ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik
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- From: "Kaspar H." <KasparHeinrich AT t-online.de>
- To: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
- Subject: Re: [AG-GOuFP] Bank of England Geldschöpfung
- Date: Tue, 01 Apr 2014 01:26:39 +0000
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
- List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>
moneymind schrieb:
Hi Kaspar,
Die Mindestreserve sollte mMn abgeschafft werden, da sie bei einem Satz von 1% Wirkungslos und bei einem hohen Satz Volkswirtschaftlich schädlich wäre, weil dann die Kreditvergabe eingeschränkt und die Kreditzinsen entsprechend steigen würden.
?!?! Der Mindestreservesatz ist ein geldpolitisches Instrument der Zentralbank, mit der sie antizyklisch ihre gesamtwirtschaftlichen Ziele verfolgen kann. Die ZB kann damit das Kreditvergabeverhalten der GBen beeinflussen. Daß der Mindestreservesatz momentan so niedrig liegt, hat mit falscher Wirtschaftspolitik der Regierungen zu tun: deren restriktive Fiskalpolitik zwingt die ZBen zu expansiver Geldpolitik, da sie anders ihre geldpolitischen Ziele nicht mehr erreichen kann
(momentan haben wir bei einem Zinssatz von 0.25% fast Deflation!!!).Das kommt meinen Vorstellungen schon sehr nahe!
0% Inflation / Deflation
0% Guthabenzinsen
0% Mindestreservesatz
Wer hätte Vorteile oder Nachteile?
Hallo moneymind!
Die Mindestreserve schränkt das Kreditvergabepotential der Geschäftsbanken nur Pauschal ein.
Dies führt aber nicht dazu, dass die Geschäftsbanken keine Kredite mehr z. B. an Spekulanten vergeben.
Weiterhin erhalten diejenigen Kreditnehmer Kredit, bei denen die höchste Rendite zu erzielen ist.
Eine Erhöhung der MR führt, neben höheren Zinsen, also primär dazu, dass die Kreditvergabe in Realinvestitionen eingeschränkt wird!
Die MR wird auch deshalb nicht benötigt, weil das Kreditvergabeverhalten der Geschäftsbanken viel wirkungsvoller durch eine höhere Eigenkapitalunterlegung bzw. durch höhere Risikogewichtung, je nach Kreditart, reguliert werden kann - und muss! (Siehe Basel III – ist noch verbesserungsbedürftig).
Darüber hinaus kann die Kreditvergabe der Geschäftsbanken an Nichtbanken durch höheres Eigenkapital der Kreditnehmer, u. od. Sicherheiten sowie durch die Einführung einer Mindesttilgungsrate, je nach Kreditart, gesteuert werden.
Bei zu expansiver Fiskalpolitik der Regierung läge der Mindestreservesatz natürlich höher, aber daß ein "hoher Satz" per se "volkswirtschaftlich schädlich" wäre, ist eine Aussage, aus der ich nur herauslesen kann, daß Dir offensichtlich nicht klar ist, was ZBen mit Mindestreservesatz-Änderungen eigentlich anzielen.
Ich habe nicht den Eindruck, dass die Zentralbanken überhaupt etwas anzielen oder einen Plan oder sowas ähnliches haben.
Natürlich schränkt ein höherer Satz die Kreditvergabe ein, aber es gibt eben Situationen, in denen diese restriktive Geldpolitik seitens der ZB sinnvoll/nötig ist, um antizyklisch ihre Ziele zu erreichen (Geldwertstabilität = Infla-Ziel von 2%, Wachstums- und Beschäftigungsziel). Sie kann damit z.B. einen marktinduzierten Boom mit Infla-Leveln über 2% zu dämpfen versuchen, oder (als unabhängige ZB) auch zu expansive Fiskalpolitik konterkarieren.
Wenn die ZB ihre Aufgabe ernst nehmen würde, würde sie als Inflationsziel 0,00% anstreben, das verstehe ich unter Geldwertstabilität.
Die Wirtschaft muss nicht wachsen, sondern auf ein vernünftiges Maß zurückschrumpfen.
Wer unbedingt Vollbeschäftigung will, soll doch die Abschaffung der Straßenkehrmaschinen fordern.
Eine Person mit Kehrbesen schafft ca. 120 m² in der Stunde, eine Person mit Kehrmaschine schafft 12.000 m²
So werden aus einem Arbeitsplatz 100 Beschäftigungsplätze :-)
Es ist nicht entscheidend wie viel Kredite vergeben werden, sondern an wen, für was und zu welchen Kosten.
Ja, die bloße "Menge" als solche ist völlig irrelevant - deswegen haben die ZBen monetaristische "Geldmengensteuerung" (=Schlußfolgerung aus einer falschen Theorie) auch wegen praktischer Unwirksamkeit längst aufgegeben.
Entscheidend ist somit, ob die Kreditnehmer den Kredit zurückzahlen können, sie also über ausreichend Bonität und ggf. Sicherheiten verfügen, die sie verpfänden können und ob der Kredit für Investitionen in die Realwirtschaft oder für Spekulationen verwendet wird.
In rein einzelwirtschaftlicher Betrachtung ja. Für eine gesamtwirtschaftliche Betrachtung spielen andere Variablen eine Rolle, wie z.B. die Inflationsrate und die Wachstumsrate (an denen die ZB ihre Geldpolitik ausrichtet).
Darüber hinaus ist es wichtig, die Kosten des Kredits (Zinsen u. Gebühren) möglichst gering zu halten.
Wichtig für wen?
Gruß
moneymind
Für uns alle!
Gruß
Kaspar
- Re: [AG-GOuFP] Bank of England Geldschöpfung, Kaspar H., 01.04.2014
- Re: [AG-GOuFP] Bank of England Geldschöpfung, Axel Grimm, 01.04.2014
- Re: [AG-GOuFP] Bank of England Geldschöpfung, moneymind, 01.04.2014
- Re: [AG-GOuFP] Bank of England Geldschöpfung, Rudi, 01.04.2014
- Re: [AG-GOuFP] Bank of England Geldschöpfung, Axel Grimm, 02.04.2014
- <Mögliche Wiederholung(en)>
- Re: [AG-GOuFP] Bank of England Geldschöpfung, Axel Grimm, 01.04.2014
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