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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - [AG-GOuFP] Sparen und Horten

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

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[AG-GOuFP] Sparen und Horten


Chronologisch Thread 
  • From: "Christoph Ulrich Mayer" <CU_Mayer AT Menschen-gerechte-Gesellschaft.de>
  • To: <alex AT twister11.de>, "'Systemfrager'" <Systemfrager AT yahoo.de>, "'Axel Grimm'" <axel.grimm AT baig.de>, "'Arne Pfeilsticker'" <Arne.Pfeilsticker AT pfeilsticker.de>
  • Cc: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: [AG-GOuFP] Sparen und Horten
  • Date: Fri, 1 Jun 2012 10:23:28 +0200
  • Importance: High
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>
  • Organization: Autor

Hierin liegt ein Schlüssel zum Verständnis! Wichtig!

 

Vorab: Für alle Bewertungen lege ich die gesamtgesellschaftlichen Auswirkungen zugrunde, Einzelinteressen sind (nur) da gut, wo sie dem Ganzen nicht schaden bzw. wo sie dem Ganzen dienen.

 

Konsum: Wenn alles Geld, das eingenommen wird in Konsum fließt, dann gibt es kein Sparen, keine Geldvermögen, keinen Zins, keine Renditen, kein Vermögenseinkommen.

   + Damit werden Nachfragekrisen und insofern Wirtschaftskrisen vermieden. –

                   - Jedoch: Es gibt keine Motivation für Sparsamkeit mehr, langfristige Investitionen funktionieren nicht, Großprojekte nicht, die Ressourcen der Erde werden mehr ausgebeutet.

        Konsum ohne Sparen (Konsumzwang):

                 + Es gibt keine Hortungsbedingten Wirtschaftsdepressionen  und- krisen mehr, auch keine Vermögenseinkommen

                  + Die Kapitalkosten fallen mittelfristig aus der Volkswirtschaft und den Preisen heraus (heute ca. 1 Billion Euro jährlich!)

                  + Die Arbeitsentgelte würden entsprechend steigen, so dass weniger Arbeit zum Leben reicht, weniger Stunden pro Person gearbeitet werden könnten und mehr Menschen Arbeiten könnten

                  - Die Gefahr aber ist, dass wir immer weiter wie der Hamster im Rad mehr und mehr arbeiten

                  - Wenn alles Geld in Konsum gezwungen wird, dann ist die Wertspeicherfunktion des Geldes verloren.

                  - Damit kann keine persönliche Vorsorge getroffen werden.

                  - Damit sind Arbeitende in vollkommener Abhängigkeit von Löhnen und im Falle Arbeitslosigkeit von Sozialleistungen sowie Rentner vollkommen abhängig von der staatlichen Rente

                  - Dies hat einen gefährlichen Freiheitsverlust zur Folge, nicht nur persönlich sondern auch gesellschaftlich durch die Erpressbarkeit der Bevölkerung durch Institutionen, Unternehmen, Politik

                  - Ebenfalls geht das Gefühl der persönlichen Sicherheit verloren. Das hat eine angstgetriebene Bevölkerung zur Folge,
                  - was dann durch Sozialsysteme abgefangen werden wird, was wiederum die Abhängigkeit vom Staat erhöht.

     Ebenso erhöht es die Staatsquote und die Abgabelasten auf Arbeit. Das Netto-Arbeitseinkommen sinkt weiter, was die Polarisierung verstärkt:
     Es müssen mehr Arbeitsstunden geleistet werden, um genügend Einkommen zu erzielen -> Burnout –
     und parallel steigt die Arbeitslosigkeit, weil die Zahl der benötigten Arbeitsstunden in der Volkswirtschaft durch die Vielleister ausgeschöpft wird.
     (Die Frage ist, was überwiegt: Kapitalkostenreduktion oder Mehraufwand für soziale Sicherung, wächst die Wirtschaft zwangsweise durch Konsumzwang oder verzichtet man auf mehr Einkommen und es gibt auch Reduktion?)

 

Sparen: Geld wird bei der Bank angelegt. Damit behält die Bank die Kundeneinlagen auf der Aktivaseite in Form von Bargeld oder Zentralbankgeld (bzw. Clearingdifferenz).

 (Gleichzeitig steht es als Forderung des Kunden an die Bank auf der Passivaseite, diese Forderung wird bei Geldanlage aber zeitlich ausgesetzt)

+ Dieses Geld kann dann von der Bank als Kredit vergeben werden bzw. gibt die Möglichkeit zur Geldschöpfung durch Erfüllung von Mindestreserven.
     Ist es ein Geschäftsanteil, erhöht es auch die Eigenkapitalquote -> ermöglicht Geldschöpfung.

                + Dieses Geld geht also wieder in die Wirtschaft zurück, entweder als Konsumkredit (geringer Prozentsatz) oder als Investitionskapital (hoher Prozentsatz)

                 + Das ermöglicht langfristige Investitionen, große Projekte, Aufbau neuer Geschäftsfelder durch „Fremdkapital“ usw.

