ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik
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- From: Patrik Pekrul <patrik.pekrul AT hotmail.de>
- To: Benedikt Weihmayr <benedikt AT weihmayr.de>
- Cc: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de, 'Rudi' <piratrudi AT gmx.de>
- Subject: Re: [AG-GOuFP] Die Katze ist aus dem Sack!
- Date: Tue, 7 Jan 2014 21:40:38 +0100
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
- List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>
Die spannende Frage ist jetzt: Wieso ist die Liquiditätspräferenz so hoch?
Wessen Liquiditätdpräferenz ist so hoch?
2 Ansätze:
1. Leute mit wenig Geld können mangels Masse nicht in Sachvermögen
investieren (die meisten)
a) ihre eigenen Mittel reichen für eine "vernünftige" Investition nicht aus
b) sie kriegen auch keine entsprechenden Kredite, weil ihre Einkünfte nicht
ausreichen
c) da sie sowieso kaum Geldvermögen halten, ist ihnen der Zins im
Wesentlichen gleichgültig, weil die Vermögenseinkunfte zu vernachlässigen
ist, egal ob 1% oder 5%
2. Leute mit extrem viel Geld (die wenigsten)
a) Sie haben so viel Mittel, dass es ihnen frei steht jederzeit zu
investieren - egal wie hoch das Zinsniveau ist
b) Sie schichten nicht wegen ein paar Prozentpunkten um, sondern nehmen als
Gewinner am Boom-Bust-Spiel teil
http://wiki.piratenpartei.de/AG_Geldordnung_und_Finanzpolitik/ThemaUngleichverteilung4
c) demnach würde es eher dann zu einer Umschichtung kommen, wenn die
Sachvermögenspreise am Boden sind
Merke: "Kaufen, wenn die Kanonen donnern"
http://www.zeit-und-wahrheit.de/rothschild-zitat-kaufen-wenn-die-kanonen-13046/
Die Liquidität ist soz. die Munition, die man sich aufhebt, bis sich eine
günstige Gelegenheit bietet. Die Rendite aus diesem Vorgehen übersteigt bei
weitem jede Möglichkeit durch Umsichtung wegen ein paar Prozentpunkten hin
oder her, daher ist ihnen der (Leit-)Zins relativ egal.
Fraglich ist, wer denn nun die "Zinsfolger" sein sollen?
Am 07.01.2014 um 00:17 schrieb Benedikt Weihmayr:
> Da widerspreche ich nicht, die Liquiditätspräferenz der Marktteilnehmer ist
> sehr hoch. Daraus ergibt sich dann der Rest.
> g8
>
>> -----Ursprüngliche Nachricht-----
>> Von: Patrik Pekrul [mailto:patrik.pekrul AT hotmail.de]
>> Gesendet: Montag, 6. Januar 2014 22:35
>> An: Benedikt Weihmayr
>> Cc: 'Rudi'; ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
>> Betreff: Re: [AG-GOuFP] Die Katze ist aus dem Sack!
>>
>>
>> Am 06.01.2014 um 20:21 schrieb Benedikt Weihmayr:
>>
>>> Tja, vielleicht ist ja der Zins aufgrund der Nullzinsgrenze zu hoch?
> Schon mal
>> in diese Richtung gedacht?
>>>
>>> Ich sage NICHT dass der Zins alles in Ordnung bringen könnte. Ich mag
> nur
>> nicht dass hier behauptet wird der Zins sei für das Investitionsniveau
>> irrelevant.
>>
>> Es ist in der Tat so, dass es mehr als nur die eine Erklärung für
> Inflation gibt,
>> eine gute Übersicht findet man hier: http://www.juergen-
>> paetzold.de/stabpol/BG+Infl/Inflation.html
>>
>> Wir sollten uns auch davor hüten, monokausal zu argumentieren. Wirtschaft
>> ist selten monokausal und die Zusammenhänge sind meist nicht funktional
>> und noch seltener linear, insbesondere sind sie nicht immer umkehrbar.
>> Außer in wenigen "trivialarithmetischen" Zusammenhängen - wie ein der
>> Saldenmechanik - muss man viele Zusammenhänge eher qualitativ sehen.
>> Ebenso wie man datenbasierte Erkenntnisse (die ich bevorzuge) oft erst
>> einmal als Korrelationen und weniger als funktionale Zusammenhänge sehen
>> muss. Nur, weil etwas zeitgleich auftritt, muss das eine nicht
>> notwendigerweise die Ursache des anderen sein, es kann auch andere
>> Einflussgrößen geben, die dafür sorgen, dass sich mehrere Parameter
>> zeitgleich bewegen.
>>
>> Nun scheint es aber grade bei der Inflation und den Lohnstückkosten eine
>> derart hohe Korrelation zu geben, dass es sich förmlich aufdrängt,
> letztere als
>> Ursache für erstere zu sehen - zumal es es offensichtliche kausale und
>> plausible Zusammenhänge gibt.
