ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik
Listenarchiv
- From: Marion Traegner <licorice_lilly AT hotmail.com>
- To: Christoph Ulrich Mayer <CU_Mayer AT Menschen-gerechte-Gesellschaft.de>, ag Geldordnung <ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de>
- Subject: Re: [AG-GOuFP] Petition ESM Klagen
- Date: Fri, 3 Aug 2012 18:54:28 +0200
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
- List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>
unterzeichnet!
vielen dank, Christoph
On 03/08/2012, at 5:57 PM, Christoph Ulrich Mayer wrote:
> Hallo!
>
> Ich habe eine Petition in Avaaz gestellt, wie kurz im Mumble angesprochen -
>
> Die Petition läuft in meinem Namen, nicht in dem der Piraten, weil der
> Entscheidungsprozess dazu recht komplex und langwierig ist, wer von den
> Piraten aber mitmachen möchte, kann einfach mit unterschreiben (und wer
> nicht, der nicht).
>
> Hier könnt Ihr mitmachen:
> http://www.avaaz.org/de/petition/Freie_Entscheidung_des_Bundesverfassungsgerichtes_zu_den_Klagen_bzgl_ESM
>
>
> Herzliche Grüße
> Christoph
>
>
> Petition in Avaaz:
>
> Freie Entscheidung des Bundesverfassungsgerichtes zu den Klagen bzgl. ESM
>
> Das Bundesverfassungsgericht wird von Politikern und Medien unter Druck
> gesetzt, die Klagen gegen den ESM abzulehnen (siehe z.B.
> http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/verhandlung-vor-bundesverfassungsgericht-der-bundesbankpraesident-zweifelt-an-den-esm-regeln-11816452.html
> ).
> Mehrfach haben Sprecher des BuVG deutlich gemacht, dass auf die
> Auswirkungen der Entscheidungen u.a. auf "die Märkte" Rücksicht genommen
> werde
> (http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/kommentar-die-angst-vor-den-maerkten-11816081.html
> ).
>
> Der Druck wird aufgebaut indem eine Alternativlosigkeit zur Maßnahme ESM
> behauptet wird, die keinerlei Fundament hat (die Gründe dafür sind weiter
> unten ausgeführt).
>
> Wir bitten das Bundesverfassungsgericht und im besonderen den zuständigen
> Vorsitzenden Andreas Voßkuhle, aufgrund demokratischer Rechtsprechung auf
> Basis des Grundgesetzes und der Sinngebung durch dessen Gründerväter zu
> entscheiden und nicht auf falsche Behauptungen bezüglich ESM Rücksicht zu
> nehmen.
>
> Begründung:
>
> 1. Es gibt bessere und rechtsstaatliche Alternativen:
>
> Es gibt sehr viele mögliche Alternativen zum Konstrukt "ESM".
>
> Eine Möglichkeit ist, Staatsfinanzen über die Zentralbank zu finanzieren
> statt über Finanzmärkte. Die Behauptung, dies sei bezieht sich auf einen
> singulären Fall, als Deutschland bis 1923 aufgrund der Reparationszahlungen
> übermäßig viel Geld druckte und so eine Hyperinflation auftrat. Diese
> Sondersituation kann nicht auf die heutige übertragen werden. Dazu ist der
> Paragraf 123 des Lissabonner Vertrags nivellieren, was eine einfache
> Paragrafenänderung darstellt und ein vergleichsweise kleinerer Eingriff ist
> (die Grundsätze der Demokratie und des Grundgesetzes bleiben dadurch
> absolut unberührt).
>
> Eine weitere Möglichkeit besteht darin, dass alle Regierungen der Eurozone
> die Schulden ihrer öffentlichen Haushalte über die EZB zum gegenwärtig
> gültigen Zinssatz von 0,75% refinanzieren.
> Damit würden z.B. in Deutschland die jährlichen Zinszahlungen von 65 Mrd.
> Euro auf 15 Mrd. Euro reduziert werden, was sofort einen ausgeglichenen
> öffentlichen Haushalt bzw. einen Haushaltsüberschuss ermöglicht.
> Die Zinseinnahmen (hier 15 Mrd. Euro) fließen als Seigniorage an die EZB,
> welche diese wiederum nach heutiger Rechtslage an die Staaten ausschüttet
> und damit Geld für evtl. notwendige vorübergehende Ausgleichszahlungen zur
> Verfügung stellen kann.
>
> Nahezu alle Staaten der Eurozone hätten einen Haushaltsüberschuss, wenn sie
> keine Zinsen zu bezahlen hätten. Z.B. in Deutschland lagen die
> Zinszahlungen in den letzten 20 Jahren stets über der Neuverschuldung. Das
> bedeutet, ohne Zinszahlung hätten Staatsschulden abgebaut werden können
> statt sie auszuweiten.
>
> Nach dieser Refinanzierung kann deshalb auch ein Stopp jeglicher
> Neuverschuldung der Staaten beschlossen werden. Damit ist auch die
> Nachhaltigkeit dieser Lösung sichergestellt.
> Die Ausweitung der Staatsverschuldung ist dann gestoppt, die Staaten sind
> vor drohender Insolvenz bewahrt, der Euro gesichert, die Souveränität der
> Staaten und der Völker wird auf aktuellem Stand gewahrt.
