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ag-bauen-verkehr - Re: [AG Bauen und Verkehr] noch: Flugzeugunglück

ag-bauen-verkehr AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Bundes-AG Bauen und Verkehr Diskussionsliste

Listenarchiv

Re: [AG Bauen und Verkehr] noch: Flugzeugunglück


Chronologisch Thread 
  • From: "Robert Merz" <romerz AT gmx.de>
  • To: "AG Bauen-Verkehr PP-DE" <ag-bauen-verkehr AT lists.piratenpartei.de>, david_moerike AT yahoo.de, "Ingo Moerle67 PP Echterdingen" <echterdingen.pirat AT googlemail.com>, mubay2050 AT googlemail.com
  • Subject: Re: [AG Bauen und Verkehr] noch: Flugzeugunglück
  • Date: Sun, 29 Mar 2015 16:48:30 +0200
  • Importance: normal
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-bauen-verkehr>
  • List-id: Bundes-AG Bauen und Verkehr Diskussionsliste <ag-bauen-verkehr.lists.piratenpartei.de>
  • Sensitivity: Normal

Ahoi David,
ahoi Munis,
ahoi Ingo,
ahoi Bau- und Verkehrspiraten,
 
Mobbing ist etwas weit hergeholt. Vor dem echten Mobbing gibt es aber viele Vorstufen. Z.B. wenn er krank war und ein Kollege einspringen musste, kann schon die Frage in einem entsprechenden Tonfall: - wo warst du gestern/was war gestern los - den Betroffenen schwer kränken.
 
Trotz Kranksein mit ärztlicher Krankschreibung arbeiten gehen ist gar nicht so selten. Krankschreiben ist für den Arzt eine Sache von einigen Sekunden, die er täglich hundert Mal macht. Es gab schon Tests. Die Person sagte: "Bin gesund, habe aber keine Lust zu arbeiten. Bitte stellen Sie mir eine Krankmeldung aus." In vielen Fällen machte der Arzt das trotzdem, denn er hatte die Befürchtung, dann den Patient als Kunde (!!!) zu verlieren.
 
Für den Arbeitnehmer ist das aber ein Sägen am Arbeitsplatz. Dieser Pilot hatte schon Sperrzeiten und eine besondere Überwachung. Das Risiko der dauernden Fluguntauglichkeit mit massiven wirtschaftlichen Folgen für ihn (!!) war akut gegeben. Ein Pilot muss seine 100.000 Euro (oder noch viel mehr, schon von 200K oder 300K gelesen) teure Ausbildung selbst bezahlen, idR. durch Aufnahme eines Kredits. Für den müssen Angehörige bürgen, hier höchstwahrscheinlich die Eltern, bei denen er noch wohnte. Nach nur 600 Flugstunden in 2 Jahren ist der Kredit noch kaum zurückbezahlt. Wenn er jetzt den Arbeitsplatz verliert, kann er nicht mehr tilgen, dann wendet sich die Bank an die bürgenden Eltern - und er muss ihnen das erklären. Dieser Schande wollte er entgehen.
 
Er hatte also den eigenen wirtschaftlichen und sozialen Untergang vor Augen. Die Freundin hatte ihn schon verlassen, nun drohte auch noch ein massives Zerwürfnis mit den Eltern. In dieser Situation wollte er dem aus seiner Sicht Schuldigen - nämlich der Fluggesellschaft, die ihn nicht weiterbeschäftigen wollte/konnte - auch noch eins "auswischen". Zudem hat jemand, der eine Selbsttötung begehen möchte, das Problem, wie er das Vorhaben durchführt. Ein Flugzeugabsturz bietet aus dieser Sicht die Gewähr für eine "erfolgreiche Umsetzung".
 
Das ist zurückgeschlossen aus den vorliegenden Infos und seiner Reaktion.
 
Dass wie hier 149 Menschen auch sterben müssen, ist eine extreme Ausnahme. Es gibt immer wieder Fälle, wo im Pkw bewusst auf ein entgegenkommendes Fahrzeug gefahren wird, in dem dann auch Menschen zu Tode kommen. Auch schon mal auf einen Bus, der auswich, umstürzte - und es dann eine größere Zahl von Opfern gab. 
 
