gesellschaft (jedenfalls bisher). Albert Schweitzer hat wunderbare Beboachtungen zur Arbeitssucht der weißen protestantischen Europäer gemacht:

http://gellhardt.de/literatur/Soziale_Probleme_in_Afrika.pdf

Das Ziel einer VWL, national als auch global sollte die Versorgung Aller sein.

Dafür braucht es wenig - der sicherste Weg aus dem Arbeitszwang wäre eine Rückkehr zur "ursprünglichen Überflussgesellschaft":
http://en.wikipedia.org/wiki/Original_affluent_society#Overview

Da wäre auch aller "Warenfetischismus" und "Geldfetischismus" überflüssig, ebenso wie jeder Arbeitsfetischismus. Man könnte einfach Christophs direkten Tausch machen. Geschenketausch, wie zu Weihnachten, aber 365 Tage/Jahr. Schwebte ja auch Marx vor, allerdings natürlich mit Mercedes und allem, was dazugehört: Wiederkehr des Urkommunismus "auf höherer Stufenleiter der Produktivkraftentwicklung".

Wäre ja gleichzeitig auf für alle Ultraliberalen das Paradies, da alle staatlichen Strukturen ersatzlos gestrichen und überflüsig wären ... die ursprüngliche freie Überflussgesellschaft voller edler Wilder, the good old home der aufklärerischen Utopien eben.

Dieses Ziel scheint vollständig abhanden gekommen zu sein.

Klar, ist ins Reich der Utopien abgedriftet, während "kapitalistische und sozialistische Realos" Wachstum (und leider nicht mehr Teilhabe und Vollbeschäftigung) anpeilen (auch im Sozialismus gab es die Tonnenideologie).

Was "man" will, ist 'ne Frage der Präferenzen. Wenn ich mal selber utopisch werden soll: hätten wir eine globale Währungsordnung, die wie von Keynes vorgeschlagen für ausgeglichene Leistungsbilanzen sorgt, also dafür, daß jedes Land weder unter noch über seinen Verhältnissen lebt, sondern NACH seinen Verhältnissen, dann könnte auch in jedem Land der Level von Arbeitszwang etc. nach Präferenzen geregelt werden. Wäre bloß die Frage, was dann Unternehmen machen, die auf internationalen Märkten aktiv sind ... any ideas? (hab ich so noch nicht im Detail durchdacht)

Die Deutschen könnten sich z.B. nach Herzenslust totarbeiten, dürften dann allerdings nicht mehr drauf verzichten, auch zu verfuttern, was sie erwirtschaftet haben - dieser Verlust der Spartugend dürften sie nur schwer verkraften, aber Lernprozesse sollen ja möglich sein.

Die Süditaliener dürften sich weiter sonnen wie der Fischer in Bölls Anekdote zur Senkung der Arbeitsmoral:

https://www.gr.ch/DE/institutionen/verwaltung/ekud/ahb/mittelschulen/dienstleistungen/1_2010/AP_1G_D_text.pdf

Auf den Mercedes müßten sie dann allerdings vielleicht auch verzichten - aber wer braucht den schon (ich nicht).

Utopie? Hm ... weiß ich noch nicht, hab's noch nicht wirklich durchdacht ... ist 'ne relativ neue Idee für mich (Keynes' Bancor Plan). Auch die Keynes' schen Ideen zu den "ökonomischen Möglichkeiten unserer Enkelkinder" werd ich mir daraufhin nochmal anschauen müssen.

Jedenfalls hab ich da noch Umdenk- und Hinterfragebedarf ...

Ich weiß noch ein gutes Mittel gegen den Arbeits- und Wachstumswahn: das Recht auf Faulheit (Paul Lafargue):

http://www.wildcat-www.de/material/m003lafa.htm




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