ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik
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- From: Christoph Mayer <CU_Mayer AT Menschen-gerechte-Gesellschaft.de>
- To: MikeTM <mikethemechanic AT web.de>
- Cc: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
- Subject: Re: [AG-GOuFP] Draghis QE
- Date: Thu, 22 Jan 2015 08:34:31 +0100
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
- List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>
Was in dieser AG passiert hat bisher die Piratenpartei nicht interessiert.
Wenn Du jemand hast, der so eine Pressemeldung herausgeben möchte, dann schreiben wir was.
Die schreckliche Wahrheit ist, dass heute auch keinen mehr interessiert, was die Piraten zu irgendetwas zu sagen haben.
Leider, die meisten hatten mal die Hoffnung, dass die Piratenpartei eine direkte Bürgerdemokratie sein könnte, die eine Alternative zu all den anderen Lobbyistensprechern sein könnte.
Aber wie gesagt: Wenn Du die Info an eine Stelle geben kannst, wo sie gebraucht wird, dann schreiben wir auch gerne etwas.
Die Tabuisierung der Staatsfinanzierung durch die Zentralbank ist zurückzuführen auf die Ereignisse in der Weimarer Republik 1914-1923.
Damals versuchte die Regierung u.a. über Geldherausgabe die wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu überwinden.
Das konnte nicht funktionieren, weil Deutschland Reparationszahlungen in den Währungen der Alliierten zahlen musste.
Zudem leistete De Reparationszahlungen auch in Gütern, was dazu führte, dass sich kein Exportüberschuss einstellen konnte.
Es kam dann 1923 zur Hyperinflation. Und davor haben jetzt viele Angst. Das ist aber völlig irrational, denn das damals war durch einmalige Umstände geprägt.
Eine Inflation kommt dann zustande, wenn Geldmengen emittiert werden, die keine Kaufkraftdeckung haben.
Aus volkswirtschaftlicher Sicht muss der Staat die Nachfragelücke schließen, die durch Sparen entsteht. Ebenso muss er einen Teil der Schulden tragen, solange 100% des Geldvermögens eine Schuldentsprechung hat. Es macht absolut Sinn, diese Schuldentsprechung für den Staat aufzulösen. Das bedeutet, eine direkte Staatsfinanzierung durch die EZB macht Sinn, solange sie sinnvoll reglementiert wird.
Sinn würde machen, wenn die EZB mindestens einen Teil der Staatsanleihen der Krisenstaaten aufkauft und die Zinsen die aus ihnen resultieren für Aufbauprogramme in Griechenland verwenden würden, z.B. ähnlich einer KfW. Es ist empirisch erwiesen, dass staatliche Investitionen (im aktuellen Zustand) mit ca. Faktor 1,5 positiv auf das BIP wirken.
Würde die EZB alle Staatsanleihen aufkaufen, kämen viele Länder aus der Schuldenfalle raus, weil die Zinszahlungen aus dem Haushalt entfallen, das sind in De derzeit rund 63 Milliarden Euro. Jeder Staat, der einen Primärüberschuss hat, wird dann seine Schulden abbauen können.
Da Staatsanleihen hinter der Verzinsung für private Renten steckt, braucht man ein Alternativkonzept, wie diese Gelder verwendet werden können. Dazu siehe:
Das Problem ist, von einer EZB mit einem Entscheider der von der Bank kommt, die Hauptverursacher der Finanzkrise 2008 war und Griechenland geholfen hat, mit Tricksereien die Euro-Beitrittskriterien zu erfüllen, kann man nicht erwarten, das sie etwas sinnvolles tut.
Es ist zu befürchten, dass die EZB gerade in dem Maß und der Art Staatsanleihen kauft, dass der Status Quo aufrecht erhalten wird.
Und das würde heißen, dass die Zahlungsfähigkeit der Länder über Europaweite Geldentwertung finanziert wird und den Banken-Gläubigern nach wie vor die großen Zinsströme zufließen. Genau das ist das Interesse der Deutschen Bank, UBS & Co. Das Interesse der Demokraten muss sein, dass die Zinsströme abnehmen.