                + Es ermöglicht Wertspeicherung für spätere Lebensphasen wie Sabbatjahr und Rentenalter, ermöglicht Unabhängigkeit im Alter satt Staatsabhängigkeit oder Arbeitsabhängigkeit

                + Es ist gerecht, wenn jemand sparsam ist, dass dies durch finanzielle Sicherheit und evtl. spätere Leistungsinanspruchnahme wieder einlöst

                + Es motiviert zur Sparsamkeit, die realen Ressourcen werden geschont

                - Es führt heute zu Vermögenseinkommen in Form von Zinsen. Diese Zinsen stehen in Konkurrenz zu Arbeits- und Sozialeinkommen, verteuern Produkte, verursachen 60Mrd.€ Staatsausgaben usw.

                - Das hat aber nichts mit dem Sparen ansich zu tun sondern mit unserem Geldsystem, da die Verhältnisse am Geldmarkt dafür sorgen, dass für Sparen Zins genommen werden kann und genügend Geldmangel auf der anderen Seite da ist.

                - Die Geldmengenerhöhung durch Banken ist ein wichtiger Punkt, der zu dieser Machtverteilung am Geldmarkt führt.
                   Die Geldmenge steigt bei Banken und deren Eigentümern und Anlegern, der Geldmangel bleibt bei den Unternehmen, die Investitionskapital brauchen -> so entsteht markttechnisch heute der Zins

                 O Würde man dies beheben, wäre Sparen nicht Ursache für Vermögenseinkommen sondern nur Wertspeicherung.

                O Auch dann würden die Kapitalkosten wegfallen - aus der Volkswirtschaft und den Preisen (heute ca. 1 Billion Euro jährlich!)

 

 

Horten: Geld aus dem Kreislauf nehmen.

Horten klassisch: Geld unters Kopfkissen oder in den Tresor legen:

                + Für den, der Geld hortet, bedeutet es Rücklagen für die Zukunft und Sicherheit, ähnlich dem Sparen

- Das gehortete Geld fehlt im Liquiditätskreislauf

                - Das führt zur Deflation. Geld das gehortet wird, gewinnt somit an Wert, dadurch sinkt der Druck, es in Umlauf zu bringen

                - Damit können Geldinhaber um so mehr Zins fordern, was wiederum zu Vermögenseinkommen auf dem Geldmarkt führt.

                - Damit steigt gleichzeitig der Geldmangel bei anderen Marktteilnehmern und damit der Zwang zur Kreditaufnahme -> Kreditnachfrage und Schuldenvergrößerung

- Die Kreditwürdigkeit der Kreditnehmer sinkt und sinkt

                - Mit der Zeit wird der Vermögenseinkommensanteil (bei wenigen Prozent) immer größer, die Liquidität kleiner, die Nachfrage (Großteil der Bevölkerung, Arbeitseinkommen) bricht ein, es kommt zum Kollaps

O Das klassische Geldhorten ist heute nicht mehr so problematisch, weil man im FIAT Geldsystem wie gesagt Geld drucken oder schöpfen kann.
    Man kann nach Bedarf und ohne Kosten neues Geld „schöpfen“ (früher drucken) und in Umlauf bringen,

   also die Liquiditätsgeldmenge hoch halten.

- Es gibt dann keinen Liquiditäts-Geldmangel im Wirtschaftssystem. Aber: Damit wachsen die virtuellen Geldblasen, die entsprechenden Geldvermögen und damit verbunden die Vermögenseinkommen.

                - Durch die Geldmengenerhöhung bei den Banken steigt die Verschuldung und das Vermögenseinkommen, siehe oben.

- Da die Vermögenseinkommen immer weiter wachsen, nehmen sie einen immer größeren Teil des Verteilungskuchens und stehen in Konkurrenz zu Arbeits- und Sozialeinkommen.

 

Solange die Geldmenge immer in der Finanzwelt erhöht wird, wächst damit immer das Geldvermögen an der Stelle, wo vorher schon Geldvermögen war.

Und von da aus wird dann mehr oder weniger hoher Anteil in die Realwirtschaft – als Investition oder Konsum.

 

 

Horten heute: Geld, das in Aktien oder Derivaten angelegt wird, fließt NICHT zur Wirtschaft.

- Lediglich bei der Erstausgabe von Aktien bekommt die AG Fremdkapital. Ab diesem Zeitpunkt fließen keinerlei Gelder aus dem Aktienhandel in die AG.
   Der Handel erzeugt Geldfluss lediglich vom neuen Wertpapierbesitzer zum vorherigem Wertpapierbesitzer.
   Erst im Fall die AG gibt neue Aktien heraus oder verkauft zurückgehaltene Anteile, kommt wieder Investivkapital in die AG – verbunden mit Machtverlust des Unternehmens über sich selbst
- Das so „investierte“ Kapital fließt NICHT in den Konsum (erst später ein gewisser Anteil davon in Form von Konsumausgaben derjenigen, die dabei Vermögenseinkommen erzielen)

- Das so „investierte“ Kapital dient NICHT als Investivkapital in der Realwirtschaft.

