ag-drogen AT lists.piratenpartei.de
Betreff: Mailingliste der AG Drogen- und Suchtpolitik
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- From: Carsten Schlote <carsten.schlote AT gmx.net>
- To: Mailingliste der AG Drogen <ag-drogen AT lists.piratenpartei.de>
- Subject: Re: [AG-Drogen] Antwort von Fr. Dyckmanns auf eine Cannabis-Anfrage
- Date: Thu, 03 Jun 2010 11:09:19 +0200
- List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-drogen>
- List-id: Mailingliste der AG Drogen <ag-drogen.lists.piratenpartei.de>
Moin,
Am Mittwoch, den 02.06.2010, 00:50 +0200 schrieb
mendoza AT piratenpower.de:
> Zitat:
> Der Betäubungsmittel-Sachverständigenrat hat auf seiner Sitzung am 3.
> Mai 2010 eine modifizierte Umstufung von Cannabis bzw.
> Cannabis-Extrakt in den Anlagen I bis III des Betäubungsmittelgesetzes
> empfohlen. Damit könnte im Falle einer rechtlichen Umsetzung erreicht
> werden, dass in Deutschland Cannabis-Extrakthaltige Fertigarzneimittel
> hergestellt und auf Betäubungsmittelrezept verschrieben werden
> könnten. Damit könnte sowohl sichergestellt werden, dass der Handel
> und die Anwendung von Cannabis zu Rauschzwecken weiterhin verboten
> bleiben, als auch, dass behandelnden Ärzten eine weitere
> Therapieoption zur Verfügung stünde, deren Kosten von den
> Krankenkassen übernommen werden könnten.
> http://www.abgeordnetenwatch.de/frage-575-37544--f257415.html#q257415
Diese Vorgehensweise stellt sicher, das diese FA nur dann verschrieben
werden, wenn der Arzt sowieso ein Betäubungsmittelrezept ausstellen
würde. Der Aufwand dafür ist nervig hoch und da verschreibt man doch
lieber was Anderes auf normales Rezept.
Und wenn es doch verschrieben wird, dann verdient man pervers gut damit.
> Meine Frage hierzu ist eigentlich nur die: Wie soll sichergestellt
> werden, daß das Extrakthaltige Fertigarzneimittel keine Anwendung als
> Rauschmittel erfährt, bei den derzeitigen Missbrauchszahlen von
> Medikamenten?
Gar nicht. Die Leute besorgen es sich dann auf dem Schwarzmarkt in den
bekannten Formen und Qualitäten. Und wohl auch billiger, als wenn man
die Pharma und Apothekerlobby mästen soll.
Ansonsten: Die benötigte Menge an Cannabinolen für medizinische
Wirkungen liegt unterhalb der Menge, welche für Raucheffekte benötigt
wird Zudem haben Nicht-THC Cannabinole ebenfalls eine medizinische, wenn
auch schwächere Wirkung. Den THC Anteil kann man somit reduzieren, bzw.
durch nicht psychoaktive Analogons ersetzen. Selbst die ganze Packung
auf einmal genommen, hätte nicht den gleichen Effekt wie ein Joint.
Da diese FA meist nicht den Wünschen der betroffenen Kranken
entsprechen, dürfte diese sich wie bisher ihre Medizin auf dem 'freien'
Markt besorgen.
> Hier wird wiedereinmal eine prima Lobbyarbeit geleistet und ein Gesetz
> so hingebogen, daß es den Herstellern dieses Preperates zu Gute kommt.
Nun die Pflanze wächst von selbst und mit etwas Erfahrung kann diese
jeder erfolgreich anbauen. Kosten? Eher minimal.
Die Pharmaprodukte kosten das x-fache dank Monopolstellung.
> Damit wird ja dann wohl allen geholfen sein... Der Produzent verdient,
> die Kassen und der Staat gleich mit und der Bürger hat ein
> kontrolliertes, wirksames, natürliches Produkt, was er entweder als
Nein. Das ist der übliche dumme Versuch aus einer Mischung sehr vieler
Stoffe den wirksamen Stoff zu extrahieren und in Reinform zu
applizieren. Die Wirkung von Cannabis ist aber sehr wohl abhängig davon,
in welchem Verhältnissen und Mengen die komplette Palette von
Cannabinolen in der Pflanze und im resultierenden Produkt vorliegt.
Zumal der psychotrophe Effekt vielfach auch Bestandteil der
medizinischen Wirkung ist - der Patient fühlt sich 'besser'. Das soll
ebenfalls bei einer Genesung helfen.
> Und nun müssen wir einfach nur sagen, wie unser Standpunkt zu dieser
> Sachlage ist, das ist doch leicht oder?
Ne, ist es offensichtlich nicht. Die Meinungen reichen in der PP von
pro-Freigabe-Jetzt bis nur nicht ändern und wenn, nur nichts fordern was
politisch schädlich wäre.
Die Pros wollen ihre Cannabisfreigabe und haben keine Lust mehr auf eine
unilaterale sachliche Drogenpolitik - die Regierenden sind seit 30
Jahren nicht daran interessiert oder von der Lobby geschmiert.
Die PP kann jetzt Farbe bekennen, oder es bleiben lassen. Aber ich habe
nach dem BPT meine Zweifel, ob das Thema überhaupt gewünscht wird. Man
möchten ja auch mal mehr als 5% bekommen und mitspielen dürfen.
Meine Vorstellung:
Der Vorschlag ist abzulehnen. Ein weiterer Versuch mit einer
Monopolsituation gut zu verdienen und den Bürger zu entmündigen (bzw.
abzukassieren).
Cannabis ist Tabak und Alkohol gleichzustellen, den jedes Verbot wird,
wie die Geschichte zeigt, sowie vom Markt unterlaufen.
Diese Gleichstellung kann eine Verschärfung für Tabak und Alkohol
bedeuten, oder eine Anpassung bei den Regelungen für Cannabis.
Nach meinem Gefühl wird das auch bei der PP so kommen wie bei FDP und
Grünen. Ab und zu drüber reden, ansonsten politisch schädlich und nicht
erwünscht - vor allem für jene bei der PP, welche in Zukunft gerne mal
wichtige Abgeordnete werden möchten.
--
Gruss
Carsten
- Re: [AG-Drogen] Antwort von Fr. Dyckmanns auf eine Cannabis-Anfrage, mendoza, 02.06.2010
- Re: [AG-Drogen] Antwort von Fr. Dyckmanns auf eine Cannabis-Anfrage, Carsten Schlote, 03.06.2010
- Re: [AG-Drogen] Antwort von Fr. Dyckmanns auf eine Cannabis-Anfrage, mendoza, 03.06.2010
- Re: [AG-Drogen] Antwort von Fr. Dyckmanns auf eine Cannabis-Anfrage, Carsten Schlote, 03.06.2010
- Re: [AG-Drogen] Antwort von Fr. Dyckmanns auf eine Cannabis-Anfrage, mendoza, 03.06.2010
- Re: [AG-Drogen] Antwort von Fr. Dyckmanns auf eine Cannabis-Anfrage, Carsten Schlote, 03.06.2010
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