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ag-drogen - Re: [AG-Drogen] AG-Drogen Nachrichtensammlung, Band 25, Eintrag 103

ag-drogen AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Mailingliste der AG Drogen- und Suchtpolitik

Listenarchiv

Re: [AG-Drogen] AG-Drogen Nachrichtensammlung, Band 25, Eintrag 103


Chronologisch Thread 
  • From: Guido Weyers <guidoweyers AT googlemail.com>
  • To: ag-drogen AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [AG-Drogen] AG-Drogen Nachrichtensammlung, Band 25, Eintrag 103
  • Date: Sat, 29 Oct 2011 14:39:00 +0200
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-drogen>
  • List-id: Mailingliste der AG Drogen <ag-drogen.lists.piratenpartei.de>

Hallo zusammen!

Nach den letzen emails, insbesondere der von Christiane, denke ich ernsthaft darüber nach hier auszusteigen.

Einerseits weil ich mich über die pauschalierenden und falschen Ausagen zur Alkohol- und Drogentherapie von
Christiane persönlich verletzt fühlen und andererseits, weil sich hier offensichtlich alle einig sind, dass alle Drogen
frei gegeben und frei zur Verfügung gestellt werden sollten. Ich sehe mich mit meiner politischen Haltung in dieser AG
also deutlich in der Minderheit, obwohl ich durchaus bereit war mich überzeugen zu lassen und euch in bestimmten Punkten entgegen zu kommen.
Die Vorstellung, das irgendwann einmal Heroin oder KokaIin in der Apotheke oder wo auch immer genauso frei erhältlich sein sollte wie ein Hustenbonbon,
 verursacht mir körperliche Schmerzen. Oder läuft es letztendlich (mit den so genannten Übergangslösungen nicht darauf hinaus?) Meiner Meinung nach würde es dadurch einen drastischen Anstieg der
Süchtigen und Mißbräuchler geben.

Nach über zehn Jahren im Suchthilfebereich und dem ganzen Schmerz und Elend, dass ich bei den Süchtigen und ihren
Angehörigen durch ihren Suchtmittelkonsum gesehen habe, weiß ich vielleicht mehr als alle anderen hier, was Suchtmittel anrichten können.
Meine Hoffnung als ich hier angefangen habe, war ein möglichst differenziertes Konzept bzw. Positionspapier mit euch zu erarbeiten,
dass eine realistische Chance hätte irgendwann einmal Realität zu werden. Bei der Maximalposition, die die meisten von euch fordern,
halte ich dies jedoch nun für höchst unwahrscheinlich. Nach der Reaktion in den Medien, wie auf den Beschluss der Linken reagiert wurde,
(der Tenor war allgemein, das sie sich durch ihre Extrempositionen immer weiter ins Abseits manövrierern) hatte ich die Hoffnung, dass einige
Haltungen hier sich möglicherweise relativieren würden. Das ist offensichtlich nicht der Fall.

Nun zu folgender Passage von Christianes email, diese bereits schon einmal in ähnlicher Form äußerte.

"c) Natürlich sollten Therapieangebote ausgebaut werden!"

Therapieangebote müssen nicht ausgebaut werden. Es gibt allein in Deutschland über 1600
Suchtberatungsstellen.
http://www.suchtmittel.de/seite/interaktiv/suchtberatung/
Dort wird Beratung, Prävention und ambulante Therapie angeboten.
Hinzu kommen zusäzlich, viele Suchtkliniken, in der man eine qualifizierte Entwöhnungsbehanlung machen kann
http://www.klinik-blitz.de/kliniken/suchtkliniken/suchtkliniken-in-deutschland-von-a-z-434.php

"Aber das ist für mich ein schwieriger Punkt, da Drogen und Alkoholtherapien oft so
anders sind, als übliche Psychotherapien. Ursache ist sicher teilweise
die verlogene Drogenpolitik. Die Konsumenten haben ja keine
Entscheidungsfreiheit.  "

Das ist vollkommen falsch. Niemand kann zu einer Therapie gezwungen werden.
Sie macht eh nur einen Sinn, wenn jemand es will oder Motivation aufbauen kann, was oft ein langer und schwieriger Prozess ist.
Ich frage mich was hinter einer solchen Aussage steckt? Die eigene persöhnliche Erfahrung oder Hören Sagen von Süchtigen, die es nicht
geschafft haben ihre Sucht zu besiegen? Ich sehe jedenfalls die ganzen Menschen denen ich als Therapeut geholfen habe ihre Sucht zu besiegen
und ihre Dankbarkeit dadurch verhöhnt.

"Für alle anderen Therapien gilt die absolute
Freiwilligkeit, jeder Patient geht so weit er eben kann. Bei Drogen-
und Alkoholtherapien ist das anders. Hier wird je nach Therapieform
und -Anbieter mit Druck und Zwang gearbeitet."

Ich muß mich wirklich beherrschen um hier sachlich zu bleiben. Für diese Behauptung möchte ich mal einen Beleg haben.
Welche Therapieformen kennst du denn überhaupt. Welche Erfahrungen hast du? Mit Druck und Zwang erreicht man therapeutisch
überhaupt nichts. Weißt du überhaupt wie richtige unjd seriöse Therapie funktioniert?

" Rund um Drogentherapien
hat sich auch ein Geschäft gebildet. Jede Therapieform und -
einrichtung verteidigt ihre Pfründe – die Patienten bleiben hier auf
der Strecke. Hier muss genau geprüft werden, was sich verbessern lässt."

Na klar, Christiane. Das stimmt sicherlich was du sagst. Mit dem Dogentherapiegeschäft habe ich als Suchttherapeut" persönlich schon so viel Geld verdient,
dass ich drei Villen an der Cote d azur habe. Das habe ichim Übrigen in den letzten Jahren dadurch geschafft, das ich Süchtige von der Straße geholt habe, um
sie zur Therapie zu zwingen. Das ist natürlich keine Verschwörungstheorie.

 Sorry, Leute für diese Unsachlichkeit, aber ich möchte nicht wissen wie ihr reagieren würdet, wenn jemand eure Lebensleistung die zu eurer Identität gehört,
we3nn auch vermutlich nicht mit Absicht, so dermaßen abwertet und in Frage stellt.

Abschließend stelle ich mir hier die Frage, ob es außer einem (ich glaube es war Stefan) hier auch Leute gibt die mal negative Erfagrungen mit Drogen gemacht haben oder welche kennen?
Seht ihr alle denn das Thema nur aus Sicht der Genußkonsumenten? Jeder Süchtige hat mal als Genußkonsument angefangen. Viele bleiben beim Genuß, manche mißrauchen ihr Suchtmittel und einige
wenige (abgesehen von Alkoho, da sind es mehrl) werden süchtig. Ich wünsche euch aufrichtig, dass euch das nicht passiert.

Viel Erfolg bei der weiteren Arbeit.

Alles Gute, Guido

P.S Sorry Georg, ich habe wirklich lange versucht meine persönlichen Anteile hier zurückzuhalten und sachlich zu bleiben. Leider ist es mir zum Schluß nicht mehr gelungen







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