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Betreff: Kommunikationsmedium der bundesweiten AG Geldordnung und Finanzpolitik
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- From: Axel Grimm <axel.grimm AT baig.de>
- To: ag-geldordnung-und-finanzpolitik AT lists.piratenpartei.de
- Subject: Re: [AG-GOuFP] Wachstumszwang nach Binswanger
- Date: Wed, 18 Apr 2012 07:43:30 +0000
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*Gegenrede: Auch aus Gewinnen kann noch kein Wachstumszwang abgeleitet werden.*
Die Gewinne fallen über die Zeit an. Eine vereinfachte Annahme: Jeden Monat sind bei allen Unternehmen die Einnahmen größer als die Ausgaben. Die Waren durchlaufen einen Herstellungsprozess, der auch länger als 1 Monat beträgt.
Für die gesamte Vorfinanzierung wird mehr Geld benötigt, als monatsweise getilgt werden kann, da die Tilgungen nur aus einem Überschuss getätigt werden können. Die Einnahmen sind größer als die Ausgaben (ganz genau muss es hier Einzahlungen > Auszahlungen lauten.
Die Überschüsse werden nicht einfach angesammelt, auch diese werden zu Einkommen, das wieder ausgegeben wird. Wird es für Dienstleistung ausgegeben, dann hat der Dienstleister eine Einnahme, die viel höher ist als seine Ausgaben.
Sachlage zu diesem Zeitpunkt: Die Gewinne befinden sich nun bei den Dienstleistern. Mit diesem Geld kann der Rest der Ware, die sonst nicht hätte verkauft werden können erworben werden. Die Rechnung geht auf.
Mit Zahlen:
Herstellungkosten: 20 Mio, die mit Preisen belegt werden, die 25 Mio Einnahmen erbringen.
Die 20 Mio werden über mehrere Monate verteilt ausbezahlt = die Kosten.
Die Einnahmen fallen ebenfalls über mehrere (z.B. 10) Monate an, jeweils um 25% höher (2,5 Mio) als die Ausgaben. Die Mehreinnahmen sind der Gewinn in Höhe von 0,5 Mio.
Der Gewinn gehört den Eigentümern. Geben diese Eigentümer die Einnahmen für Dienstleistung aus: richtig teure Reisen, supertolle Handwerksleistung mit wenig Kosten, dann sind die 0,5 Mio bei diesen Personen, die damit am Ende die 5 Mio Einnahmeüberschuss der Firma durch Kauf der Waren bezahlen können.
Das Spiel kann endlos weitergeführt werden. Die Zeiträume sind mit einem Monate zu knapp, mit 2 Jahren passt es dann.
Je mehr wir in die Realität kommen, desto leichte geht das Spiel auf. Denn zunächst ist für Herstellung ein Vorleistung zu erbringen, womit erst noch kein Gewinn vorliegt, der wird sowieso erst ganz am Ende realisiert. Die betriebswirtschaftliche Einzelrechnung kann in der GuV sehr wohl schon einen Gewinn ausweisen.
Binswanger hat recht, wenn er alle Unternehmen zu einer zusammenfasst und das System mit Anfang und Ende betrachtet unter Vernachlässigung, das es dynamisch ist und alles nur Herstellung. Mit der Dienstleistung geht die Rechnung auf.
Beim besten Willen kann ich keinen Wachstumszwang und auch keine Schuldenvermehrung ableiten.
Die Ursache muss eine andere sein. Die Ursache der Geld/Schuldenvermehrung ist dabei eine andere als die des Wachstumsdrucks.
Wie wäre es mal mit der Produktivitätssteigerung als Wachstumsdruck? Dann wird man auch fündig. Noch vor gar nicht so langer Zeit waren bis zu 70 Personen von 100 Erwerbsfähigen in der Landwirtschaft beschäftigt, heute sind es weniger als 2 von 100 Erwerbstätigen. Die anderen 68 mussten etwas anders machen. Ein Wachstum ist feststellbar und zunächst auch noch gesund. Es können Waren hergestellt werden für die bisher keine Zeit hatte.
Weitere Automatisierungen und Produktivitätssteigerungen haben ermöglichst, dass praktisch alles Wichtige und Angenehme im Überfluss hergestellt und angeboten wird. Es kann nicht mehr abgesetzt werden, es kommt zu Arbeitslosigkeit. Ein Weg wäre jetzt, die Arbeitszeit pro Woche zu verkürzen. Wird das nicht gemacht, fehlt es an ausreichendem Einkommen und die Waren bleiben liegen usw.
Um weiterhin viel Personen in Einkommen aus Arbeit zu halten, muss mehr hergestellt und immer mehr und immer mehr. Der Wachstumsdruck entspringt dem Streben nach „Arbeit, erledige dich von alleine“ oder der Automatisierung.
Der Schulden/Geldvermögenszuwachs hat seine Ursache im Sparen. Denn wenn die Einkommen nicht die Waren und Dienstleistungen abrufen, stattdessen gespart werden, fehlt es an Geld und einer im Spiel muss sich verschulden (klar, denn das Einkommen hat der Sparer verhindert).
Nur weil ein Professor was sagt, muss da trotzdem durchleuchtet und geprüft werden. Binswanger sei Dank, da er den Gewinn ins Spiel bringt und somit die alleinige Rückführung auf den Zins durchbricht. Man bedenke immer, auch Binswanger ist ein Ökonom und in der Dogmenwelt der Ökonomie gefangen. Zum Glück ist er kein Hardcore-Mainstream-Ökonom und von daher enrster zu nehmen.
- [AG-GOuFP] Wachstumszwang nach Binswanger, Jürgen Niccum, 18.04.2012
- Re: [AG-GOuFP] Wachstumszwang nach Binswanger, CU_Mayer, 18.04.2012
- Re: [AG-GOuFP] Wachstumszwang nach Binswanger, Pieter hogeveen, 18.04.2012
- Re: [AG-GOuFP] Wachstumszwang nach Binswanger, Axel Grimm, 18.04.2012
- Re: [AG-GOuFP] Wachstumszwang nach Binswanger, alex, 18.04.2012
- <Mögliche Wiederholung(en)>
- Re: [AG-GOuFP] Wachstumszwang nach Binswanger, piraten, 18.04.2012
- Re: [AG-GOuFP] Wachstumszwang nach Binswanger, CU_Mayer, 18.04.2012
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