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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] Späte Einsicht

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

Listenarchiv

Re: [AG-GOuFP] Späte Einsicht


Chronologisch Thread 
  • From: Patrik Pekrul <patrik.pekrul AT hotmail.de>
  • To: Axel Grimm <axel.grimm AT baig.de>
  • Cc: "ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de" <ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] Späte Einsicht
  • Date: Sun, 31 Aug 2014 14:04:41 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>

Am 28.08.2014 um 18:39 schrieb "Axel Grimm" <axel.grimm AT baig.de>:

>
>
>> Jetzt fehlt zur Komplettierung nur noch die Einführung einer
>> Geldvermögenssteuer auf sehr hohe Vermögen, um das Geld wieder
>> einzusammeln, nachdem es für Investitionen und Wirtschaftsbelebung gesorgt
>> hat, und alles ist schick.
>> Aber dass das niemals geschieht, dafür werden "Marios Freunde" schon
>> sorgen ;-)
>> Aber man soll nicht fatalistisch sein, vielleicht müssen einfach noch
>> einmal 5 Jahre ins Land ziehen bis die Frucht der Erkenntnis gereift ist...
>> Patrik
>
> Setzen wr doch erst mal wieder ein Vermögensteuer fest, so wie es in der
> Schweiz, USA, England, ... ganz normal ist. Dann kann man ja mal über eine
> Geldsteuer nachdenken, die vor allem die vielen jeweils hundert MRD
> schweren Spargesellschaften der Massen trifft.

Ziel ist es, das Geld wieder einzusammeln und nicht noch mehr neues entstehen
zu lassen. Das Problem an einer "normalen" Vermögenssteuern ist, dass es
produzierende Betriebe (die volkswirtschaftlich sinnvoll sind) über Gebühr
belastet, weil diese überwiegend über Sachvermögen verfügen.

Einfaches Beispiel:

1. Zur wirtschaftlichen Belebung wird 1 Mrd.€ investiert - meinetwegen vom
Staat in Form bestimmter Subventionen von Großprojekten, z.B.
Gleichstromtrassen.
2. Es werden damit also große (notwendige) Sachinvestitionen getätigt, die
Umsetzung dieser Sachinvestitionen wird arbeitsteilig von verschiedenen
Firmen vollzogen.
3. Es ist also (gewolltes) Sachvermögen in Höhe von 1 Mrd.€ entstanden und
das Geld ist am Ende auf den Konten vieler KMU gelandet.
4. Diejenigen, die nun das Sachvermögen haben, haben das Geld also nicht mehr.
5. Wenn nun auf das (hohe) Gesamtvermögen eine Steuer erhoben wird, dann
müssen die Eigentümer dieser hohen (notwendigen und gewollten) Sachvermögen
zum Teil Kredite aufnehmen, um die Liquidität für die Steuer bereitzustellen,
während die Eigentümer der nunmehr kleinen Geldvermögen (weil sie aufgeteilt
wurden) keine Steuern zahlen.
6. Mit der wachsenden Kreditsumme, wächst auch das Geldvermögen weiter

Wenn man Geld also (im Kern) als Mittel auffasst, um realwirtschaftliche
Aktivität anzuschieben, dann muss man es entstehen lassen, wenn es REALE
Bedarf gibt (was eigentlich immer der Fall ist, weshalb es immer eines
gewissen Bestandes an Geld bedarf) und es wieder einziehen, wenn zuviel davon
vorhanden ist. Ansonsten passiert genau das, was wir schon erlebt haben: es
sucht sich "Anlagen". Geldvermögen sucht also Möglichkeiten in anderes
Geldvermögen umgewandelt zu werden, das Ganze wird zum Selbstzweck und lenkt
die volkswirtschaftlichen Bemühungen vom eigentlichen, nämlich der
Befriedigung REALER Bedarfe und Bedürfnisse, ab.

