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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] "Unser" Europa

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

Listenarchiv

Re: [AG-GOuFP] "Unser" Europa


Chronologisch Thread 
  • From: Patrik Pekrul <patrik.pekrul AT hotmail.de>
  • To: Patrik Pekrul <patrik.pekrul AT hotmail.de>
  • Cc: "ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de" <ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de>
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] "Unser" Europa
  • Date: Tue, 21 Aug 2012 00:38:38 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>

Nachtrag 2: Wohin geht die Industrie? Siehe: http://www.handelsblatt.com/unternehmen/industrie/auslandsinvestitionen-deutscher-unternehmen-made-outside-germany/7020572.html

"Das Auslandinvestment deutscher Firmen zeigt vor allem in Regionen wie China steil nach oben. Der Anteil des Investitionsbestandes in Asien ist mit 77 Milliarden Euro, das sind 7,7 Prozent des weltweiten Investments deutscher Firmen, noch vergleichsweise niedrig. Das Versäumte wird nachgeholt. Für viele Firmen ist derzeit Asien die Investitionsregion Nummer eins. Im Zentrum steht China. Dort wuchsen die Neuinvestitionen der deutschen Wirtschaft binnen zehn Jahren von knapp 900 Millionen auf 10 Milliarden Euro."
Und weiter:
""Zur Internationalisierung und den hohen Auslandsinvestitionen gibt es keine Alternative. .... Die komplette Wertschöpfungskette aus Entwicklung, lokaler Beschaffung, Produktion und Vertrieb wird in die Märkte von morgen wandern."
OK, es wird im Ausland produziert, aber wenigstens kommen uns doch die günstigen Produkte zugute, oder nicht?
"Die 130 größten börsennotierten Unternehmen aus den wichtigsten Marktsegmenten Dax, MDax, SDax und TecDax machen inzwischen 68 Prozent ihrer Umsätze im Ausland. Bei den Unternehmen aus der zweiten Reihe, dem MDax, wo sich beispielsweise viele Maschinenbauer und Ausrüster für die Industrie finden, liegt die Auslandsquote sogar bei 71,1 Prozent."

OK, aber zumindest sorgen die erfolgreichen Unternehmen in Deutschland für Arbeit, und darum geht es doch letztlich...

"Der tatsächliche Grad der Globalisierung lässt sich eher an der Zahl der Mitarbeiter ablesen, die fern der Heimat für die deutschen Mutterkonzerne schaffen. Hier überspringen der Konsumgüterkonzern Henkel und der Gase-Spezialist Linde locker die 80-Prozent-Marke. Übertroffen werden solche Werte nur noch von Unternehmen wie Leoni. Der Autozulieferer beschäftigt nur noch sieben Prozent seiner Mitarbeiter im Inland."

OK, aber immerhin werden bei uns noch die High-tech-Produkte hergestellt, oder?

"Den Ausschlag für den Standort in Fernost gaben die hochqualifizierten Mitarbeiter, der Schutz von geistigem Eigentum, die dynamische Nachfrage vor Ort und die exzellente Anbindung an die gesamte Boomregion Asien."

OK, die Großkonzerne sind heimatlose Schweine, aber der "deutsche Mittelstand", das Rückgrat unserer Industrie...

"Doch nicht nur die Großen im Dax, auch die Firmen in der zweiten Reihe folgen den Boommärkten - und errichten immer neue Produktionsstätten in China. So errichtet der Hersteller von Komponenten für die Nahrungsmittelindustrie, Gea, derzeit eine Fabrik in Tianjin. Der Maschinenbauer hat bereits 13 Montagewerke in China. "

Och neee! 

Wenn hier nicht bald etwas entscheidendes passiert, sind wir echt im A..., und ich hoffe, dass diese Einblicke, vielleicht dem einen oder anderen die Augen öffnen.

Aber richtig komplett wird das Bild erst, wenn der Kreis sich schliesst - wir leben schliesslich auf einem Globus, also:

1. Das Geld fliesst nach Amerika
2. Die Industrie geht nach China
3. Amerika kauft mit dem Geld in China
4. Die Amerikaner erhalten immer mehr billige Produkte
5. In China steigt der Wohlstand

Amerika und China gewinnen, aber irgendjemand muss doch bei dem Spiel bezahlen - es können doch nicht alle gewinnen! Richtig, tun sie auch nicht.

Der Verlierer ist zunächst die Peripherie in Europa - und wenn wir nicht langsam die Reissleine ziehen, dann auch der Kern (wir)!

Das hat nichts mit "Nationalismus" oder "Propaganda" zu tun, sondern ist eine ganz nüchterne Analyse der Situation auf Basis der Fakten aus der Mainstream-Presse.

Vielleicht sollte man mal tatsächlich das Ganze strikt rational spieltheoretisch untersuchen - dabei die Option "wir steigen aus der Nummer aus" mitbewerten.



