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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] Antragsreife Aussage zu Komplementärwährung?

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

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Re: [AG-GOuFP] Antragsreife Aussage zu Komplementärwährung?


Chronologisch Thread 
  • From: Karsten Weihe <weihe AT cs.tu-darmstadt.de>
  • To: Monika Herz <elisapirat AT googlemail.com>
  • Cc: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] Antragsreife Aussage zu Komplementärwährung?
  • Date: Fri, 1 Jun 2012 14:40:52 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>

Am 1. Juni 2012 13:32 schrieb Monika Herz <elisapirat AT googlemail.com>:
> http://www.fundiert-entscheiden.de/index.php/Umlaufgesichertes_Geld
>
> 1. Ich verstehe nicht, Zitat: "Es könnte sich bspw. eine Schattenwährung
> entwickeln, die nicht an Wert verliert."

Extremes Beispiel: Zigaretten als Schattenwährung gab es immer wieder
einmal zu Zeiten, in denen Geld seinen Wert aus welchen Gründen auch
immer verloren hat.

Warum soll ich denn auch Geld akzeptieren, das seinen Wert automatisch
verlieren wird, wenn ich genausogut auch via Zigaretten verlustfrei
handeln kann? (Oder mit Schweizer Franken...)


> 1. Man kann das zwar als Vermögenssteuer bezeichnen: Wer so viel Geld hat,
> dass er es nicht ausgibt, zahlt eine rel. geringe Summe/ Steuer.

Ja, in diesem technischen Sinne war die Aussage getroffen. Sollte eine
Vermögenssteuer eingeführt werden, die nur auf Bargeld (im weitesten
Sinne) erhoben wird, dann besteht der effektive Unterschied doch
einfach nur darin, dass bei umlaufgesichertem Geld ein Teil der
Kaufkraft automatisch auch dann vom Sparer/Horter zum Staat übergeht,
wenn man sein Geldvermögen vor dem Finanzamt versteckt.


> Die Frage
> ist vielmehr: Wofür werden die Einnahmen aus dieser "Sonder-Steuer"
> verwendet?

Das ist meines Erachtens eine davon unabhängige, zweite Frage (siehe unten)


> Kann "man" das nicht gezielt dorthin lenken, wo es gebraucht
> wird?

Das kann man aus Steuerabgaben bzw. aus dem Kaufkraftverlust des
umlaufgesicherten Geldes gleichermaßen machen. Das heißt, ich sehe im
Verwendungszweck kein Argument, dass umlaufgesichertes Geld **nicht**
letztendlich auf eine spezielle Form einer Vermögenssteuer
hinausläuft.


> 2. Die Einführung von umlaufgesichertem Geld bedeutet nicht, dass Vermögen
> in Nicht-liquider Form Nicht versteuert werden darf oder kann.

Wird, glaube ich, auch nirgendwo behauptet.


> Generell: Die Tatsache, dass wissenschaftliche Daten in ausreichender Menge
> fehlen, weil eben bisher nur kleine Bürgerinitiaven kleine Feldversuche
> gestartet haben, kann doch kein Grund sein, umlaufgesichertes Geld
> abzulehnen.

Umlaufgesichertes Geld wird doch nicht generell abgelehnt!

Deine Argumentation wirft aber eine sehr schwierige und gewichtige
Grundsatzfrage auf: Dürfen wir mit der gesamten Volkswirtschaft
Experimente mit letztendlich ungewissem Ausgang durchführen - wobei
"ungewiss" durchaus auch heißen kann, die Konsequenzen können beliebig
schwerwiegend werden, das wissen wir einfach nicht.

Oder anders herum formuliert: Welchen Grad an Gewissheit muss man
zugrundelegen, bevor man ein solches Experiment befürwortet?

Ich habe darauf keine Antwort, denke aber, diese Frage muss diskutiert
werden als Grundlage für **alle** visionären Zielsetzungen. Ich kann
mich noch lebhaft an die Zeit erinnern, als das Experiment Kommunismus
noch lief, und würde vor diesem Erfahrungshintergrund für etwas
Vorsicht plädieren...


> Bei der Einführung des Euro wußten alle internationalen hochdotierten
> Experten angeblich genau, wie toll der Euro ist und was dann passiert.

Ich fordere nicht Expertenaussagen, sondern empirische Fakten, das ist
ein riesiger Unterschied. Die Faktenlage für die Euro-Einführung war
sehr dünn - daher hätte ich die Euro-Einführung auch nicht unbedingt
befürwortet, egal was die "Experten" so von sich geben. :-)

Ich habe fundiert-entscheiden.de gerade deshalb ins Leben gerufen,
damit man **nicht** mehr von undurchsichtigen Expertenaussagen
abhängig ist, sondern sich selbst über den Faktenstand zu einer
Diskussionsfrage informieren kann.


> Vielleicht brauchen wir andere Experten? Solche, die die Krise vorausgesehen
> haben, lange ehe sie eingetreten ist.

Ich arbeite gerade an einem Entwurf zum Thema Wissenschaft
(Mitstreiter wilkommen!), in dem unter anderem thematisiert werden
soll,

1. dass wir von einer "Expertenunkultur" zu einer
"Stimmt-das-denn-überhaupt-was-die-sagen-Kultur" kommen sollten und

2. dass der staatlich alimentierte wissenschaftliche Mainstream
gezwungen werden sollte, sich auf sachlicher Ebene und öffentlich
transparent mit Außenseitermeinungen auseinanderzusetzen (also
Außenseitermeinungen nicht einfach wie üblich unsachlich zu
verunglimpfen oder ganz totzuschweigen).

Herzlichen Dank für die hilfreiche Kritik!

Grüßlis,

Karsten




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