ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik
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- From: Nicolai Haehnle <nhaehnle AT gmail.com>
- To: Oliver <piraten AT olivere.de>
- Cc: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
- Subject: Re: [AG-GOuFP] ...
- Date: Sun, 6 May 2012 10:24:42 +0200
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-geldordnung-und-finanzpolitik>
- List-id: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik <ag-geldordnung-und-finanzpolitik.lists.piratenpartei.de>
Hallo Oliver,
2012/5/5 Oliver <piraten AT olivere.de>:
> Am 05.05.2012 21:40, schrieb Nicolai Haehnle:
>> Darum geht es nicht. Es geht um Folgendes: mehrere Währungen zu
>> verwenden ist unpraktisch, birgt Wechselkursrisiken, etc. pp.; deshalb
>> sind Währungen innerhalb eines Wirtschaftsraums zwangsläufig ein
>> Monopol bzw. bestenfalls ein Oligopol.
>
> Du übersiehst nur, dass heute die ganze Erde ein Wirtschaftsraum ist.
Klar. Aber wann bist du das letzte Mal in Brasilien in den Supermarkt
gegangen? Auch der Umkehrschluss gilt: es ist durchaus denkbar, dass
sich *regionale* Währungen etablieren. Aber es wird keine Vielfalt an
regionalen Währungen in der gleichen Region geben.
>> Die Währung, in der der Staat seine Steuern benennt und einzieht hat
>> zwangsläufig einen Wettbewerbsvorteil, wird sich also mit an
>> Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit durchsetzen solange der Staat
>> nicht im Chaos versinkt.
>
> Mastercard und Visa kontrollieren den Markt beim Bezahlen nach belieben
> und können die Gebühren so festlegen wie es ihnen gefällt. Das ist
> wirklich ein Oligopol.
Mastercard und Visa sind keine Währungen sondern
Zahlungsdienstleister. Lerne den Unterschied kennen. Außerdem hat der
Markt entschieden, dass er nur zwei große Zahlungsdienstleister haben
will.
> Bitcoin ist dagegen eine echte Alternative. Dort geht es
> marktwirtschaftlich zu. Der Markt bestimmt die Transaktionskosten und
> nicht Mastercard.
Auch bei Kreditkarten bestimmt der Markt die Transaktionskosten. Der
Markt hat entschieden, dass es zwei dominierende Zahlungsdienstleister
bei Kreditkarten gibt sowie einige wenige weitere Zahlungssysteme
(giro, Paypal, etc.).
> Verstehe doch mal, dass staatliches Geld immer einigen wenigen nutzt und
> allen anderen schadet.
Geld nutzt oder schadet a priori erst einmal niemandem sondern ist
einfach da. Missbrauchspotential gibt es natürlich immer. Was du
ausblendest ist, dass es das Missbrauchspotential auch bei privaten
Währungen gibt. Nur: bei privaten Währungen liegt der Vorteil dann bei
einzelnen privaten Akteuren und es ist nicht sicher, dass dagegen
etwas getan werden kann. Bei staatlichen Währungen liegt der Vorteil
beim Staat und es gibt den Weg über Wahlen. Das Koordinationsproblem
kann leichter gelöst werden, weil der Staat genau dazu da ist,
Koordinationsprobleme zu lösen.
>> Dieser Wettbewerbsvorteil darf prinzipiell keiner privaten Währung
>> gegeben werden - das wäre eine ungerechte Bevorteilung einzelner
>> privater Akteure gegenüber anderen privaten Akteuren.
>
> Ja und? Wenn der Euro nichts mehr wert ist, wird der Staat sein Geld in
> Biotcoin oder was auch immer haben wollen. Ein Bitcoin ist ja schon
> heute 3,50 wert. Weitere digitale Währungen werden folgen. Die Kaufkraft
> staatlichen Geldes wird dagegen schwinden.