Am 20.08.2012 um 23:53 schrieb Patrik Pekrul:

Nachtrag: Wer das ganze für eine Spinnerei hält, der möge sich diesen Artikel durchlesen: http://www.handelsblatt.com/unternehmen/industrie/auslandsinvestoren-wem-gehoert-der-dax/6685562.html

"Deutschlands größte Unternehmen gehören mehrheitlich ausländischen Anlegern - Tendenz steigend. Mit Blick auf die Besitzerstruktur verdient der „deutsche Aktienindex“ damit seinen Namen nicht mehr. Droht der Ausverkauf?"


"Die Folge: Jahr für Jahr erhöhten Ausländer ihre Anteile an den Dax-Konzernen; von 35,5 Prozent im Jahr 2001 bis auf den Rekord von 53,7 Prozent im vergangenen Jahr. 
...
Aktionäre von jenseits der Landesgrenzen halten nach Berechnungen des Handelsblatts aktuell 53,2 Prozent der Anteile an den Dax-Konzernen. Zwölf Unternehmen sind noch mehrheitlich in ausländischer Hand, bei der Deutschen Börse liegt der Anteil bei 81 Prozent der Stimmrechte, gefolgt von Adidas mit 77 Prozent."


"Nahezu unbemerkt von der Öffentlichkeit ist Blackrock zu einem Großeigentümer der Deutschland AG geworden. Die Investmentfirma aus New York hält über verschiedene Fonds und Gesellschaften inzwischen Anteile an allem, was in der deutschen Wirtschaft Rang und Namen hat: am Sportausrüster Adidas, am Versicherungsgiganten Allianz, am Chemieriesen BASF, an der Deutschen Bank. 6,3 Prozent des Pharmaherstellers Merck gehören Blackrock, beim Baustoffkonzern Heidelberg-Cement sind es 7 Prozent. Blackrock ist als einzige ausländische Anlagefirma an allen 30 Schwergewichten des Dax beteiligt.
...
Blackrocks Aufstieg markiert den Beginn einer neuen Ära in der Finanzwelt. Vor der Krise beherrschten die "Masters of the Universe" das Geschehen - Investmentbanker und Derivatehändler mit ihren immer clevereren Finanzingenieurprodukten, ihren riskanten Transaktionen und ihren schwindelerregenden Bonuszahlungen. Sie bestimmten, welche Produkte auf den Markt kamen, welche Konditionen die Kunden akzeptieren mussten. Neben ihnen wirkten die Vermögensverwalter, die im Auftrag privater und institutioneller Kunden Geld anlegen, wie Provinzbanker. Doch nun haben die Investmentbanker und Händler in einem Jahrhundertshowdown Glaubwürdigkeit und Kundenvertrauen verspielt. Jetzt sind sie darauf angewiesen, dass Großinvestoren und Geldverwalter wie Larry Fink mit ihnen zusammenarbeiten. "Das Machtzentrum an der Wall Street ist von der sell side zur buy side gewandert", sagt Marktexperte James Bianco. Blackrock verkörpert den Machtwechsel."

Aber es kommt noch besser:

"Die neueste Blackrock-Idee ist ein internes Handelssystem: Bisher laufen täglich Abertausende Transaktionen über Banken und Börsen ab, die dafür Gebühren in Rechnung stellen. Bis Jahresende plant Blackrock den Handel selbst abzuwickeln und die Gebühren einzusparen. Das würde bedeuten, dass Käufe und Verkäufe von Aktien im Wert von Hunderten Milliarden Dollar unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden. Es wäre der größte dark pool, die größte private Handelsplattform der Welt, wie ein Unternehmensvertreter feststellt."

Aber jetzt kommt der Knaller:

"Larry Fink beharrt darauf, dass Blackrock ein Instrument des Anlegerwillens sei und deshalb harmlos. In politischen Kreisen hat er sich dafür eingesetzt, dass sich der Vermögensverwalter nicht der gleichen Aufsicht wie die Großbanken unterwerfen muss. Mit Erfolg, so scheint es."

Na klar, alles Altruisten am Werk, warum sollte man da Argwohn hegen?

 "Aus dem, was ich aus Brüssel, Washington und London höre, schließe ich, dass wir nach derzeitiger Definition nicht als systemrelevant gelten", erklärte er kürzlich gegenüber Analysten. Janet Tavakoli kann darüber nur den Kopf schütteln: "Glauben Sie, wenn Blackrock taumelt, dass die Regierung den Koloss nicht auffängt?"

Da würden "die Märkte" aber in Panik, und das ist doch das letzte, was wir wollen! ;-)

Also: Die Rettungsmilliarden kommen den Exportunternehmen zugute, DAX-Unternehmen sind Exportunternehmen und gehören überwiegend "ausländischen Anlegern", von denen der mit Abstand größte ein amerikanischer Fonds ist, interessante Krötenwanderung, oder?