By the way ist dieses Szenario wahrscheinlich überhaupt nicht geeignet, um der Deflationsgefahr zu entgehen. Denn im heutigen System kann man empirisch belegen, dass Inflation stark mit dem Lohnniveau korreliert, nicht mit der Geldmenge. Und wenn die EZB Staatsanleihen kauft, ist die Frage von wem. Kauft sie sie von den Banken, geht das Geld nicht in Nachfrage sondern in den Kreislauf der Geldanlage. Nur, wenn sie sie direkt von den Staaten kaufen würde und das Volumen über die Zinsabflüsse hinaus ginge, würde über Staatsausgaben ein möglicher Inflationseffekt verursacht.
1914..1923:
Zwischen 1914 und 1923 wuchs in Deutschland eine trabende Inflation zur Hyperinflation. Damals hatte das Land nach dem verlorenen 1. Weltkrieg Reparationszahlungen an die Siegermächte zu leisten. Dies schadete der französischen und englischen Wirtschaft, weil diese Reparationszahlung z.Tl. in Gütern geleistet wurde, gegen die sie dann preislich nicht konkurrieren konnte. Gleichzeitig mussten die Siegermächte in Europa wiederum ihre Schulden beim Kriegshelfer USA begleichen. Und der deutschen Wirtschaft schadeten die Reparationszahlungen, da viel mehr erwirtschaftet werden musste, als dem Land blieb. Dabei wurde aber kaum Geld erwirtschaftet. Ein weiterer Effekt war eine horrende, schnell ansteigende Verschuldung des deutschen Staates. Dieser versuchte, diesem Problem durch Steuererhöhung und Geldmengenerhöhung Herr zu werden. Durch diese wiederum wurde dann die Inflation verursacht, die 1923 durch eine Geldmengenerhöhung auf 10 Trillionen Mark ihren Höhepunkt fand. (sinngemäß nach: (Streb, 2009) )
Am 22.01.2015 um 07:37 schrieb MikeTM <mikethemechanic AT web.de>:Heute wird wohl Mario Draghi verkünden, dass nun von der EZB massenhaft
Staatsanleihen aufgekauft werden.
Ich habe hier in den letzten Wochen interessiert mitgelesen und denke,
dass diese Gruppe hier als Einzige in der Piratenpartei in der Lage ist,
dieses richtig zu bewerten.
Es ist hier wohl jedem klar, das dieses Ankaufprogramm seinen
angestrebten Zweck nicht erfüllt, sondern eher die Spekulationsmärkte
weiter anheizt (der schwarze Freitag 1929 lässt grüssen).
Habt Ihr schon einen Text vorbereitet für die Partei, der zeitnah (also
max. 30 Min. nach EZB-Verkündung) veröffentlicht werden kann?
Nein? Was macht Ihr hier eigentlich? Ringelpiez mit Anfassen?
Selbstbeweihräucherung? Nach dem Motto: "Wir wissens, sagens aber nicht."?
Europa steht kurz vor dem Abgrund und Ihr sorgt aktiv dafür, dass die
Piratenpartei nicht wahrgenommen wird. Chapeau.
Und bevor jetzt reflexartig die Verteidigungsstellung eingenommen wird,
sollte jeder mal selber in sich gehen und überprüfen, warum er hier
Mitglied ist.
Ach ja... Es gibt Ökonomen, die schon jetzt gute Texte verbreiten:
"Nein, man muss es so hart sagen, es ist ökonomischer Unsinn, den die
Bundeskanzlerin verkündet. Es ist eine seit über 200 Jahren für
überwunden gehaltene Auffassung, die man Merkantilismus nennt, die hier
fröhliche Urständ feiert. Toll ist, dass das alles geschehen kann und in
den Zeitungen breit zitiert wird, ohne dass die deutschen Ökonomen in
Massen auf die Barrikaden gehen und ihrer Regierungschefin sagen, sie
solle sofort alle ihre Berater in die Wüste schicken und das kleine
Einmaleins wichtiger ökonomischer Zusammenhänge lernen."
http://www.flassbeck-economics.de/die-ezb-kauft-anleihen-deutschland-warnt-aber-wovor/
M.
--
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