Die Arbeitsverhältnisse bei den Billigfluggesellschaften sind KEIN Zuckerschlecken. Dabei ist Germanwings nur die Halb-Billigfluggesellschaft der LH. Dem Vorstand ist sie mit 20 % weniger Kosten NICHT billig genug und wird auch zum 1. Juli 2015 als MARKE (Werbung, im Lauf der Zeit auch die Flugzeuglackierung) für die Öffentlichkeit verschwinden. Dann gibt es nur noch die MARKE Eurowings, unter der auch die FLUGgesellschaft Eurowings, sowie Sun-Express und andere Gesellschaften zu nochmals 20 % geringeren Kosten produzieren. Ein wesentlicher Faktor sind dabei niedrigere Kosten für die Piloten. Die Belgschaft wehrt sich zwar, deshalb wurde auch bei Germanwings gestreikt, doch die Geschäftsleitung ist unnachgiebig. Die teurere Germanwings-Fluggesellschaft ist aus der Sicht des LH-Chefs ein Auslaufmodell und steht unter massivem Druck zur Kostensenkung. Kranke Piloten sind da ein Hindernis. Das genannte "Bossing" ist also sehr wahrscheinlich!
 
Jeder, der Pilot werden möchte, bewirbt sich zunächst bei der Lufthansa und macht zuerst einen extrem schwierigen  2-tägigen theoretischen Test in Hamburg, bei dem in der Art eines Intelligenztestes Aufgaben am Computer gelöst werden müssen. Bei Erfolg wird man zu einem mehrtägigen Gespräch nach Köln eingeladen, bei dem es v.a. um die soziale Kompetenz geht. Am Ende dieses zweistufigen Verfahrens wird nur ein geringer Prozentsatz für die LH als tauglich befunden und auch von denen wird wieder nur ein Teil zur Ausbildung angenommen. Es gibt auch mal ein Jahr ohne neuen Kurs. Auch die Ausbildung bei der Lufthansa-Fluggschule wird formal durch einen persönlichen Kredit des Unternehmens finanziert. Jedoch ist die anschließende Übernahme und Rückzahlung aus dem hohen Gehalt praktisch garantiert. Wer trotz Ablehnung durch LH Pilot werden möchte, muss sich an eine der anderen privaten Flugschulen wenden und die extrem teure Ausbildung selbst bezahlen. Bei LH direkt arbeiten also nur die allerbesten Piloten, alle anderen müssen zu wesentlich schlechteren Bedingungen bei anderen Gesellschaften arbeiten. Als noch junger Pilot steht man hier also unter einem massiven Druck. Was auch mal wie jetzt enden kann.
 
Die Aussage der Chefs, die Piloten von Germanwings seien genauso gut wie die von LH, kann vor diesem Hintergrund nur als "Fake für die Öffentlichkeit" gewertet werden. Der fragliche Pilot wurde garantiert mal von LH abgelehnt.
 
Für die Piraten könnten also folgende Schlüsse gezogen,
d.h. politische Forderungen gestellt werden:
 
1. Bessere Bedingungen für die Piloten-Ausbildung
Z.B. finanziert im Rahmen des Bedarfs durch ein öffentliches Förderdarlehen,
oder/und durch Fördermittel der Arbeitsagentur,
geregelt durch ein Piloten-BAFöG. 
 
2. Verbesserte Überwachung durch den Fliegerarzt
Z.B. durch einen kurzen Check am Beginn jedes Arbeitstags.
Zzt. werden zwar vor jedem Flug die Maschinen, die Passagiere, das Wetter, die Flugrouten, die Fracht gecheckt,
aber m.W. NICHT die Piloten.
 