"Danach ist BlackRock an allen 30 DAX-Konzernen beteiligt, wobei die Höhe der Beteiligungen durch die Bank weg im einstelligen Bereich angegeben wird, in der Regel zwischen vier und sieben Prozent. Aber stimmt das auch?

Es stimmt nur dann, wenn man ausschließlich die Firma “BlackRock Inc.” betrachtet. Wenn man aber BlackRock Holdco 2 Inc., BlackRock Financial Management Inc., BlackRock Advisors Holdings Inc., BlackRock International Holdings Inc., BlackRock Jersey International Holdings L.P., BlackRock Group Limited mit in die Rechnung einbezieht, sieht die Sache schon ganz anders aus.

...


Insgesamt hat der Autor dieser Zeilen neun Schwergewichte aus dem DAX auf die Beteiligungshöhe der BlackRock-Gruppe untersucht. Die Ergebnisse überraschen auf der ganzen Linie. 

Die Prüfungsergebnisse im Einzelnen, wobei in Klammern jeweils diejenige Stimmrechtsmitteilung nach Wertpapierhandelsgesetz angegeben ist, auf die sich die Anteilshöhe bezieht:

Allianz - 32,76 % (06.05.2010)
E.ON - 32,06 % (17.05.2010)
Bayer - 29,94 % (12.05.2010)
Deutsche Bank - 27,45 % (18.05.2010)
Daimler - 27,42 % (18.08.2011)
BASF - 25,30 % (09.12.2009)
Siemens - 15,65 % (25.08.2011)
SAP - 11,94 % (09.08.2011)
Telekom - 9,94 % (01.12.2009)"


Und das ist nur EIN einziger "ausländischer Anleger"! Wieviele mag es noch geben? Wo liegt eigentlich dieses "Ausland"? ;-)

Wir sollten der Sache mal nachgehen....


Am 20.08.2012 um 22:35 schrieb Patrik Pekrul:


"Niemand unterstützt die Euro-Rettung so hingebungsvoll wie die deutschen Großkonzerne. Mit Solidarität hat das wenig zu tun. Die EZB finanziert ihnen den Absatz. Und die Euroretter nehmen ihnen das Währungsrisiko ab. Die Zeche zahlt der Steuerzahler.
....
Grossmann skandalisiert es, dass die Euro-Rettung nicht etwa eine Politik der Solidarität Deutschlands mit wirtschaftlich schwachen Ländern sei, sondern zu einer Umverteilung innerhalb der Geberländer führe: Von der Allgemeinheit zu den exportierenden Unternehmen und den Banken. „Dass selbst linke Volksvertreter eine Umverteilung zugunsten heimischer Exporteure und Banken unterstützen, während die breite Bevölkerung schon heute als Verlierer feststeht, ist geradezu eine Ironie.“ 
Auch du bist Deutschland? ;-)

Ich denke, das Bauchgefühl des "Wutbürgers" ist von der Realität gar nicht so weit entfernt; er hat nur den eigentlichen Gegner noch nicht erkannt - weil er das Geldsystem nicht versteht.
Wir sollten ihm sagen: Im Prinzip hast du Recht, aber...

Das hat nichts mit "Nationalismus" zu tun, sondern eher damit, dem "deutschen Michel" klarzumachen, dass er unter dem Label "Europa" die Wallstreet finanziert.
Ich will mal die Perspektive wechseln um dem nationalen Fokus zu entkommen.
In aller Kürze und in sehr einfachen Worten ausgedrückt, kann man global folgendes beobachten: Europas Geld geht nach Amerika, unsere Industrie nach China, die beiden Blöcke reissen uns den A... auf und wir fallen in das "schwarze Loch" in der Mitte.
Dieses Europa ist für den A...! Klarmachen zum Ändern!







Am 20.08.2012 um 20:18 schrieb ukw <ukw AT berlin.com>:

Am 20.08.2012 20:10, schrieb Sascha Maus:
Nachdem Dtl. ein Jahrzehnt lang vom Euro profitiert hat, einfach alle Verantwortung von sich weisen...

So so, Dtl. ist also Deutschland - das lässt Du mich raten?
Nun-
wer hat tatsächlich vom Euro profitiert?
Deutschland (also alle Bürger)?
oder eine bestimmte Schicht?
Der Export?
Jedenfalls sind die Unternehmensgewinne förmlich explodiert - da gebe ich Dir recht.
Wer genau Deiner Meinung nach vom Euro profitiert hat kannst Du gerne näher erläutern.

Und noch etwas: Ich habe diesen link über einen Verteiler bekommen und empfahl ihn als Lektüre als Mitteilung von der Basis - und zwar nicht von der Parteibasis sondern als Stimmungsbericht vom "Wutbürger".


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