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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] anfängerfragen

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

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Re: [AG-GOuFP] anfängerfragen


Chronologisch Thread 
  • From: Axel Grimm <axel.grimm AT baig.de>
  • To: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] anfängerfragen
  • Date: Thu, 23 Aug 2012 23:16:20 +0000
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>

HamburgFrank schrieb:
Hallo,

ich höre mir gerade das Grillfest mit Prof. Lange an. Bei mir angekommen ist, dass Bargeld der Nichtbanken zum Zentralbankgeld (M0) gehört im Gegensatz zum Giralgeld, das aus Sicht der Nichtbank eine Forderung ggü. dem Geschäftsbankensystem ist. Der Verbraucher kann schnell beides ineinander tauschen. Noch haben die Leute ja einigermassen Vertrauen in unser Geldsystem. Ich frage mich gerade was

M0 ist das eine Geld und M1 das andere Geld. Beides existiert als Giralgeld und Bargeld.

ZB-Giralgeld und das Bargeld in Kassen von Banken plus das Bargeld außerhalb von Banken ist die Menge M0.
Giralgeld (bei Geschäftsbanken) plus das Bargeld außerhalb von Banken gehört ist die Menge M1.

Zieht man aus beiden das „Bargeld außerhalb von Banken ab, ergibt sich das Interbankengeld mit ZB-Giralgeld und dem Bargeld in Banken.
Bei M1 bleibt nur das Giralgeld übrig. Bargeld ist eine Umwandlung von Giralgeld …. salopp gesprochen, es ist „Giralgeld, das man spazieren tragen kann.

Gedankenmodell: Alles Bargeld wird wieder eingezahlt, dann bleibt für M0 nur das ZB-Giralgeld und für M1 nur das Giralgeld. Die Geldmengen haben keine Gemeinsamkeit mehr. ZB-Giralgeld muss mindestens im Verhältnis 1:100 vorhanden sein ()Mindestereserve 1%).

HamburgFrank schrieb:
a) passiert wenn es bank runs gibt. O.K. Dann müßte die Zentralbank massenhaft Bargeld rankarren was peu a peu auch gelingen könnte, was hiese das in Konsequenz für die Geschäftsbanken? Könnte das zu Geldvernichtungsverlusten trotz Liquiditätsstützung durch die Zentralbank führen? Gibt es dazu Buchungssätze?

Der Bankraum hat schon stattgefunden und keiner hat darüber berichtet. Das war in den ersten Tagen des August 2008. Es idn innerhalb von wenigen Tagen über 70 Mrd Bargeld abgehoben worden, der Großteil in Deutschland der Rest überwiegend in Frankreich. Wer es abgehoben hat ist nicht bekannt, es war nicht die Masse.
Die Bevorratung von Bargeld bei den ZBs lag zu diesem Zeitpunkt in der Größenordnung von etwas über 200 Mrd Euro. Das war knapp.
In den nächten 2 Jahren sind dann Umangen von Bargeld gedruckt worden, die Bevorratung dürfte heute bei 700 bis 800 Mrd liegen. Im Jahr 2009 wurden 460 Mrd beauftragt, viel mehr als sonst.
Es wird keinen Bargeldengpass mehr geben, die Generalprobe hat schon stattgefunden.

http://www.ecb.int/stats/euro/circulation/html/index.en.html

Für die Bargeldbervorratung existieren kein Buchungssätze, das existiert einfach und liegt in Lagerhallen, die quer durch Europa verteilt sind. Für die Umwandlung von Giralgeld in Bargeld existieren Buchungssätze.
Bei der Zb ist es ein Veränderung auf der „Schuldenseite“ (Passiv) - ZB-Giralgeld geht runter, Bargeld im Umlauf geht rauf.
Bei der Geschäftsbank ist eine Veränderung auf der Vermögensseite – ZB-Giralgeld sinkt und Kasse geht rauf.

Bei einer Abhebung von einer Person ist für eine Bank eine Bilanzverkürzung. Giralgeld geht runter und Kasse geht runter. Für die Person ist es eine Veränderung auf der Vermögensseite – Giralgeld geht runter, Bargeld im Geldbeutel geht rauf.

HamburgFrank schrieb:
b) was würde passieren, wenn immer weniger Unternehmen und/oder Verbaucher Kredite aufnehmen bzw. immer mehr Kredite zurückzahlen? Die Geldmenge müßte dann doch zurückgehen, oder? Entstehen dann Geldschöpfungsverluste? Gibt es dazu Buchungssätze? Kommt das noch in dem video?

Die Geldmenge M1 sinkt nicht nur bei Kredittilgungen, sondern auch wenn Banken Wertpapiere verkaufen und Bankgeldanlagen getätigt werden. (Die Geldmenge M0 geht eigen Wege, es wird von den Geschäftsbanken festgelegt).

Die Buchungssätze sind je nach Vorgang unterschiedlich.

HamburgFrank schrieb:
)
muss man vor dem Hintergrund der Target2-Salden das Bargeld für Nichtbanken mittlerweile nicht auch als reichlich riskant einstufen?

Kein Risiko. Target2 ist auch kein Risiko, es sind die Devisen, die vor dem Euro als Drachmen, Schilling, Peseten, Franc, Lira, … vorlagen. Heute sind es halt Euro. Ein Risiko entsteht nur, wenn man die Verlängerung der Staatsschulden verweigert, dann müssen Lebensversicherungen andere private Altersvorsorger ein paar hundert Mrd abschreiben und Banken ebenfalls ein paar hundert Mrd. Banken sind dann alle pleite, die privaten Altersvorsorger auch.
Deutschland verlängert jedes Jahr über 300 Mrd an Staatsanleihen … bisher ohne Probleme. Als um die ESM-Entscheidung ging, da haben die Bieterbanken mal die Muskeln spielen lassen und mal ein paar Mrd Verlängerung verweigert.

Es existieren mehrere Wege die Target2-Salden aus der Welt zu bringen:
1. alle ZBs werden zu einer EZB vereinigt, dann existieren keine Salden mehr.
2. Die ZBs mit Verbindlichkeiten wechseln ihre Verbindlichkeiten in „Bargeld in Umlauf“ und die ZBs mit Forderungen erhalten das Bargeld.

HamburgFrank schrieb:
d) wird mit Kreditkarten auch Geld geschöpft?

Nein. Mit dem Einsatz von Kreditkarten entstehen zunächst zwei Schuldbeziehungen. Einmal zwischen dem Kreditkartennutzer und der Kreditkartengesellschaft und einmal zwischen dem Begünstigen und der Kreditkartengesellschaft.
Jein, da Kreditkartengesellschaften zum Teil selbst Banken sind.

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Ich hoffe, dass die Antworten nicht zu viel neue Fragen aufwerfen.




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