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ag-bauen-verkehr - Re: [AG Bauen und Verkehr] Fahrscheinloser ÖPNV? - Situation in Dresden?

ag-bauen-verkehr AT lists.piratenpartei.de

Betreff: Bundes-AG Bauen und Verkehr Diskussionsliste

Listenarchiv

Re: [AG Bauen und Verkehr] Fahrscheinloser ÖPNV? - Situation in Dresden?


Chronologisch Thread 
  • From: "Robert Merz" <romerz AT gmx.de>
  • To: ag-bauen-verkehr AT lists.piratenpartei.de
  • Subject: Re: [AG Bauen und Verkehr] Fahrscheinloser ÖPNV? - Situation in Dresden?
  • Date: Mon, 23 Mar 2015 00:24:17 +0100
  • Importance: normal
  • List-archive: <https://service.piratenpartei.de/pipermail/ag-bauen-verkehr>
  • List-id: Bundes-AG Bauen und Verkehr Diskussionsliste <ag-bauen-verkehr.lists.piratenpartei.de>
  • Sensitivity: Normal

Ahoi David,
ahoi Bau- und Verkehrspiraten,
 
danke für diese Überlegungen zum fahrscheinlosen ÖPNV, die ich mir auch schon gemacht habe.
 
N = Nahverkehr ist rechtlich alles, was nicht eigenwirtschaftlicher Fernverkehr (TGV, EC, ICE, IC, ... ) der Bahn(en) ist. Der angesproche Zug Stuttgart - Friedrichshafen - Lindau) war früher ein Zug des Fernverkehrs. Als er für die Bahn unwirtschaftlich wurde, hat sie ihn eingestellt. Er wurde durch die vom Land bestellte = subventionierte, neu geschaffene Nahverkehrs-Kategorie IRE ersetzt. Die piratische Forderung enthält also, ohne dass dies direkt gesagt wird, auch alle diese Züge.
 
Eine andere Möglichkeit wäre:
Fahrscheinloser Nahverkehr sind Nahverkehrsmittel nur in einem gewissen Umkreis (ca. 20 .. 30 .. 50 km) vom Wohnort. Oder, wie in Tallinn, nur für Einwohner mit Hauptwohnsitz in der Stadt.  Personalausweis = Fahrschein. Da aber in der Argumentation auch die Einsparung der teuren Fahrscheinautomaten genannt ist, wäre es dann für Touristen nicht mehr möglich, öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen, da sie nicht mehr an Tickets kommen. Es gibt zwar dann die Möglichkeit: Hotelschein = Fahrschein. Aber was ist mit den anderen Personen, z.B. Wanderern oder Radfahrern, die einen Teil des Weges mit dem ÖPNV zurücklegen möchten? Diese haben ja noch keinen Unterkunftsnachweis. Gibt es für diesen Personenkreis nur noch das Handyticket? Und was ist mit Personen ohne Handy? Es gibt dafür mehr Fragen, als sinnvolle Antworten.
 
 
Ich bin etwa auf folgende Lösungsmöglichkeit gekommen:
 
Grundsatz:
V1: Fahrscheinlos ist nur das Verkehrsmittel, das an jeder Station hält.
oder:
V:2 Fahrscheinlos ist nur das langsamste Verkehrsmittel
Dann wären städtische Busse, U-Bahnen immer dabei.
Beim zweiten Grundsatz die S-Bahnen aber nicht mehr, sofern ihre Stationen auch parallel von Bussen oder Straßenbahnen angefahren werden.
Die Schnellbusse (Hamburg), RE und IRE sind nicht mehr dabei. Diese bilden eine neue Kategorie MITTELSTRECKE. Das ist rechtlich subventionierter Nahverkehr, tariflich aber kostenpflichtiger beschleunigter Verkehr.
Dies hätte folgende Vorteile:
+ jeder kann alle Punkte erreichen (sozialer Aspekt ist erreicht)
+ der umlagefinanzierte Nahverkehr kannibalisiert nicht den eigenwirtschaftlichen Fernverkehr der Bahn, da RE und IRE (bei V2 auch viele S-Bahnen) nicht dazugehören.
+ Belastung für die öffentlichen Haushalte bleibt eher im überschaubaren Rahmen
+ stufenweise Einführung ist leichter möglich, da mancherorts nur städtische Verkehrsmittel fahrscheinlos sind. Das kann somit vom Stadtrat beschlossen werden.
+ dadurch wird eine Einführung des Systems erleichtert und somit wahrscheinlicher
+ Es können trotzdem die allermeisten Fahrkartenautomaten abgeschafft werden
+ die positiven Verlagerungseffekte sind trotzdem weitgehend gegeben.
+ Bei SE / Stadtexpresszügen, die einen Teil der Strecke beschleunigt fahren, ist nur dieser Abschnitt kostenpflichtig. Für Reisende ohne Zeitkarte wird im Steuerwagen/beim vordersten Einstieg ein Fahrkartenautomat eingebaut.
 
Die Einführung des Systems sollte in Städten beginnen, wo bereits heute in hoher Anteil ÖV-Nutzer besteht, v.a. in Uni-Städten. So profitiert ein großer Anteil der Bevölkerung sofort unmittelbar von der Abschaffung der Fahrscheine und der im Gegenzug für sie günstigeren Umlage, was eine hohe Akzeptanz ergibt. Als Finanzierungsgrundlage bietet sich die Grundsteuer an, da der Hebesatz individuell vom Stadtrat festgelegt werden kann. Und alle Immobilienbesitzer, deren Grundstücke im Wert steigen, so an der Finanzierung beteiligt werden. Selbstverständlich ergeben sich für alle Autofahrer auch die mittelbaren Effekte der Reduzierung von Staus. Es muss allerdings mit einer besseren Steuerung des Verkehrs in der HVZ einhergehen, da es sonst da zu einer unzumutbaren Überlastung des ÖV kommt. V.A. durch eine breitere Staffelung der Zeiten des Schul-/Vorlesungsbeginns.
 
