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Re: [AG-GOuFP] [Energiepolitik] Marktversagen (was: Erdgas als Kraftstoff - Steuerermäßigung verlängern)
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- Subject: Re: [AG-GOuFP] [Energiepolitik] Marktversagen (was: Erdgas als Kraftstoff - Steuerermäßigung verlängern)
- Date: Fri, 17 Aug 2012 12:51:56 +0200
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- List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>
Moritz Richter schrieb:
Warum unterscheiden die sich rund 10% in der Energiedichte und nur
5% im Preis. Hat hier die unsichtbare Hand des Marktes schon wieder
versagt?
Ja, möglicherweise. [..] Und genau dieser höhere Dieselpreis beweist
eigentlich empirisch meine These, dass das Marktgleichgewicht nicht
mehr effizient ist.
Das wichtigiste zuerst, was auch die AG Geldordnung und Finanzpolitik betrifft. Anbei ein Vortrag von Steve Keen, der als einer der Ersten von der Finanzkrise gewarnt hat.
Prof. Steve Keen on Debunking Economics
http://www.youtube.com/watch?v=XZKjQtrgdVY&feature=related
Er stellt am Anfang 3 Krisen vor:
1. Klima-Krise (Globale Erwärmung)
2. Energie-Krise (Peak Oil)
3. Finanz-Krise (spekulative Blase)
Im Gegensatz zu 1+2, wo eine intensive Diskussion von einem bestimmten Expertenkreis mit einem Skeptikerzirkel stattgefunden hat, und man beim Eintreffen der ersten symptomatischen Anzeichen dann sagen kann: "schau, wir hatten die Chance etwas zu tun und teilweise ist was getan worden", war man bis zum Eintreffen der Finanzkrise mit dem Platzen der Immobilienblase und Zusammenbruch erster Finanzhäuser wie Bear Stearns und Lehmann Brothers sich die Fachwelt noch recht sicher, dass alles noch im grünen Bereich ist. Das hat bis auf ganz wenige heterodoxe Denker alle kalt erwischt, weil man streng nach Lehrbuch vorgegangen ist.
Ergo:
Schmeiss das Lehrbuch ("neat, plausible, and wrong") weg
und schreib ein neues!
Angesichts der nicht unwahrscheinlichen Risiken, dass wir in den kommenden Jahren (Vielleicht nimmt man das Japan der 90er Jahre als Vorbild, wie man ein Nullwachstum übersteht) eine globale depressive Abwärtsspirale erleben, sollte man sich schon überlegen, ob als Gegenmaßnahmen oder "Fallpolster" ein anderer Maßnahmenkatalog hilfreich ist als der, der uns mit in die Situation gebracht hat.
Expert Explains In Detail How The Next Shock Will Shatter The Global Economy http://www.businessinsider.com/trade-off-financial-system-supply-chain-cross-contagion-a-study-in-global-systemic-collapse-2012-8
Hast Du eine Quelle bezüglich der Preiselastizität von
Transportdienstleistungen? Ich postuliere mal, dass die sehr nahe
bei Null liegt.
Wenn das so wäre, wäre ja jede Besteuerung von Kraftstoffen sinnlos,
weil sie keinen Lenkungseffekt hätte. Du glaubst also wirklich, dass
eine Erhöhung des Dieselpreises um z.B. 22 ct/l nicht zu einem
Nachfragerückgang führen würde?
Wenn Du genau hinschaust, habe ich nach Transportdienstleistungen
gefragt, nicht nach dem Dieselverbrauch. Wenn also mehr
Personenkilometer durch Straßen- und Fernbahnen erledigt werden können,
dann ist das ein im Verkehrssektor interner Umschaltvorgang. Gleiches
gilt, wenn man die LKW-Flotte auf CNG-Betankung umstellt, auch wenn das
nur eine Zwischenkur darstellt.
Die persönliche Entscheidung jedes Kunden ist doch grade durch die
Steuersubvention für Diesel beeinflusst! Es ist momentan grade
deshalb tatsächlich individuell rational sinnvoll, ein
Dieselfahrzeug zu kaufen.
Ja, und es ist auch volkswirtschaftlich sinnvoll, weil der Sprit
effizienter genutzt werden kann.
Es ist aber ganz und gar nicht volkswirtschaftlich oder aus
ökologischen Aspekten sinnvoll.
Wie kommst Du zu dieser Annahme?
Du hast selbst gesagt, dass sich für Wenigfahrer ein Benziner mehr
lohnen sollte. Genau das ist aber durch die Steuersubvention grade
nicht der Fall. 50% der Neuwagenkäufer fallen sicher nicht unter die
Kategorie Vielfahrer.
Wenn Du hier einer bedingte Wahrscheinlichkeitsanalyse nach Bayes
vorlegen kannst, dann können wir gerne weiter diskutieren. Schau die mal
die Wahrscheinlichkeitsverteilung der km-Leistung an, in Abhängigkeit
der benutzten Kraftstoffs.
Ein Preispotential USA/EU oder Japan/EU führt dazu, dass die
Handelswege aktiviert werden und dann auch dort in den
Rafinierieren für eine Modifikation des Kuppelproduktionsmixes
sorgen.
Und das soll in irgendeiner Weise sinnvoll sein? Diesel aus
japanischen Raffinerien nach Deutschland zu schaffen? Das kostet
doch auch alles zusätzliche Energie!
Du weist, was am meisten Energie kostet, wenn man Sprit transportiert? Das sind nicht die Tankerfahrten quer über den Globus, das sind auch keine Erdölpipelines aus Russland oder Produktpipelines quer durch Europa, das sind die letzten 100 km, die der Tanklaster auf der Straße zurücklegt. Und das sind die verzweifelten Deutschen, die auf der Suche nach einer Tankstelle mit 1 ct billigerem Angebot 20 km Umweg fahren.
Ändert nichts an der Tatsache, dass es momentan so ist und dass eine
Subvention von Diesel dafür sorgt, dass viel mehr schwere und somit
viel verbrauchende Fahrzeuge verkauft werden, als das ohne die
Steuersubvention für Diesel der Fall wäre.
Stimmt, ich denke hier insbesondere an die 40 Tonner. 25-30l/100 km ist wenig. Hast Du zur Untermauerung Deiner Aussage noch irgenwelche statistischen Daten, am besten mit vorher/nachher Vergleich?
Darüber hinaus spielen neben dem Verbrauch noch andere Aspekte, wie
die Emission von Luftschadstoffen eine Rolle, bei denen Diesel
deutlich schlechter als Benziner abschneiden.
Super. Erdgas ist nochmal eine Kategorie besser als Benzin, d.h. dann kannst Du ja vom Ziel her gar nichts gegen eine verstärkte Lenkungswirkung hin zum CNG-Fahrzeug haben.
Gruß,
Gunnar
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- Re: [AG-GOuFP] [Energiepolitik] Marktversagen (was: Erdgas als Kraftstoff - Steuerermäßigung verlängern), Gunnar Kaestle, 17.08.2012
- Re: [AG-GOuFP] [Energiepolitik] Marktversagen (was: Erdgas als Kraftstoff - Steuerermäßigung verlängern), Pieter Hogeveen, 17.08.2012
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