>
> Die volkswirtschaftliche Argumentation bezüglich der Bedeutung der
> Staatsanleihen für die (privaten) Rentenkassen ist ebenso unrichtig, denn
> die durch eine Refinanzierung frei werdenden Gelder können alternativ
> angelegt werden. Z.B. können sie bei der EZB hinterlegt werden. Auch
> könnten damit z.B. Aufbauprojekte in Griechenland oder Spanien, ähnlich dem
> KfW Konzept in Deutschland, finanziert werden. Die Kreditnehmer dort würden
> dann z.B. gegenüber dem Staat haften, der Staat wiederum gegenüber den
> Versicherungsgesellschaften haften. So würden die Gelder sinnvoll in den
> realwirtschaftlichen Kreislauf gebracht werden und gleichzeitig die Renten
> abgesichert werden.
>
>
> Viele weitere Lösungen im gültigen rechtsrahmen und im Sinne der Demokratie
> sind möglich, z.B. die Veränderung des Geld-- und Kreditsystems usw., hier
> sei nur aufgezeigt, dass es sie gibt und dass sie nachhaltig (und
> nachhaltiger als der ESM) sind. Es besteht keine politische,
> wirtschaftliche, finanzielle oder staatsrechtliche Notwendigkeit für den
> ESM.
>
>
>
> 2. Der ESM ist ein fundamentaler Eingriff in die demokratische Ordnung. Die
> Einwände sind hinlänglich bekannt und liegen dem Bundesverfassungsgericht
> vor, hier seien einige der wichtigsten genannt:
>
> • Mit dem ESM wird eine Europäische Superbank geschaffen.
> • Die Staaten, die den ESM unterzeichnen, geben ein Stück ihrer
> Finanzhoheit auf und übergeben diese dem ESM.
> • Der ESM kann nach aktueller Ausrichtung mit Staatsgeldern
> auch Banken "retten" und kann darüber souverän entscheiden.
> • Der ESM ist nicht gewählt, nicht demokratisch gewählt, keine
> Behörde, er ist ein Unternehmen.
> • Geleitet wird diese Firma von Gouverneuren und Direktoren,
> die Gouverneure und Direktoren werden ernannt und NICHT GEWÄHLT
> • Alle Angestellten des ESM genießen juristische Immunität.
> Niemand kann den ESM oder seine Angestellten verklagen.
> Andererseits kann der ESM als autonome juristische Person
> jeden verklagen und sich den Ort der Gerichtsbarkeit selbst wählen.
> • Die Bürger der Mitgliedsstaaten haften in letzter Konsequenz
> mit ihrem Privatvermögen für die Schuld des eigenen Staates.
> • Der ESM kann in bestimmten Fällen Gelder anfordern, gegen die
> das betroffene Land kein Vetorecht einlegen kann
>
> (http://www.welt.de/wirtschaft/article108421052/Euro-Laender-wollen-Rettungsschirm-ohne-Limit.html#disqus_thread
> )
> .....
>
> All dies ist unnötig und zu einem guten Teil noch nicht einmal der Sache
> dienend, denn die Manipulation des Marktes von Staatsanleihen kann nicht
> als nachhaltige Lösung wirken, bestenfalls die Entwicklungen hinauszögern.
> Während dieser Zeit werden staatliche Realvermögen enteignet werden.
>
>
> Fazit:
>
> Nachhaltige Lösungen sind innerhalb der Rechtsstaatlichkeit und der
> gegenwärtige Gesetzeslage möglich.
> Wenn Politiker in Amt und Parlament den Beschluss fassen, statt dieser
> Lösungsmöglichkeiten, den Parlamenten einen wichtigen Teil der Macht
> entziehen und die Souveränität des Staates und des Volkes aufzugeben, um
> sie einer Organisation ohne demokratische Legitimation und Kontrolle zu
> übergeben, dann kommt dies unserer Ansicht nach einem Bruch des Amtseids
> nahe und darf keinesfalls auch noch (auf Druck dieser Politiker hin) durch
> das Bundesverfassungsgericht bestätigt werden. Eine Entscheidung darf
> ausschließlich im Sinne des Grundgesetzes und im Sinne des Volkes erfolgen.
>
> Wir als Teil des Volkes möchten deshalb ausdrücken, dass wir gegen den ESM
> und für demokratieverträgliche, möglichst sogar demokratiefördernde
> Lösungen sind, dass wir alternative Lösungen kennen, fordern und mittragen.
> Wir stellen die Grundrechte der Menschen in Europa über fälschlicherweise
> behauptete finanzielle "Notwendigkeiten".
>
>
>
>
>
> --
> AG-Geldordnung-und-Finanzpolitik mailing list
> AG-Geldordnung-und-Finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
> https://service.piratenpartei.de/listinfo/ag-geldordnung-und-finanzpolitik
- [AG-GOuFP] Petition ESM Klagen, Christoph Ulrich Mayer, 03.08.2012
- Re: [AG-GOuFP] Petition ESM Klagen, Marion Traegner, 03.08.2012
- Re: [AG-GOuFP] Petition ESM Klagen, Thomas Irmer / ID Concept, 03.08.2012
Archiv bereitgestellt durch MHonArc 2.6.19.