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Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik
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- From: Tugrisu <thomas.unger AT dessau-service.de>
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- Subject: Re: [AG-GOuFP] Ein vergessenes Buch und die Parallelen zu Heute
- Date: Fri, 08 Jun 2012 13:50:36 +0000
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- List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>
nha schrieb:
Eine interessante Geschichte, von diesem Buch wusste ich auch nichts.
Allerdings habe ich nicht nur eins, sondern mehrere Bücher von
Historikern gelesen, die sich mit dem Aufstieg und Verfall von
Zivilisationen beschäftigt haben. Was auffällt ist vor allem, dass die
Leute sich nicht einig sind. Monokausale Erklärungen greifen also zu
kurz.
Trotzdem ist an der Sache natürlich etwas dran, und was du beschreibst
ist sicherlich *ein* Modus, über den Zivilisationen kollabieren (wenn
auch nicht alle!). Allerdings macht der Autor, den du zitierst,
anscheinend den üblichen Fehler, Zins mit Rendite zu verwechseln. Denn
auch via Eigentum an Produktionskapital, das sich über Renditen selbst
versteckt, kann dieser Konzentrationsprozess stattfinden. Ich würde
sogar behaupten, dass die Renditen der primäre Mechanismus sind,
während der Zins auf Geld lediglich sekundär ist und die
Kapitalrenditen abstrahiert und breiter verteilt als es ohne Zins und
Geld der Fall wäre.
Die Ungleichverteilung ist der (bzw. ein) Schlüssel, darin sind wir
uns einig. Aber die Ungleichverteilung selbst ist komplizierter, als
du das darstellst. Sich auf den Zins zu konzentrieren greift zu kurz,
der wahre Umverteilungsmechanismus ist die Rendite und der
Kapitalgewinn.
Schöne Grüße,
Nicolai----------------------------------------------------------------------Lerne, wie die Welt wirklich ist,
aber vergiss niemals, wie sie sein sollte.
Jo, und wir stellen wieder einmal fest, daß es an der Definition mangelt. "Die Rendite gibt das Verhältnis der Auszahlungen zu den Einzahlungen einer Geld- bzw. Kapitalanlage an und wird meist in Prozent und jährlich angegeben. Da sich die Rendite meist auf einen jährlichen Kapitalertrag bezieht, kann sie mit der Kennzahl Rentabilität, welche sich auf einen Unternehmenserfolg bezieht, nicht gleichgesetzt werden. *Die bekannteste Renditekennzahl ist der Zinssatz.* Der Begriff ist jedoch nicht scharf definiert, wodurch die Einordnung in einen bestimmten Markt kaum möglich ist."
Wenn ich von Zins Rede, dann meine ich dasselbe wie Aristoteles:
"So ist der Wucher hassenswert, *weil er aus dem Geld selbst den Erwerb zieht* und nicht aus dem, wofür das Geld da ist. Denn das Geld ist um des Tausches willen erfunden worden, *durch den Zins vermehrt es sich dagegen durch sich selbst.* […] Diese Art des Gelderwerbs ist also am meisten gegen die Natur." Aristoteles
Nur wer das versteht, dem offenbaren sich sämtliche Zusammenhänge! Wer es nicht versteht, der versucht nach wie vor zu behaupten, der Zins wäre beibringbar, sucht nach einem "Geldschöpfungsgewinn", verliert sich in "Leerverkäufen" usw...
Wir müssen exakt ZWEI Dinge in unserem Geldsystem ändern, um fast ALLE heutigen Probleme zu beheben:
1. den Zins unterbinden (nicht durch Verbot, das klappt nicht)
2. die Geldschöpfung der Privatbanken verbieten (aus 100 € 1.000 € machen)
Unsere Welt ist einfach. Und unser Geldsystem auch!
"Daher muß alles, was untereinander ausgetauscht wird, gewissermaßen gleich den Zahlen addierbar sein, und dazu ist nun das Geld bestimmt, das sozusagen zu einer Mitte wird. Denn das Geld mißt alles und demnach auch den Überschuß und den Mangel; es dient also z. B. zur Berechnung, wie viel Schuhe einem Hause oder einem gewissen Maße von Lebensmitteln gleich kommen. Es kommen also nach Maßgabe des Verhältnisses eines Baumeisters zu einem Schuster so und so viel Schuhe auf ein Haus oder auf ein gewisses Maß von Lebensmitteln. Ohne solche Berechnung kann kein Austausch und keine Gemeinschaft sein. Die Berechnung ließe sich aber nicht anwenden, wenn nicht die fraglichen Werte in gewissem Sinne gleich wären. *So muß denn für alles ein Eines als Maß bestehen*, wie vorhin bemerkt worden ist. *Dieses Eine ist in Wahrheit das Bedürfnis, das alles zusammenhält.* Denn wenn die Menschen nichts bedürften oder nicht die gleichen Bedürfnisse hätten, so würde entweder kein Austausch sein oder kein gegenseitiger. Nun ist aber *kraft Übereinkunft das Geld gleichsam Stellvertreter des Bedürfnisses* geworden, und darum trägt es den Namen Nomisma (Geld), weil es seinen Wert nicht von Natur hat, sondern durch den Nomos, das Gesetz, *und es bei uns steht, es zu verändern* und außer Umlauf zu setzen. Aristoteles
- [AG-GOuFP] Ein vergessenes Buch und die Parallelen zu Heute, Tugrisu, 07.06.2012
- Re: [AG-GOuFP] Ein vergessenes Buch und die Parallelen zu Heute, Patrik Pekrul, 07.06.2012
- Re: [AG-GOuFP] Ein vergessenes Buch und die Parallelen zu Heute, Tugrisu, 07.06.2012
- Re: [AG-GOuFP] Ein vergessenes Buch und die Parallelen zu Heute, Nicolai Haehnle, 08.06.2012
- Re: [AG-GOuFP] Ein vergessenes Buch und die Parallelen zu Heute, Tugrisu, 08.06.2012
- Re: [AG-GOuFP] Ein vergessenes Buch und die Parallelen zu Heute, Patrik Pekrul, 07.06.2012
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