>>
>> Ich kann es nur immer wieder betonen, back to the roots, VWL-Proseminar,
>> erste Stunde, Seite 1:
>>
>> 1. In einer Marktwirtschaft bestimmt sich der Preis aus dem Verhältnis von
>> Angebot und Nachfrage 2. steigt die Nachfrage stärker als das Angebot,
>> steigt der Preis - und umgekehrt
>>
>> Zweite Stunde, Seite 2:
>> 3. Nachfrage hängt in erster Linie vom Einkommen ab
>>
>> Und das ist schon 80% der Miete.
>>
>> Wenn es also zu PREISsteigerungen kommt, braucht man nach den Ursachen
>> nicht lange zu suchen - die Nachfrage hat gegenüber dem Angebot
>> zugenommen. Ursächlich ist hierfür meist ein gestiegenes Einkommen (bei
>> moderater Inflation) oder ein Einbruch das Angebots (bei starker
> Inflation).
>> Siehe auch:
>> http://wiki.piratenpartei.de/AG_Geldordnung_und_Finanzpolitik/ThemaHy
>> perinflationsgespenst#Hyperinflation
>>
>> Wie spielen da nun die Zinsen mit rein? So wie Bene es beschreibt, würden
>> niedrige Zinsen die Nachfrage nach Sachinvestitionen (oder Konsumgütern)
>> verstärken und somit dort zu Preissteigerungen führen. Klingt plausibel,
>> leider folgt die Realität der Theorie nicht, was nahelegt, dass einer von
>> beiden irrt - und ich gebe der Realität den Vorzug.
>>
>> Es scheint so zu sein, dass es im Allgemeinen eine hohe
> Liquiditätspräferenz
>> gibt, die selbst dann nicht zu Sachinvestionen führt, wenn die Zinsen auf
>> Geldvermögen unbedeutend bis real negativ sind. Die Realanlage muss also
>> DEUTLICH mehr Rendite abwerfen als die Geldanlage, um überhaupt in
>> Betracht gezogen zu werden, ansonsten wird halt gezockt. Solche Renditen
>> gibt es aber nicht in Mitteleuropa, sondern z.B. in Asien, wo noch ein
>> Milliardenvolk darauf wartet, in die Segnungen des Wirtschaftswunders zu
>> kommen. Wenn also real investiert wird, dann dort - und genau das lässt
> sich
>> auch empirisch belegen.
>>
>> Aus der Machtperspektive heraus bildet Geldvermögen obendrein ein
>> Drohpotential - nämlich den jederzeit möglichen Abzug - während die
>> Sachinvestition eher den Nachteil hat, dass sie langfristig örtlich
> gebunden
>> ist. Im ersten Fall macht der Geldadel die Politik zum Büttel, während er
> im
>> zweiten Fall eher von ihr abhängt. Warum sollte jemand, der mehr hat, als
> er
>> und und seine nachfolgenden 50 Generationen je brauchen werden, sich in
>> solche Abhängigkeit begeben? Komplett unschlüssig!
>>
>> Vor diesem Hintergrund wird der Zins als Lenkungsinstrument heillos
>> überbewertet. Obendrein muss man sich auch immer die Größenordnungen
>> anschauen. Natürlich macht es einen Unterschied, ob der Zins bei 6% oder
>> 3% liegt, aber ob die selbe Lenkungswirkung bei dem Unterschied zwischen
>> 0,5% und 0,25% noch besteht? Zweifelhaft.
>>
>> Der Zentralbankzins (insbesondere der kurzfristige, auf dessen Kontrolle
> sich
>> die Zentralbanken mittlerweile beschränken) ist ein Signalgeber, eine
> andere
>> effektive Funktion sehe ich nicht.
>>
>>
>
>
>
- Re: [AG-GOuFP] Die Katze ist aus dem Sack!, (fortgesetzt)
- Re: [AG-GOuFP] Die Katze ist aus dem Sack!, Benedikt Weihmayr, 06.01.2014
- Re: [AG-GOuFP] Die Katze ist aus dem Sack!, Benedikt Weihmayr, 06.01.2014
- Re: [AG-GOuFP] Die Katze ist aus dem Sack!, Rudi, 06.01.2014
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- Re: [AG-GOuFP] Die Katze ist aus dem Sack!, Benedikt Weihmayr, 06.01.2014
- Re: [AG-GOuFP] Die Katze ist aus dem Sack!, Rudi, 06.01.2014
- Re: [AG-GOuFP] Die Katze ist aus dem Sack!, Benedikt Weihmayr, 06.01.2014
- Re: [AG-GOuFP] Die Katze ist aus dem Sack!, Patrik Pekrul, 06.01.2014
- Re: [AG-GOuFP] Die Katze ist aus dem Sack!, Benedikt Weihmayr, 07.01.2014
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- Re: [AG-GOuFP] Die Katze ist aus dem Sack!, Thomas Weiß, 08.01.2014
- Re: [AG-GOuFP] Die Katze ist aus dem Sack!, Axel Grimm, 08.01.2014
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- Re: [AG-GOuFP] Die Katze ist aus dem Sack!, Rudi, 06.01.2014
- Re: [AG-GOuFP] Die Katze ist aus dem Sack!, Rudi, 07.01.2014
- Re: [AG-GOuFP] Die Katze ist aus dem Sack!, Patrik Pekrul, 07.01.2014
- Re: [AG-GOuFP] Die Katze ist aus dem Sack!, Rudi, 07.01.2014
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