- Trotzdem entstehen Kapitalkosten in Form von Ausschüttungen (Dividenden)  (und natürlich Kreditaufnahmen der AG, was hiermit aber nichts zu tun hat)

- Bei Derivaten fließt zu keinem Zeitpunkt Geld in die Realwirtschaft, weder in Konsum noch in Investitionskapital für Unternehmen. Lediglich zum Laufzeitende der Derivate kann „ausgeübt“ werden (wird selten gemacht) und dann werden z.B. Aktien erworben -> siehe oben

- Auf diese Weise entstehen riesige Vermögen, die aber kaum Konsumnachfrage ausüben. (Da Inflation in Warenpreisen berechnet wird, wird der Kaufkraftverlust der Realwirtschaftler nicht offiziell sichtbar)

- So entstehen große Machtzentren durch Geldansammlungen, die wiederum größere Vermögenseinkommen nach sich ziehen und die auch Erpressung der z.B. von Politik und Unternehmen ermöglichen

- Da die Wertpapiere als Aktiva der Inhaberunternehmen geführt werden, können diese virtuelle Werte auch für Beleihungen und Geldschöpfung verwendet werden, was den Effekt verstärkt

- Das so gehortete Geld ist dem realwirtschaftlichen Zyklus entzogen, also gelten die Negativpunkte der klassischen Geldhortung auch hier.

 

 

Gruß

Christoph

 

 

 

Von: ag-geldordnung-und-finanzpolitik-bounces AT lists.piratenpartei.de [mailto:ag-geldordnung-und-finanzpolitik-bounces AT lists.piratenpartei.de] Im Auftrag von alex AT twister11.de
Gesendet: Mittwoch, 30. Mai 2012 23:30
An: Systemfrager; Axel Grimm; Arne Pfeilsticker
Cc: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Re: [AG-GOuFP] Sparen und Horten

 

Ok, anders gefragt.

Worin besteht der der praktische (sich real auswirkende) Unterschied, wenn ich erstmal "horte" (unterm Kopfkissen) und dann...
...a) das Geld weiterverleihe an einen Bekannten, oder alternativ
...b) die Geschäftsbank ihm einen buchgeldschöpfenden Kredit gibt.

 

Hintergedanke:
1. effektiv umlaufende Geldmenge 1000 (der Einfachheit halber in Umlauf geschenkt, also Gesamtschulden 0)
2. ich horte 100 unterm Kopfkissen mit dadurch effektiv umlaufender Geldmenge 900

3a. ich verleihe an Bekannten => effektiv umlaufende Geldmenge 1000, ich habe 100 SparGuthaben, mein Bekannter 100 Schulden

3b. die Bank vergibt Kredit => effektiv umlaufende Geldmenge 1000, ich habe 100 gehortetes Guthaben, mein Bekannter 100 Schulden.

 

In beiden Varianten, wobei ich die eine definitiv als SPAREN bezeichnen würde, nämlich wenn ich meinem Bekannten leihe,

ist nach dem Vorgang die effektiv umlaufende Geldmenge 1000.

unter a) und b) stehen neben der effektiv umlaufenden Geldmenge von 1000 auch 100 Schulden "im Raum".

 

Noch ein Gedanke:
A) Wenn ich meinem bekannten verleihe, geht das, weil Kreditnachfrage vorhanden ist. (Vielleicht ist sie vorhanden weil ich hortete)
B) Wenn die Bank einen Kredit vergibt, dann weil jemand nachfragt. (Vielleicht weil ich 100 gespart habe)


Also nochmal, vorallem an jene die einen entscheidenden Unterschied zwischen Sparen und Horten sehen.
Wo ist der qualitative Unterschied? Oder allgemein, wo ist der Unterschied?

Anders gefragt, woher stammt das Wort "horten" und woher stammt das Wort "sparen" ?
Auf der Wikipediaseite findet man unter HORTEN einen expliziten Hinweis darauf, dass "Wirtschaftswissenschaftler" zwischen beidem unterscheiden, horten negativ bewerten und sparen positiv.

 

 

2012/5/30 Systemfrager <Systemfrager AT yahoo.de>

@Alex


>>> "Geld unters Kopfkissen legen" ist Horten.
>>> "Geld verleihen" ist Sparen.

das ist 100% richitg
das sind völlig verschiedene Phänomene

Hier kannst du sehen was Sparen bedeutet
wie die Wirtschaft duch Sparen investiert und wächst
http://www.forum-systemfrage.de/Aufbau/ca/41e/ca41e.php?df_name=caDF40&tbch=ca&schp=rnachfrZ&ordner=41e

Das Horten ist eine unedliche Geschichte, die mit dem Sayschen Gesetz zu tun hat
http://www.forum-systemfrage.de/Aufbau/ba/50b/ba50b.php?tbch=aabaca&schp=keynes&suchZiel=say&ordner=50b



 

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