Piratige Grüße
Robert Merz
Beauftragter Bauen und Verkehr des LaVo B.-W.
für den Bereich außerhalb der Region Stuttgart.
 
 
Gesendet: Sonntag, 22. März 2015 um 20:57 Uhr
Von: David <david_moerike AT arcor.de>
An: 'Bundes-AG-Bauen-und-Verkehr' <ag-bauen-verkehr AT lists.piratenpartei.de>, Dresden AT lists.piraten-sachsen.de
Betreff: [AG Bauen und Verkehr] Fahrscheinloser ÖPNV? - Situation in Dresden?
Immer wieder muss ich über die zwei Fragen nachdenken, wie eine Unterscheidung eines fahrscheinlosen Nahverkehrs von einem nicht-fahrscheinlosen Regional- / Interregional-Verkehr gemacht werden kann und zweitens, ob eine solche Abtrennung überhaupt sinnvoll ist. Ich habe schon zwei mal geschrieben wegen dem.

In Berlin / Hamburg wäre die Definition recht einfach: ÖPNV sind Tram, S-Bahn, U-Bahn, Bus und vielleicht noch ein paar Schiffe. RB, RE, und alles was schneller ist, ist nicht ÖPNV.

Generell vermute ich, dass der fahrscheinlose ÖPNV wie ihn die Piraten sich vorstellen, bundesweit gewünscht ist.

In meiner alten Heimat in Friedrichshafen am Bodensee ist bekanntermaßen das miteinander sehr verzahnt, man benutzt also oft den IRE um etwa von FN nach Meckenbeuren oder Ravensburg zu fahren.

Ohne scharfe Kontrollen könnte jemand dann ohne weiteres fahrscheinlos die 220km von Lindau / Friedrichshafen bis Stuttgart fahren.

Das würde de facto bedeuten, dass der Regional- / Interregional-Verkehr ebenfalls fahrscheinlos wäre.

Eine Frage, die sich - aus Berliner Perspektive zunächst nicht stellt.

Das - also auch Regional- / Interregional-Verkehr fahrscheinlos - würde weit über die ursprüngliche Forderung hinausgehen, wie mir scheint.

Auch hatte ich die Frage angesprochen, ob eine scharfe Trennung - Nahverkehr fahrscheinlos, Regionalverkehr mit Fahrschein - überhaupt sinnvoll ist.

Denn gerade in der Provinz könnte eine Fahrt wie beispielsweise von FN nach Tübingen oder Ulm durchaus als Teil des Existenzminimums angesehen werden, etwa wegen einer komplizierten medizinischen Untersuchung.

Andererseits wäre vielleicht das System sofort pleite, wenn man auch im Regional- / Interregional-Verkehr fahrscheinlos fahren könnte. Das heißt dass noch mehr über die Finanzierung nachgedacht werden muss. Bekanntermaßen gibt es Städte wo durchaus die Geschäftsleute das finanzieren würden, wobei eben von denen unter ÖPNV praktisch Stadtverkehr verstanden wird.

In Dresden ist ebenfalls ein Verkehrsverbund wo man zum Teil mit den IRE (jetzt heißen sie nur noch RE) der Franken-Sachsen-Magistrale fährt. Verlässt man dabei den Verkehrsverbund Oberelbe (VVO) in westlicher Richtung kommt man nach Mittelsachsen (Freiberg) in den dortigen Verkehrsverbund.

Soll es da etwa nicht fahrscheinlos sein?

Und so setzt sich das fort bis Hof, was knapp 200km weit ist. Selbe Situation wie in meiner alten Heimat am See.

Fazit: praktische Gründe sprechen dafür, einen fahrscheinlosen Nahverkehr und Regional- / Interregional-Verkehr zu fordern, weil eine Trennung kaum möglich ist.

Mit Fahrschein wäre dann nur noch der Fernverkehr (D-Zug, IC, ICE, CNL usw.).

Bitte allgemein um Stellungnahme.

JanDavid #DerPiratvomSee


OffTopic: Welche U-Bahn- / Stadtbahn-Pläne gibt es für Dresden?

Überlegungen von mir wären etwa folgende: das für mittelgroße Städte oft praktikable Zwickauer- / Karlsruher Modell wo Züge auf die Straßenbahngleise wechseln und dort weiterfahren geht für Dresden kaum, weil die Tram in Dresden nicht Normalspur hat.

Andererseits kommt eine mittelgroße - oder auch etwas größere Stadt - beispielsweise Zürich - recht gut klar ohne U-Bahn, Zürich beispielsweise mit einem dichten Tram-Netz in Verbindung mit hochmodernen S-Bahn-Anlagen.

Nach all den Überlegungen könnte ich mir für die Zukunft vorstellen: eine Art City-S-Bahn (ähnlich Hamburg) die von Elsterwerda - Cotta her kommend bei Friedrichstadt unter die Erde abtaucht, Umsteigemöglichkeit in die andere S-Bahn am Bhf. Mitte, und evtl. unterirdisch über Postplatz und Synagoge bis Schillerplatz weiter fährt oder so.

Ob es sich lohnt und überhaupt sinnvoll ist, kann ich allerdings gar nicht einschätzen.

-- AG-Bauen-Verkehr mailing list AG-Bauen-Verkehr AT lists.piratenpartei.de https://service.piratenpartei.de/listinfo/ag-bauen-verkehr



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