Es gibt nur zwei Szenarien, in denen der Wert des staatlichen Gelds
verschwindet:
1. die produktiven Kapazitäten der Wirtschaft brechen zusammen;
2. der Staat schafft es nicht, genügend Steuern einzuziehen.
Im ersten Fall werden auch Bitcoins wertlos. Im zweiten Fall wird der
Staat auch nicht auf Bitcoins umstellen weil es keinen Grund gibt,
weshalb der Steuerapparat mit Bitcoins effektiver arbeiten würde als
mit der staatlichen Währung.
> Nein, staatliche Währungen werden spätestens durch das Internet
> überflüssig. Wir reden jetzt nicht mehr nur über Freebanking, sondern
> über freies Geld. Das entsteht frei im Internet. Für heutige
> Generationen vielleicht noch ungewöhnlich, aber für kommende
> Generationen wird das ganz normal sein. P2P-Netze werden nicht zuletzt
> mit IPv6 rasant an Fahrt aufnehmen. Und mobile Endgeräte werden immer
> leistungsfähiger.
Das sind jetzt endgültig leere Worthülsen.
>> Über diese Währung reden wir hier. Wenn du konkrete Schmerzpunkte hast, wo
>> du unfaire Regulierung gegenüber privaten Währungen siehst, dann
>> können wir gerne darüber reden. Aber solange du solche konkreten
>> Schmerzpunkte nicht liefern kannst lenkst du mit deinen Thesen nur von
>> den wirklich wichtigen Themen ab.
>
> Grundsätzlich halte ich das Ausgeben von Geld durch den Staat für sehr
> problematisch. Es verursacht sehr viel Leid auf der Welt. Ich würde das
> schon als Schmerzpunkt bezeichnen.
Und wie immer blendest du aus, dass es bei privaten Währungen das
gleiche Problem gibt.
Nehmen wir zum Beispiel dein Lieblingskind Bitcoin. Angenommen, auf
magische Art und Weise würden ab Montag alle staatlichen Währungen
nicht mehr existieren und alle Zahlungen würden weltweit in Bitcoin
ablaufen. Vollkommen unrealistisch, klar, aber nehmen wir das einfach
mal an.
Auf einmal wären eine Handvoll "early adopters" von Bitcoin
unverschämt reich, ohne dass sie auch nur irgendetwas für die
Gesellschaft getan hätten. Das ist für mich ein verdammt großes Leid.
Schöne Grüße,
Nicolai
--
Lerne, wie die Welt wirklich ist,
aber vergiss niemals, wie sie sein sollte.
- Re: [AG-GOuFP] ..., (fortgesetzt)
- Re: [AG-GOuFP] ..., Christoph "Pluto" Puppe, 05.05.2012
- Re: [AG-GOuFP] ..., Christoph Ulrich Mayer, 05.05.2012
- Re: [AG-GOuFP] ..., Christoph "Pluto" Puppe, 05.05.2012
- Re: [AG-GOuFP] ..., Christoph Ulrich Mayer, 05.05.2012
- Re: [AG-GOuFP] ..., Oliver, 05.05.2012
- Re: [AG-GOuFP] ..., Nicolai Haehnle, 05.05.2012
- Re: [AG-GOuFP] ..., Oliver, 05.05.2012
- Re: [AG-GOuFP] ..., Nicolai Haehnle, 05.05.2012
- Re: [AG-GOuFP] ..., Oliver, 05.05.2012
- Re: [AG-GOuFP] ..., Rudi, 05.05.2012
- Re: [AG-GOuFP] ..., Nicolai Haehnle, 06.05.2012
- Re: [AG-GOuFP] ..., Oliver, 06.05.2012
- Re: [AG-GOuFP] ..., Eckhard Rülke, 06.05.2012
- Re: [AG-GOuFP] ..., Christoph Ulrich Mayer, 06.05.2012
- Re: [AG-GOuFP] ..., Oliver, 05.05.2012
- Re: [AG-GOuFP] ..., Nicolai Haehnle, 05.05.2012
- Re: [AG-GOuFP] ..., Oliver, 05.05.2012
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