ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik
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- To: "Benedikt Weihmayr" <benedikt AT weihmayr.de>
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- Subject: Re: [AG-GOuFP] Die Katze ist aus dem Sack!
- Date: Mon, 6 Jan 2014 22:35:10 +0100
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
- List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>
Am 06.01.2014 um 20:21 schrieb Benedikt Weihmayr:
> Tja, vielleicht ist ja der Zins aufgrund der Nullzinsgrenze zu hoch? Schon
> mal in diese Richtung gedacht?
>
> Ich sage NICHT dass der Zins alles in Ordnung bringen könnte. Ich mag nur
> nicht dass hier behauptet wird der Zins sei für das Investitionsniveau
> irrelevant.
Es ist in der Tat so, dass es mehr als nur die eine Erklärung für Inflation
gibt, eine gute Übersicht findet man hier:
http://www.juergen-paetzold.de/stabpol/BG+Infl/Inflation.html
Wir sollten uns auch davor hüten, monokausal zu argumentieren. Wirtschaft ist
selten monokausal und die Zusammenhänge sind meist nicht funktional und noch
seltener linear, insbesondere sind sie nicht immer umkehrbar. Außer in
wenigen "trivialarithmetischen" Zusammenhängen - wie ein der Saldenmechanik -
muss man viele Zusammenhänge eher qualitativ sehen. Ebenso wie man
datenbasierte Erkenntnisse (die ich bevorzuge) oft erst einmal als
Korrelationen und weniger als funktionale Zusammenhänge sehen muss. Nur, weil
etwas zeitgleich auftritt, muss das eine nicht notwendigerweise die Ursache
des anderen sein, es kann auch andere Einflussgrößen geben, die dafür sorgen,
dass sich mehrere Parameter zeitgleich bewegen.
Nun scheint es aber grade bei der Inflation und den Lohnstückkosten eine
derart hohe Korrelation zu geben, dass es sich förmlich aufdrängt, letztere
als Ursache für erstere zu sehen - zumal es es offensichtliche kausale und
plausible Zusammenhänge gibt.
Ich kann es nur immer wieder betonen, back to the roots, VWL-Proseminar,
erste Stunde, Seite 1:
1. In einer Marktwirtschaft bestimmt sich der Preis aus dem Verhältnis von
Angebot und Nachfrage
2. steigt die Nachfrage stärker als das Angebot, steigt der Preis - und
umgekehrt
Zweite Stunde, Seite 2:
3. Nachfrage hängt in erster Linie vom Einkommen ab
Und das ist schon 80% der Miete.
Wenn es also zu PREISsteigerungen kommt, braucht man nach den Ursachen nicht
lange zu suchen - die Nachfrage hat gegenüber dem Angebot zugenommen.
Ursächlich ist hierfür meist ein gestiegenes Einkommen (bei moderater
Inflation) oder ein Einbruch das Angebots (bei starker Inflation). Siehe
auch:
http://wiki.piratenpartei.de/AG_Geldordnung_und_Finanzpolitik/ThemaHyperinflationsgespenst#Hyperinflation
Wie spielen da nun die Zinsen mit rein? So wie Bene es beschreibt, würden
niedrige Zinsen die Nachfrage nach Sachinvestitionen (oder Konsumgütern)
verstärken und somit dort zu Preissteigerungen führen. Klingt plausibel,
leider folgt die Realität der Theorie nicht, was nahelegt, dass einer von
beiden irrt - und ich gebe der Realität den Vorzug.
Es scheint so zu sein, dass es im Allgemeinen eine hohe Liquiditätspräferenz
gibt, die selbst dann nicht zu Sachinvestionen führt, wenn die Zinsen auf
Geldvermögen unbedeutend bis real negativ sind. Die Realanlage muss also
DEUTLICH mehr Rendite abwerfen als die Geldanlage, um überhaupt in Betracht
gezogen zu werden, ansonsten wird halt gezockt. Solche Renditen gibt es aber
nicht in Mitteleuropa, sondern z.B. in Asien, wo noch ein Milliardenvolk
darauf wartet, in die Segnungen des Wirtschaftswunders zu kommen. Wenn also
real investiert wird, dann dort - und genau das lässt sich auch empirisch
belegen.
Aus der Machtperspektive heraus bildet Geldvermögen obendrein ein
Drohpotential - nämlich den jederzeit möglichen Abzug - während die
Sachinvestition eher den Nachteil hat, dass sie langfristig örtlich gebunden
ist. Im ersten Fall macht der Geldadel die Politik zum Büttel, während er im
zweiten Fall eher von ihr abhängt. Warum sollte jemand, der mehr hat, als er
und und seine nachfolgenden 50 Generationen je brauchen werden, sich in
solche Abhängigkeit begeben? Komplett unschlüssig!
Vor diesem Hintergrund wird der Zins als Lenkungsinstrument heillos
überbewertet. Obendrein muss man sich auch immer die Größenordnungen
anschauen. Natürlich macht es einen Unterschied, ob der Zins bei 6% oder 3%
liegt, aber ob die selbe Lenkungswirkung bei dem Unterschied zwischen 0,5%
und 0,25% noch besteht? Zweifelhaft.
Der Zentralbankzins (insbesondere der kurzfristige, auf dessen Kontrolle sich
die Zentralbanken mittlerweile beschränken) ist ein Signalgeber, eine andere
effektive Funktion sehe ich nicht.
- Re: [AG-GOuFP] Die Katze ist aus dem Sack!, (fortgesetzt)
- Re: [AG-GOuFP] Die Katze ist aus dem Sack!, ladelund, 06.01.2014
- Re: [AG-GOuFP] Die Katze ist aus dem Sack!, Rudi, 06.01.2014
- Re: [AG-GOuFP] Die Katze ist aus dem Sack!, Benedikt Weihmayr, 06.01.2014
- Re: [AG-GOuFP] Die Katze ist aus dem Sack!, Rudi, 06.01.2014
- Re: [AG-GOuFP] Die Katze ist aus dem Sack!, Benedikt Weihmayr, 06.01.2014
- Re: [AG-GOuFP] Die Katze ist aus dem Sack!, Rudi, 06.01.2014
- Re: [AG-GOuFP] Die Katze ist aus dem Sack!, Benedikt Weihmayr, 06.01.2014
- Re: [AG-GOuFP] Die Katze ist aus dem Sack!, Rudi, 06.01.2014
- Re: [AG-GOuFP] Die Katze ist aus dem Sack!, Benedikt Weihmayr, 06.01.2014
- Re: [AG-GOuFP] Die Katze ist aus dem Sack!, Patrik Pekrul, 06.01.2014
- Re: [AG-GOuFP] Die Katze ist aus dem Sack!, Benedikt Weihmayr, 07.01.2014
- Re: [AG-GOuFP] Die Katze ist aus dem Sack!, Patrik Pekrul, 07.01.2014
- Re: [AG-GOuFP] Die Katze ist aus dem Sack!, Thomas Weiß, 08.01.2014
- Re: [AG-GOuFP] Die Katze ist aus dem Sack!, Axel Grimm, 08.01.2014
- Re: [AG-GOuFP] Die Katze ist aus dem Sack!, Axel Grimm, 08.01.2014
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