3. Verbesserung der Arbeitsbedingungen bei den Fluggesellschaften.
Z.B. muss bei manchen Gesellschaften (Ryanair) für den Erwerb der erforderlichen Flugpraxis
im Passagiereinsatz als Teil der Ausbildung vor der endgültigen Zulassung
noch bezahlt werden.
Fachbegriff dafür: Pay-to-fly
Diese Kostendrückerei setzt auch andere Fluggesellschaften unter einen massiven Kostendruck, da die Passagiere zu diesen billigeren Gesellschaften abwandern. Der Kostendruck wird überall auch an das Personal als großen Kostenblock weitergegeben.
Also ist dieses "Pay-to-fly" ein Unding, das überall zu Einsparungen auf Kosten der Sicherheit führt. Das kann oft ohne direkte Auswirkungen bleiben, doch hier hat es zu einem Wertverlust der Lufthansa-Aktien von 500 Millionen Euro geführt.
 
Der Markt schätzt also für den Absturz einen Schaden in dieser Höhe.
Dafür kann man viele der o.g. Maßnahmen umsetzen.
Klarmachen zum Ändern!
 
Piratige Grüße
Robert Merz
Beauftragter Bauen und Verkehr des LaVo B.-W.
für den Bereich außerhalb der Region Stuttgart
 
Gesendet: Sonntag, 29. März 2015 um 12:17 Uhr
Von: Munis <mubay2050 AT googlemail.com>
An: Bundes-AG-Bauen-und-Verkehr <ag-bauen-verkehr AT lists.piratenpartei.de>
Betreff: Re: [AG Bauen und Verkehr] noch: Flugzeugunglück

?

Am 29.03.2015 08:00 schrieb "David" <david_moerike AT yahoo.de>:
Jetzt wird behauptet, der Copilot habe eine ärztliche Krankmeldung gehabt, die aber nicht beim Arbeitgeber eingereicht, sondern zu Hause zerrissen.

Halte ich für eine Falschmeldung.

Wenn ich trotz dem, dass es mir nicht gut geht, weiter zum Dienst / zur Arbeit kommen will, gehe ich doch nicht zum Arzt eine Krankschreibung holen!

*Das folgende geht über das Thema "Bauen und Verkehr" hinaus*

Was ist, wenn der Copilot Mobbing-Opfer ist?

Dazu würde ich sagen: Mobbing unter Kollegen ist in Deutschland, wo das Klima im so genannten "Ersten Arbeitsmarkt" relativ stressig und giftig ist, relativ normal. Vermutlich bei allen Fluggesellschaften, also kein spezieller Unsicherheits-Faktor betreffend Germanwings. Man kann weiterhin unbesorgt mit denen fliegen.

Aber was ist, wenn es sich um so genanntes Direktions-Mobbing handelt?

(Anmerkung: wird das nicht heute als "Bossing" bezeichnet?)

Wenn also die Geschäftsleitung diesen Copiloten - und vielleicht einige andere Beschäftigte - gezielt schlecht behandelt?

Mit dem Ziel, dass diese Mitarbeiter gehen?

Oder eher mit dem Ziel, dass die *übrigen* Beschäftigten sich darüber im Klaren sind, was einen erwartet, wenn man nicht kuscht?

*Dann kann man sehr wohl sagen, dass Germanwings an dem Flugzeugunglück schuld ist*

Wenn man Mitarbeiter so behandelt, kann man im Einzelfall unbeabsichtigt eine solche Aktion - auch genannt *Erweiterter Selbstmord* - herbeiführen.

Was eine Direktion, die so vorgeht, *mit Sicherheit* herbeiführt, sind:

- Bewusst schlampige Arbeitsweise

- Arbeits-Unlust - und vor allem:

- Konzentrationsstörungen

Auch all das kann - etwa bei der Fliegerei oder beim Betrieb von Atomkraftwerken - zu einer Katastrophe führen.

Anmerkung: war das vielleicht in Chernobyl so??

Hiermit fordere ich deshalb:

*eine gründliche Untersuchung der innerbetrieblichen Verhältnisse bei Germanwings durch externe Arbeits- und Organisationspsychologen*

JanDavid #DerPiratvomSee
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