Im besten Fall bleibt dabei der Finanzunsinn neutral (also ohne Auswirkung
auf die Realwirtschaft), so wie es die Vorkrisen-VWL autistisch vorgebetet
hat, im schlimmsten Fall destabilisiert es ganze Volkswirtschaften - was die
etablierte VWL während der Krise kaum leugnen konnte, aber mittlerweile wird
schon wieder die intellektuelle Konterrevolution eingeleitet. Der Mensch
vergisst so schnell.... Oder haben bestimmt Kreise vielleicht Interesse
daran, dass Gras über die Sache wächst? Zum Beispiel diese hier:
http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/volkszaehlung-der-milliardaere-superreiche-kennen-keine-krise-1.1812551

"Superreiche kennen keine Krise
...
Reich zu werden ist sehr schwer, reicher werden nicht so sehr: Die
Superreichen haben ihre Vermögen in den vergangenen fünf Jahren verdoppelt -
trotz Krise. Ganz vorne mit dabei: die Deutschen.
...
Die Krise, die seit mehreren Jahren herrscht, dezimiert die Geldelite demnach
nicht - im Gegenteil. Seit 2009 wurden 880 Menschen zu Milliardären. Heute
besitzen 2170 Menschen mehr als eine Milliarde Dollar. Ihr gesamtes Vermögen
hat sich in dieser Zeit mehr als verdoppelt: von 3,1 Billionen Dollar auf 6,5
Billionen Dollar."

Das muss man sich mal auf der Zuge zergehen lassen: Die Geldelite hat ihr
Vermögen in 5 Jahren VERDOPPELT! Welche Vermögensklasse kann das wohl
leisten? Glaubt irgendjemand ernsthaft, dass sich in den letzten 5 Jahren die
Zahl der Produktionsstätten verdoppelt haben?

"In der Krise des Kontinents konzentriert sich immer mehr Geld in immer
weniger Händen. Als einzige Weltregion sank die Zahl der Milliardäre in
Europa - um 3,6 Prozent - allerdings nicht ihr Vermögen, das stieg um 3,7
Prozent."

FAZIT: Wenn man Geld verwendet, um Investitionen in die Realwirtschaft
anzuschieben, ist es kontraproduktiv, ausgerechnet die Halter der "Früchte"
dieser Bemühungen zu "bestrafen". Im Gegenteil, diejenigen, die Geld in
Sachinvestitionen umwandeln (was ja Sinn und Zweck war), sollten "belohnt"
werden, indem sie von DIESER Steuer befreit werden (nicht aber von einer
Einkommensteuer, auf die Erträge dieser Investitionen). Sinnvoller ist es,
das Geld wieder bei jenen einzuholen, bei denen es sich über Gebühr gesammelt
hat.

Deshalb ist es auch wichtig, dass es einen sehr hohen Freibetrag gibt; es
soll ja nicht derjenige "bestraft" werden, der wertschöpfend tätig ist, und
eben auch in Geld bezahlt wird, sondern es geht darum, volkswirtschaftlich
schädliche zunehmende Akkumulationen von "riesigen" Geldvermögen zu vermeiden
(siehe oben). Denn nur diese sind "scheue Rehe", die ein Erpressungspotential
gegenüber jeglicher (demokratischen) Regierung darstellen und somit
antidemokratische Tendenzen stärken. Sachinvestitionen "hüpfen" sehr selten
über die Grenze.

Aber wie gesagt, die Frucht der Erkenntnis muss noch reifen. Solange kein
Unterschied gemacht wird zwischen realwirtschaftlichen Produktionsmitteln und
"Anlagen", so lange wird sich auch kein sinnvoller Weg finden lassen,
rationale Steuermechanismen einzuführen (und auch DAS könnte im Interesse
besagter Kreise sein).

Nachtrag:

"Auch in den Ländern, die die Krise am härtesten erwischt hat, lässt es sich
vielleicht nicht mehr reich werden, dafür aber reicher. Die reichen Studie
vom September zeigt, dass Griechenland im sechsten Jahr seiner Rezession
stecken mag, doch der Studie zufolge wuchs die Zahl der Menschen mit mehr als
30 Millionen Dollar Vermögen auf 505 - ein Plus von elf Prozent. Die
griechische Geldelite konnte ihr gesamtes Vermögen gar um 20 Prozent
steigern. Schneller ist der Reichtum ganz oben in der Gesellschaft nur in
Rumänien gewachsen."

Alles "Zufall", denke ich. Da kann man wohl nichts machen ;-)








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