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ag-geldordnung-und-finanzpolitik - Re: [AG-GOuFP] AG Wirtschaft WiKo in Hamm EZB vs ESM

ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik

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Re: [AG-GOuFP] AG Wirtschaft WiKo in Hamm EZB vs ESM


Chronologisch Thread 
  • From: René Röderstein <rene.roederstein AT piratenpartei-nrw.de>
  • To: Nicolai Haehnle <nhaehnle AT gmail.com>, AG-Geldordnung-und-Finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [AG-GOuFP] AG Wirtschaft WiKo in Hamm EZB vs ESM
  • Date: Sun, 06 May 2012 15:09:37 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
  • List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>

Hallo Nicolai,

bin bei Dir, wenn es um die Frage geht, ob man die privaten Geschäftsbanken überhaupt bei der Finanzierung der Staaten braucht.

Unabhängig davon, ob die 0% für Euro-Staaten (nicht für Staaten generell) gerechtfertigt sind oder nicht, stellt sich doch die Frage, wer darüber entscheidet. Die Bonität der Staaten wird in dem Fall per Verordnung des Finanzministeriums festgelegt. Dies hatte ich angeführt um zu unterstreichen, dass wir eine Konstellation brauchen, die weitestgehend frei von Interessenkollisionen ist (z.B. das Interesse einer Regierung günstig an Geld zu kommen vs. einer Disziplinierung in der Haushaltpolitik).

Gruß - René.


Am 06.05.2012 10:45, schrieb Nicolai Haehnle:

Z.B. liegt das Risikogewicht (KSA) für Euro-Staaten bei 0%, so dass Banken
Kredite an Euro-Staaten nicht mit Eigenkapital absichern müssen
(http://www.bundesbank.de/download/bankenaufsicht/pdf/solvv.pdf; S. 37). Die
Solvabilitätsverordnung ist eine Verordnung der Bundesfinanzministeriums.
Wenn also die Ministerien der jeweiligen Mitgliedsstaaten die Risikogewichte
für ihre eigen Kredite selbst bestimmen, findet de facto derzeit keine
wirksame Kontrolle statt.
*Wollen* wir denn überhaupt ein Risiko für Kredite an Euro-Staaten?
Das ist eine grundlegende Frage, die ab und zu gestellt werden muss.

Bei Krediten an Unternehmen ist es klar, dass es ein Risiko geben
muss. Unternehmen können pleite gehen, und dann sterben die
Unternehmen. Das ist ein guter und wichtiger Korrekturmechanismen der
Marktwirtschaft.

Aber Staaten? Sollen Staaten etwa sterben, wenn sie pleite gehen? Und
was bedeutet das überhaupt genau? Dass die Regierung aufgelöst wird
und danach Gesetzlosigkeit herrscht? Oder bedeutet es, dass die
Menschen verhungern sollen?

Man kann Staaten einfach nicht mit Unternehmen gleichstellen.
Dementsprechend muss man auch die Finanzierung von Staaten unter ganz
anderen Gesichtspunkten beurteilen.

Ich würde sagen, dass es für Kredite an Euro-Staaten kein Risiko geben
sollte, und das Risikogewicht bei 0% entsprechend korrekt ist. Aber
die logische Konsequenz davon ist, dass man aufhören sollte, dafür
Zinsen zu zahlen bzw. den Umweg über die Banken bei der Finanzierung
zu gehen.

Deswegen bin ich ja für die direkte Finanzierung EZB -> Staaten (mit
Kontrollfunktionen auf der europäischen Ebene). Eine Finanzierung EZB
-> ESM -> Staaten finde ich nicht so gut, aber darüber kann man reden.
Eine Finanzierung EZB -> Banken -> ESM -> Staaten ist dagegen
abzulehnen, weil die Banken dabei abkassieren ohne einen Mehrwert zu
bieten.

Schöne Grüße,
Nicolai

[1] Auch bei hoher Inflation kann nach wie vor eine Kreditvergabe
angemessen sein, wenn die Inflation hauptsächlich importiert ist -
siehe die Stagflation in den 1970er-Jahren. Das ist natürlich
schwierig zu beurteilen, weshalb ich ganz stark gegen Automatismen
bin. Meinen Vorschlag - einen makroökonomischen Rat analog zum
Bundesverfassungsgericht - habe ich ja bereits mehrfach in dieser
Liste herum geschickt.

Am 05.05.2012 21:45, schrieb Benedikt Weihmayr:

Das esm lager hat sich noch nicht festgelegt, ist alles noch in diskussion.
Das wird sich auch erst in den nächsten wochen ergeben, wir sollten nächste
woche mit denen mal kontakt aufnehmen. Und ja....die wollen die finanzierung
über die privaten banken...

On 05.05.2012 21:34, "Nicolai Haehnle"<nhaehnle AT gmail.com> wrote:
2012/5/5 Benedikt Weihmayr<benedikt AT weihmayr.de>:
Servus Piraten,

Ich schreibe gerade von der WiKo in Hamm. Beim Thema ESM haben sich zwei
Lager gebildet, etwa gleichstark:

Staatsfinanzierung über die EZB vs ESM in 'verbesserter' Form

Dies sollte uns die Dringlichkeit aufzeigen, das Konzept
"Notenbankkredite
an Staaten" voranzutreiben und die Basis aufzuklären. Das wird das
nächste
halbe Jahr viel Mühe kosten, jedoch wird es sich lohnen wenn wir
erfolgreich
sein werden!

Staatsfinanzierung in öffentliche Hand! Kein Free Lunch für Banken!
Wie sieht denn die Position der "ESM in 'verbesserter' Form" genau
aus? Finanziert sich der ESM dann auch über Banken? Und ist diese
Fraktion auch vom Sparwahn getrieben, oder haben sich dort auch etwa
relaxtere Geister durchgesetzt?

Schöne Grüße,
Nicolai

An die Arbeit!

Viele Grüße
Benedikt Weihmayr



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